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Die Gesellschaft des Abendsterns
Ein Jahr ist vergangen, seit Kendra und Seth in die Geheimnisse von Fabelheim eingeweiht wurden. Diesmal werden sie nicht von den Eltern abgeschoben, sondern von den Großeltern eingeladen, die Ferien bei ihnen zu verbringen, und gern sagen die Kinder zu. Allerdings wird der Aufenthalt von seltsamen Vorkommnissen überschattet:
Zunächst sorgt ein Goblin an der Schule für Verwirrung. Dann taucht ein Mann auf, der sich als Freund der Fabelheim-Bewohner ausgibt und die Kinder dazu bewegt, ein Artefakt zu stehlen, durch das sich der Goblin tatsächlich vertreiben lässt. Bevor sich Seth und Kendra auf eine weitere Mission begeben können, werden sie von Vanessa, die ihnen erklärt, dass sie hereingelegt wurden, im Auftrag der Großeltern nach Fabelheim gebracht.
Aber auch dort scheinen die Feinde von der Gesellschaft des Abendsterns bereits Fuß gefasst zu haben. Die gefährlichen Kleintiere, die Vanessa mit sich führt, werden frei gelassen und sorgen für Ärger. Ollock, das Artefakt, konnte Seth nach Fabelheim verfolgen und will ihn nun verschlingen. Und offenbar haben noch mehr Gegner Fabelheim infiltriert, um nach einem weiteren wichtigen Artefakt, das in einem Hain verborgen ist, zu suchen.
Es gelingt ihnen sogar, die Hüter von Fabelheim zu überwältigen. Nun liegt es in den Händen von Kendra und Seth, die Großeltern und Freunde zu befreien und schlimmstes Unheil abzuwenden, aber auf die Elfen können die beiden diesmal nicht bauen ...
Nachdem der erste Band der Fabelheim-Reihe relativ abgeschlossen endete, ist nun eine Fortsetzung erschienen, die weitere Abenteuer von Kendra und Seth schildert: Die Gesellschaft des Abendsterns.
Durch den Kuss der Elfen ist Kendra fähig, sehr viel mehr wahrzunehmen als die normalen Menschen, und so erkennt sie einen neuen Mitschüler als Goblin. Um seinem gemeinen Treiben ein Ende zu bereiten, lassen sie und Seth sich auf einen angeblichen Freund der Großeltern ein. Erst als das Unheil schon angerichtet ist, erfahren die Kinder, dass sie mehr als einmal betrogen wurden, und dann ist es auch schon zu spät, denn die Gegner schlagen erbarmungslos zu.
Aber Kendra und Seth nutzen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten und nehmen den Kampf auf, der ihnen den Tod bringen könnte. Hilfe erhalten sie oft von jenen, von denen sie es am wenigsten erwartet hätten, was immer wieder für Überraschungen sorgt. Während Kendra zu bremsen versucht und um vernünftige Pläne bemüht ist, stürmt Seth immer wieder vor, begeht Fehler und korrigiert sie wieder, bringt dadurch die Handlung voran.
Die Erwachsenen haben eher Nebenrollen inne, fungieren als Mentoren und führen die Hilfsmittel ein, die den Kindern in ausweglosen Situationen einen Vorteil gegenüber den Feinden verschaffen. Phantastische Wesen tauchen auf, aber sie haben weniger Anteil an der Handlung als im vorherigen Buch, wodurch ein bisschen vom sense of wonder verloren geht, die Geschichte etwas konventioneller wirkt und nicht gar so viele Überraschungen bietet.
Dennoch wird man gut unterhalten und folgt der Story gern bis zum spannenden Höhepunkt am Ende. Dies liegt am flüssigen Stil des Autors, an seinen sympathischen und interessanten Protagonisten und den vielen Ideen, die hier verwoben wurden, welche sich teils vertraut, teils neu lesen.
Nicht alle Fragen werden beantwortet, stattdessen stellt Brandon Mull die Weichen für den nächsten Roman, und das so deutlich, dass der Serien-Charakter dieses zweiten Buchs nicht zu leugnen ist. Zwar kann erwartungsgemäß diese Bedrohung von Fabelheim abgewendet werden, aber die Gesellschaft des Abendsterns ist noch nicht geschlagen, und womöglich befinden sich unter den wichtigsten Verbündeten Verräter, die bereits den nächsten Angriff vorbereiten.
Folglich legt man den Band mit einer Mischung aus Befriedigung, weil die aktuellen Probleme gelöst wurden, und Enttäuschung bzw. Neugierde, da noch eine Menge kommen muss, aus der Hand. Bis zur Fortsetzung, der junge und reifere Leser gleichermaßen entgegen fiebern, wird man sich eine Weile gedulden müssen.
Die Fabelheim-Romane wenden sich an Leser ab 13 Jahre, die den Mix aus märchenhafter und Urban Fantasy mögen. Ihnen bieten sich junge Hauptfiguren zur Identifikation an, aber die Handlung ist spannend genug, dass auch ältere Genre-Fans bestens unterhalten werden. Die Gesellschaft des Abendsterns mag vielleicht nicht gar so viele Überraschungen bieten, stellenweise sogar recht vorhersehbar sein, aber sie setzt die Handlung konsequent fort und macht neugierig auf den nächsten Band. (IS)
19. Sep. 2010 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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März 2018: keine Rezensionen
Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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