Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Übersicht
Neu hinzugefügt
Rezensenten
Genres
Sammelkategorien Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Rezensionen > Vampire > Thomas Harbach > Horror > Vergeltung der Vampire
emperor-miniature

Vergeltung der Vampire

VERGELTUNG DER VAMPIRE

David Wellington
Roman / Horror

Piper
Originaltitel: 23 Hours

Taschenbuch, 368 Seiten
ISBN: 978-349226720-5

Dez. 2011, 1. Auflage, 9.99 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen

Mit "Vergeltung der Vampire" liegt der inzwischen dritte Roman um die Vampirjägerin Laura Caxton vor. Der deutsche Titel ist in mehrfacher Hinsicht unglücklich gewählt. Zum einen handelt es sich nur um eine Vampirin namens Justina Malvern, die sich inzwischen an der inhaftierten ehemaligen Polizistin rächen möchte. Zum anderen spielt "Vergeltung" mit der Erwartungshaltung der Leser, da David Wellington über neunzig Prozent des Plots als eine Art sehr umständlichen MacGuffin nutzt, dessen Sinn am Ende dem verblüfften Leser zwar erklärt wird, der ihn aber in diesen Form eher als kommerziellen Versuch interpretieren muss, die Serie fortzusetzen. "32 Fangs" ist folgerichtig auch für dieses Jahr angekündigt. Im Original heißt der Roman sehr viel einfacher und passender "32 Hours". 32 Stunden hat Laura Caxton Zeit, ihre von Malvern gefangen gehaltene Geliebte Clara zu befreien.

Eigentlich eine ideale Ausgangsbasis für David Wellington, der unmögliche Missionen – siehe seine „Zombie“- Romane – liebt. Herausgekommen ist ein leider ambivalentes Lesevergnügen, das Wellingtons Stärken und Schwächen als Autor deutlicher offenbart als es dem Leser lieb ist. „Vergeltung der Vampire“ spielt überwiegend in einem Hochsicherheitsgefängnis für Frauen. Der ganze Prolog bewegt sich auf den einen Moment zu, wo sich Laura Caxton und Clara an einem einzigen Ort aufhalten. Dramaturgisch solide, aber nicht unbedingt inspiriert gemacht versucht der Autor den Leser noch ein wenig abzulenken, in dem Malvern plötzlich ohne Laura Caxton im Nacken auffällige Massenmorde begehen lässt. Clara muss sich mit den Bürokraten in der Polizeibehörde auseinandersetzen, die zwar die Gefahr durch die Vampirin erkennen, ihr aber mit eher bodenständigen Methoden zu Leibe rücken wollen.

So kommt es wie es kommen muss. Laura Caxton, Clara und schließlich Malvern treffen sich in dem Gefängnis. Malvern verführt mit dem Versprechen des ewigen Lebens die krebskranke Anstaltsleiterin, während Clara gefesselt über die Bildschirme Laura Caxtons Überlebenskampf gegen die willenlosen Helfer Malverns antreten und sich zu Clara durchkämpfen muss. Ein unter normalen Umständen nicht einhaltbares Ultimatum; eine extreme Umgebung mit brutalen Frauengangs, von denen einige Rechnungen mit der verhassten wie populären Vampirjägerin offen haben sowie die finale Konfrontation zwischen Malvern und Caxton versprechen einiges an Spannung. Leider wirkt „Vergeltung der Vampire“ in dieser Hinsicht überambitioniert und bis zum nicht befriedigenden Ende zu stark durchkonstruiert und zu wenig improvisierender, schockierend und vor allem provozierend erzählt. Manche Szene aus Wellingtons Zombie Romanen findet man sehr viel intensiver und besser geschrieben, überraschender komponiert wieder. Laura Caxtons Arsenal an Waffen wächst mit jedem Schritt, den sie sich auf teilweise abenteuerlichen Wegen auf Malvern zu bewegt, bis sie gut ausgerüstet den finalen Showdown beginnt, der überraschend wie im Kern angesichts des komplizierten Plots auch ein wenig enttäuschend endet. Die Actionszenen sind nicht schlecht geschrieben und ausreichend blutig. Insbesondere die verschiedenen Auseinandersetzungen mit einer besonders brutalen Frauengang im Gefängnis machen keine Gefangenen und sind unangenehm wie der Erwartung entsprechend brutal geschrieben. Aber bei David Wellington erwartet der Leser keinen Blümchenvampirsex. Es geht in seinen Arbeiten immer um das nackte Überleben, wobei nicht selten die Menschen schlimmere rücksichtslosere Raubtiere als die Vampire oder Zombies sind. Aber nach fünf bislang veröffentlichten Romanen hat sich der Leser an diese direkte Art des Erzählens gewöhnt und erwartet teilweise den nächsten Schritt.
Während der auf der Actionebene nicht erfolgt, wirken die einzelnen Protagonisten über Laura Caxton, Clara und ihre Antagonistin Malvern hinausgehend sehr viel dreidimensionaler und interessanter gezeichnet als in den ersten beiden Teilen der Vampirserie. Während Clara in ihren Selbstzweifeln an der Beziehung zur egoistischen und von der Jagd auf die Vampirin eingefangenen Laura Caxton von Selbstzweifeln gequält über weite Strecken des Buches in eine undankbare wie passive Beobachterrolle gedrängt worden ist, muss sich die ehemaligen Polizistin erst in der neuen Umgebung orientieren. Hier gelingt David Wellington, sie verletzlicher und dreidimensionaler zu beschreiben als im Vorgängerband. Caxtons Zellengenossin Gert ist nicht nur Medikamentenabhängig, sie hat sich als Kindermörderin in eine Scheinwelt zurückgezogen, aus der sie im Grunde nicht mehr entkommen kann. Etwas dümmlich, naiv, aber während der Flucht nicht nur eine treue Gefährtin, sondern vor allem opfert sie sich im entscheidenden Moment. Es spricht für David Wellingtons wachsende Erfahrung als Schriftsteller, diese im Grunde unsympathischen Figuren doch irgendwie zugänglich zu beschreiben, so dass in Caxton stellvertretend für den Leser zwar kein Verständnis für ihre Taten, aber zumindest so etwas wie Mitleid für die nicht einfachen Lebensumstände erwächst. Auch die Gefängnisdirektorin als verführte und hinsichtlich ihrer Arbeit inzwischen desillusionierte wie schwerkranke Frau ist solide gezeichnet. Wellington gibt diesen Außenseitern die Möglichkeit, sich in der ansonsten eher geradlinigen emotional unterkühlten Handlung zu positionieren. Guilty Jen ist dagegen ein klassisches Gangmitglied, das aus Filmen wie Jack Hills „Switchblade Sister“ stammen könnte. Neben dem unsympathischen wie opportunistisch unrealistischen Bürokraten Fetlock eine der Figuren, an denen sich der Leser reiben soll. In ihren Handlungen ausgesprochen konsequent ist ihre Aufgabe, Caxton immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen; gegen den gesunden Menschenverstand zu agieren und schließlich doch als Verlierer den Platz zu verlassen.
Was die Haftanstalt angeht, so verzichtet Wellington auf ausführlichere Beschreibungen und bleibt eher spartanisch. Ihm geht es nicht darum, Reformen der Haftbedingungen zu erwirken, er schreibt seinen Roman vor dem Hintergrund lebenslang weg gesperrter Frauen, die sich eher als Gefahr für die Menschheit betrachten. Bis ihnen in Gestalt der Vampiren etwas begegnet, das ihre schwerkriminellen Taten in den Schatten stellt.
Zusammengefasst ist „Vergeltung der Vampire“ eine solide Fortsetzung mit einem offenen Ende, das das Interesse an dieser Serie im Leser trotz oder gerade wegen des unbefriedigenden Schlusses aufrechterhält. Im Vergleich zu „Vampire Zero“ ist der Plot sehr viel stringenter entwickelt und die Ausgangslage mit den engen Gefängnisgängen und den zumindest auf den ersten Blick fehlenden Fluchtmöglichkeiten ist der ideale Hintergrund für eine sehr viel intensivere, dunklere Atmosphäre. Manchmal macht David Wellington aus diesen Möglichkeiten zu wenig. Insbesondere im Mittelteil schleppt sich die Handlung stellenweise ein wenig zu sehr dahin, bevor der Autor gegen Ende notwendigerweise das Tempo deutlich wieder anzieht und zumindest einen lesenswerten, wenn auch den Esprit seiner ersten Arbeiten vermissenden Roman abgeliefert hat.

25. Jan. 2012 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

Total: 732 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen


Vampire

Dracula
Horror - Rezensent: Florian Hilleberg
Captain Kronos - Vampirjäger
Horror - Rezensent: Florian Hilleberg
Gruft der Vampire
Horror - Rezensent: Florian Hilleberg
Weitere Rezensionen zu Vampire finden Sie in der entsprechenden Sammelkategorie!

Weitere Rezensionen

Vergeltung der Vampire
David Wellington - VERGELTUNG DER VAMPIRE
Horror - Rezensent: Florian Hilleberg

[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info