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Ligeia
Juni 1887 Meinung:„Ligeia“ ist der erste Roman des amerikanischen Schriftstellers John Everson, der auf deutsch erschienen ist, hat aber trotz der Namensgleichheit nicht viel mit der Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe gemein. Eher noch gemahnt der Plot der Geschichte an H.P. Lovecraft, der in seiner Novelle „Schatten über Innsmouth“ ebenfalls die Fortpflanzung von Monstren aus dem Meer mit Menschen thematisierte. Als Hintergrund für Eversons Geschichte dient jedoch die griechische Mythologie, was der amerikanische Originaltitel „Siren“ (Sirene) auch sehr gut verdeutlicht; tatsächlich ist Ligeia ursprünglich der Name einer Sirene aus Homers Odyssee. Der Roman beginnt mit dem 1979 angesiedelten Prolog sehr vielversprechend und bereitet den Leser schonungslos auf das vor, was ihn auf den kommenden 400 Seiten erwartet, nämlich jede Menge Sex und Splatter. Dabei wechselt der Fokus von der Gegenwart immer wieder zu den Geschehnissen auf der Lucky Lady im Jahr 1887. Allerdings stellen sich bereits nach hundert Seiten erste Ermüdungserscheinungen ein. Evans Selbstmitleid wird nur durch die erotischen Intermezzi mit Ligeia und den gutgemeinten Warnungen seines Freundes Bill unterbrochen, während die Sirene selbst ab und an mal ein Opfer findet. Doch weder die sexuellen Ausschweifungen Ligeias, egal ob 1887 oder heute, noch ihre Morde sind sonderlich innovativ in Szene gesetzt worden. Nach der Hälfte des Romans sehnt man sich nach einem schnellen Ende. Ein wenig Auftrieb und Spannung erhält die Handlung nachdem Evan Ligeia unmissverständlich klar gemacht hat, dass die Affäre beendet ist. Doch schnell wird die unheilvolle Stimmung durch den langatmigen Unterwasserkampf, einschließlich unglaubwürdiger und alberner Kommentare von Seiten der Protagonisten, im wahrsten Sinn des Wortes, verwässert. Selbst die Geschehnisse auf der Lucky Lady, die zu den besten Szenen des gesamten Romans gehören, verlieren schnell an Faszination, da sich die Ereignisse ständig zu wiederholen scheinen. Hinzu kommen ärgerliche Fehler durch die Übersetzung und / oder das Lektorat. Die Dialoge werden am laufenden Band gegrinst, gelacht und genickt, so dass man rasch geneigt ist, die Zeilen lediglich zu überfliegen. Und schließlich bringt der Autor auch noch den mythologischen Hintergrund durcheinander, denn es war Odysseus und nicht, wie im Roman behauptet wird, Jason, der sich die Ohren mit Wachs verschließen und an den Mast binden ließ. Jason indes trickste die Sirenen aus, indem er seinen Gefährten Orpheus einen Gegengesang anstimmen ließ. Insgesamt also ein enttäuschender Horror-Roman, der durchaus gute Ansätze hat, diese aber vom Autor nicht genutzt werden konnten.Aufmachung:Das Covermotiv von Danielle Tunstall ist ein echter Hingucker. Die verschnörkelte Illustration am Beginn der einzelnen Kapitel verleiht dem Band zusätzlich eine edle Note. Papierqualität, Satzspiegel und Aufmachung des Taschenbuchs sind absolut hochwertig.Fazit:Langatmiger Horror-Roman mit guten Ansätzen, der sich aber im Verlauf der Handlung zu oft selbst kopiert. Inflationäre Kopulationen und Metzeleien sorgen für gepflegte Langeweile. 29. Mai. 2013 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. [Zurück zur Übersicht] |
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