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Schreckensvisionen

SCHRECKENSVISIONEN

Buch / Science-Fiction

Erde 2000 - Band 12- Schreckensvisionen

Im zwölften Band der Nachdrucke der „Erde 2000“ Reihe mit dem bezeichnenden Untertitel „Dunkle Zukunft- Schreckensvisionen“ geht Udo Mörsch in seinem kurzweiligen Vorwort ein wenig näher auf die Veränderungen ein, die er zum Teil wegen der zwischen der Erstveröffentlichung und den Nachdrucken vergangenen Zeit vorzunehmen hatte, die zum Teil aber mit der jeweiligen Struktur des Endes eines Heftromans zu tun haben. Als gute Idee hat er beiden Serien „Erde 2000“ und auch „Die Zeitkugel“ eine Rückholautomatik beigefügt, die es den Charakteren ermöglicht, an ihrem jeweiligen Platz zur verabredeten Zeit in die Zeitkugel zurückzukehren. Dadurch unterliegen die Charaktere nicht mehr der Notwendigkeit, an den ursprünglichen Ankunftspunkt zurückkehren zu müssen. Da in den originären Heften die Helden meistens ihre Abenteuer auf den zur Verfügung stehenden Seite erledigt hatten, wirkten diese ereignislosen Rückreisen langweilig und oft unlogisch. Es ließe sich jetzt trefflich streiten, ob man mit dieser neuen Entwicklung einen Teil des ursprünglichen Charakters verändert – eine Alternative wäre es gewesen, die Rückreisen interessanter und ausführlicher zu gestalten, allerdings zu Lasten des Heftumfangs und des Preises – oder nur aktualisiert. Bei den technischen Anpassungen des Weltcomputers auf Internetniveau fällt die Entscheidung sicherlich leichter, auch die stilistischer Anpassungen der oft zu hölzern und distanziert geschriebenen Romane an eine gegenwärtig verständliche deutsche Sprache sind nur zu begrüßen, auch wenn sich dadurch der nostalgische Charme – nicht immer etwas Positives – in Grenzen hält. Der Mohlberg- Verlag kündigt auch den nächsten Band „Die Energiekriege“ mit dem Titelzusatz „Dunkle Zukunft“ an. Ob man damit den eher antiutopischen Klang der Serie besser herausstellen möchte oder nur ein weiteres Unterthema einführt, bleibt ungewiss.

Thematisch bilden die beiden vorliegenden Romane allerdings mit dem elften Abenteuer „Dunkle Zukunft – die Unruhen“ und dem folgenden Band eine interessante Chronik der Menschheit in Hinblick auf Mechanisierung und im ersten Band „Die Menschenfabrik“ (Band 12 der ursprünglichen Serie) von P. Eisenhuth Kloning. Insbesondere der zweite Roman nimmt auch inhaltlich Bezug auf andere Teile der Heftromanserie und verstärkt so das Gefühl der Kontinuität im Chaos der Zeitreise.

Dabei leidet der erste Heftroman wieder unter einer gewissen Fragmentierung. Der Anfang mit den vier gleichen Menschen und dem Rätsel, dem sich die Zeitforscher stellen müssen, ist überzeugend strukturiert und vor allem geschickt extrapoliert. In der Mitte des Romans verlieren sich die einzelnen Charaktere leider in einer Reihe von Klischees, raffen die verschiedenen Stationen ihrer bisherigen Reise in die Zukunft mosaikartig zusammen – Seite 23 – und geben damit insbesondere Neulesern sehr viele wichtige Informationen und werden erst am Ende des Heftes wieder aktiv. Hier lösen sie dann in James Bond Manier mit Verstand und Gewalt das Rätsel der Menschenfabrik – inzwischen kein Neuland mehr, weder cineastisch noch literarisch. Trotzdem sollte sich der Leser fast dreißig Jahren zurückversetzen und findet hier eine utopische Variation von Michael Chrichtons/ Robin Cooks Thriller „Coma“. Gleich zu Beginn mit einer fast kriminalistischen Handlung versehen hält Eisenhuth trotz seines leider oft ermüdenden Schreibstils die Spannung relativ hoch, umschifft einige klassische Klischees – auch wenn das Team wieder aufgeteilt wird und sich im Laufe des Heftes erst wieder finden und damit die verschiedenen Handlungsebenen wieder zusammenführen muss – und unterhält mit einer Reihe drastischer Actionszenen immer noch ansprechend gut. Insbesondere greift er Ideen der letzten Romane wieder auf, verfremdet diese und zeigt, dass gute Intentionen zuerst das Pendel erst einmal in die andere Richtung ausschlagen lassen, bevor sich eine vernünftige Lösung findet. Angenehm ist, daß er seine drei Helden nur ein kleines Problem aufdecken, die sozilogische Struktur aber nicht verändern lässt. Obwohl die Hefte – wie Udo Mörsch auch in seinem Vorwort erwähnt – Produkte ihrer Zeit sind, wirken sie nach über dreißig Jahren inzwischen realistischer als manche andere Science Fiction Serie der Zeit und der dunkle, gesellschaftskritische Ton hat sie frisch und lesenswert gehalten.

Der zweite Heftroman „Steckbrief aus der Vergangenheit“ von Penn Felming Webster gehört trotz des inzwischen antiquierten Themas von besiedelten anderen Planeten in unserem Sonnensystem zumindest vom Konstrukt, aber leider nicht immer der Ausführung zu den interessantesten Romanen der Serie. Wenn ein aufmerksamer Leser Bindeglieder zwischen den gängigen Heftromanen und den späteren alternativen „Terranauten“ sucht, wird er hier fündig. Professor Lintberg und seine beiden Helfer landen in der Nähe eines Flugfeldes in der Zukunft und werden erwartet. Offensichtlich verwechselt man die drei mit anderen Schmugglern, die eine wertvolle Marsorchidee zur Erde bringen sollten. Diese Mischung aus Kristall und Pflanze ist äußerst selten und für die Raumfahrt wichtig, denn sie produziert in hohem Masse Sauerstoff und ermöglicht so auch den intergalaktischen Flug in Generationenraumschiffen. Ähnliche Ideen werden sich auch mit dem Weltenbaum „Yggdrasil“ in der Bastei- Serie finden. Aufgrund der Seltenheit dieser Pflanze gibt es zumindest eine Schmugglergruppe, die zu exorbitanten Preise die Nachfrage zu befriedigen sucht, während das diktatorische System nicht nur die Kontrolle behalten möchte, sondern vor allem den Feind ausschalten. Neben der Idee der Marsorchidee nutzt Webster die inzwischen in der Serie deutlich vorangeschrittene Technik, um die Menschen/ Herrscher der Zukunft auf die Möglichkeit der Zeitreise hinzuweisen. In den Archiven findet sich ein Steckbrief von Lintberg und seinen Freunden, sowie eine Beschreibung von deren Verhalten bei den unterschiedlichen Stationen ihrer Reisen. Neben einigen wenigen Daten über die Zeitexperimente, die er im 20. Jahrhundert durchgeführt hat, fallen die langen Zeiträume auf, in denen Lintberg und seine beiden Helfer vom Erdboden verschwunden sind. Sehr schnell kommt die Obrigkeit auf die Idee, es mit Zeitreisen zu tun zu haben und versucht in einer Mischung aus Druck und Überzeugung das Geheimnis zu eruieren. Bevor allerdings aus dem Druck eine Art Gehirnwäsche wird, werden die drei auf den buchstäblich letzten beiden Seiten des Heftes befreit, die Feinde getötet und schließlich zu ihrer Zeitkugel zurückgebracht. Nicht unbedingt geschickt umgeht hier Webster eine der gravierenden konzeptuellen Fragen der gesamten Heftromanreihe. Warum haben nicht auch andere Wissenschaftler in späteren Jahrhunderten ähnliche Forschungen vorgenommen und kann sich eine Organisation wie der „Club der Sieben“ wirklich effektiv über Jahrhunderte inklusiv ihrer zum Teil ja wirklich Bahnbrechenden Erkenntnisse in beiden Richtungen des Zeitstroms verstecken? Das die Reisen insbesondere in die Zukunft schon zu Veränderungen politischer und soziologischer Art geführt haben, kann man schon den ersten Heften entnehmen, in denen Lintberg und Co. auf der Seite der Unterdrückten, der Schwachen eingegriffen haben. Aber Webster verzichtet darauf, diese interessante Gedankenkonstellation überhaupt ansatzweise zu extrapolieren und leidet noch mehr als zum Beispiel sein Coautor P. Eisenhuth unter seiner unglücklichen Struktur. Zu Beginn sehr ausführlich, sehr langsam beschreibt er die Begegnung mit den Schmugglern, die Aufnahme der drei Zeitreisenden in deren Quartier und die Beschreibung der politischen und gesellschaftlichen Umstände – auf dem Merkur leben die Strafgefangenen und der Mars erinnert ein wenig an die unwirtliche Natur Alaskas mit den ehemaligen Goldsuchern jetzt auf der Orchideenjagd. Erst Mitte des Heftes nimmt er dank eine gewissen Parallelstruktur – die drei Männer werden wieder getrennt – den eigentlichen Handlungsfaden wieder auf und führt diesen sehr konsequent und intelligent bis zu einem dann leider sich in Luft auflösenden Höhepunkt. Die Untersuchungsmethoden der Regierungsbeamten – zuerst wird auf Androiden getippt, da die Objekte der Begierde aber über Gehirnwellenmuster verfügen, scheidet diese Theorie schnell aus – werden detailliert und nachvollziehbar beschrieben, immerhin stehen den Beamten Jahrhunderte der Aufzeichnung durch Computer zur Verfügung und sie werten diese Daten auch gewissenhaft auch. Es sind diese Nuancen, die „Steckbrief aus der Vergangenheit“ trotz der etwas steifen und nicht unbedingt glücklichen Struktur zu einem auch heute noch interessanten Lesevergnügen, aber vor allem zur besseren Hälfte dieses Sammelbandes machen.


P. Eisenhuth & Penn Flemming Webster: "Erde 2000 - Band 12- Schreckensvisionen"
Roman, Hardcover, 147 Seiten
Mohlberg- Verlag 2006

ISBN 3-9362-2976-7

21. Jan. 2007 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/science_fiction/i...

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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