Die Mühle der versteinerten Frauen
DIE MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN
(Originaltitel: Il mulino delle donne di pietra)
New Entertainment World
DVD/Blu-ray - Horror
Frankreich, Italien 1960
Der Bildhauer Professor Gregorius Wahl erhält Besuch von dem Studenten Hans von Arnim, der für ein Buch über Wahls Werk recherchiert. Dies besteht in der Entwicklung einer Drehbühne und der dazu gehörenden Figuren, eine Art Geisterbahn auf einer Bühne, auf der die morbiden Figuren (Hexen, Hinrichtungsopfer u. ä.) auf einer Schiene entlanglaufen. In der Windmühle, die dem Professor als Wohnung, Atelier und Werkstatt dient, lebt auch Elfie, die schöne Tochter des Professors, die Hans sogleich Avancen macht. Laut dem Professor ist Elfie allerdings unheilbar krank und muss jede Aufregung vermeiden, weswegen Professor Wahl auch eigens einen Hausarzt für Elfie beschäftigt. Ohnehin ist Hans bereits versprochen und nachdem er Elfie ablehnt, stirbt diese. Später streitet der Professor das Gespräch mit Hans ab und plötzlich steht auch Elfie wieder lebendig vor ihm.
Von Beginn an macht DIE MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN einen recht behäbigen Eindruck. Kein Futter also für Anhänger des schnellen Schreckens. Hat man sich aber erst an das gemütliche Tempo gewöhnt, kann man sich von einer romantisch-bizarren Gothic-Horror-Story einlullen lassen, die eigentlich typisch ist für zahlreiche europäische Genrebeiträge dieser Zeit. Ein unbedarfter Held wird unversehens unfreiwilliger Zeuge mysteriöser Vorgänge und setzt alles an deren Aufklärung. Und das ist beileibe nicht abwertend gemeint. So manche modernen Schlachtplatten könnten sich hier in puncto originelle Story hier noch 1-2 Scheibchen abschneiden. Denn selbstredend hütet der exzentrische Professor und Elfies persönlicher Doktor einige Geheimnisse, die schließlich auch den schrägen Titel dieses Streifens rechtfertigen.
Auch atmosphärisch hat DIE MÜHLE DER VERTEINERTEN FRAUEN einiges zu bieten. Die Außenaufnahmen sind schön in Nebel getaucht, der aus den überall vorhandenen Flüsschen (wir befinden uns in den Niederlanden) aufsteigt und entbehren so nicht einer gewissen bavaesken Stimmung. Obwohl offiziell Giorgio Ferroni, der auch eine ganze Latte Sandalenfilme und Italowestern vorweisen kann, als Regisseur genannt wird, munkelt man, dass Mario Bava hier ebenfalls Hand angelegt hat.
Die Szenen im Inneren der Mühle wirken dagegen weitgehend wie abgefilmtes Theater, wozu auch das teilweise chargieren der Schauspieler beiträgt. Besonders Herbert Böhme als Professor Wahl spielt ausdrucksvoll, wie man es aus Stummfilmen gewohnt ist. Auch Wolfgang Preiss (der DR. MABUSE der 1960er Filmreihe) als Dr. Loren Bohlem schlägt in diese Kerbe. Pierre Brice (WINNETOU) macht als jugendlicher Held dieses Schauerstücks eine überraschend gute Figur und steht Kollegen in ähnlichen Rollen in nichts nach. Die Attraktion des Films ist jedoch die fleischgewordene und todbringende Versuchung Elfie, gespielt von Scilla Gabel, deren bloße Anwesenheit dem geneigten männlichen Zuschauer den Atem verschlägt. Liana Orfei als Hans Verlobte Hannelore kann gegen Signora Gabel nur verblassen.
Alles in Allem ist DIE MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN ein kleiner Geheimtipp für geduldige Fans des sanften Schreckens. Oberflächlich funktioniert der Film wie viele bekannte Euro-Gothic-Grusler. Auf den zweiten Blick offenbart der Film mit Hans Versuchung durch die „verfluchte“ Elfie und der Entscheidung, die er treffen muss, allerdings eine psychologische Ebene, die dem Film eine angenehme Tiefe verleiht.
09. Jul. 2012 - Elmar Huber
Der Rezensent
Elmar Huber

Total: 674 Rezensionen
März 2018: 10 Rezensionen
(* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte.
Literarische Phantastik-Leseversuche folgten mit John Sinclair, Professor Zamorra und Stephen King. Auf der nachfolgenden Suche nach...
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