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Hexenküsse

HEXENKÜSSE

Jason Dark
Roman / Horror

Verlagsgruppe Lübbe

Taschenbuch, 320 Seiten
ISBN: 978-340473500-6

Okt. 1984, 2. Auflage

An der Steilküste von Dover wird das ausgebrannte Wrack eines Jaguars gefunden, wenige Meter davon entfernt die Leiche eines ortsansässigen Mannes, dem das Herz aus dem Leib entfernt wurde. Aufgrund des rituellen Modus operandi wird John Sinclair hinzugezogen, der von der Witwe des Toten erfährt, dass dieser häufig fremdgegangen wäre und die Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen hätte. Daher habe sie einen Detektiv namens Steve Bennett auf ihren Gatten angesetzt. Als John Sinclair den Privatermittler besucht wird er von einer Frau attackiert, durch deren Gesichtshaut das blanke Gebein schimmert und deren Haare ein medusenhaftes Eigenleben zu führen scheinen. Durch seine schnellen Reaktionen kann der Geisterjäger den Angriff abwehren, und die Furie ergreift die Flucht. Bennett indes hatte nicht so viel Glück, denn er wurde von der Rothaarigen niedergestochen und schwebt in Lebensgefahr. Weder von ihm, noch von seiner Tante, bei der er wohnt, bekommt John hilfreiche Auskünfte. Auch die örtliche Polizei, vertreten durch Inspektor Bingham, kann dem Geisterjäger nicht helfen, denn drei Bankräuber binden die lokalen Gesetzeshüter. So macht sich John allein auf den Weg und sieht durch Zufall in einem schmalen Feldweg das Fluchtauto der Gangster. Die verschlägt es auf der Suche nach einem Unterschlupf zu einem alten, heruntergekommenen Haus, das unbewohnt zu sein scheint. Doch der Schein trügt, denn das Innere des Hauses ist wohnlich eingerichtet und entpuppt sich als Bordell, das von drei attraktiven Frauen betrieben wird, die sich den drei Gangstern sofort annehmen. Allerdings anders als diese es erwartet haben. John Sinclair ist den Verbrechern in der Zwischenzeit ebenfalls zu dem Anwesen gefolgt und noch ehe er das Haus betreten kann, aktiviert sich sein Kreuz und er bekommt Kontakt mit dem mysteriösen, körperlosen Seher, der John Sinclair, den Sohn des Lichts, auf eine neue biblische Gefahr vorbereiten will. Währenddessen ist auch Suko, der von John angefordert wurde, in Dover angekommen. Als er den Bentley seines Freundes am Straßenrand entdeckt, folgt er den Spuren und gelangt ebenfalls zu dem geheimnisvollen Haus. An der Eingangstür entdeckt er jedoch das dämonische Antlitz einer Frau, das er mit der Dämonenpeitsche vernichtet. Anschließend steigt er durch ein Fenster in das Anwesen ein. Was ihn dort jedoch erwartet ist das absolut Böse in Reinkultur und der Chinesen muss einen seiner schwersten Kämpfe bestreiten.

Meinung:

Unter dem Titel „Hexenküsse“ erschien im Jahr 1984 das erste großformatige Paperback zur Serie JOHN SINCLAIR, die zu der Zeit ihren Zenit erlebte. Die Handlung war eng verzahnt und zyklisch aufgebaut, die Leserbriefe kamen Säckeweise in den Verlag und die Fanclubs sprossen wie Pilze aus dem Boden. Als besonderen Bonus enthielt das Buch außerdem die Kurzgeschichte „Mein erster Fall“, in der Jason Dark schildert wie John Sinclair das erste Mal in seinem Leben mit einem Untoten konfrontiert wurde und darüber hinaus auch seinen späteren Kampfgefährten Bill Conolly kennenlernte. Die Geschichte ist kurzweilig und spannend erzählt, besticht durch eine beklemmende Atmosphäre, obwohl der flapsige Stil von Jason Dark nicht immer passend ist. Gilda Osborne wird als Antagonistin glaubwürdig beschrieben und erinnert ein wenig an die Lady aus „Freitag, der 13.“. Leider gibt es ein kleines Problem bei der Kontinuität der Serie, denn in den Heften wird die erste Begegnung zwischen John Sinclair und Bill Conolly sehr viel später angesetzt, als John bereits bei der Polizei ist und den Seriemörder Monty Parker gestellt hat, der später als „Das Phantom von Soho“ Angst und Schrecken verbreitete.

Der eigentliche Roman „Hexenküsse“ entpuppt sich mit einer Seitenzahl von knapp 240 als XXL-Abenteuer, dessen Anfangssequenz sehr eindringlich und schaurig beschrieben wird, in seinen Grundzügen aber frappierend an Band 7 der Heftromanserie mit dem Titel „Das Horror-Schloß im Spessart“ erinnert. Auch hier haben hübsche Frauen ihre Körper feilgeboten, um dann im entscheidenden Augenblick ihre Masken fallen zu lassen und als missgestaltete Hexen die Männer einem furchtbaren Dämon im Keller zu opfern, der sich als unförmiger Schleimklumpen präsentiert. Merkwürdig, dass auch die Große Mutter diese Erscheinungsform wählt. Doch ihr geht es weniger um die geistige Energie der Männer, sondern um deren Herzen. Drei Stück benötigt sie, um wieder auf die Erde zurückzukehren. Was John Sinclair nicht ahnt ist, dass ihm mit Lilith eine seiner größten Widersacherinnen begegnet, die nicht nur Asmodina und Wikka in den Schatten stellt, sondern auch mächtiger als Asmodis selbst zu sein scheint. Dabei fängt alles noch recht harmlos an. John Sinclair bleibt sogar noch genügend Zeit die Fisch-Delikatessen von Dover zu kosten. Die Ermittlungen beginnen recht vielversprechend, ohne dass dem Geisterjäger alles in den Schoß fällt. Hier muss er noch Klinken putzen und Zeugen befragen. Doch spätestens mit dem unsinnigen Einbinden der drei Bankräuber kippt die Geschichte und wird unglaubwürdig. Was heute zum Schema F der Romane gehört hat Jason Dark auch damals schon praktiziert. Kaum kommt er an einen Punkt, an dem er nicht weiter weiß, führt der Zufall den Geisterjäger auf die richtige Spur. Dieses Mal in exzessiver Form, denn es grenzt an ein Wunder, dass ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein Bankraub in Dover ausgeführt wird und die drei Verbrecher sich gerade jenes Haus als Fluchtpunkt aussuchen, in dem die drei Furien die Rückkehr der Großen Mutter Lilith vorbereiten. Ausgerechnet als die drei Gangster mit ihrem Mercedes einen Waldweg entlangzuckeln kommt John vorbei und sieht sie. Weil er gerade nichts Besseres zu tun hat und ohnehin bei seinem eigenen Fall in einer Sackgasse steckt, macht er sich auf Gangsterjagd. Natürlich ohne Verstärkung anzufordern. Statt Handlung zu forcieren und den Plot raffinierter auszuarbeiten, beschränkt sich der Autor lieber darauf den Bankraub und die anschließende Flucht der Gangster minutiös zu schildern. Wäre dies wenigstens glaubwürdig und dramatisch geschehen, könnte man es noch verschmerzen, doch Dark schildert die drei Bankräuber derart klischeehaft und überzogen, dass man geneigt ist die Passagen nur grob zu überfliegen. Vor allem die Dialoge zwischen den Verbrechern sind absolut unterirdisch. Was die drei Männer in dem heruntergekommenen Haus erwartet dürfte jedem Leser klar sein. Doch auch hier beschränkt sich der Autor lieber auf simple Aktions-Beschreibungen als differenziert auf die Atmosphäre einzugehen. Viele Seiten werden mit detailiert geschilderten Kampfszenen vergeudet. Mit dem Eingreifen der Geisterjäger erlebt der Roman dann wieder einen enormen Aufschwung. Weniger im stilistischen Bereich, als vielmehr in den Punkten Dramaturgie und Atmosphäre. John bekommt Kontakt mit dem Seher, Suko muss sich im Keller des Hauses mit einer Kreatur von lovecraftschen Ausmaßen auseinandersetzen und am Ende erlebt der Geisterjäger einen Schock fürs Leben. Im Finale entfacht Jason Dark eine kleine Apokalypse, die er auch bildlich sehr gut einfängt. Leider wird es John Sinclair am Ende doch ein wenig einfach gemacht. ACHTUNG SPOILER!
Schon in dem Roman „Die Blutorgel“, bei seiner ersten Begegnung mit Asmodis, fungieren die vier Erzengel als Deus ex machina. So auch hier, obwohl es in dem vorliegenden Roman dramaturgisch besser gelöst wurde und die Erzengel sich ein wenig mehr Zeit mit der endgültigen Rettung lassen. Johns Reaktionen als sein Kreuz schmilzt und Suko fast schon panische Angst sind nachvollziehbar und glaubhaft. Solche emotionalen Szenen vermisst man heute. Mit Lilith und ihren drei gefallenen Engeln greift Jason Dark erstmals ein biblisches Thema auf, was er auch hervorragend umzusetzen versteht. Im Laufe der Serie sollen solche Themen noch gehäufter auftreten und zählen immer wieder zu den beliebtesten Geschichten. Außerdem konnte Jason Dark zu der Zeit noch Begriffe wie Teleportation und Telekinese differenzieren.

Aufmachung:

Das Titelbild von Sanjulian ist einfach aber passend. Nicht zu effektheischend und mit dem schwarzen Hintergrund ein echter Blickfang. Auch in Punkto Extras hat man sich damals noch einiges einfallen lassen. So gibt es im Anhang nicht nur eine vollständige Titelliste, sondern auch die beliebtesten Leserbriefe von Jason Dark, von ihm persönlich eigens für dieses Buch kommentiert. Sechzehn Farbseiten zeigen die schönsten Titelbilder der Serie. Der Roman wurde vier Jahre später zum 25jährigen Verlagsjubiläum erneut aufgelegt. Dieses Mal als herkömmliches Taschenbuch ohne Extras.

Fazit:

Für Fans ein absolutes Muss! Trotz stilistischer Mängel besitzt der Roman Action, Atmosphäre und Dramatik. Nur der Part mit den Bankräubern lebt von unglaubwürdigen Zufällen und billigen Klischees. Doch spätestens das Erscheinen der Großen Mutter Lilith gehört zu den Höhepunkten der gesamten Serie.

20. Nov. 2013 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2570 Rezensionen
März 2018: 6 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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