Das Fest der Elfen
Dies ist die dritte Anthologie mit phantastischen Weihnachtsgeschichten unter der Ägide von PIPER-Fantasy-Programmchef Carsten Polzin. Wieder ist der Band, wie seine Vorgänger, hübsch aufgemacht, sprich mit einer kleinen einheitlichen Entry-Grafik über jedem Text versehen. Das einzige Uneinheitliche ist das Layout das Buchumschlags. So sind Antho 1 und 2 mit gleicher Buchrücken-Optik gestaltet, weicht Band 3 komplett davon ab. Das ist aber auch das einzige winzige Manko.
Mike Shultz bietet mit „Der Elf der Weihnachten stahl“ den Auftakt. Darin hegt Louis der Elf den Wunsch Weihnachtsmann zu werden und Rudolf Rotnase kennenzulernen.
Mitternacht des 23.12. – Louis will mit seiner Gefährtin Callie bei einer Familie einbrechen um einige Fehler, die dort der Weihnachtsmann begangen hatte, rückgängig zu machen – sie sind somit sozusagen das „Aufräumkommando des Weihanchtsmanns“.
In „Die Tränensammlerin“ von Marlies Arold ist Liliane auf dem Weg zu Vingelina um ihr ein Fläschchen mit Tränen von Menschen zu übergeben, die sie drei Monate gesammelt hat. Sie ist eine Nachtsammlerin, da Tränen der Nacht die ehrlichsten und somit wertvollsten sind. Vingelina hat ein Elfenherz, kann deswegen nicht weinen und ist mit einem Menschenmann verheiratet.
Liliane ist ein „Halbling“ (Mutter Mensch, Vater Elf) und erzählt den Lesern von ihrer Kindheit, ihrem Freund dem Wolf und dem verstörenden ersten Kontakt mit ihrem Vater im Land der Elfen, wie sie Tränensammlerin wurde und den Gefühlen der Menschen, die Elfen fremd sind ...
Sehr schön geschrieben!
Tobias O. Meißner steuert die Titelstory „Das Fest der Elfen“ bei. Darin werden ein Trupp berittener Soldaten und einem Wagen von einer Lawine überrascht, was sich schlussendlich als Überfall entpuppt.
Celdis und Rukan Ledd Hrengos Beute entpuppt sich als Ladung von Langbögen. Hrengo schlägt vor, diese den Elfen zu verkaufen und hören dort zum ersten Mal von dem „Fest der Vergebung“ ... mit fatalen Folgen.
Julia Conrad erzählt von einem besonderen „Weihnachtseinkauf“ des Rechtsanwalts Herwig. Er will für seine Freundin bei dem Direktor des Kaufhaus „Centrum“ einen besonderen Artikel erwerben – und erfährt am eigenen Leib die Auswirkung von „Angebot und Nachfrage“.
In „Zwei müssen zurück“ von Thomas Plischke ereilt Sigrid Besuch von Gunnar, einem ehemaligen Kollegen ihres Mannes Lars, mit dem sie unglücklich ist. Lars ist beruflich in China und lässt sie mit den gemeinsamen Zwillingen über Weihnachten allein. Sigrid erfährt Erstaunliches über ihn und den Weihnachtsmann ...
Will Elliots „Mrs Claus“ handelt von Santa, der schon lange die Ehrfurcht vor den Elfen verloren hat. Santa wird krank und zerfließt seither in Selbstmitleid. Daher hat er kein Auge auf den Arbeitseifer der Elfen. Schon seit Langem bekniet seine Frau – Mrs Claus – ihn, die Geschenke verteilen zu dürfen. Mit List und Tücke nimmt sie immer mehr Einfluss in die Weihnachtsvorbereitungen und es gerät alles außer Kontrolle, denn Mrs Claus ist eine harte Frau ...
In John Christophers „Weihnachtsrosen“ befindet sich Jo auf dem Raumschiff Arkland und bringt für seinen alten Freund Hans einen Weihnachtsbaum von der Erde mit nach Luna City. Ihn hingegen lässt der Duft der Weihnachtrosen nicht mehr los ...
Jeff Carlson erzählt in „Weihnachtliches Feuer“ von Julie Beauchain, die einen besonderen Job ausübt: die Bekämpfung einer Termitenplage in Montana. An ihrer Seite ist ihr Partner und Geliebter William Highsong.
Den beiden läuft immer wieder ein Mann mit braunen Haaren und Bart über den Weg. Dann berichten Zeugen, dass sie beobachtet haben, wie jemand Insekten in die Stadt geschleust hat. Julie und William kommen einem brisanten Verbrechen auf die Schliche.
In „Der Dunkle Hof lässt bitten“ von Markolf Hoffmann befragt Drudes, der König des Dunklen Feenhofs, eine gefangene Elfe, die eine Schachtel mit einer wunderschönen von Menschen gefertigten Weihnachtsbaumkugel bei sich trug. Drudes befiehlt, dass ihm mehr davon in der Menschenwelt beschafft werden soll – dazu werden die beiden Dunkelelfen Ulces und Vulnes auserkoren. Sie sollen ihren König begleiten, dem sehr schnell in den Ohren klingelt, weil die Menschen ein so lautes Pack sind.
Als die Dunkelelfen in eine WG einbrechen um dort den Christbaumschmuck zu stehlen, werden sie von dem kleinen Mariechen überrascht ... doch das ist nicht das Einzige, was sie ereilt!
Dan Wells erzählt in „Gloria“ wie Gloria Hollins den Brief eines Mannes erhält, der sie immer in einem Wal-Mart beobachtet (und nicht nur dort) und gerne näher kennenlernen möchte – es wird nicht der einzige Brief bleiben ...
Mit „Soltaine“ beendet Richard Schwartz diese Sammlung. Die Erzählung entführt die Leser in die Welt von Askir.
Lisbeth bittet ihren Großvater eine Geschichte zu erzählen – es ist die, mit der alles seinen Anfang nahm ... eine Reisegruppe, der eine schwangere Frau angehört, begegnet im Winter zwei Reiter, die sich als Legionäre entpuppen. Als bei der Frau die Wehen einsetzen, kehren alle in einer Gastschenke ein – es ist die Nacht vor Soltaine und die Dorfgemeinschaft fürchtet sich weil ihre traditionelle Prozession nicht stattfinden kann, da der Priester nicht erschienen ist und das Tor zum Tempel verschlossen blieb. Nun fragen sich die Dorfbewohner wer sie vor den Geistern schützen soll, wenn diese kommen. Einer der Legionäre bricht mit einem Knecht zum Tempel auf um dort nach dem Rechten zu sehen ...
In dieser Anthologie überzeugen die Beiträge der nationalen Autoren vor denen der internationalen. Was wieder einmal beweist, dass es genug gute deutschsprachige Autoren gibt und man nicht über den großen Teich schielen muss.
Die Sammlung liest sich abwechslungsreich und unterhält nicht nur unter dem Weihnachtsbaum.
Fazit: Abwechslungreiche, kurzweilige hübsch aufgemachte Fantasy-Anthologie.
30. Nov. 2011 - Alisha Bionda
Der Rezensent
Alisha Bionda
Balearen
Website: http://www.alisha-bionda.net
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Autorin, Herausgeberin, Redakteurin, Journalistin, Rezensentin, Agentin
Alisha Bionda wurde in Düsseldorf geboren und lebt seit 1999 auf den Balearen. Die Autorin beendet ihren Tagesablauf nachts am Meer - bis zum 23.05.2009 mit ihrer afghanischen Windhündin Jamila, die dann leider über die Regenbogenbrücke “gegangen...
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