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Friedhof der Kopflosen
In dem kleinen rumänischen Ort Radice werden bei Straßenarbeiten sechs kopflose Skelette gefunden, deren deformierte Schädel zwischen ihren Beinen drapiert wurden. Auffallend ist neben der bulligen Schädelform, vor allem das Gebiss der Toten, denn die Eckzähne gleichen denen von Vampiren. Die Gerippe werden zur weiteren Untersuchung in die Universität nach Bukarest geschafft, wo es noch in derselben Nacht zu einem regelrechten Gemetzel kommt, bei dem sechs Menschen sterben. Von den Skeletten indes fehlt jede Spur. Da kurz nach dem Fund des geheimnisvollen Friedhofs bereits erste Meldungen in der Presse stehen, hat auch Bill Conolly Wind von der Sache bekommen und sich umgehend auf den Weg nach Rumänien gemacht. Dort lernt er den zuständigen Kommissar Vukovic kennen, der dem Reporter in einer schwachen Stunde von den Ereignissen in der Universität und dem Verschwinden der Skelette berichtet. Grund genug für Bill Conolly, seinen alten Freund und Kampfgefährten John Sinclair zu informieren. Der fliegt sofort nach Rumänien. Keinen Tag zu früh, wie sich kurz darauf zeigen soll
Meinung:Das zweite JOHN SINCLAIR-Abenteuer aus der Feder von Michael Breuer entführt den Geisterjäger also einmal mehr in die Heimat der Vampire nach Rumänien. Leider scheint der Autor wenig Einfluss auf die Erscheinungsdaten seiner Werke zu haben und auch Jason Dark oder die Redaktion haben sich wenig Gedanken über die Kontinuität gemacht. Anders ist es nämlich nicht zu erklären, dass John Sinclair keinen einzigen Gedanken mehr an Karina Grischin verschwendet, zu der die Verbindung abgerissen ist, und von der er lediglich weiß, dass sie sich im Visier seines Erzfeindes Matthias befindet. Immerhin erinnert sich John aber an seinen alten Freund und Kampfgefährten Marek, den Pfähler.Die Geschichte zeichnet sich in erster Linie durch eine konsequent und flott vorangetriebene Handlung aus, die durch die Vampirgeister irgendwelcher hingerichteter Söldner auch eine Riege interessanter Gegenspieler vorzuweisen hat. Dabei gibt sich der Autor auch redlich Mühe selbst den Nebenfiguren einen entsprechenden Hintergrund zu geben und ihre Motivationen authentisch darzustellen. Dem Medium Heftroman angemessen spielt er dabei auch mit dem einen oder anderen Klischee, wie beispielsweise dem Buckligen, der im Dorf als Außenseiter gemieden wird, um sich dann dankbar den Vampirgeistern als Helfershelfer anzubieten. Dass er sich dabei nicht besonders schlau anstellt ist ein glücklicher Umstand für den Geisterjäger. Leider merkt man dem Roman aber auch deutlich an, dass sich Michael Breuer im SINCLAIR-Kosmos noch nicht so gut auskennt. Wie schon in seinem Erstling Dreizehn Seelen für den Satan wird das silberne Kreuz des Geisterjägers viel zu schwach dargestellt. Sicherlich ist der Talisman in den Romanen von Jason Dark oft die Deus ex machina und eine fast unüberwindbare Barriere für Günstlinge der Hölle, doch es ist schließlich auch seine eigene Serie, so dass sich neue Autoren schon eine gute Erklärung für das Versagen des Kreuzes einfallen lassen müssen. Fremde Mythologien sind für so was beispielsweise immer gut. Feinstoffliche Geister indes reichen da bei weitem nicht aus, vor allem wenn sie sich scheuen ein Gotteshaus zu betreten. Wenn sie die christliche Symbolik meiden, hätte das Kreuz sie buchstäblich in der Luft zerreißen müssen. Stattdessen schleudert es einen Blitz, der wirkungslos durch den Anführer jagt und John verdrückt sich Schutz suchend in die Kirche. Abgesehen davon, dass das Kreuz keine Blitze verschießt wie beispielsweise Zamorras Amulett, hätte der Geisterjäger spätestens danach seine Trumpfkarte ziehen und das Kreuz einfach aktivieren können. Sicherlich wäre die Geschichte dann schon zehn Seiten früher vorbei gewesen, doch die Geister hätten schließlich nicht alle zu selben Zeit am selben Ort sein müssen. Dieses Mal steht übrigens nicht Suko an der Seite des Geisterjägers, sondern sein ältester Freund Bill Conolly. Ein netter Gag, dass sich die rumänische Ärztin in den smarten Reporter verguckt, aber wenn es Bill so unangenehm war, warum hat er dann nicht einfach gesagt, dass er verheiratet ist? Außerdem ist es ungewöhnlich, dass Bill so mir nichts dir nichts eine Waffe mit nach Rumänien nehmen darf. Normalerweise fliegt er in Begleitung des Geisterjägers zu den Fällen, der dann die Waffe des Reporters dank seiner Sondergenehmigung mit durch die Kontrollen bringt, doch wenn er allein unterwegs ist, muss er die Beretta in der Regel zu Hause lassen. Michael Breuer vermeidet dahingehend jedwede Erklärung. Die Handlung als solche plätschert recht unspektakulär vor sich hin, ohne echte Höhepunkte. Am meisten Spaß macht noch der ruppige Kommissar Vukovic, wohingegen die Ärztin Ramona nur dem Zweck dient, mit dem Hintern zu wackeln und Bill zu umschwärmen. Kein sehr vorteilhaftes und modernes Frauenbild, das in diesem Roman gezeichnet wird. Warum die Geister letztendlich so mächtig sind, wird ebenfalls nicht zufriedenstellend erklärt. Lediglich warum sie überhaupt zu Vampirgespenstern wurden. Abgesehen davon ist es nicht unbedingt nötig immer einen übermächtigen Gegner aus dem Hut zu zaubern, gegen den die Waffen des Geisterjägers wirkungslos sind. Manchmal reicht es schon aus, die Handlung entsprechend so zu gestalten, dass John Sinclair gar nicht in der Lage ist diese einzusetzen. Warum haben die Geister beispielsweise die Kirche belagert? Sie hätten doch einfach im Dorf wüten können, der Geisterjäger wäre dann schon ganz von alleine aus seinem Loch gekrochen. Unverständlich ist auch, warum sich John ausgerechnet um Simona so große Sorgen macht, als diese allein durch Radice spazieren möchte, um ihre Eltern zu besuchen. So gesehen schwebte doch jeder einzelne Bewohner des Dorfes in Lebensgefahr. Insgesamt also eine durchaus stimmungsvolle und nett inszenierte Gruselgeschichte, die sich aber sehr konstruiert liest, und in der der exzessive Gebrauch des Adjektivs bullig auf die Dauer stört. Trotzdem ist der Autor auf dem richtigen Weg und auch die GESPENSTER-KRIMIS von Jason Dark waren nicht immer das Gelbe vom Ei. Auf der Leserseite wird jetzt auch endlich Stellung zu den neuen Gastautoren genommen, die nun die Hälfte des Pensums übernehmen sollen, damit die Serie weiterhin wöchentlich erscheinen kann. Unterschrieben ist die Mitteilung bezeichnenderweise vom John Sinclair-Lektorat, dem leider einige Schnitzer entgangen sind: Seine halbstoffliche Brust hob und senkte sich, als die Illusion erweckte, als würde der Geist tatsächlich atmen. Besonderheiten:2. JS-Roman von Michael Breuer.Titelbild:Ein unheimlich stimmungsvolles Titelbild. Sehr düster und geradezu nostalgisch, obwohl das Motiv natürlich relativ austauschbar ist und fast zu jedem Gruselroman passt, der irgendwie mit einem Friedhof zu tun hat.Fazit:Konstruierte Gruselgeschichte um übermächtige Vampirgeister, die selbst dem Blitze schießenende Kreuz widerstehen. Noch ist der Autor nicht mit den Fähigkeiten und Gesetzmäßigkeiten der einzelnen Waffen vertraut und auch dramaturgisch ist noch Luft nach oben. Trotzdem bietet die Lektüre kurzweilige Unterhaltung. 09. Jun. 2014 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. John Sinclair
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