Geschmeidig
"Geschmeidig" nennt Emilia Jones ihren Kurzgeschichtenband, der sich dem Thema Tanz widmet - dem Tanz, der in jeder der Storys als sinnlich, erotisch und sexuell stimulierend beschrieben wird und an dessen Ende die lustvolle Vereingung der jeweiligen Tanzpartner steht.
Eigentlich wurde die Autorin, die unter ihrem bürgerlichen Namen Ulrike Stegemann die eher märchenhafte "Elfenschrift" herausgibt, bekannt durch ihre drei erotischen Vampirromane rund um den "Club Noir", die in den Verlagen Plaisir d'Amour und Ullstein erschienen. Doch diesmal ist das Buch vollkommen frei von Blutsaugern und Werwölfen oder anderen paranormalen Gestalten. Alles geht völlig menschlich vor sich - so menschlich, wie die grazilen, mit beinahe überirdischer Eleganz über das Tanzparkett schwebenden Tänzer nur sein können, die sich lustvoll umschlingen.
Insgesamt neunmal bittet die Autorin in diesem schmalen Büchlein zum Tanz, lässt ihre durchweg weiblichen Protagonisten auf unwiderstehliche Salsa-Tanzlehrer treffen, Kurse im Strip-Tanz nehmen und an der Stange vor geilen und freigebigen Herren die Stimmung anheizen. Da ist ein Musical-Tanzpaar, das bei den Proben in Paris zum Höhepunkt kommt, aber es findet sich auch ein eher rustikaler Schwede, der beim Mittsommernachtstanz ein Mädchen aus Deutschland für sich gewinnt. Sehr gelungen ist die Geschichte einer jungen Theatermitarbeiterin, die als Lauscher hinter den Kulissen das Traumpaar des Balletts bei einer intimen Tanzprobe belauscht. Ob in der Abstellkammer oder als verruchte Menage à trois auf dem Tanzparkett, die Heldinnen erleben ausnahmslos nach ihrem Tanz einen unvergesslichen Höhepunkt, den die erfahrene Erotik-Autorin mit gekonnter Feder ausmalt.
Die Geschichten sind jeweils sehr kurz. Sie sind leicht und schnell lesbar und sehr eingängig geschrieben. Es empfiehlt sich jedoch, nicht gleich alle Tanzstorys hintereinander durchzulesen. Eher sind sie als einzelne Appetithäppchen für die Nachttischlektüre geeignet.
Sehenswert sind die Illustrationen von Michael Stegemann, die dem Buch eine optisch sehr ansprechende Note verleihen. Der Künstler schuf sechs stilisierte Frauengestalten in unterschiedlichen Tanzposen, die bei der Lektüre etwas Raum zum Innehalten und zum Genießen bieten.
Fazit
Kleine erotische Appetithäppchen ohne Vampire, aber voller tänzerischer Leichtigkeit. Eine Sammlung für alle, die Tanz, Musik und das gewisse Prickeln lieben.
31. Mai. 2011 - Petra Hartmann
http://www.scifinet.org/scifinetboard/blog/petraha...
Der Rezensent
Petra Hartmann

Website: http://www.petrahartmann.de
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*Jahrgang 1970
* lebt in Sillium.
*Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politik und promovierte mit einer Arbeit über Theodor Mundt (1808 1861). Ausgebildete Redakteurin, arbeitete sieben Jahre lang für eine Tageszeitung. Derzeit ist sie freie Journalistin und Schriftstellerin.
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