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Sanctum

SANCTUM

Buch / Horror

Mit „Sanctum“ – die heiligste Substanz, die es auf Erden gibt und die es den Jägern des Lichtes ermöglicht, gegen die werwolfartigen Bestien zu bestehen – liegt die nahtlose Fortsetzung zu „Ritus“ und zumindest der vorläufige Abschluss seines über tausendseitigen dunklen Spannungsromans vor. In der Tradition großer Abenteuererzähler – auf den ersten Blick erinnern die in der Vergangenheit spielenden Passagen an Alexandre Dumas – geschrieben mit einer zweigeteilten Handlung – die Vergangenheit um die Äbtissin Gregoria spielt im Jahr 1767, die Gegenwart bestimmt Eric von Kastell. Diese Aufteilung ermöglicht es Markus Heitz, geschickt Informationen vor seinen Lesern entweder zu verbergen oder zumindest auf einer anderen Ebene zu entlarven. Damit löst er nicht die gleich die verschiedenen Subplots auf. Außerdem hält sich so länger das Bild einer Jahrhunderte alten Verschwörung und das Image Roms als zeitlose geistige Hauptstadt der Welt, als Hort einmaliger Archive und Mittelpunkt einer Reihe von Geheimbünden – sowohl kirchlicher als auch weltlicher Natur – bleibt auf ewig bestehen. Neben Roman nutzt Heitz eine Reihe von Schauplätzen wie Kroatien oder Petersburg, um den Kontrast zwischen einer ehemaligen alten Welt, inzwischen dem Kapitalismus und dem Egoismus unterworfen und der scheinbar so einzigartigen Atmosphäre der italienischen Hauptstadt darzustellen. Der Hintergrund der beiden Romane funktioniert nicht zuletzt durch eine interessante, allerdings für den Leser kaum auf den ersten Blick zu erkennende Mischung aus Fakten und Fiktionen. Insbesondere einige Informationen der kirchlichen Geschichte greift Heitz in seinem sehr kurzen, aber angenehmen Nachwort noch einmal auf und weißt den Leser auf die geschichtliche Authentizität hin.

Betrachtend ein aufmerksamer Leser dann den eigentlichen Plot, wird er überrascht sein. Die sechshundert Seiten vergehen wie im Fluge, aber inhaltlich bieten sie außer kontinuierlichen Dialogen – von unterschiedlicher Qualität - , oberflächlichen Charakteristika und schließlich einem blutigen Showdown mit leider keiner Überraschung nicht viel Bahnbrechendes. Zwar sind die einzelnen Kämpfe intensiv beschrieben worden, das Leser spürt, dass hier richtiges Blut fließt, die Bildung einer Gruppe von Seraphinen – alles sehr junge Mädchen, Engeln gleich, die – das drückt der Autor allerdings nicht aus – fast vor der ersten Blutung die Bestien bekämpfen und ausrotten sollen. Die Bildung und Ausbildung dieser Gruppe gehört zu den wenigen wirklich interessanten Passagen, hier bemüht sich Heitz, kirchliche Bilder mit seinem dunklen Spannungsroman auf fiktionaler Ebene zu verbinden. Leider bleibt nicht genug Raum, um die Nebenfiguren wirklich gut zu charakterisieren und damit eine Sympathieebene zum Leser aufzubauen.

Der Roman krankt vor allem an seinen klischeehaft gezeichneten Hauptfiguren. Erc von Kastell war als egoistischer Jäger schon im ersten Buch nicht unbedingt sympathisch. Auf der Suche nach seiner Freundin Lena, die von seinen Feinden entführt worden ist, durchstreift er wie ein einsamer Wolf Europa. ER lernt eine neue junge Frau kennen – sie transportiert gefährliche Tiere durch Europa – und verbündet sich in Zweckgemeinschaft nach einer wilden erotischen Nacht mit Severina. Gemeinsam suchen sie nach Spuren der Bestien, obwohl von Kastell nur mit Medikamenten die eigene Bestie – nach dem Biss im letzten Roman entwickelt sich beim Protagonisten das zweite Gesicht deutlicher weiter und zeigt eine ungesunde Begierde nach Menschenfleisch. Heitz beschreibt ihn als eher typischen Macho, egoistisch, brutal wenn nötig, zärtlich, wenn gewünscht, ein unverwüstlicher Liebhaber – die häufigen erotischen übertriebenen „Fick mich“ Szenen des ersten Bandes sind fast gänzlich verschwunden – und unermüdlicher Kämpfer für das Gute, das er nicht mehr ihn sich hat. Der Gewissenskonflikt bleibt zu sehr an der Oberfläche und wenn Kastell nach einer Nacht mit siebzehn Toten in einer Kneipe aufwacht, rührt sich zwar für einen Moment sein Gewissen, aber im Laufe der Handlung wird diese Art von Emotionen immer wieder zugunsten eines
eher simplifizierten Spannungsbogens beiseite geschoben. Der Funke springt nicht über und nicht selten verfolgt man das Geschehen um seine Person eher distanziert. Am Ende des Buches kommt es fast zu den befürchteten Stellen: er wird verraten, von dem einzigen Charakter, der nach Ausschlussverfahren dafür in Frage kommt, kann aber seinen Kopf noch im letzten Moment retten. Auch das Versteck einiger Bestien – die inzwischen der Jagd abgeschworen haben und auf den Friedhöfen frische Leichen als Nahrungsquelle entdeckt haben – wird dem aufmerksamen Leser schon im Vorwege signalisiert.

Die Vergangenheitshandlung bestimmt die Äbtissin Gregoria. Hier gelingt die Charakterisierung ein wenig besser, weil sich Markus Heitz auf eine weitere Ebene zurückziehen kann. Die Erschütterung ihres Glaubens steht im Mittelpunkt des ersten Teils dieser Handlungsebene, außerdem hat der Autor mehr historisches Material zur Verfügung, um die Figur in eine interessantere, verschachtelte Geschichte zu integrieren. Er beschreibt die Frau als starke Persönlichkeit, die mehr den sozialen und sozilogischen Zwängen ihrer Epoche unterliegt. Damit funktioniert die Wechselwirkung mit ihrer Umwelt deutlich besser als in der an die „Blade“ Filme erinnernde gegenwärtige Handlung. Ganz bewusst schlägt Heitz viele Bögen zur Gegenwart aus dieser Vergangenheitsebene heraus und für den Leser ist es interessant, sowohl die Wurzeln als auch schließlich die eher verdorrten Blüten zu betrachten. Leider gilt auch für diese Ebene, dass über die beiden Protagonisten hinaus – mit Abstrichen noch Severina – keiner der anderen Charaktere wirklich überzeugend funktioniert. Phasenweise wirken sie eher plakativ und agieren leider auch so.

„Sanctum“ ist ein rasant geschriebener – sowohl handlungstechnisch als auch vom Autoren, dessen Ausstoß inzwischen beängstigende Maße annimmt und unter dem die Qualität leiden muss – Mysteryroman mit einem trotz zweier Handlungsebenen eher verhaltenen Plot, wenige wirkliche Überraschungen, die Charaktere wirken selten abgerundet entwickelt und die historischen Bezüge sind die einzigen Ideen, die den Leser bei der Stange halten. Sowohl „Ritus“ als auch „Sanctum“ werden den Genrefans weder neue Informationen noch neue Thesen geben, geschweige denn, sie adäquat unterhalten, die beiden Bücher sind ganz bewusst kommerziell angelegt und für ein möglichst breites, eher Randpublikum geschrieben. Das ist von Beginn an nicht schlechtes, leider verwischen bei dieser Vorgehensweise die Ecken und Kanten, die den Reiz einer so umfangreichen Geschichte ausmachen sollten.



Markus Heitz: "Sanctum"
Roman, Softcover, 605 Seiten
Droemer 2006

ISBN 3-4266-3131-7

12. Jan. 2007 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/horror/isbn3-4266...

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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