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Schwarze Sonne scheine
Ein junger Mann, aufgewachsen in einem katholischen Internat, hat den festen Wunsch Autor und Dichter zu werden. Sein väterlicher Freund, ein katholischer Priester des Internats, unterstützt ihn in diesem Bestreben und lehrt ihn nicht nur die Religion, sondern auch das weltliche Leben. Als es ihm schlecht geht rät der Priester dem angehenden Schriftsteller sich einer befreundeten Ärztin anzuvertrauen. Die diagnostiziert bei dem jungen Mann eine tödliche Krankheit, deren sofortige Therapie nur von ihr und in Atlanta, in den USA, in die Wege geleitet werden kann. Für eine zweite Diagnose fehlt die Zeit. Verzweifelt sucht der junge Mann nach Antworten, getrieben von Furcht und Hoffnung. Seine Eltern beharren darauf, dass er zu einem anderen Arzt geht, doch sein väterlicher Freund möchte, dass er der diagnostizierenden Ärztin vertraut. Meinung:Albert Ostermaiers zweiter Roman ist eine empfindsame Parabel auf das Leben und die menschliche Entwicklung vom unmündigen Kind zum selbstbestimmten Erwachsenen. Die todbringende Erkrankung und die psychischen Folgen der Diagnose, so einfühlsam sie beschrieben sein mögen, treten im Handlungsverlauf weitestgehend in den Hintergrund. Vorrangig werden die Beziehungen des Protagonisten in Frage gestellt. Da er seine wichtigsten Kinder- und Jugendjahre in einem katholischen Kloster verbracht hat, ist das Verhältnis des junge Mannes zu seinen Eltern höflich, aber distanziert. Bezugsperson ist sein väterlicher Freund, ein katholischer Priester, dem er bedingungslos vertraut. In vielen Fragen steht ihm dieser mit Rat und Tat zur Seite, ja ist beinahe allgegenwärtig im Tun und Handeln des angehenden Schriftstellers. Doch wie die meisten Elternfiguren, so hat sich auch der Priester sein Vertrauen nicht verdient, es wurde anerzogen. Ostermaiers Protagonist sucht verzweifelt nach Antworten, nach jemandem zu dem er aufschauen kann, und der ihm sagt was richtig und was falsch ist. In der Unfähigkeit des jungen Mannes eigene Entscheidungen zu treffen, liegt eine deutliche Kritik an der katholischen Kirche und der christlichen Religion, die es verbieten Gottes Werk in Zweifel zu ziehen. „Schwarze Sonne scheine“ wird somit zu einem geistigen Initiationsritus für den (Anti-)Helden. Im Griot-Verlag ist das Hörbuch als gekürzte Autorenlesung herausgekommen. Ostermaier erweist sich als talentierter Sprecher, der den nicht immer einfach verpackten Stoff leidenschaftlich interpretiert. Der Vorteil von Autorenlesungen ist ja ohnehin, dass keiner den betreffenden Roman besser kennt, als der Verfasser selbst, und dieser am ehesten versteht welche Passagen besonders hervorgehoben werden müssen. Dies geschieht nicht nur durch Ostermaiers Spiel mit der Stimme, sondern auch durch die sparsam, aber gezielt eingesetzte Musik von Hans Platzgumer. „Schwarze Sonne scheine“ ist kein Unterhaltungsroman und auch kein Hörbuch, das man nebenbei konsumieren könnte oder sollte. Vielmehr muss man sich mit dem Werk auseinandersetzen und sich auf die stellenweise tragikomische Naivität des Protagonisten einlassen.Aufmachung:Das verschwommene Konterfei des jungen Mannes auf dem Cover des Hörbuchs ist ein deutlicher Hinweis auf die unreife Individualität des Protagonisten. Treffend und minimalistisch. Das Hörbuch wird in einem aufwendig gestalteten Digi-Pack präsentiert. Klappt man es auf präsentiert sich dem Betrachter eine schöne, aber auch trübsinnig machende Winterlandschaft. Ausführliche Informationen zum Autor Albert Ostermaier und zum Musiker Hans Platzgumer runden die Gestaltung des Hörbuchs perfekt ab.Fazit:Einfühlsame und anspruchsvolle Parabel auf die Reifung der menschlichen Persönlichkeit. Herausragend inszeniert und unterhaltsam gelesen vom Autor selbst. 30. Dez. 2011 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. [Zurück zur Übersicht] |
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