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Golem
Nach dem tragischen Unfalltod seiner Frau Helene und dem erfolgreichen Alkoholentzug in einer entsprechenden Klinik, bei der er seine neue Freundin Judy kennen gelernt hat, geht es für den Spiele- und Softwareentwickler Seth Krohn stetig bergauf. Sein Videospiel House of Flesh ist ein Kassenschlager, und so kann sich Seth endlich den langgehegten Traum vom eigenen Landhaus erfüllen. Nahe einem kleinen Ort in Maryland ersteht er Lowen House, das Ende des neunzehnten Jahrhunderts einem jüdischen Rabbi namens Gavriel Lowen gehörte. Hier will er mit Judy Parker, einer ehemaligen Theologie-Dozentin, ein neues Leben beginnen. Kurz nach ihrem Einzug entdecken Arbeiter auf ihrem Grundstück aber ein verschüttetes altes Dampfschiff, dessen Fracht aus lehmgefüllten Fässern besteht, die Seth und Judy in den Keller bringen lassen. Dort finden sie durch Zufall eine Geheimtür, hinter der sie allerlei seltsamen Krimskrams finden, der auf ein okkultes Ritual schließen lässt. Als wenige Tage später, vier der zehn Fässer verschwinden, ahnen sie, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Und sie sollen Recht behalten, denn ein lokal operierender Drogenring, in den auch die örtliche Polizei verwickelt ist, beseitigt unliebsame Konkurrenten mit Hilfe eines Golems, der durch jüdische, schwarze Magie entfesselt wird. Dessen Wurzeln liegen in der Vergangenheit des Ortes begraben. In der Gegenwart aber, droht der Golem außer Kontrolle zu geraten, denn die Gier seiner Beschwörer ist unersättlich ... Meinung:Titel wie Bighead, Das Schwein, Der Teratologe oder Monstersperma haben dem Autoren Edward Lee hierzulande einen zweifelhaften Ruf als Horror-Schriftsteller beschert. Der Festa Verlag bewirbt die Bücher des Autors mit einem Zitat von Richard Laymon: Edward Lee das ist literarische Körperverletzung!Dieser Ausspruch bezieht sich auf die grenzüberschreitenden Darstellungen von Gewalt, oft in Verbindung mit perversen sexuellen Praktiken und Vergewaltigungen. Nicht jedermanns Geschmack und ebenso wie bei den Werken des einstigen Vielschreibers Richard Laymon, stellt sich auch bei Lees Romanen rasch ein Gewöhnungseffekt ein. Aber er kann auch anders, wie der vorliegende Roman Golem beweist. Sicher, brutale Gewalt im Gore- und Splatter-Stil kommt ebenso drin vor, wie Vergewaltigung, doch weniger dem Selbstzweck dienend und deutlich sparsamer eingesetzt als in den oben erwähnten Werken. Faszinierend bei Golem ist die Verbindung jüdischer Mystik und Mythologie mit modernem Horror. Die Beziehung von Seth Krohn und Judy Parker erinnert in ihrer Konstellation und Freizügigkeit tatsächlich auch an die Romane von Richard Laymon, steht bei Golem aber nicht ständig im Vordergrund. Die Geschichte wird flott erzählt und die Handlung schnell vorangetrieben. Es kommt praktisch keine Langeweile auf und die Geschehnisse werden immer wieder durch Rückblicke in die Vergangenheit der jüdischen Kolonie vervollständigt, so dass die Ereignisse in der Gegenwart schlüssig und nachvollziehbar werden. Die Erscheinung des Golems ist nichts für schwache Nerven und kommt dem verstörenden Covermotiv von Danielle Tunstall gefährlich nahe. Mit den korrupten Bullen Rosh und Stein, sowie den beiden fiesen Rednecks D-Man und Nutjob sind zudem ein paar echte Dreckskerle mit von der Partie. Die Protagonisten Seth und Judy sind jedoch alles andere als strahlende Helden, sondern normale Menschen mit Fehlern und Schwächen, die die Narben schwerer Schicksalsschläge auf ihren Seelen tragen und dennoch den Widrigkeiten zum Trotz weiterkämpfen. Golem ist zudem ein Horror-Roman, der besser als alle anderen beweist, dass Wissen Macht ist. Toll geschrieben, mit einem durchgängigen Spannungsbogen und überraschenden Wendungen. Doch Vorsicht! ACHTUNG SPOILER: Nichts für schwache Nerven und für Leute, die Bücher mit Happy Ends lieben. Neben dem plakativen Horror und den Gräueltaten des Golems, ist es primär das Martyrium von Judy Parker, das unter die Haut geht. Hier ist es Edward Lee fulminant gelungen, die Scham und den Selbstekel der jungen Frau zu beschreiben und ihren erneuten Absturz in die Drogenabhängigkeit authentisch darzustellen. In Golem gehen fiktiver und realer Horror Hand in Hand. Unheimlich, beklemmend und absolut empfehlenswert. Aufmachung:Das Titelbild erinnert in seiner morbiden Gestaltung an die Werke des verstorbenen Künstlers H. R. Giger und passt durchaus zur abartigen Beschreibung des Golems, der deutlich grauenerregender beschrieben wird als im gleichnamigen Roman von Gustav Meyrink. Die exzellente Übersetzung ist Manfred Sanders zu verdanken.Fazit:Ebenso verstörender wie fesselnder Horror-Roman mit einem faszinierenden, mythologischen Hintergrund. Eines von Edward Lees besten Werken. 28. Aug. 2014 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. [Zurück zur Übersicht] |
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