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Der Eiserne König
Das Land Pinafor gleicht dem Apfel, den die böse Stiefmutter Schneewittchen zugedacht hatte: Außen prachtvoll und verführerisch, innen giftig und verrottet. Allenthalben bricht ungeheurer Wohlstand aus, die Menschen vernachlässigen ihre Arbeit. Kühe stehen ungemolken auf der Weide, das Getreide wird nicht für den Winter geerntet. Böses liegt in der Luft. HANDLUNGHans zieht mit einer Räuberbande durch die Lande, als eines Tages ein geheimnisvolles grünäugiges Mädchen auftaucht. Als der Räuberhauptmann es nicht zum Sprechen bringen kann, will er sie töten, doch das Mädchen vernichtet die Räuber mit einem grünen Feuer. Hans überlebt, verletzt und verstört schleppt er sich zum Haus einer Hexe, die ihn gesund pflegt, statt ihn zu mästen. Allerdings hat seine Gesundung einen Haken: Er ist verpflichtet, die Muhme zu den 13 weisen Frauen zu begleiten, die ihn prompt mit einer Mission beauftragen. Hans muss Pinafor vor der Bedrohung durch den eisernen König retten. Der König schläft, doch sollte er jemals die Augen öffnen, wird nichts mehr sein, wie es einmal war.MEINUNGWer schon immer wissen wollte, was mit Märchenfiguren geschah, nachdem sie geküsst, gerettet und erlöst wurden, der erfährt in „Der Eiserne König“ von John Henry Eagle noch mehr vom Schicksal seiner geliebten Helden aus Kindheitstagen. Hans beispielsweise entkam mithilfe seiner Schwester Grete der bösen Hexe, aber nun ist Grete verschwunden. Sneewitt hat die Nase voll von Männern. Ein sprechender Reineke Fuchs hilft den Menschen. Der Knüppel aus dem Sack hat seine farbenprächtigen Auftritte, ebenso wie Rumpelstilzchen.Man muss sich einlassen können auf veränderte Charaktere, ebenso wie auf die zu Beginn gewöhnungsbedürftige Sprache in diesem Märchenbuch der anderen Art. Dies sind nicht mehr die Märchenfiguren, die wir kannten, sie haben sich ebenso wie wir weiter entwickelt, sind gewachsen oder verbittert geworden. Das ist manchmal befremdlich, aber unterhaltsam und interessant ebenso wie gut durchdacht. Das Muster, das im Eisernen König variiert wird, ist wie die Vorlagen für die Figuren ein altbekanntes: Gefährten, in diesem Falle acht, ziehen aus, die Welt zu retten. Den Leser erwarten viele Überraschungen; immer wenn man denkt, man wüsste, was passiert, dreht und wendet John Henry Eagle den Lauf der Geschichte, verwebt Neues mit Altbekanntem und knüpft bunte Fäden ins Gewirk seines Abenteuers. Da geht es manchmal ziemlich brutal zu, und es wird kein Blatt vor den Mund genommen. Das führt zu manch skurrilen Bezeichnungen wie einem Fluss namens Fusel, aber auch zu Sätzen wie „Ihr süßlich scharfer Duft, eine Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche, war unverkennbar.“ FAZIT„Der Eiserne König“ ist in seiner Fülle und Üppigkeit nicht mit dem Herrn der Ringe zu vergleichen, wie man in manchen Kritiken lesen konnte; in der Zeichnung der Charaktere ähneln sich die Bücher: Für Grautöne ist wenig Platz in diesem Abenteuer. Eine überaus differenzierte Charakterzeichnung darf man als Leser hier nicht erwarten, aber in einem Märchen werden ja ebenfalls eher Archetypen und symbolträchtige Extras serviert als seitenlange Zweifel und Selbstanalysen. Wer sich gerne den Wind um die Nase wehen lässt, der sollte unbedingt zugreifen und sich mit Hans in ein prächtiges, über 600 Seiten langes Abenteuer stürzen. 01. Feb. 2013 - Gunda PleweDer RezensentGunda Plewe![]() Total: 28 Rezensionen Gunda Plewe wurde 1971 am Niederrhein geboren, und ihr Lebensweg verlief bis zum 3. Semester ihres Germanistikstudiums schnurgerade und zielgerichtet auf eine Tätigkeit im Universitätsbetrieb hin – zu diesem Zeitpunkt war ihre Vorstellung von einem idealen Leben die, in einem Elfenbeinturm zu sitzen und Mörike-Gedichte zu interpre... [Zurück zur Übersicht] |
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