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Das Hotel
„Ist gerade Jagdsaison?“ Meinung:Hinter dem Pesudonym Jack Kilborn verbirgt sich der amerikanische Schriftsteller und Drehbuchautor Joseph Andrew Konrath. Als Kilborn widmet er sich vorrangig dem Schreiben von zeitgenössischen Horror-Romanen. „Das Hotel“ ist sein zweites ins Deutsche übersetzte Werk und liest sich wie eine rasante Mischung aus „The Texas Chainsaw Massacre“ und „The Hills have Eyes“. Auffallend ist der visuelle Stil, in dem Kilborn seine Story verfasst hat, und der die Lektüre äußerst kurzweilig gestaltet. Natürlich setzt die Geschichte in erster Linie auf plakative Schockeffekte und effektheischende Brutalität. Richtig in Gang kommt das Gemetzel jedoch erst in der zweiten Hälfte des Buchs. Die erste Hälfte beschäftigt sich mit der Einführung der unterschiedlichen Charaktere, die scheinbar direkt dem Storyboard eines Filmsets entsprungen zu sein scheinen. Tatsächlich bekommt man während des Lesens den Eindruck einen detailliert ausgearbeiteten Filmentwurf in Händen zu halten. Sozusagen das Buch zum noch nicht gedrehten Film. Die Protagonisten sind keine gewöhnlichen Personen, sondern bieten jede Menge Konfliktpotenzial, das jedoch nur selten glaubwürdig genutzt wird. Vielmehr bedient sich Kilborn bei allerhand Klischees und den Stereotypen des amerikanischen B-Movies. Die Spitzensportlerin Deborah Novachek, die bei einem Unfall in den Bergen beide Beine verlor, begegnet nicht nur einem attraktiven Sportjournalisten, der ihren inneren Schutzwall überwindet, sondern auch jenem Berglöwen, der zu ihrer geheimen Nemesis wurde. Dass die degenerierte Hillbilly-Familie sich aber ausgerechnet die Bestie als Schoßtier aussucht, die Deborah so übel zugerichtet hat, ist mehr als hanebüchen. Ebenfalls sehr bemüht wirkt das Familienkonstrukt der Pillsburys. Krebskranke Frau will sich mit ihrer erwachsenen Tochter versöhnen und schließt Freundschaft mit der Enkelin, indem sie ihr allerhand Karatetricks beibringt, welche die kleine Göre in Extremsituationen natürlich sogleich abrufen kann. Und auch die Super-Granny Florence darf zeigen was trotz ihrer 65 Lenze noch in ihr steckt. Heimlicher Star ist der Schäferhund JD, um den man tatsächlich bangen muss, und der eine ausgeprägte Antipathie gegen deformierte Hinterwäldler entwickelt. Der oben bereits erwähnte Film „The Hills have Eyes“ lässt grüßen. Einer der interessantesten Charaktere des Buchs ist unzweifelhaft Marias Bruder Cam, dessen Vorgehensweise absolut fragwürdig aber nichtsdestotrotz erfolgversprechend ist. Marias Martyrium wird sehr anschaulich und intensiv beschrieben, so dass das Buch wirklich nichts für schwache Nerven ist. Für den schwarzen, morbiden Humor sorgt indes Eleanor mit ihrer Brut, vor allem durch ihr Faible für US-Präsidenten. Bis auf die wirklich plastischen Splatterszenen ist der Roman jedoch sehr schematisch aufgebaut, und das äußerst kitschige Ende an den Haaren herbeigezogen. Immerhin kommt keiner der Protagonisten ohne Blessuren davon, und der Epilog lässt hoffen, dass eben doch nicht alles ganz so glimpflich abgelaufen ist wie befürchtet. Nichtsdestotrotz bleibt der Roman hinter den Erwartungen zurück. Die oberflächliche Charakterisierung der Hauptfiguren macht eine Identifikation mit den Protagonisten fast unmöglich. Die Operationsszene indes geht wirklich unter die Haut und entschuldigt zusammen mit den Leiden von Marias Verlobtem viele Schwächen des Romans.Aufmachung:Die Coverillustration besteht wie bei Kilborns Horror-Debüt „Angst“, fast nur aus dem Titelschriftzug, der dem potenziellen Leser bereits von Weitem in Auge fällt. Papierqualität, Schriftsatz und Lektorat entsprechen dem hohen Verlagsstandard.Fazit:Super-Granny versus Hillbillys. Klischeebehaftete Charaktere in einer düsteren, plakativen Horror-Story. Leicht verdauliche Genrekost. 19. Jan. 2012 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. [Zurück zur Übersicht] |
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