Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Übersicht
Neu hinzugefügt
Rezensenten
Genres
Sammelkategorien Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Rezensionen > Thomas Harbach > Science-Fiction > Bewohnte Welten

Bewohnte Welten

BEWOHNTE WELTEN

Buch / Science-Fiction

Wenn der deutsche Wilhelm M. Meyer in seiner theoretischen Schrift auf Camille Flammarion und seine Texte hinweist, schließt sich ein kleiner Kreis. Beide Autoren mit ihren vor mehr als drei Generationen erschienen Sachbüchern werden im kleinen Lüneburger Verlag Dieter von Reeken wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei könnte der Unterschied zwischen diesen beiden Texten nicht größer sein als die Persönlichkeiten der Autoren. Flammarion, ein heißblütiger Franzose, steigert sich in seine Thesen hinein, kombiniert philosophische Elemente mit Vermutungen und kommt schließlich zu dem befriedigenden Abschluss, es kann nur sein, was auch sein muss. Das All ist voller Leben und es wird sich uns zeigen. Immer wieder greift er dabei bis auf die altgriechischen Dichter zurück.

Der deutsche Wilhelm M. Meyer (1853- 1910) legt sich in diesem 1909 erschienenen Bändchen bewundernswerter Weise nicht fest. Zur Überraschung manchen Lesers verweist er auf Kurd Lasswitz monumentalen Roman "Auf zwei Planeten" als Ausgangsbasis. Er vergleicht die junge Erde mit dem alt ehrwürdigen Mars ohne Laßwitz Recht oder Unrecht zu geben. Für Meyer ist seine Ausgangsbasis eine weitere Spekulation, keine graue Theorie, sondern in erster Linie naturwissenschaftlich untermauert. Mit leicht ironischem Unterton kommentiert er aber die Eroberungsgelüste fremder Wesen. Nicht nur ein Hinweis auf "Auf zwei Planeten", sondern natürlich auch auf H.G. Wells "Kampf der Welten".

Darum nimmt fast die Hälfte dieses Buches die Entstehung des Lebens auf der Erde ein. Von den grundlegenden Erkenntnissen - bevorzugte Temperaturen, Wasser, Sonnenlicht über weitere notwendige Elemente bis zum ewigen Existenzkampf MenschNatur philosophiert Meyer in einem angenehmen, nicht arroganten und leicht zu lesenden Stil. Geschickt fängt er mit deren Urelementen an und vergleicht Pflanzen und Kleinstlebewesen unter deren Lebensbedingungen. Danach folgen seine eigenen Erfahrungen und Experimente gefolgt von einer Reihe von Thesen bekannter Forscher und Wissenschaftler seiner Zeit. Die kurzen prägnanten Reiseberichte - die Salzseen von Utah und die hohen Berge in Peru - nehmen den Leser auf eine Zeitreise in eine Epoche mit als diese Reisen noch anstrengend und gefahrvoll waren. Ein Hauch von Karl May . Gleichzeitig offenbart er den modernen Zivilisationsmenschen die Wunder, denen wir noch heute auf unserem eigenen Planeten begegnen können.

Mit dieser Grundlage fällt es dem Autoren leicht, über Leben im All zu spekulieren. Von der Sonne ausgehend beleuchtet Meyer die Planeten und Asteroiden bis zum Neptun - Pluto wurde erst knappe 20 Jahre später entdeckt Seine Recherche konzentriert sich schließlich auf den roten Planeten. Hier vergleicht er die Oberflächentemperaturen, das Vorhandensein von Eis an den Polen und die geheimnisvollen Kanäle - Wasserstraßen- mit der Erde und kommt zum Schluss, dass der Mars die Welt ist, auf der auch Leben entstanden und noch vorhanden sein könnte. Mit dieser pragmatischen Forschungsmethode nimmt er einer Reihe von Kritikern gleich den Wind aus den Segeln. Er verzichtet auf klassische Schöpfungstheorien oder der Überlegenheit/Einmaligkeit des Menschen, sondern hat mit diesem fundamentalen wissenschaftlichen Ansatz zumindest theoretisch recht.

Der Text ist mit einer Reihe von Zeichnungen und Karten bebildert. Anfangs wie ein Schulbuch aufgebaut locken die Werke von Fr. Bergen, C. Winkler oder E. Pfenninger mit dem exotischen und damit auch unpassenden Titelbild von Paul Weinhold den Leser zum Verbleib.

Unbewusst erinnert man sich an die ersten Stunden Biologieunterricht in seiner Schule. Viele der grundsätzlichen Thesen haben auch heute noch Gültigkeit. In dem Moment, als Fiktion den Fakt ablöst, bleibt Meyer sachlich, ruhig und geht bewusst vorsichtig an seine Thesen heran- Je weiter wir uns von der Sonne entfernen, um so kürzer und allgemeiner werden die Behauptungen des Autoren.



Vergleicht man den Text u.a. mit den fast zur gleichen Zeit erschienenen Mars Romanen von Alfred Daiber - auch neu aufgelegt - dann erkennt der Leser in Wilhelm M. Meyer fast schon einen der Professoren wieder. Weltoffen, neugierig, in seinem Fach beschlagen, aber auch pedantisch genau und sehr theoretisch . An manchen Stellen wünscht sich der Leser mehr Praxis als graue Theorie, mehr über seine Reisen und Erkenntnisse zu erfahren, mehr über die Welt zu lesen, in der Meyer mit beiden Beinen verwurzelt war und den Kopf zwischen den Sternen hatte.

Das ist natürlich nicht die Aufgabe eines Sachbuchs und kann hier nicht kritisiert, sondern nur herausgestellt werden. Meyer ist zumindest in diesem Werk ein solider Optimist, kein Phantast. Der Grundtenor ist, dass das Leben auf der Erde nicht einmalig sein kann. Damit ist er zumindest in Spuren von den neusten Erkenntnissen der NASA bestätigt worden. Durch diesen übervorsichtigen Ansatz ist seine Schrift auch heute, fast einhundert Jahre nach ihrer Entstehung, immer noch gut lesbar. Ganz bewußt finden sich keinerlei Spuren eines überlegenen Deutschtums oder hämische Hinweise auf die anderen Völker. Meyer ist dazu zu aufgeschlossen und international eingestellt gewesen. Vergleicht man seine Thesen mit einigen pulpigen SF Romanen seiner Zeit, so erinnern die fast schon melancholischen Beschreibungen des Mars eher an die später folgenden Werke Ray Bradburys. Ein Hauch von Vergänglichkeit - Vorbote des drohenden Ersten Weltkrieges ? - ist deutlich zu spüren. Betrachtet der aufmerksame Leser den Text in seiner Komplexität und Gesamtheit, dann bleiben einige auch heute noch nachvollziehbare Denkanstöße, eine Reihe von provokanten Thesen - insbesondere aufgrund des damaligen Standes der Astronomie - und eine überraschend unterhaltsame Reise über unseren Planeten in unser Sonnensystem.

Wilhelm M. Meyer: "Bewohnte Welten"
Roman, Softcover, 108 Seiten
DvR Verlag 2004

ISBN 3-8334-0284-9

21. Jan. 2007 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/science_fiction/i...

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

Total: 732 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen



[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info