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Warrior Cats Special Adventure: Feuersterns Mission

WARRIOR CATS SPECIAL ADVENTURE: FEUERSTERNS MISSION

Erin Hunter
Buch / Fantasy

Beltz & Gelberg
Hardcover,
9783407810755
Beltz & Gelberg
555 Seiten
2010

Mit “Feuersterns Mission” liegt der erste von bislang drei Brückenbänden zwischen den mehrteiligen Zyklen auf Deutsch vor. Diese Romane zeichnet ein mindestens doppelt so dicker Umfang wie bei den ersten sechs „Warrior“ Teilen aus. In England ist dieser Zwischenband im Jahre 2007 veröffentlich worden, als der zweite Zyklus „Die neue Prophezeiung“ schon veröffentlicht worden ist. Der Beltz & Gelberg Verlag bringt diesen Roman vor der Veröffentlichung der zweiten Serie, was die inhaltlichen Aspekte insbesondere für Anhänger der Serie – Neueinsteiger sollten wirklich mit den „Warrior“ Teilen beginnen nachvollziehbarer und verständlicher macht. In der zweiten Serie wird rückblickend der zweite Mythos, das die großen Bäume des Waldes das Leben der Katzen überdauern, negiert. Im vorliegenden Band unterstreicht der Prolog, das die Idee vom niemals endenden Clanleben und der Feuerstern übermittelten Clanstruktur nicht der Wahrheit entspricht. Die Menschen sind vor einer nicht näher bestimmten Zeit in das Territorium des Himmelsklan eingedrungen und haben die Katzen vertrieben. Die anderen vier Klans sahen ihre Lebensräume bedroht und haben den vertriebenen männlichen Mitgliedern einen Aufenthalt in ihren Bereichen verweigert. Nur einige wenige Jungtiere und eine Art Ziehmutter durften im Wald bei einem der Klans bleiben, während die anderen Tiere vertrieben worden sind.
Feuerstern ist vor drei Jahren Anführer seines Klans geworden. Inzwischen quälen ihn Träume von Himmelskatzen, deren düstere Botschaften ihn zu warnen scheinen. Im Gegensatz zum Leser, der aufgrund der Erkenntnisse des Prologs die einzelnen Fakten sich zusammen stellen, muss Feuerstein eine spürbare Zeit überlegen, bevor er sich entschließt, seine Visionen von verschreckten und bedrohten Katzen weiter zu untersuchen. Er ist schockiert – im Grunde eine Überraschung nach den Erfahrungen, die er mit verschiedenen Anführern in der „Warrior“ Serie machen musste – das vor Generationen die Klans den verfolgten Katzen nicht geholfen haben. Feuerstern ist angesichts dieser unehrenhaften Vorgehensweise schockiert. Auf der anderen Seite betont das Autorenteam Erin Hunter diesen Aspekt ein wenig zu deutlich. Dabei stellt er keine Überraschung dar. Als zum Beispiel in den „Warrior“ Romanen des ersten Sechsteiler ein Klan von einem unter Hunger leidenden Stamm unmittelbar bedroht worden ist, haben sehr viele andere Krieger einfach weggeschaut. Das Zusammengehörigkeitsgefühl dieser vier Stämme schien eher auf einem antiquierten Mythos als einem gelebten Ideal zu basieren.
Feuerstern entschließt sich in einer auf der einen Seite für einen einzelnen Band ausgesprochen effektiven plottechnischen Idee basierend, den fehlenden fünften Klan zu suchen und quasi als Wiedergutmachung des „Verbrechens“, des Wegschauens wieder zurück in den Wald zu führen, auf dem durch die stetig weitergehende Expansion der Menschen im Grunde nicht genug Nahrung für einen weiteren Klan ist. Ihm wird von vorneherein dank einer Geistererscheinung mitgeteilt, das sich die Mitglieder des vertriebenen Klans wahrscheinlich in allen Himmelsrichtungen verstreut haben und das die Idee des Klans aufgehört hat, zu existieren. Erste Spuren findet er unter einem alten Busch in der Menschensiedlung. Die Idee, das der inzwischen verantwortungsbewusste Feuerstern immer wieder an seinen „Geburtsort“ zurückkehrt und Kontakt mit den eher verweichlichten Hauskatzen aufnimmt, ist auf der einen Seite als durchlaufender roter Faden interessant, auf der anderen Seite machen die Autoren aus dieser Prämisse zu wenig. Auch hier fallen Feuerstern die Hinweise viel zu leicht in den Schoss, als daraus wirklich eine spannende Situation resultieren kann.
Zusammen mit Sandsturm macht sich Feuerstern auf die Suche nach dem verlorenen Klan. Im Vergleich zu der ersten Serie, in der es viel um Verantwortung für die Mitkatzen sowie das eigene Handeln und den entsprechenden Folgen gegangen ist, wirkt die Diskussionen zwischen den sich zurückgelassenen fühlenden Mitgliedern des Donnerklans sowie ihrem Anführer Feuerstern ausgesprochen oberflächlich und kurz angebunden. Diese möglicherweise innere Zerrissenheit wird erstaunlich distanziert, nicht nuanciert genug dargestellt und kaum hat Feuerstern seine Quest begonnen, fällt dieser wichtige Aspekt des Buches zu Gunsten verschiedener, nicht immer wirklich spannender Szenen unter den Tisch.
Zum einen weiß der aufmerksame Leser dieser Serie, das nicht nur Feuersterns Suche erfolgreich sein wird. Es stellt sich allerhöchstens die Frage, in wie weit dessen Funde entweder das zukünftige Zusammenleben im Welt beeinflussen oder nicht. In England ist diese Frage durch die schon vorher veröffentlichte „The New Prophecy“ weitesgehend beantwortet worden.
Auf ihrer Quest selbst müssen Feuerstern und Sandsturm die Menschensiedlungen betreten und durchqueren. Hinzu kommt das fast obligatorische Trennen auf der Reise, das es Erin Hunter ermöglicht, verschiedene Aspekte zu extrapolieren, das auf der anderen Seite aber teilweise arg erzwungen erscheint. Ohne verlässlichen Partner ist Feuerstern noch mehr auf Hilfe von außen angewiesen, die er selbst verständlich bekommt. Die Flut, welche das Leben der Vierpföter bedroht, erscheint leider eher wie eine Hommage an die erste sechsteilige Serie, in welcher eine fast deckungsgleiche Sequenz deutlich intensiver und vor allem packender beschrieben worden ist.
Zu den Schwächen des vorliegenden Bandes gehört ein Aspekt, der im Grunde schon die ganze Serie durchzieht. Es gibt einen ominösen Hinweis, das Feuerstern die Katze ist, der Anführer, auf den schon lange gewartet worden ist. Nach der Lektüre von „Feuersterns Mission“ wird erkennbar, das er als Abkömmling von Hauskatzen vom anfänglichen Verrat der vier Klans gegenüber den Vertriebenen nicht berührt ist. Nur dank seiner Unschuld kann er überhaupt auf diese Mission gehen. Diese Heroisierung wirkte schon in „Warriors“ teilweise zu überzeugen, zu melodramatisch. Im vorliegenden Roman wird im Grunde anfänglich sein sich der Verantwortung bewusster Klananführerstatus systematisch demontiert, um dann den „alten“ Feuerstern mit dieser Mission in der Rolle des zugänglichen Helden wieder auferstehen zu lassen.
Der eigentliche Plot des vorliegenden Buches reicht für einen Doppelband kritisch gesprochen nicht aus. Bestimmte Hinweise werden zu sehr gedehnt, mystifiziert, um dann letzt endlich sich als falsche Fährten zu erweisen. Noch schlimmer ist, das Feuerstern manchen Antworten sehr viel früher auf der Spur gewesen ist, als es die Autorinnen zulassen wollten. Die entsprechenden Fragen hätten ohne Not früher beantwortet werden können. Anstatt eine stringente Geschichte zu erzählen, fliehen die drei hinter dem Autorenkollektiv Erin Hunter stehenden Autorinnen teilweise in Floskeln und nehmen dem ansonsten solide geschriebenen Romane die grundlegende Dynamik.
Weiterhin merkt man dem vorliegenden Roman spürbarer an, dass nicht ein Autor/ eine Autorinnen die Bücher geschrieben hat. Insbesondere Feuerstern wirkt - trotz oder gerade wegen der drei Jahre, die seit dem Abschluss der „Warriors“ Serie ins Land bzw. in den Wald gegangen sind - verändert. Ihm fehlt die natürliche Neugierde, die instinktive Intelligenz, die ihn in den ersten Büchern so ausgezeichnet hat. Hinzu kommt mit Sandsturm ein eher schwacher Partner, der zu sehr im Windschatten des zumindest im vorliegenden Buch nicht ganz so charismatischen Anführers bleibt und keine solide Gegenposition einnehmen kann. Die in der ersten Miniserie aufgebaute Beziehung zwischen Feuerstern und Sandsturm spielt im Verlaufe des Buches kaum eine wichtige Rolle. Hier wird auf der emotionalen Ebene derartig viel Potential verschenkt. Bei anderen Nebenfiguren bleiben die Beschreibungen ebenso vage wie deren Handlungen. Dem Roman fehlt neben der überspringende Funke Originalität. Vieles wirkt zu mechanisch eher unter kommerziellen Gesichtspunkten präsentiert. In Bezug auf die beiden ersten Zyklen der Serie besteht darüber hinaus das Problem, das die Autorinnen mit dem vertriebenen fünften Stamm eine Art Fiktion aufgebaut haben, die im Grunde im Vakuum existiert. In der zweiten Serie wird der fünfte Klan nicht erwähnt, weil während der Konzeption dieses Zykluses die Idee der Special Adventures noch nicht geboren worden ist. Im vorliegenden Band findet sich kein Hinweis, warum die Vertriebenen nicht im Welt erwähnt werden dürfen oder ob es tatsächlich eine besondere Schande darstellt, über sie zu sprechen. In so weit ist der vorliegende Roman weder Fisch noch Fleisch. Cat Warriors Fans werden das doppelt so umfangreiche Abenteuer verschlingen. Für Neueinsteiger sind die vielen Katzen und ihre Herkünfte unverständlich, sie seien auf die „Warrior“ Bände verwiesen. In Bezug auf den gesamten „Cat Warriors“ Kosmos ist der Roman allerhöchstens Durchschnitt, vom Grundkonzept her mit einer heißen kommerziellen Nadel gestrickt, vom Handlungsaufbau nach einem guten Start zu phlegmatisch, aber mit einigen wirklich guten Szenen und einer interessanten Begegnung mit einem gänzlich anderen, nicht mehr nach den Verhaltensregeln der Waldkatzen funktionierenden fünften Klan, der alleine die Anschaffung des Buches für „Cat Warrior“ Interessierte wert ist.

30. Nov. 2010 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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