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Ich gegen den Würfel des Unheils
Der Seelen-Vampir Meinung:Vier weitere Romane aus den Anfängen von Deutschlands größter Gruselserie sind in diesem Band vereint. Die Texte stammen aus dem Jahr 1983 und bilden Höhepunkte aus dem Schaffen von Jason Dark alias Helmut Rellergerd. Der Titel ist jedoch nicht sonderlich glücklich gewählt worden, denn gegen den Würfel des Unheils muss John erst im letzten Viertel antreten. Viel ärgerlicher ist jedoch der Klappentext, der wieder einmal viel von der Handlung vorwegnimmt. Vermutlich geht der Verlag davon aus, dass die meisten Käufer die Romane eh schon kennen und sich das Buch aus Nostalgie heraus kaufen, doch es gibt sicherlich auch jede Menge Neuleser, die eben nicht alles im Internet nachschauen und sich überraschen lassen wollen. Das Buch selbst punktet jedoch mit einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis. Für sechs Euro bekommt der Käufer ein schön aufgemachtes Taschenbuch, auf dessen Titelbild das Kreuz des Geisterjägers prangt. Die Illustration ist minimalistisch, schaurig und passend, denn so ähnlich werden die Opfer der Seuche geschildert, die Pandora über die Menschen in Billings bringt. Das Buch ist vor allen Dingen für Fans der Mordliga, insbesondere Lady X und Xorron, interessant. Während der Herr der Zombies und Ghouls aber nur in den letzten beiden Geschichten vorkommt, ist die ehemalige Terroristin Pamela Barbara Scott, alias Lady X, in allen vier Storys mit von der Partie und darf zeigen was in ihr steckt.„Der Seelen-Vampir“ ist ein echter Klassiker aus der Glanzzeit der Serie. Unheimlich viel war damals in Bewegung und Hauptgegner waren selten länger als 150 Bände dabei. Ausnahmen wie der Spuk und Asmodis bestätigten auch hier die Regel. Im direkten Vergleich zu den heutigen Romanen fällt auf, dass Dark damals viel schneller zur Sache kam. John und Suko befinden sich bereits auf den ersten Seiten mitten im Geschehen und kraxeln in Cornwall durch die Klippen auf der Suche nach dem Unterschlupf des Seelensaugers. Die bedrückende Atmosphäre bei den sturmgepeitschten Klippen wird anschaulich beschrieben und obwohl Tarrasco nicht sonderlich mächtig wirkt, ist seine Erscheinung doch charismatisch. Allerdings hat es auch früher schon Logikfehler und Ungereimtheiten in der Handlung gegeben. So ist es wenig wahrscheinlich, dass sterbenskranken Menschen bereits ein Totenhemd angezogen wird, und es wird an keiner Stelle vernünftig erklärt was Lady X und Vampiro del mar mit den Leichen machen sollen, die ihnen Tarrasco überlassen hat. Zunächst ist noch die Rede von Geschenken, die ihnen der Seelen-Vampir damit gemacht hat. Doch was sollen Vampire mit toten Menschen? Später sollen sie die Leichen weit draußen ins Meer werfen. Das wäre noch damit zu erklären, dass Tarrasco nicht will, dass die Toten nahe seiner Wirkungsstätte angeschwemmt werden, doch dann stellt sich die Frage, was er mit all den anderen Toten gemacht hat, die er im Laufe der Jahrzehnte produziert hat. Abgesehen davon, dass es schlecht vorstellbar ist, dass eines seiner Opfer überlebt haben soll. Entweder er hat die Seele ausgesaugt oder eben nicht. In der zweitent Story kommt der alte Marek wieder zum Zuge. Wer weiß, ob Jason Dark damals überhaupt die Absicht hatte den alten Haudegen wieder mitwirken zu lassen. Doch zum Glück hat er es getan und in dem vorliegenden Roman hat Marek seinen zweiten Auftritt innerhalb der Serie. Der wird sogleich von einem doppelten Schicksalsschlag eingeläutet. Dabei wurde gut herausgearbeitet, dass der Schmied zum einen seinem Alter Tribut zollen musste, und zum anderen, dass er noch lange nicht die Routine bei der Vampirjagd hatte, wie in späteren Abenteuern. Nur so ist es zu erklären, dass er mit dem Köhler Stephan die Fallen aufgestellt hat, die Mareks Freund schließlich selbst zum Verhängnis werden. Und kaum ist er zurück in Petrila wird die Freude über das Wiedersehen mit John Sinclair und Suko durch die Trauer um seine geliebte Frau überschattet. An dieser Stelle muss man als Leser schon hart schlucken, denn Maries Schicksal gehört zu Sinclairs schlimmsten Niederlagen. Umso unverständlicher ist es, warum John der armen Frau auch noch den Eichenbolzen direkt zwischen die Augen schießen musste. Ins Herz hätte es schließlich auch getan. Außerdem hätte er auch einfach das Kreuz nehmen können. Immerhin hatte er durch Suko Rückendeckung. Den friedlichen Ausdruck in Maries Gesicht mit einem Eichenbolzen zwischen den Augen nehme ich Herrn Dark jedenfalls nicht ab. Die düstere Schneelandschaft in den Karpaten wird sehr eindringlich beschrieben und vermittelt die optimale Vampir-Atmosphäre, die man so höchstens noch in alten Filmen findet. Die größte Gefahr geht auch dieses Mal von der Mordliga aus, deren Überfahrt nach Rumänien an Stokers „Dracula“ erinnert. Allerdings ist es nicht wirklich nachvollziehbar wieso Lady X einen Rückzieher macht, nachdem Vampiro del mar den Kapitän aus Versehen getötet hat. Immerhin hätte sie noch genügend Zeit gehabt die Besatzung zu Vampiren zu machen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Matrosen in der Lage wären die beiden Schwarzblüter zu überwältigen. Auch bleibt die Frage offen, warum Lady X nicht von Anfang an mit dem Würfel nach Rumänien teleportiert ist und ein paar rote Vampire mitgenommen hat. Der Baron von Leppe indes bleibt leider ein, im wahrsten Sinn des Wortes, sehr blasser Gegner. Seine beiden Auftritte gehören allerdings zu den unheimlichsten Momenten im gesamten Roman. Das schaurige Gelächter nachdem Stephan von dem Pfeil aus seiner eigenen Falle zu Tode kommt, geht nicht nur dem Pfähler durch Mark und Bein. Das Finale auf der Burg des Barons punktet vor allen Dingen durch die Action, obwohl Johns Ausflug an den Kufen des Hubschraubers zwar sehr dramatisch ist, aber wenig glaubhaft. Wenn Lady X schon die Chance hat, den Geisterjäger auszuschalten, ist es kaum realistisch, dass sie ihn einfach wieder absetzt, nur um Vampiro del mar zu retten, mit dem sie eigentlich ohnehin nicht zurechtkommt. „Pandoras Botschaft“ und „Xorrorn – mein Lebensretter“ sind für Xorron-Fans ein Highlight. Father Ignatius, der hier nur Pater genannt wird, wird so sympathisch und tüchtig beschrieben wie eh und je. Die restlichen Mönche bleiben dagegen leider austauschbar und namenlos. Während John im Kloster St. Patrick die erste Bekanntschaft mit Pandora macht, bekommt es Suko in Billings mit der unheimlichen Seuche zu tun. Die Hilflosigkeit und Angst des Inspektors gegen diese unfassbare Bedrohung werden hervorragend beschrieben. Der dritte Handlungsstrang, den der Leser verfolgen muss, beschäftigt sich mit Lady X. Auch das Gefühlsleben der Blutsaugerin, als ihr nicht nur ihre mächtigste Waffe entrissen wird, sondern sich auch ihr treuester Diener gegen sie wendet, ist schon phänomenal in Szene gesetzt worden. Vor allem die Flucht vor Xorron wurde beispiellos geschildert. Schließlich wartet Jason Dark mit einem Cliffhanger auf, der heutzutage seinesgleichen sucht. Pandora öffnet ihre Büchse und entlässt das Grauen in den Ort Billings, wo Suko um sein Leben kämpft. Sprachlich und stilistisch liest sich der Roman zwar nicht unbedingt anspruchsvoll, aber flüssig. Sehr viel Platz nehmen im zweiten Teil allerdings die Kämpfe zwischen John Sinclair und dem Todesadler, sowie zwischen Suko, Lady X und den Dämonen aus der Büchse der Pandora ein. Was auf den ersten Seiten noch packend geschildert wird, wird schnell zur Zerreißprobe für die Nerven, denn dicht aufeinanderfolgende Actionszenen sind kein Garant für langanhaltende Spannung. Glücklicherweise kriegt Jason Dark gerade noch die Kurve, als er John in die Vergangenheit schleudert, wo der Geisterjäger einem wichtigen Kapitel in der Existenz von Xorron beiwohnt. Für den Leser bildet dieser Roman eine kleine Offenbarung und es werden wichtige Weichen für kommende Ereignisse gestellt. Am Horizont malt sich bereits diffus die Bedrohung durch die asiatische Magie ab. Tatsächlich ist dem Autor mit Xorrons eigentlicher Herkunft eine echte Überraschung gelungen. Etwas kurz abgehandelt wird die Existenz des Todesadlers, der gleichzusetzen ist mit dem Tier, das Prometheus die Leber aus dem Leib gehackt hat. Zunächst kämpft John seitenlang gegen das Vieh, und am Ende verschwindet es wieder sang und klanglos in der Welt der Mythen und Legenden. Im Gegensatz zu Pandora, die später noch eine wichtige Rolle spielen wird. So dramatisch Sukos Kampf gegen die Monster aus dem Füllhorn ist, so unverständlich ist dagegen die seltsame Wandlung eines Skelettes in einen muskelbepackten Krieger, als es von der Dämonenpeitsche getroffen wird. Diese Metamorphose wird nicht schlüssig erklärt, und ist wohl einzig und allein dem albernen Original-Titelbild zu verdanken, das auf dem Heftroman aus dem Jahr 1983 zu sehen ist. Sehr originell ist das Zweckbündnis zwischen Suko und Lady X, bei dem aber an keiner Stelle daraus ein Hehl gemacht wird, dass sie Todfeinde bleiben. Im Gegensatz zu der Partnerschaft zwischen den Geisterjägern und einer gewissen blonden Bestie in den aktuellen Heften, die mit allerlei fadenscheinigen Argumenten geduldet wurde. So bietet auch dieser Band für wenig Geld kurzweilige Unterhaltung mit jeder Menge Action und Grusel. Fazit:Nicht sonderlich anspruchsvoll aber stimmig, abwechslungsreich und originell. Ein fesselnder Ausflug in die Vergangenheit von Deutschlands größter Gruselserie. 04. Jun. 2011 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. [Zurück zur Übersicht] |
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