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Das vergessene Grab

DAS VERGESSENE GRAB
DAS VERGESSENE GRAB

Jason Dark
Roman / Horror

Bastei

John Sinclair: Band 1827
Heftroman, 64 Seiten

Jul. 2013, 1. Auflage, 1.70 EUR
auch als eBook erhältlich

Wieder einmal wird Chiefinspektor Tanner zu einem Mord hinzugerufen. Henny Halston wurde während eines Saunagangs erwürgt. Auffallend ist der penetrante Verwesungsgestank, der noch lange nach dem Mord am Tatort zu riechen ist. Der zuständige Pathologe findet unter den Fingernägeln des Opfers außerdem die Haut eines Toten. Kurz darauf wird ein weiterer Toter entdeckt, der sich als Bruder von Henny Halston entpuppt. Auch an diesem Tatort ist der Verwesungsgeruch deutlich wahrnehmbar. Für Tanner genug Anhaltspunkte um den Geisterjäger John Sinclair auf den Fall anzusetzen. Der besucht den senilen Vater der beiden Opfer im Altersheim, nahe eines Friedhofs. Als John über den Totenacker zur Seniorenresidenz schlendert, nimmt er selbst plötzlich den Verwesungsgestank wahr und wird niedergeschlagen, als er erwacht ist von dem Täter keine Spur mehr zu sehen. Bruce Burgess indes wurde mit Medikamenten sediert und fixiert, da die Pflegekräfte im Wohnheim seine Aussagen über den lebenden Tod als Hirngespinste einer Demenz interpretiert haben. John sieht das natürlich anders und macht mit Bruce Burgess einen Spaziergang über den Friedhof, wo dieser ihm das vergessene Grab der Familie zeigt. Dort wurde auch Clint Burgess vor 50 Jahren beigesetzt. Doch Clint war ein schwarzes Schaf und hat sich bereits Zeit seines Lebens mit schwarzer Magie und Satanismus beschäftigt. Nun fürchtet John, dass Clint, aus welchen Gründen auch immer, die gesamte Familie ausrotten will. Bruce Burgess gibt dem Geisterjäger eine Liste der Familienmitglieder, die in und um London leben. Doch Clint Burgess ist John Sinclair und seinem Freund Suko einen Schritt voraus und hat sich bereits eine neues Opfer ausgesucht. Es ist ausgerechnet die achtjährige Angie, deren Eltern außer Haus sind, und die mit ihrer Babysitterin alleine ist …

Meinung:

Eine klassische Gruselgeschichte mit der berühmten Rache aus dem Jenseits aus der Jason Dark aber wirklich was gemacht hat. Und es hätte noch schöner werden können, wenn es einen Lektor oder zumindest einen gewissenhaften Redakteur geben würde, der die Hefte nicht nur einfach durchwinkt. Natürlich wäre es auch von Vorteil, wenn der Autor die Titel und Cover nach den Geschichten aussucht und nicht, wie mittlerweile üblich, sich einen Stapel Bilder durchsieht, sich spontan einige Titel dazu ausdenkt, um dann erst in die Tasten zu hauen. Zwar wird das vergessene Grab erwähnt, doch eigentlich ist es ja überhaupt nicht vergessen, da sich Bruce Burgess noch fabelhaft daran erinnern kann. Auch das zweite Opfer Gary kannte den Mörder. Allerdings beginnen hier bereits die Ungereimtheiten, die den an sich sehr guten Roman abwerten und den Lesefluss erheblich stören. Gary bezeichnet Clint Burgess als seinen Cousin, also als Sohn eines Onkels oder einer Tante. Später aber behauptet Garys Vater Bruce, dass Clint bereits vor 50 Jahren beerdigt wurde. Zu dieser Zeit waren weder Gary, noch Henny bereits geboren, was den Verwandtschaftsgrad Cousin doch arg infrage stellt. Abgesehen davon wird später auch nur von einem Ahnen gesprochen. Die ersten Seiten beginnen mit dem Mord an Henny Halston wirklich sehr stimmungsvoll und sogar gruselig. Eine menschenleere Sauna wirkt ebenso bedrohlich wie ein leeres Hallenbad. Dort wo sich üblicherweise viele Menschen tummeln wirkt deren Abwesenheit umso befremdlicher. Leider zerstören die folgenden Dialoge zwischen Tanner und seinem Assistenten, sowie zwischen Gary Burgess und dem Wirt Freddy die Atmosphäre. Obwohl es schon sehr gewitzt von dem Polizeiarzt ist, noch am Tatort herauszufinden, dass die Haut unter den Fingernägeln des Opfers von einer Leiche stammt (CSI London). Zu ärgerlich, dass Tanner darüber im Gespräch mit John kein Wort verliert. Dafür wird der Verwesungsgestank ständig erwähnt und trotz der Tatsache, dass Tanner John die Ghoul-Theorie bereits ausgeredet hat, geht der Geisterjäger später davon aus es mit einem Leichenfresser zu tun zu haben. Dass ist allerdings aus mehreren Gründen Unsinn und sein solcher Fauxpas hätte dem erfahrenen Geisterjäger eigentlich nicht passieren dürfen. Zum einen sind Ghouls Dämonen, die ursprünglich vom Planeten der Magier stammen und dort aus einem Schleimsee gekrochen sind. Es handelt sich also keineswegs um untote Menschen. Nachdem John also wusste, dass es sich bei dem Mörder um Clint Burgess handelt, hätte ihm klar sein müssen, dass kein Ghoul für die Taten verantwortlich sein konnte. Auch die tote Haut unter den Fingernägeln kann nicht von einem Ghoul stammen. In dem Fall hätten es Schleimabsonderungen oder deren kristalline Formen sein müssen. Immerhin ist John von selbst auf den Trichter gekommen, dass ein Ghoul seine Opfer nicht bloß erwürgt sondern auch angefressen hätte. Was ist es aber dann, das diesen Roman so lesenswert und unterhaltsam macht? Zum einen der flotte Handlungsverlauf der Geschichte. Langeweile kommt eigentlich nur bei dem Spaziergang mit dem alten Bruce über den Friedhof auf. Eine Szene, die unnötig in die Länge gezogen wurde. Ansonsten passiert aber eigentlich immer irgendetwas. John wird sogar niedergeschlagen, wie in den guten alten Zeiten und darf sich mit dem Untoten auch ein kleines Duell liefern. Überhaupt hat der Roman einige sehr bildhafte und starke Szenen zu bieten. Angefangen bei der Attacke auf Henny Halston, über die Provokation von John Sinclair, als Zombie-Clint vor dem Fenster von Bruce Burgess erscheint, ohne dass dieser ihn wahrnimmt, bis hin zu dem großartigen Finale. Tatsächlich gelingt Jason Dark hier eine seiner überzeugendsten Darstellungen eines Kindes, das sich auch alters-entsprechend verhalten darf, und obwohl allen Lesern der Ausgang des Szenarios klar sein dürfte, besitzt die Verfolgungsjagd im Haus eine extreme Spannung. Da stören auch nicht so kleine Logikfehler, dass die Geisterjäger die Leiche der Babysitterin im Garten zunächst nicht sehen oder erst umständlich um das Haus herum scharwenzeln, obwohl sie wissen, dass Gefahr im Verzug ist. Außerdem kommt dem Roman zugute, dass das Covermotiv nicht auf biegen und brechen in die Handlung integriert wurde. Auch der Titel wird nicht allzu oft erwähnt. Sehr lesenswert sind zudem die Dialoge zwischen John Sinclair und der rabiaten Rollator-Oma, sowie zwischen John und der Oberschwester.

Auch Suko zeigt sich wieder von der humorvollen Seite:
„Als er hörte, was mein Ziel war, zeigte er sich leicht verwundert und fragte: 'Ist es schon soweit? Willst du dich im Altenheim anmelden?'“

Viele Dialoge sind auch unfreiwillig komisch, was ihrer Wirkung jedoch keine Abbruch tut:
„Du wirst es sehen, wenn wir das vergessene Grab erreicht haben, denn das ist auch der Tod.“
„Das Grab?“
„Ja, das Grab?“
„Wieso das Grab?“

Irgendwie musste ich bei diesem Gespräch an den Film „Fluch der Karibik“ denken, als Jack Sparrow fragte: „Warum der Rum?“

Mich hat der Roman auf einer nächtlichen Bahnfahrt jedenfalls prächtig unterhalten. Wenn jetzt noch ein Lektor die groben Unebenheiten ausbügeln würde, könnte man wieder dauerhaft Spaß an der Serie finden.

Titelbild:

Hat mit dem Inhalt so gut wie nichts zu tun, ist aber sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt worden. Passend zum Titel.

Fazit:

Unterhaltsame Gruselgeschichte für Zwischendurch. Eine Story mit vielen spannenden und gruseligen Momenten, die darüber hinaus auch eine Menge trockenen Humors besitzt.

16. Jul. 2013 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2570 Rezensionen
März 2018: 6 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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