Verschollen in der Para-Spur
| VERSCHOLLEN IN DER PARA-SPUR
Buch / Mystery
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Nach Merlins Tod- dem fünften Band der Professor Zamorra Reihe im Zaubermond Verlag - steuert Manfred Rückert seinen zweiten Hardcoverroman zur Serie bei. Innerhalb kurzer Zeit hatte der Autor die Schwierigkeit, ohne Expose oder weitergehendes Konzept und nur durch einen Schlag auf die Schulter zum Autoren dieses 12. Romans der Serie befördert, einen vernünftigen, lesbaren und umfangreichen Roman abzuliefern. Die Titel gebende Para-Spur und die Seelentränen sind Elemente, die Rückert schon in den Heftromanen zwischen 770 und 800 behandelt hat. Im Gegensatz zum vollmundigen Vorwort aus W.K. Giesas Feder wird auf diese Thematik nicht näher eingegangen und die hier da gereichten Informationen hätten auch in die Romanhandlung integriert werden können. Nicht zum ersten Mal weckt Giesa mit seinen Äußerungen eine Erwartungshaltung, der einige der Romane einfach nicht standhalten. Wie bei den inzwischen klassischen Perry Rhodan Planetenromanen ist nicht jeder Band eine Erweiterung des Zamorra Universums. Muss er auch nicht sein. Es reicht doch, etwas umfangreicher und dafür befreiter eine spannende Handlung zu erzählen, an deren Ende der Leser das Gefühl hat, etwas für sein Geld erhalten zu haben. Es wäre schön, wenn die Vorwörter etwas besser auf die nachfolgende Handlung abgestimmt werden könnten, so wirken sie teilweise wie das Herunterbeten altbekannter Floskeln.
Im Vergleich zu einigen anderen Autoren präsentiert sich Manfred Rückert als großzügiger Gastgeber. Er lässt die lebende und bei Bedarf den zumindest beweglichen Teil der Untoten bzw. Höllenbewohner ständig agierende Riege aus den Heftromanen wieder an einem großen Plan der finsteren Mächte teilnehmen. Entweder aktiv als Verschwörer oder passiv erst als Opfer und dann als Spielverderber.
Das Grundprinzip dieser Geschichte ist die simple Schilderung des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse. Die Herrscher der Hölle Stygia und Calderone haben wieder einen auf den ersten Blick komplizierten, doch in seiner Entlarvung simplen Plan ausgeheckt. Als dann einer von Merlins Helfern ermordet wird, wendet er sich zusammen mit seinem Bruder Asmodis an Professor Zamorra. Dieser hilft unwillig aus. In eine Falle gelockt sollen sich Zamorra und Merlin zum Amüsement der Höllenbewohner in einem Duell auf Leben und Tod gegenseitig in einer Arena umbringen. Zu Hilfe eilen natürlich Zamorras Lebensgefährtin und der putzige, tölpelhafte und übergewichtige Minidrache.
Die Hardcover des Zaubermond-Verlags teilen sie in zwei Kategorien. Die Romane, die entweder neue Informationen zum Zamorra- Universum beisteuern oder durch überzeugende Schilderung verschiedener Hintergrundstoffe innovatives neues Lesevergnügen bieten 7, Fu Long, Dynastie der Ewigen oder der Auftaktromane aus W.K. Giesas Feder, mit Einschränkungen der Doppelband Konzil der Wölfe und Wolfgangsgesang . Dann die gewöhnlichen Romane wie Merlins Mörder oder dieser Roman, in denen im Gewand eines gebundenen Buches eine Geschichte erzählt wird, die ohne größere Kürzungen in einem Heftroman Platz gehabt hätte. Die dreimonatliche Erscheinungsweise der Werke setzt die Autoren unter Druck, innerhalb kürzerer Zeit und von den anderen Verpflichtungen abgesehen, einen umfangreicheren Stoff, möglichst im Vergleich zur Serie auch noch herausragend und originell, zu präsentieren. Darum stellt sich die Frage, ob es qualitativ nicht sinnvoller wäre, auf halbjährliches Erscheinen zurückzugehen oder um es positiv auszudrücken, die Gruppe der Autoren um neue Gesichter zu erweitern und die Erscheinungsweise beizubehalten. In der Vergangenheit haben frische und unverbrauchte Autoren wie die Kombination Vandis/Montellion in 7 der Serie gut getan.
Manfred Rückert geht mit seinem Roman einen geradlinigen, unauffälligen Weg. Die Integration vieler Charaktere liest sich flüssig und ungewohnt leicht. Der Autor gibt allen Figuren Szenen, in denen die Bösewichte eifrig schmieden und die Guten tüchtig planen können. Der Plot selbst ist in der ersten Hälfte des Romans großzügig und wenig nachvollziehbar angelegt, mit dem Eintritt der Zamorras in das Geschehen nimmt die Handlung deutlich an Fahrt auf. Hier überrascht der dunkle Grundton, den Rückert insbesondere in dem detailliert geschilderten Zweikampf in diesen Roman einfließen lässt. Durch die Ansammlung vieler und extrem unterschiedlicher Charaktere fällt bei dem Lesen des Buches die inhaltliche Leere nicht unbedingt auf. Erst wenn nach abgeschlossener Lektüre der Betrachter die Ereignisse noch einmal Revue passieren lässt, macht sich diese Schwäche bemerkbar. Im Vergleich zu einigen anderen Autoren macht er allerdings nicht den Fehler, zu Beginn zu viel Zeit mit der Exposition zu vergeuden, um dann im Verlauf der Handlung in Platzschwierigkeiten zu kommen. Er verteilt seine wichtigen und interessanten Passagen gleichmäßig über die 250 Seiten. Oft verbindet er diese mit einem weiteren Auftritt eines interessanten Charakters und sorgt so für eine gewisse Kontinuität.
Dabei ist Rückert ein erfahrener Autor, dem es schnell gelingt, mit seinem unauffälligen, aber fließenden Stil, sondern manchmal sehr pointierten Bemerkungen und der Fähigkeit, Actionszenen packend und kompakt zu beschreiben, Pluspunkte zu sammeln. Der Leser langweilt sich bei diesem Roman nicht unbedingt, er wird aber auch nicht in das Geschehen einbezogen und füllt sich wie bei einem Lichtbildervortrag. Ab und zu regt sich bei einem schönen Bild Interesse, doch ansonsten fließt alles vor sich hin. Am Ende fühlt er sich gut unterhalten, doch weiterhin hungrig.
Die Erwartungshaltung einem gebundenen Hardcover gegenüber ist größer als an einen Heftroman. Viele Leser der regulären Serie werden mit der Qualität dieser Geschichten weiterhin zufrieden sein. Ob man auf die Dauer mit diesen unterhaltsamen Romanen sich als Ergänzung zur regulären Serie etablieren kann, muss bezweifelt werden. Zu wichtig ist es, qualitativ und thematisch im Serienkosmos sich als eigenständige Kraft zu etablieren, die kraftvolle und tiefer gehende Geschichten erzählen kann. In Zeiten schwindender Geldbeutel und schwacher Wirtschaftskraft um so mehr.
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Manfred H. Rückert: "Verschollen in der Para-Spur"
Roman, Softcover, 256 Seiten
Zaubermond 2005
12. Jan. 2007 - Thomas Harbach
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Der Rezensent
Thomas Harbach

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