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Perry Rhodan Chronik 2
| PERRY RHODAN CHRONIK 2
Michael Nagula Buch / Sachbuch
Hannibal- Verlag
Hardcover
ISBN 9783854453307
12/2011 erschienen
573 Seiten
zahlreiche Fotoseiten
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Ganze sechs Jahre – 1975 bis 1980 – umfasst der zweite Band der von Michael Nagula zusammengestellten „Perry Rhodan Chronik“. Im Vergleich zu den fünfzehn Jahren der ersten Ausgabe eine zeitlich geringe Spanne, in der alles „Der Erbe des Universums“ dem Science Fiction Boom folgend expandierte. 1975 ist das Jahr gewesen, in dem die Verlagsgruppe Pabel Moewig die meisten Auslandslizenzen der Heftromanserie verkaufen konnten. 1975 ist auch das Jahr gewesen, in dem das einzige offizielle PR Jahrbuch vom Verlag veröffentlicht worden ist. Auch in einem anderen Punkt ist 1975 eine Art Scheidejahr. Obwohl William Voltz kurz nach der Veröffentlichung des Jubiläumsbandes 500 inoffiziell von K.H. Scheer übernommen hat, machte die Verlagsleitung diese Tatsache erst 1975 per Rundschreiben bei allen Autoren offiziell. Es sind diese Kleinigkeiten, die den vorliegenden Band noch stärker als die erste Ausgabe der „Chronik“ zu einer Pflichtlektüre machen.
Eingeleitet von insgesamt vier sehr unterschiedlichen Vorwörtern – Erich von Däniken, Andreas Eschbach und für die Autoren der dritten und vierten Generation Hubert Haensel sowie Frank Borsch – dominiert William Voltz vor, hinter und teilweise neben den Kulissen mit nicht realisierten Projekten wie der „Frankenstein“ Heftromanhorrorserie das Geschehen. Es ist das Portrait eines talentierten und intelligenten Machers, der zwar immer von der Verlagsseite sanktioniert mehr und mehr aus dem langen Schatten K.H. Scheers und weniger Walter Ernstings tritt. Es ist das Portrait eines Autoren, der mehr von der Studentengeneration der sechziger Jahre als dem Technikfetischismus geprägt worden ist und welcher das Idealbild des perfekten Menschen ins All schickt. Zu den bislang wenig bekannten Informationen gehört, dass William Voltz ein ausgesprochener Comicfan gewesen ist und anonym anscheinend einige „Buffalo Bill“ Comics geschrieben hat. Deutlicher arbeitet Michael Nagula heraus, welchen Einfluss insbesondere Cheflektor und - verantwortlicher Bernhardt auf zahlreiche Reihen sowie auch die inhaltliche Gestaltung einzelner Abschnitte insbesondere der „Atlan“ Serie gehabt hat. Hier sei expliziert der 300er Zyklus um den wieder auftauchenden Kontinent Atlantis erwähnt, der gleichzeitig die Stärken – die ersten knapp dreißig Hefte als reine Fantasy- Serie mit einer ausgesprochen stringenten Handlung – sowie die Schwächen – die Übergabe der Exposeverantwortung des inzwischen aus dem Ruder gelaufenen Zykluses von William Voltz an Marianne Sydow – erwähnt. Mit den kritischen Zwischentönen bleibt Michael Nagula an der Oberfläche, sie sind aber vorhanden. Bei „Perry Rhodan“ wird im Gegensatz zum streng hierarchischen „Alleinherrscher“ über die Exposes Scheer die demokratische Grundeinstellung William Voltzs deutlich, der immer auch für bizarre Ideen ein offenes Ohr hatte und trotzdem die Zyklen im Großen so konzipierte, wie sie seinem persönlichen Weltbild von einer friedlichen, neugierigen, demokratischen Menschheit insbesondere gegen die Zeit des kalten Krieges an argumentierend entsprochen haben.
Interessanterweise haben sich insbesondere die Autoren der Gegenwart mit den teilweise wieder stark militärischen Untertönen in der laufenden Serie von Voltz Zwiebelschalenmodell entfernt, so dass das Erscheinen der Chronik die nicht immer nur positiven Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart der Serie noch stärker betont.
Auffällig ist weiterhin der fragmentarische Charakter der Chronik. Im Gegensatz zu den wöchentlichen Beilagen in der dritten und fünften „Perry Rhodan“ Auflage muss von einem Leser erwartet werden, dass er sich an wenige Seite vorher präsentierte Informationen noch erinnern kann. Daher erscheint es unnötig, wenn Dirk Hess und sein frühzeitig verlagstechnisch verstorbenes Projekt „Frankenstein“ mehrfach vorgestellt werden. Derartige Fakten – Willy Voltz soll sogar einen Roman fertig gestellt haben – können komprimiert in einem Kapitel abgehandelt werden. Über den Voltz Roman erfährt der Leser leider ebenso wenig wie über den Roman eines Perry Rhodan Autoren, den es offiziell nie gegeben hat, weil ihn der Verlag ablehnte. Es sind diese Blicke hinter die Kulissen, die insbesondere auch hinsichtlich der terminlichen Schwierigkeiten sowie der drastischen Aufforderung an die Perry Rhodan Autoren, zwecks Joberhaltung „Roboter“ Geschichten zum ersten Jahrbuch beizusteuern, welche Nagulas Wühlarbeit so ansehenswert machen. Immer den laufenden Zyklus im Auge behaltend stellt Michael Nagula mit Marianne Sydow die weibliche Neueinsteigerin in die Serie genauso vor als das er über den Tellerrand zur Bastei Konkurrenz in Form der „Commander Scott“ Reihe schaut. Noch bevor „Star Wars“ und „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ insbesondere im Science Fiction Taschenbuch eine förmliche Welle mit neuen Verlagen und neuen Reihen auslöste, boomte der Heftromanmarkt, bevor er in den frühen achtziger Jahren wie eine Seifenblase zusammenfiel. Mit dem ausführlichen Portrait Kurt Brands, der nur wenige Romane für „Perry Rhodan“ verfasst hat, streift Michael Nagula neben „Raumschiff Promet“ und „Ren Dhark“ ein ausgesprochen weites Spektrum kurzlebiger Heftromanserie. „Checkpoint 2000“ sei hier nur erwähnt. In den siebziger Jahren war die traditionelle Karriere eines „Perry Rhodan“ Autoren meistens erste Veröffentlichung in der langjährigen SF- Einzelromanreihe des „Zauberkreis“ Verlages, seltener einen Abstecher zur kurzlebigen „Gemini“ Reihe Kelters und so gut wie gar nicht in den puppigen Taschenheften Erbers. Dann erste Veröffentlichungen bei „Terra Astra“, „Atlan“ und schließlich „Perry Rhodan“, wobei sich hier - wie Wolfpeter Ritter zweimal erlebte - die Spreu vom Weizen trennte. Nicht nur die talentiertesten Autoren sollten für das Flagschiff schreiben; sie mussten zuverlässig und vielseitig sein. Denn nicht selten riefen weitere Aufgaben wie „Mythor“ oder „Die Seewölfe“, bei denen die Autoren wie bei „Atlan“ ein Heim finden konnte, denen entweder Science Fiction weniger lag oder die es nicht bei „Perry Rhodan“ schafften. Aus heutiger Sicht schafft es Michael Nagula packend, diese kurze Phase der dritten Autorenexpansion bildhaft, übersichtlich und doch manchmal ein wenig ironisch pointiert darzustellen. Das mancher Linker wie der inzwischen verstorbene H.J. Alpers zumindest einmal den Weg zum Verlag - als erfolgreicher Herausgeber der ausgesprochen progressiven „Moewig“ SF Reihe - und zu „Perry Rhodan“ - ein Taschenbuch stammt aus Alpers Feder - gefunden hat, sei nur süffisant am Rande erwähnt, während seine damaligen Mitstreiter wie Horst Pukallus oder Roland M. Hahn mit den „kleinen“ Verlagen wie Bastei, Erber oder Kelter sich begnügen mussten. So wird die Chronik auch zu einer kurzweilig zu lesenden, aber nur selten über die Nennung der Autoren bzw. signifikanter Veröffentlichungen hinausgehend zu einer Bestandsaufnahme des damaligen Science Fiction bzw. im Verlauf der Jahre 1976/1977 auch des Horror Heftromanmarktes.
Der Versuch, die einzelnen Publikationen wie mehr als eintausenddreihundert TERRA, TERRA NOVA und schließlich TERRA ASTRA auch als Sprungbrett für angehende Autoren in kurzen Textblöcken abzuhandeln, wirkt ambitioniert, wenn auch nicht immer wirklich übersichtlich. Ähnliches zeigt sich bei der fast unendlichen Odyssee der „Orion“ Heftromane. Dieses Thema greift Michael Nagula mehrmals auf. Ein letztes Mal, als es um den immer wieder gerne benutzten Begriff der Vergangenheitsabenteuer von „ATlan“ über die „Orion“ bis zu Ewers Ideen bezüglich der Rhodanserie geht. Wie schon mehrmals angesprochen, wäre es für eine kontinuierlich zu lesende Buchausgabe der Chronik sinnvoller, diese einzelnen Themenblöcke zusammenzufassen und Wiederholungen zu vermeiden. Beim „Perry Rhodan Magazin“ greift Michael Nagula nicht nur auf den Slogan „Europas größte Science Fiction Zeitschrift“ einmal zu oft zurück, sondern spaltet den Inhalt des Magazins über mehrere weiter auseinander stehende Kolumnen auf, so dass es unwillkürlich zu Wiederholungen kommt. Warum nicht dieses komplexe wie in der Außenwirkung des Magazins relevante Thema in einer Ausgabe abhandeln? Zumindest in der Buchausgabe.
Bei anderen Sonderprojekten wie dem „PR Jahrbuch“ – kein Erfolg – oder dem „Perry Rhodan“ Magazin, das ursprünglich nur als Sonderheft aufgrund des „Star Wars“ Booms konzipiert worden ist, trägt Nagula sehr viele überraschende Fakten zusammen, die gut unterstreichen, welche Eigendynamik diese Sonderpublikationen manchmal einnehmen können. Immer wieder stößt man wie auch bei den Kurzgeschichtenwettbewerben auf heute bekannte Namen – wie Werner A. Fuchs, der als Fan sich über diverse Verlage zum Verlagschef hoch gekämpft hat - und deren Wurzeln. Das letzte Drittel des Bandes bestimmen die beiden wichtige Jubiläumsbände „Atlan“ 500, der die kränkelnden Verkaufserfolge der Schwesterserie beleben und sie wieder enger an die Mutterserie binden sollte, sowie natürlich „Perry Rhodan“ 1000, der inklusiv der diversen Sonderpublikationen und dem ersten Weltcon in Mannheim den gebührenden Raum einnimmt. Aus heutiger Sicht ist es tragisch, dass Willy Voltz kurze Zeit nachdem er die Geschicke der Rhodan Serie im Grunde unter die alleinige Kontrolle genommen und mit seiner über vierhundert Romane umfassenden Version eine Basis gelegt hat, von der die Serie auch heute noch profitiert, erkrankte und viel zu jung – um leider eine von Michael Nagulas Floskeln zu benutzen – verstorben ist. Der zweite Chronikband zeigt deutlich auf, wie sich das Gefüge innerhalb der „Machtkonstellation“ hinter den Kulissen von Scheer über den Cheflektor Bernhardt schließlich zu Voltz verschoben hat. Damit ist auch die anfänglich von Voltz propagierte Basisdemokratie ad absurdum geführt worden, da er nach Band 1000 ein kleines Team und eine sehr dicke rote Linie bevorzugte.
Es steht außer Frage, das nicht jede Publikation rund um gelungen ist. Trotzdem bezeichnet Michael Nagula fast alles als Meilenstein. Es ist klar, dass die Chronik als Verlagspublikation in Auftrag gegeben worden ist, aber ein wenig mehr kritische Reflektion würde die zahlreichen unfraglichen „Höhepunkte“ glaubwürdiger erscheinen lassen. Wenn zum Beispiel K.H. Scheers unsportliche wie von verschiedenen Seiten bestätigte Aktionen hinter den Kulissen, Walter Ernsting als Serienmitbegründer von den Titelbildern zudrängen, zumindest für eine Änderung der Untertitelzeile mit Band 1007 mitverantwortlich ist, sollte er erwähnt haben. Michael Nagula umschifft diese Klippe ausgesprochen unglaubwürdig und entwertet so teilweise die minutiöse Recherche, die ohne Frage in die Bände geflossen ist.
Die Vielzahl der Fakten, Facetten und Informationen beginnend mit dem Jahr 1975 wirkt erschlagend, wobei der Chronist ganz bewusst „künstlerische“ Aspekte von reinen Verlagsentscheidungen trennt. Der von Frank Borsch angesprochene Blick in eine Art reale Welt hinter der Kulisse der Serienproduktion wird dreidimensionaler. Michael Nagula kann auf mehr Informationen zurückgreifen und durch die Nutzung unterschiedlicher Perspektiven – auf der einen Seite die rein geschäftlichen wie distanzierten Briefwechsel, auf der anderen Seite Interviews mit zahlreichen „Zeitzeugen“ – ein mehr abgerundetes Bild dieser für die „Rhodan“ Serie signifikanten Jahre zeichnet. Dabei agiert Bernhardt durchaus mit Zuckerbrot und Peitsche, versucht seine für „Perry Rhodan“ schreibenden Eliteautoren nicht nur zu motivieren und zu fordern, sondern vor allem auch immer wieder für neue Konzepte einzuspannen. Das er insbesondere William Voltz bis zur Grenze der Belastbarkeit gefordert hat, lässt sich zwischen den Zeilen gut erkennen. Trotzdem gewährte ihm der Verlag ausgesprochen viele Freiheiten. Diese Mischung aus hierarchischer Struktur und Basisdemokratie führte „Perry Rhodan“ und einige Nebenprodukte zu einer auch heute noch einzigartigen inhaltlichen Höhe. Der Blick hinter die Kulissen mit zahlreichen Zitaten aus Rundschreiben, Briefen und den Autorenkonferenzen sowie kurzen Essays gelingt dem Chronisten mit einer ausgewogenen Mischung aus beweisbaren Fakten sowie fundierten Vermutungen überzeugend.
Es sind aber die persönlichen Geschichten, welche den Band so lesenswert machen. Das ausführliche Portrait des sympathischen Hans Peschkes, der schließlich ideentechnisch wie stilistisch immer mehr dem Markt hinterherhinkte und dessen Einkommen durch die Einstellung im Grunde aller Heftromanreihen dramatisch eingeschränkt worden ist. Erfolgreichen, sprich vermarktbaren Autoren schenkte der Verlag Taschenbuchreihen - siehe sowohl K.H. Scheer als auch Clark Darlton, dem Pulpautoren W.D. Rohr sowie schließlich mit Andre Norton und E.C. Tubb zwei englischsprachigen Schriftstellern. Kurt Brands zahlreiche, immer verzweifelter wirkende Versuche, im lukrativeren Taschenbuchmarkt Fuss zu fassen werden ebenso besprochen wie die „Eintagsfliegen“ - nicht negativ gemeint - unter den talentierten Autoren, die wie Roland Rosenbauer entweder den Tummelplatz der Eitelkeiten wieder verlassen haben oder wie Klaus Fischer schwer erkrankt und früh gestorben sind. Ihnen errichtet Michael Nagula - natürlich der Vollständigkeit halber sich immer selbst auch erwähnend - kleine Denkmale am Wegesrand der Rhodan Serie.
Am interessantesten ist die Wandlung Erich von Dänikens vom Saulus zum Paulus. Von der Verlagsleitung inklusiv einiger Autoren aufgrund seiner „Erinnerungen an die Zukunft“ und die Präastronautikthesen abgelehnt, dagegen von Walter Ernsting freundschaftlich unterstützt biedert sich der Verlag auf dem in München stattfinden Weltkongress der Präastronauik genauso an wie durch die Veröffentlichung des umstrittenen Sachbuches „Die Manna- Maschine“, für die der Verlag in allen phantastischen Publikation außerordentlich stark die Werbetrommel geschlagen hat.
Marianne von Sydow als neues Mitglied des „Atlan“ und „Rhodan“ Teams lieferte zumindest als Exposeautorin „ordentliche Arbeit“, während sie erstens die Frauenquote nicht nur der Rhodanserie, sondern der deutschen Science Fiction Autoren hochhielt und für eine modernere wie überzeugendere Charakterisierung weiblicher Figuren in der Rhodanserie sorgen sollte. Die Diskussionen um die Behandlung des Themas Frau/ Emanzipation lesen sich aus heutiger Sicht ein wenig befremdlich, haben aber insbesondere den geschäftstüchtigen Cheflektor Bernhardt lange Zeit genau wie Atlantis beschäftigt.
Interessanter sind die Aussagen der zum Teil leider inzwischen verstorbenen Autoren wie Werner K. Giesa, W. A Hary, Roland Rosenbauer oder Hans Peschke, die es „nicht“ geschafft haben oder es nicht alleine vom Pabel- Verlag abhängig schaffen wollten. Sie runden die Beschreibung der Laufwege hinsichtlich der Autorengewinnung genauso ab wie sie unterstreichen, das zumindest in monetärer Hinsicht die „Perry Rhodan“ Serie für freischaffende Schriftsteller auch eine Art Basisgehalt dargestellt hat.
Trotz der vielen nicht negativ gemeinten „Nebenkriegsschauplätze“, Expansionsbemühungen und schließlich auch dem sich stark verändernden/ teilweise zusammenbrechenden Heftromanmarkt handelt es sich aber um eine Chronik der Perry Rhodanserie. Michael Nagula fasst chronologisch die einzelnen „Rhodan“ Zyklen beginnend mit der heute noch legendären „Aphilie“ inhaltlich kurz zusammen und ordnet nicht selten Schlüsselromane den einzelnen Autoren zu. Ähnlich, aber teilweise ausführlicher geht er bei „Atlan“ vorbei, wobei er in diesem Fall dank Unterreihen wie „Atlan Exklusiv“ den Bogen nicht nur weiter spannen, sondern zeitlich sogar zum ersten Band der „Chronik“ schlagen muss. Während die „Rhodan“ Serie inhaltlich von einem Höhepunkt zum anderen unter der straffen Führung William Voltz eilt, leidet „Atlan“ ein wenig nach den USO Abenteuern, den Exklusivbänden und schließlich den Jugendromanen unter einem anfänglich interessant gestalteten, im Verlaufe von mehr als zweihundert Bänden auseinanderlaufenden Zyklus. Wo bei „Rhodan“ – zumindest laut Voltz Aussagen – mit in der Theorie variablen Zykluslängen die Spannung so lange wie möglich, aber nicht länger als notwendig aufrechterhalten werden soll, erweist sich das zu starre Konzept mit 200 Heften bei „Atlan“ als kontraproduktiv. Erst mit den Abenteuern der „Sol“ aber Heftroman 500 fängt sich die kleine Schwesterserie wieder, was eher ein Thema für den nächsten Chronik Band wäre.
Schon vor der Voltz´schen Ära war dem Verlag der Kontakt mit den Fans ausgesprochen wichtig. Voltz diente zwar nicht nur als wichtigster Ansprechpartner, sondern war wie die vorliegende Chronik markant unterstreicht auch der Handlungsbevollmächtigte Bernhardts, der anscheinend auf die Post der Fans extrem reflektierte und deren aus seiner Sicht manchmal vernüftige Ideen durch Voltz umzusetzen suchte. Der Einfluss der Fans auf die eigentliche Handlung war und ist eher peripher, wenn es aber entweder um neue Produkte – siehe auch die Wiederauferstehung des „Lexikons“ – oder Vorschläge zur Qualitätsverbesserung nicht immer zum Stimmungsheben der Autoren geht, dann griffen Bernhardt und Voltz diese Ideen auf. Siehe den detailverliebten „Erstleser“, der manchen Fehler und manche Ungenauigkeit vor der Veröffentlichung noch ausbügeln soll. Hinsichtlich des Dialogs Fans/ Verlag/Autoren ist und bleibt „Perry Rhodan“ einzigartig, während die Versuche, dieses gegenseitige Befruchten zu Kopieren bei den zahlreichen Epigonen wie die eigentlichen Serien schnell im Sand verlaufen sind.
Die Fotos sind wieder als Bildblöcke zusammengefasst. Während die zahlreichen Titelbildwiedergabe insbesondere auch der ausländischen „Rhodan“ Ausgaben zum Text passen, verwundert der Rückgriff auf zahllose Fotos aus den sechziger Jahren, die eher in den ersten Band gepasst hätten. Es muss doch mehr Fotos von den zahllosen ausländischen Cons geben, zumal Michael Nagula mit einigen der Organisatoren zumindest in elektronischem Kontakt gestanden hat. Die Wiedergabequalität ist gut.
Wie der erste Band gewährt der vorliegende zweite Teil einen interessanten Blick hinter die Kulissen und erweist sich nicht zuletzt aufgrund des leicht zugänglichen Registers auch als solides Nachschlagewerk. Die kurzen Kapitel laden zur kontinuierlichen, nicht unbedingt chronologischen Lektüre ein. Mit dem noch für 2012 geplanten dritten Band betritt Michael Nagula dann allerdings Neuland. Diese Abschnitte sind nicht in der dritten bzw. fünften Auflage der „Rhodan“ Serie erschienen. Damit hat Michael Nagula die Chance, die größte Schwäche der ersten beiden Ausgaben – die ständigen Wiederholungen inzwischen bekannter Fakten in anderen Kapiteln – auszumerzen und den Lesefluss deutlich zu erhöhen. Obwohl die „Perry Rhodan“ Serie mittels Werkstatt- oder Jubiläumsbänden sowie zahllosen Artikeln/Interviews in den Heftromanen bzw. Magazinen oder den Biographien der beiden Seriengründer Scheer und Darlton immer wieder die eigene Vergangenheit eher vorgestellt denn analysiert hat, fördern die empfehlenswerten „Chroniken“ immer noch unbekannte, vergessene oder übersehene Fakten ans Tageslicht. Das macht den Reiz dieses überwiegend sorgfältig recherchierten und solide, wenn auch manchmal ein wenig zu trocken geschriebenen und zu wenig auf Originalzitate insbesondere im Vergleich zum ersten Teil zurückgreifenden Bandes aus.
08. Feb. 2012 - Thomas Harbach
Der Rezensent
Thomas Harbach

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