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Der Fluch der Halblinge
Die Autorin Prisca Burrows ist als freie Bogin geboren und entdeckte bereits in jungen Jahren ihre Begeisterung für die Geschichte Albalons. Ihr zweites Ich nennt sich Uschi Zietsch, die der heimliche Drahtzieher in diesem Roman ist.
Der Halbling Fionn ist auf der Flucht. Man weiß noch nicht vor wem, aber seine Angst ist so sehr spürbar, dass man jeden Schritt mit ihm entgegenfiebert. Er ist zwischen seinem Hunger und der Furcht entlarvt zu werden hin und her gerissen. Als er vor einem Wirtshaus Zeuge eines versuchten Überfalls wird, warnt er das Opfer und weiß nicht, dass er hier einer der Schlüsselfiguren des Buches gegenübersteht. Der Fremde weiß sich zu wehren, lässt Fionn aber wieder allein. Der Bogin gerät in die Hände von zwielichtigen Männern, die aus ihm Profit schlagen wollen. Die Halblinge sind die Sklaven feiner Herren und werden an für sich gut behandelt, doch dies geht Fionn entschieden zu weit. Trotzdem muss er machtlos mit ansehen, wie in einem Gasthaus um ihn gefeilscht wird. Der Mann, dem Fionn die Warnung zugerufen hat, steht plötzlich in der Tür und kauft den Bogin mit Elbengold frei. Da diese Währung eher einem Betrug gleicht, bringt er Fionn rasch fort, besorgt ihm zu essen und beschützt ihn vorerst. Der Halbling erfährt, dass sein neuer Begleiter Tuagh heißt und erzählt ihm daraufhin seine Geschichte:
Bei seinem Fest zum Volljahr geschah der Mord an dem Menschen Magister Brychan. Fionn fand durch Zufall die Leiche und geriet dadurch in Verdacht. Sein Herr, Meister Ian Wispermund, konnte das zwar entkräften, doch das ganze Volk der Halblinge wurde des Hochverrats verdächtigt, da der Boginsklave des Ermordeten ebenfalls verschwunden war. Die Bogins wurden verhaftet und nur Fionn konnte entfliehen.
Tuagh ist ein guter Zuhörer und Fionn fühlt sich sicher bei dem Mann, den er als Wanderkrieger erkennt. In dem Wirtshaus, in das Tuagh ihn bringt, bemerkt der Halbling, dass sein neuer Freund unter seinesgleichen hoch angesehen ist. Trotz allem fliehen sie weiter, denn der Mann weiß, dass alle Bogins gejagt werden und er traut niemandem. Er bringt Fionn schließlich in das Haus einer Vertrauten und erklärt sich bereit, ihn bis zur nächsten Stadt Uskafeld zu begleiten.
In der Zwischenzeit hat man alle Halblinge in ein Verlies unter dem Palast gebracht. Meister Ian und die anderen Boginbesitzer sind außer sich. (Hier wird spürbar, dass das kleine Volk sehr beliebt und trotz der Sklavenhaltung geschätzt wird.) Meister Ian überredet den Haushofmeister Pirmin ihn zur Àrdbéana zu bringen. Die Elbenfrau regiert als oberste Gerichtsbarkeit über das Land und lebt in der friedlichen Stadt Sìthbaile. Zu seiner Bestürzung ist die Elbin erkrankt und das Verhalten ihres Haushofmeisters ist mehr als verdächtig. Meister Ian verlässt nachdenklich den Palast und trifft auf einen geheimnisvollen Elben, der hier sein Geheimnis noch nicht preisgibt. Die Sprache kommt auf seltsame Buchseiten, die von ungeheurer Wichtigkeit sind. Was weiß Meister Ian über die Halblinge? Seine Hoffnung ruht auf Fionn, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sein Volk zu befreien.
In den Verliesen unter dem Palast harren die Halblinge derweil auf das Ende ihrer Gefangenschaft. Einige werden verhört und kommen völlig verstört zurück. Der wahre Grund ihrer Verhaftung bleibt schleierhaft. Cady, eine junge Bogin, in die Fionn schon seit Jahren verliebt ist, entkommt mit einem Trick dem Kerker und entdeckt in dem unterirdischen Labyrinth, das hinter den Verliesen beginnt, etwas Unglaubliches.
Derweil erreichen Tuagh und Fionn die Stadt Uskafeld und kommen bei Dagrim, dem Zwerg unter. Fionn weiß, dass sich hier ihre Wege trennen werden und versucht in der Nacht fortzugehen, damit er Tuagh nicht mehr zur Last fällt. Da wird er entführt …
Von der ersten Seite des Buches an wird man in die Geschichte hineingesogen. Die Spannung ist sofort spürbar, ohne dass der Leser überfordert wird. Die Autorin schafft es, einem Fionn und auch die anderen Charaktere mit wenigen Sätzen so nah zu bringen, dass man denkt, man wäre einer von Fionns Gefährten. Die Handlung selbst ist sicher ein wenig an „Herr der Ringe“ angelehnt, aber für mich macht das hier den besonderen Reiz aus, denn die Story ist eine völlig andere. Trotzdem fühlt es sich an, als würde man im Kino sitzen und einen von Peter Jacksons grandiosen Filmen anschauen, denn die Stimmung des Buches ist damit durchaus vergleichbar. Sie ist nur friedlicher und weniger monsterbehaftet, was ich als sehr angenehm empfand.
Das Augenmerk ist auf die Charaktere gerichtet, die den Roman tragen, ja, die bei einem sind und den Leser an ihrem Leben teilhaben lassen. Fionn ist authentisch in allem, was er sagt und tut. Tuagh ist geheimnisvoll und trotzdem, wie Aragorn, absolut präsent und sympathisch. Meister Ian ist einfach nur wunderbar, und obwohl er eine Nebenfigur ist, liebt man ihn. Die Elben sind hier sehr geteilt zu sehen. Es gibt Kriegerische, denen man besser nicht begegnen will. Aber es gibt auch Elbengeschöpfe, die einen zarten Zauber mit sich führen, der sie wie ein Schleier umgibt, ohne abgehoben zu wirken. Jede Figur hat etwas Besonderes, dass man gerne entdecken möchte.
Die Struktur des Buches ist sehr gut aufgebaut. Man deckt ein Geheimnis nach dem anderen auf, die Spannung ist immer unterschwellig zu fühlen, sodass man einfach weiterlesen muss! Der Roman weist keine unnötigen Längen auf, die Perspektiven sind immer klar abgegrenzt (wobei Fionn definitiv der Protagonist ist!) und feiner Humor schwebt über der Geschichte, ohne überzogen zu wirken. Auch das Ende ist schlüssig, überraschend und offenbart alle Geheimnisse.
Die Titelillustration, die von Arndt Drechsler erstellt wurde, passt wirklich gut zu der Geschichte. Auch hier ist man an „Herr der Ringe“, beziehungsweise „Der Hobbit“ erinnert, was meiner Meinung nach auch gewollt ist. Das Cover ist atmosphärisch, gibt die Stimmung des Buches wieder und zeigt die Hauptfigur Fionn.
Fazit: „Der Fluch der Halblinge“ ist eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Negative Punkte habe ich keine finden können. Alles war stimmig und man fühlte sich in der Geschichte „Zuhause“. Am Schluss überkam mich das Gefühl, mich von Freunden verabschieden zu müssen. Selten habe ich mich so sehr in einen Roman einfinden können und insgeheim hoffe ich, dass es eine Fortsetzung gibt.
15. Okt. 2012 - Tanja Bern
Der Rezensent
© www.papierfresserchens-mtm-verlag.de/resources/... Tanja Bern

* 05. Dezember 1975
Website: http://www.tanja-bern.de
Total: 4 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen
Tanja Bern wurde in Herten/NRW geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Gelsenkirchen.
Durch eine starke Verbundenheit zur Natur und die Liebe für mystische Geschichten entstand bei ihr schon früh das Bedürfnis zu schreiben.
Im Frühling 2008 erschien ihre erste Publikation, der 1. Teil ihrer Buchreihe „Die Sídhe...
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