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Das dunkle Paradies
Jesse Stone ist Anfang 30 als er erfährt, dass ihn seine Ehefrau Jenn betrügt. Er lässt sich scheiden uind fängt an zu trinken. Im Alter von 34 Jahren verliert er seinen Job als Polizist beim Los Angeles Police Departement wegen Trunkenheit im Dienst. Schließlich sucht er sich eine neue Stelle und findet sie in der Kleinstadt Paradise, in der Nähe von Boston. Dort hat der Polizeichef Tom Carson seinen Dienst quittiert. Obwohl Jesse bei dem Bewerbungsgespräch mit dem Stadtrat betrunken ist und dies auch offenbar bemerkt wird, bekommt er die Stelle, was sein Misstrauen weckt. Doch er wird offen und freundlich in Paradise aufgenommen. Nur mit dem Schläger Jo Jo Genest gibt es Ärger, aber Jesse bleibt hart und unnachgiebig. Doch dann bekommt er die Nachricht, dass Tom Carson mit Hilfe einer Autobombe getötet worden ist. Wenig später wird der Streifenwagen eines Mitarbeiters demoliert und mit dem Wort „Schlampe“ beschmiert. Kurz darauf wird der Kater des Polizeireviers tot vor dem Einfang gefunden. Genickbruch. An seinem Hals hängt ein Schild mit der Aufschrift „Schlampe“. Und dann passiert der zweite Mord, der direkt in Jesse Stones Zuständigkeitsbereich fällt. Der Hauptverdächtige ist natürlich Jo Jo Genest. Doch welche Rolle spielen der Stadtrat Hasty Hathaway und seine Bürgermiliz? Meinung:Mit seinen Detektiv-Krimis über den kaltschnäuzigen Privatschnüffler Spenser feierte der Schriftsteller Robert B. Parker große Erfolge. Die Serie begleitete Parker seine gesamte schriftstellerische Karriere über und endete erst mit seinem eigenen, tragischen Tod im Jahr 2010.Aber schon im Jahr 1997 schrieb Parker einen Kriminalroman mit einem weiteren markanten Helden, der mindestens ebenso große Berühmtheit erlangen sollte wie seinerzeit „Spenser“. Nicht zuletzt natürlich wegen der großartigen Verfilmungen mit Tom Selleck. „Night Passage“ heißt der Roman, hierzulande „Das dunkle Paradies“ genannt, in Anlehnung an die fiktive Kleinstadt Paradise. Der Pendragon-Verlag aus Bielefeld hat es sich nicht nehmen lassen, nach diversen Spenser-Romanen und dem Einzelroman „Wildnis“ auch die Jesse Stone-Bände übersetzen zu lassen und in sein Programm aufzunehmen. Und die Mühe hat sich gelohnt, denn Jesse Stone ist ein faszinierender Charakter, der die typische Handschrift seines Schöpfers trägt. Im Gegensatz zum Bostoner Detektiv Spenser, läuft bei Jesse Stone allerdings nicht alles nach Plan. Frau weg, Job weg, und ein dickes Alkoholproblem. Zu allem Überfluss verbirgt sich hinter der Fassade der Wohlanständigkeit von Paradise ein Pfuhl aus Lügen, Betrug und Erpressung. Klingt irgendwie nach Anti-Held? Keineswegs. Obwohl der Autor ein Gegengewicht zu dem smarten und erfolgreichen Spenser schaffen wollte, erkennt man Parkers Stil vor allen Dingen bei den Dialogen sofort wieder. So richtig konnte sich der Schriftsteller auch nicht von dem Harte-Kerle-Image lossagen, denn Jesse Stone steht zu seinem Alkoholproblem, lässt sich nicht einschüchtern und verschafft sich selbst bei den schwierigsten Zeitgenossen Respekt. Und dass mit Mitte Dreißig, denn anders als in der Verfilmung ist Jesse noch recht jung, und besitzt auch keinen Hund, der eingeschläfert werden muss. Die tragisch-tierische Hauptrolle hat im Roman nämlich Captain Cat bekommen, der allerdings eine sehr viel grausameren Tod erleiden muss, als Boomer. Außerdem dauert es nicht lange bis Jesse Stone eine heiße Affäre mit der Justiziarin Abby Taylor beginnt. Ein wichtiger Unterschied zu den Spenser-Romanen ist jedoch die Erzähl-Perspektive. Während „Spenser“ in der Ich-Form geschrieben ist, werden die Fälle von Jesse Stone in der dritten Person geschildert. Dadurch bieten sich dem Leser auch Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt anderer Figuren, wodurch der Leser dem Protagonisten stets einen Schritt voraus ist. Die Story ist ebenfalls typisch Parker und führt in die Abgründe der menschlichen Seele, ist aber keine besonders schwere Kost. Der Roman besticht durch seinen unterhaltsamen, flüssigen Stil und den raffinierten Plot, wird aber in erster Linie durch die glaubhafte Charakterisierung der Hauptfigur zum Leben erweckt. Absolut empfehlenswert. Für Spenser-Leser gibt es übrigens einen kleinen Aha-Effekt, denn der schweigsame, undurchschaubare Vinnie Morris aus Boston, der Bodyguard von Gino, ist ein guter Bekannter von Privatdetektiv Spenser, und hat diesem schon in brenzligen Situationen geholfen. So schließt sich manchmal der Kreis. Aufmachung:Szenenfotos aus den Verfilmungen mit Tom Selleck standen leider aus rechtlichen Gründen nicht zur Verfügung, was jedoch nicht tragisch ist. So bleiben die Leser, zumindest diejenigen, die die Filme nicht kennen, unbeeinflusst und können sich die Charaktere in ihrer Fantasie selbst gestalten. Die Taschenbuch-Ausgabe des Pendragon-Verlags besticht durch eine hohe Qualität und einen laminierten Umschlag. Das Covermotiv ist eher nichtssagend, aber einprägsam.Fazit:Unterhaltsam, spannend und gewürzt mit trockenem Humor. Jesse Stone ist ein Cop der alten Schule: unbestechlich, mutig und schlagfertig. Obwohl er Frau und Job verloren hat und alkoholabhängig ist, bleibt er standhaft. In Kombination mit dem gut durchdachten Plot ein rundum gelungener Kriminal-Roman. 27. Jul. 2013 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. 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