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Totenmädchen

TOTENMÄDCHEN

Mary Hooper
Roman / Historischer Roman

cbj
Originaltitel: News from the Dead

Klappenbroschur, 320 Seiten
ISBN: 978-357040072-2

Apr. 2011, 7.99 EUR
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Oxford 1650: Anne Green ist erst 16 Jahre alt, als sie gehenkt wird. Was hat sich ein so junges Mädchen zu Schulden kommen lassen, um ein solch grausames Schicksal zu erleiden?
Während sie zwischen Leben und Tod schwebt, erinnert sich Anne:
Sie findet als Dienstmädchen eine Anstellung auf dem Anwesen von Sir Thomas Read. Dessen Erbe Geoffrey stellt ihr nach und verführt sie mit leeren Versprechungen. Anne kann sich nicht wehren und wird prompt schwanger. Als sie Geoffrey an seine süßen Worte erinnert, droht er ihr, sie als Hure zu bezichtigen, denn längst ist er mit einer reichen Erbin verlobt und will diese Verbindung nicht gefährden. Ganz allein bringt Anne ihr Kind auf dem Abort zu Welt, eine Frühgeburt – tot. Sie kann ihr Geheimnis nicht bewahren und wird vor Sir Thomas gebracht, der sie, nachdem sie die Wahrheit erzählte, ins Gefängnis werfen lässt, um den Ruf seiner Familie zu retten. Der Prozess erweist sich als eine Farce, und Anne wird als Kindsmörderin hingerichtet.
Ihre Leiche wird den Medizinern der Universität zur Verfügung gestellt. Bevor sie den Körper aufschneiden können, bemerkt der Student Robert Matthews ein Flattern der Augenlider und kann die Sezierung aufhalten. Die Mediziner bemühen sich, Anne ins Leben zurück zu holen. Wird ihnen das gelingen? Und was passiert danach mit Anne? Sir Thomas will sie nach wie vor zum Schweigen bringen ...

Im Nachwort erklärt Mary Hooper, dass ihr Roman auf einer wahren Begebenheit basiert. Tatsächlich wurde Anne Green im 17. Jh. gehenkt, starb jedoch nicht. Noch immer rätseln die Forscher, ob der Henker einen Fehler beging oder die Eiseskälte das Mädchen in eine Schockstarre versetzte, die sie rettete.
Im Prinzip weiß man schon zu Beginn, wie das Buch verlaufen wird, doch um die Spannung zu wahren, wechselt die Autorin ständig zwischen Annes Erinnerungen und den Geschehnissen im Haus des Apothekers, wo die Sezierung stattfinden soll, ab. Das Unheil zeichnet sich früh ab, und man leidet mit der Protagonistin, die blind in ihr Verderben läuft. Zwar überlebt sie ihre Hinrichtung – aber wie geht es danach für sie weitern? Schließlich kennt ihr Feind keine Skrupel und möchte sie ein zweites Mal henken lassen.
Die anderen Szenen werden aus der Sicht des Studenten Robert geschildert, der der Hinrichtung beiwohnte, auch an der Sezierung teilnahm und bemerkte, dass Anne gar nicht tot ist. Ein Kindheitstrauma, das Schuld an seinem Stottern ist, veranlasst ihn, am Schicksal des Mädchens Anteil zu nehmen und sich für ihre Gesundung einzusetzen, während es den Medizinern vor allem um den Ruhm geht. Und ist Annes Überleben nicht ein Fingerzeig Gottes, dass sie unschuldig ist? Ihr Fall beschäftigt immer mehr hochrangige Persönlichkeiten.
Mary Hooper hat akribisch recherchiert, obwohl sie die Geschichte mit viel Phantasie schildert. Die Protagonisten sind typische Kinder ihrer Zeit, die in einer Ständegesellschaft leben, in der jeder seinen Platz kennt. Das einfache Volk hat den Herren zu gehorchen, und vor dem Gesetz sind keineswegs alle gleich. Was Anne widerfuhr, mag zahlreichen anderen jungen Frauen ebenfalls passiert sein: Sie wurde von einem Adligen bedrängt und musste sich ihm hingeben mit fatalen Folgen. Natürlich ließ er sie im Stich, und niemand schenkte ihren Beteuerungen Glauben, denn das Wort eines einfachen Menschen – vor allem von einer Frau – zählte nichts, schon gar nicht vor einem Geschworenen-Gericht, das nur aus Männern bestand, die dem Ankläger verpflichtet waren.
Noch viele weitere Details aus jener Zeit werden enthüllt, durch die das Buch authentisch wirkt und trotz der vorhersehbaren Entwicklung spannend zu lesen ist, denn die Vergangenheit wird lebendig und zieht nicht nur Jugendliche sondern auch Erwachsene in den Bann, die diese Art der Erzählung mögen, welche nicht auf billige Effekthascherei setzt, dafür aber ein stimmiges Sittengemälde liefert.

„Totenmädchen“ ist ein ergreifender historischer Roman voller faszinierender Details, durch die er rundum überzeugt, trotzdem das Ende bekannt ist und beide Handlungsebenen geschickt aufeinander abgestimmt wurden, um das befriedigende Finale, wie man es sich auch in anderen Fällen von Ungerechtigkeit wünscht, hinauszuschieben. (IS)

27. Apr. 2011 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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