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Ich, Killerin

ICH, KILLERIN

Gunter Arentzen
Roman / Science-Fiction-Thriller

ShutUp Verlag

Taschenbuch
ISBN: 978-300032840-4

Dez. 2010, 12.95 EUR
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„Der Richter meinte, fünf Minuten am Galgen zu zappeln würde meinen Taten einfach nicht gerecht. Also schickte er mich lebenslang auf die Insel.“

INHALT:

Mit zwei Jahren wurde Julia-Jaqueline „Jay-Jay“ Simoni zur Waise und zum Forschungsobjekt. Im Auftrag des K-Service wurde sie programmiert, jegliche Schmerzen und Demütigungen auszuhalten (“Keine Angst, Keine Panik. Cool bleiben und kontrolliert agieren. Wenn die Schmerzen kommen – Klappe halten.“) und ohne Reue erbarmungslos zu töten, wahlweise schnell oder langsam.
Nach ihrem Ausbruch und sechs Jahren als Killerin wird die „Raubkatze des Molochs“ verhaftet und gerichtet. Das Urteil: Pleasure Island, eine Gefängnisinsel für Frauen, wo neben sengender Sonne und sadistischen Wärtern auch rigorose Bestrafungsmethoden für kleinste Verfehlungen auf die Gefangenen warten. Doch plötzlich treten Jay-Jays „Ausbilder“ wieder in ihr Leben und bieten ihr eine besondere Form der Bewährung an. Sie holen die Killerin für einen letzten Job zurück in die Zivilisation. So hat sie immerhin die Wahl bei diesem Auftrag schnell oder auf Pleasure Island langsam zu sterben.
Für den K-Service soll Jay-Jay den Revolutionär Saint Michael eliminierten, der aus dem Verborgenen agiert und auf scheinbar erhebliche Mittel zurückgreifen kann. Schon bald gelingt es Jay-Jay die Spur des Heiligen aufzunehmen, doch immer wieder muss sie sich die Frage stellen „Ist alles so, wie es scheint?“

“In meinen Händen halte ich die Armbrust. Seien wir ehrlich – es gibt einfach keine bessere Waffe für subversives Vorgehen. Die Pfeile und Bolzen töten lautlos, man kann aber auch Betäubungsmunition oder Sprenggeschosse verwenden.“

MEINUNG:

Subtilität ist nicht gerade Trumpf in diesem 2098-Roman von Gunter Arnetzen. Gemäß dem Motto des noch jungen Shutup-Verlages wird hier „Hardcore-SF/Dark Fiction“ geboten, von der sich zart besaitete Gemüter besser weit fern halten sollten. Bereits in den ersten Kapiteln, die auf der Gefängnisinsel „Pleasure Island“ spielen, wird erniedrigt und gefoltert dass es empfindlichen Gemütern die Farbe aus dem Gesicht treibt.
Die titelgebende Killerin ist ein Zuchtprodukt des allmächtigen K-Service. In den Laboren des „Konsortiums“ wurde sie innerhalb mehrerer Jahre konditioniert, Schmerzen auszuhalten, effektiv zu foltern und zu töten. Der Geruch von Angst macht sie geil und der Geschmack von Blut lässt sie kommen.
Geschickt flicht Gunter Arentzen die Genesis der Raubkatze in die Inselepisode des ersten Romanteils ein, bis Jay-Jays „Schöpfer“ die Szenerie betreten, die Killerin ihrer ursprünglichen Bestimmung zuführen und die eigentliche Handlung von ICH, KILLERIN in Fahrt kommt. Zurück im „Moloch“ soll Jay-Jay Simoni ein subversives Element ausschalten, ein Aufrührer, der sich ihr plötzlich überraschend offen zeigt. Etwas, das in Jay-Jay Zweifel an der Richtigkeit ihrer Handlungen weckt. Darüber hinaus lernt sie die Erstständlerin Lara Glaser kennen und lieben, der es mit ihrer bedingungslosen Zuneigung gelingt, die Raubkatze des Moloch zumindest teilweise zu zähmen.

Die Kernhandlung ist eine Mischung bekannter Zutaten, mit der sich der offensichtliche Filmfreak Gunter Arentzen bei teils zweifelhaften Klassikern wie FRAUENGEFÄNGNIS (und ähnliche), TUNNEL DER LEBENDEN LEICHEN, NIKITA, DIE KLAPPERSCHLANGE, GHETTO GANGZ und bestimmt noch einigen anderen bedient.
Die Sex- und Gore-Schraube wird gegenüber den „Vorbildern“ allerdings erheblich angezogen, was allerdings nicht nur reiner Selbstzweck ist, sondern auch die Titelheldin bzw. die zum Teil unmenschliche Gesellschaft seiner „2098“-Welt charakterisieren soll. Als Visitenkarte eines Verlages, der sich „Erwachsenenunterhaltung“ auf die Fahnen geschrieben hat, enttäuscht ICH, KILLERIN keineswegs. Die Bekennung zum plakativen „Hardcore“ ist es also, die den Shutup-Verlag von der Masse abheben soll.

„Erzähl ihr einen Schwank aus deinem Leben. Wie war das mit dem Typen, in dessen Blut du dich gesuhlt hast?“

Trotz aller verachtenswerten Eigenschaften, gelingt es Gunter Arentzen, Mitgefühl für seine innerlich kaputte Hauptfigur zu wecken. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Jay-Jay während des Romans eine grundlegende Entwicklung durchmacht. Zu Anfang ist sie die skrupellose Killermaschine, doch zusehends bröckelt ihr Panzer und die Momente der Selbstreflektion und der Einkehr nehmen zu.
Die Gesellschaft, in der sich Jay-Jay Simoni bewegt, ist eine überspitze Darstellung unserer derzeitigen Umwelt, in der die Medien immer neue, sensationellere TV-Shows erfinden, wo sogar der Tod vor der Kamera als Befriedigung der sensationsgeilen Massen verscherbelt wird, und ein Menschenleben, besonders das eines Drittständlers, nicht viel wert ist.
Von Anfang an legt Gunter Arentzen ein gutes Erzähltempo vor, das es ihm auch gelingt, fast durchgehend zu halten. Gepaart mit expliziten Szenen, ist ICH, KILLERIN durchaus eine Bereicherung für den unerschrockenen Leser.

Den Autor Gunter Arentzen kann man ohne Übertreibung als Vielschreiber bezeichnen. Neben Einzelromanen schreibt er die Serien CHRISTOPH SCHWARZ, DIE SCHATZJÄGERIN (beide Romantruhe) und ist mit Kurzgeschichten immer wieder in Anthologien vertreten. Dabei kann er sich stets auf Thema und Atmosphäre seiner jeweiligen Geschichte einlassen, ohne verschiedene Stile zu vermischen. ICH, KILLERIN merkt man diese handwerkliche Professionalität in allen Bereichen an.
Die Druckversion des Romans kommt relativ schmucklos daher und ist. Das Titelmotiv (ein Stockfoto) hat zwar keinen Bezug zur Handlung, passt mit seiner Tristesse allerdings gut zur Stimmung im Moloch.

ICH, KILLERIN ist nicht die erste und nicht die letzte Geschichte aus Gunter Arentzens „2098“-Welt. Bei VPH-ebooks erschien vor einigen Jahren bereits „2098 – Leben und Sterben im Moloch“ und in Sonderausgabe 1 des Rezensionsmagazins RATTUS LIBRI ist die Novelle „2098 – Blutgier“ enthalten.

FAZIT:

ICH, KILLERIN ist ein jugendgefährdender Social-Fiction-Action-Exploiter, in dem auch die Personenzeichnung und die Thriller-Handlung überzeugt. Lediglich das letzte Drittel hätte etwas straffer sein dürfen.

07. Mar. 2011 - Elmar Huber

Der Rezensent

Elmar Huber
Deutschland

Total: 669 Rezensionen
März 2018: 5 Rezensionen

(* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte.
Literarische Phantastik-Leseversuche folgten mit John Sinclair, Professor Zamorra und Stephen King. Auf der nachfolgenden Suche nach...

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