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Dorian, Tränen eines Vampirs
Seit ihre Eltern gestorben sind, versucht Tess O’Connell sich allein durchzuschlagen. Eigentlich hatte sie eine glänzende Zukunft vor sich: Bestnoten in der Schule, ein Stipendium fürs College, einen Job als Innenarchitektin …, doch um der Erinnerungen willen kündigt sie und führt die Kneipe weiter, die ihrem Vater und einem Freund der Familie gehörte. Durch Brandstiftung verliert sie ihre karge Einkommensquelle und kommt nur knapp mit dem Leben davon. Wieder aus dem Krankenhaus heraus will sie einen Schlussstrich ziehen und mit dem Mann abrechnen, der ihr schlimmste Dinge angetan hat.
Dorian St. Clair und sein Partner Kyle Logan sind Detectives des NYPD. Niemand weiß, dass die hohe Aufklärungsquote des Teams auf dem Umstand beruht, dass Dorian ein Vampir ist und seine besonderen Fähigkeiten einsetzt. Selbst Kyle hat keine Ahnung. Sie glauben, es sei reine Schikane ihres Chefs, als dieser Dorian vom Dienst suspendiert, nachdem sie den Brandstifter fassten. Tatsächlich steht der Vorgesetzte unter der Kontrolle des Vampirs, den Dorian seit Jahrhunderten vernichten will.
Als sich Tess und Dorian begegnen, ist die junge Frau zunächst alles andere als angetan von dem gutaussehenden Cop, der sich sehr seltsam benimmt. Er hingegen hat sich sogleich in Tess verliebt – und erkannt, dass sie von einem Vampir markiert wurde …
K. C. Hayes schwimmt mit „Dorian – Tränen eines Vampirs“ auf der noch immer populären Welle der romantischen Vampir-Romane mit, leider ohne dem Thema eine neue Facette hinzufügen zu können. Ihr Roman (Bd. 1 von vermutlich 2) fußt vielmehr auf bekannten Klischees: der böse‘ Vampir, der sich die Welt Untertan machen will und vom guten‘ Vampir gejagt wird; die Schöne mit der tragischen Vergangenheit, die auf Rache sinnt und unverhofft einen Beschützer findet; das Milieu der harten, oft korrupten Cops und ihrer skrupellosen Widersacher, darunter die bösen‘ Vampire.
Was man aus dem TV und einschlägigen Romanen kennt, findet sich auch hier. Der Background ist Standard, die Charaktere bleiben Archetypen, die keinerlei Individualität entwickeln. Bei der Lektüre hat man den Eindruck, als habe die Autorin ohne konkretes Konzept einfach drauf los geschrieben‘, denn sie verstrickt sich in Widersprüche (z. B. muss Dorian töten, um seinen Hunger zu stillen, dann wieder kontrolliert er sich und lässt die Prostituierte, die er regelmäßig besucht, am Leben) und versieht ihre Figuren nach und nach mit immer mehr Details (Tess‘ Markierung durch einen Vampir, ihr Kontakt zum Brandstifter), um Konflikte zu erzeugen, die die Handlung spannender gestalten und in die gewünschten Bahnen lenken sollen.
Darüber und aufgrund von unwesentlichen Informationen verliert man jedoch den roten Faden aus den Augen – Dorians Suche nach Laskar -, an die oft nur die Flashbacks erinnern, welche schildern, was vor Generationen geschah, bevor am Ende des Buchs die Fäden wieder zusammengefügt werden, Cliffhanger inklusive. Weniger wäre mehr gewesen.
Das gleiche gilt für die romantischen‘ Momente. Fakt ist: Es gibt keine! Alle Figuren haben Beziehungsprobleme, die von Gefühlskälte über Gewaltausbrüche bis hin zu perversen Praktiken reichen. Zwar gibt es keine wirklich explizite Szenen (andere Autorinnen gehen sehr viel weiter), aber die Beschreibungen sind so derb wie die Dialoge der Cops, der Verbrecher und der lower classes. Die Bösen‘ sind böse und pervers‘, die Guten‘ sind … kaum besser und darum auch nicht sonderlich sympathisch.
Vielleicht ändert sich das alles in Bd. 2, schließlich bleiben noch zahlreiche Fragen, die einer Antwort harren, aber nachdem man sich durch diesen Teil mühte, ist man skeptisch, denn es fallen außerdem formale Fehler auf:
Die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler, fehlende und doppelte Wörter, unpassend und falsch gewählte Ausdrücke werfen die Frage auf, ob überhaupt ein Lektor das Manuskript gesichtet hat. Über den einen oder anderen Tippfehler sieht man stillschweigend hinweg, aber hier sind die Fehler Legion und wirken auf Dauer störend.
„Dorian – Tränen eines Vampirs“ wendet sich an die eingefleischten Fans der Romantic Mystery, kann jedoch nicht wirklich deren Erwartungen erfüllen, da derbe Worte keine romantischen Szenen ersetzen. Stattdessen gibt es Action und Blut, aber daraus ergeben sich keine Entwicklungen, die den Leser packen. Die Location und die Protagonisten sind austauschbar und vermögen nicht zu überzeugen. Ein großes Manko sind zudem die vielen Rechtschreibfehler. Schade! (IS)
18. Sep. 2011 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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Vampire
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