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Isilria- Welt im Nebel

ISILRIA- WELT IM NEBEL

Oliver Fröhlich
Buch / Mystery

Zaubermond
Professor Zamorra 41
Paperback, 220 Seiten

Mit „Isilria- Welt im Nebel“ greift Oliver Fröhlich auf seinen Zamorra Heftroman 924 „Herr der Nebelberge“ zurück und entführt Professor Zamorra nach Isilria, das nur einen Weltenriss entfernte Land. Auch wenn Oliver Fröhlich die Eckpunkte seiner phantasievollen Schöpfung im Vorwort noch einmal charakterisiert, ist es hintergrundtechnisch dieses Mal empfehlenswert, den mit einer sehr stringenten, nicht ganz zufriedenstellend Handlung ausgestatten Heftroman zu erst zu lesen. Im vorliegenden Hardcover werden die wichtigsten „Fakten“ Isilrias wie das“ kleine Land der großen Schritte“ oder die „schnellen Stufen“, von denen es anscheinend mehr als eine gegeben hat, genauso angesprochen wie der immer dicker werdende, das Land einhüllende Nebel. Oliver Fröhlich verzichtet aber auf weitergehende Beschreibungen und hofft, dass die meisten Zaubermond Leser auch die erste Begegnung zwischen Zamorra und dieser fremden Welt gelesen haben.
Handlungstechnisch bereitet der Autor den erneuten Übergang Zamorras in diese Welt mit einer ironischen Leichtigkeit vor, die stimmungstechnisch ein wenig an Romeros „Creepshow“ bzw. einige der Stephen King Verfilmungen erinnert. Nur das das Skelett durch einen Vater ersetzt worden ist, der wenig Verständnis für das Hobby des elf Jahre alten Sohnes hat. Didier Brules liebt Horrorgeschichten, auch wenn er sein Kinderzimmer nach außen mit „Star Wars“ Artikeln getarnt hat. Eines Nachts liest Didier wieder unter der Bettdecke Horrorcomics, als er ein merkwürdiges Kratzen im Schrank hört. Oliver Fröhlich baut in dieser sehr gut geschriebenen Sequenz geschickt Spannung auf. Der erfahrene Leser erwartet das klassische Monster im Kleiderschrank und wird nicht nur einmal, sondern zweimal überrascht. Beim ersten Mal findet Brules überforderter wie aggressiver Vater nur eine auf den ersten Blick in Blut geschriebene Nachricht an Zamorra. Wie gut, dass man in dessen Nähe gezogen und der Nachbar ein guter Freund des Doktors ist. Als Zamorra nach seinem Eintreffen den Kleiderschrank untersucht, erwartet ihn ein alter Bekannter, der um Hilfe für seine sterbende gigantische Bibliothek bittet.
Vorher hatte der Professor schon von der Lebensgefährtin eines kürzlich verstorbenen Kollegen ein seltenes, in Schlangenlederhaut eingeschlagenes okkultes Buch erhalten. Zeitgleich mit Zamorras Verschwinden im Wandschrank kehrt Nicole zurück und verfolgt die Spur des Professors über die inzwischen dem Irrsinn verfallene Lebensgefährtin und dem seltenen Buch ebenfalls nach Isilria.
Der Hauptteil der Handlung spielt aber schon in der Welt der Nebelberge, wo Oliver Fröhlich eher ein dunkles Fantasy Szenario mit einem Hang zum emotional familiären „Kitsch“ entwirft. Der Autor greift mit Stanef und Hendreg auf Figuren aus seinem Heftroman zurück. Auch hier erwartet Oliver Fröhlich eine gewisse Vertrautheit mit seinen Protagonisten, die anfängliche Charakterisierung wirkt ein wenig sperrig. Der Handlungsbogen in Isilria ist extrem breit gespannt. Es ist eine klassische Liebes- und darin eingebettet auch Rachegeschichte mit einem tyrannischen Antagonisten, der die wahren Liebenden voneinander trennt. Die hübsche Frau hält er als impliziert Sexsklavin und Ehefrau, während er ihren Geliebten alltäglich quält, nachdem er ihn in eine Falle gelockt und sadistisch die Ausführung der Strafe übernommen hat. Hier zeichnet Oliver Fröhlich die Verstrickungen mit einem extrem breiten Pinsel und bewegt sich auf einem literarisch ausgesprochen schmalen Grad. Zu oft ist dieses Handlungselement in unterschiedlichster Form verwandt worden, um diese Plot noch etwas Neues oder auch nur Originelles abzugewinnen. Auch Fröhlich scheitert in diesem Punkt. Sehr viel interessanter ist die Sozialstruktur und davon ausgehend das Potential der Rebellion. Bislang sind aufrührende Kräfte in dem immer dichter und tiefer gehenden Nebel geschickt worden. Dort sollen sie von den Dämonen getötet werden. Diese Legende entbehrt aber inzwischen vielen Grundlagen und wie sich später herausstellt, hat sich eine Art Gegenkultur gebildet, die im Schutz des Nebels überleben kann. Diese Grundidee ist nicht nur faszinierend, sie wird vom Autoren auch überzeugend herausgearbeitet und gleicht eine Reihe von Schwächen auf dieser Handlungsebene neben den detaillierten und überzeugenden Beschreibungen hinaus. Dagegen fällt das Ende der Isilria- Geschichte mit einem Deus Ex Machina Trick und einer überfälligen Rettung durch einen eher zufällig doch noch aufgefundenen Kristallsplitter ausgesprochen schwach und vor allem angesichts der langen Vorbereitung zu hektisch aus. Es ist schade, dass der Autor nicht zu einer besser vorbereitenden Pointe gegriffen hat.
Zumindest der Weg zu diesem Ende ist solide ausgearbeitet. Vor allem widmet sich Oliver Fröhlich der attraktiven Nicole, die mehr als teure Einkäufe und Liebe auf dem Bärenfell zu tun hat. In einer die Übergestalten parodierenden Sequenz am Ende des Romans offenbart sie Zamorra, da sie den Code des Schlangenhautbuches knacken konnte. Ein Vorhaben, an dem der Professor nicht zuletzt aufgrund seiner nächtlichen Abberufung gescheitert ist. Auf der Suche nach ihrem Lebensgefährten agiert sie selbstständig und entschlossen. Es ist die dreidimensionalste Schilderung Nicoles seit vielen Zaubermond Hardcover Ausgaben. Auch in Bezug auf den Professor geht der Autor mit einem Hang zur Ironie vor. Zamorra ist nicht der strahlende Held. Die erste Begegnung mit dem die zwei Handlungsebenen verbindenden Archivar im Kleiderschrank ist humorvoll und interessant zu gleich geschrieben. In Isilria kommt Zamorra eher durch ein zurückhaltendes Vorgehen denn Merlins Stern weiter. Am Ende der Geschichte präsentiert er zwar eine wie schon angesprochen zu ambivalente Lösung, sie fällt ihm aber eher zu als das er sie im Alleingang entwickelt hat. Die Bewohner Isilrias sind manchmal ein wenig zu grob, zu schematisch sich funktionell der Handlung unterordnend gezeichnet. Es gibt immer wieder Szenen, die dem Leser länger im Gedächtnis bleiben wie die unausweichliche Konfrontation der kleinen Rebellengruppe in ihrem Versteck mit den Ordnungskräften, nachdem sie auf der Suche nach einer weiteren Treppe in eine geschickt angelegte Falle gelaufen sind. Diese überdurchschnittlich geschriebenen und mit pointierten Dialogen ausgestatteten Szenen ragen aus der Handlung positiv heraus.
Zusammengefasst fasziniert die eigentliche „Welt im Nebel“ deutlich mehr als die hier präsentiert solide geschriebene, aber zu oft auf bekannte Mechanismen zurückgreifende und bis auf Nicoles Ermittlungen zu statische Geschichte. Einen Teil der Schwächen kann Oliver Fröhlich mit seiner bodenständigen, leicht ironischen Erzählweise ausgleichen, so dass „Isilria - Welt im Nebel“ ein durchschnittlicher, aber kein schlechter, dafür Temporeich geschriebener „Professor Zamorra“ aus dem Zaubermond Verlag ist.

28. Jun. 2012 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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