Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Übersicht
Neu hinzugefügt
Rezensenten
Genres
Sammelkategorien Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Rezensionen > Werwolf > Florian Hilleberg > Horror > Der Fluch von Siniestro
emperor-miniature

Der Fluch von Siniestro

DER FLUCH VON SINIESTRO
FSK-Freigabe DER FLUCH VON SINIESTRO

(Originaltitel: The Curse of the Werewolf)



Anolis Entertainment
DVD/Blu-ray - Folge 4, Horror
Großbritannien 1961
FSK: ab 16, ca. 92 min.
EUR 26.99, Status: Jetzt bestellen

Spanien im 18. Jahrhundert.
Auf der Suche nach Speis und Trank gerät ein herumstreunender Bettler auf die Hochzeitsgesellschaft des Marquis Siniestro, der sich mit dem armen Mann üble Scherze erlaubt und ihn schließlich in den Kerker werfen lässt, wo er in Vergessenheit gerät. Nur die taubstumme Tochter des Kerkermeisters hat Mitleid mit dem Bettler und wird seine einzige Freundin, die sich auch dann noch um ihm kümmert als der alte Kerkermeister längst gestorben ist. Doch als sie sich den Anbiederungen des alten Marquis Siniestro widersetzt wird sie selbst in den Kerker geworfen, in die gleiche Zelle wie der Bettler. Der ist in den langen Jahren der Gefangenschaft dem Wahnsinn verfallen und vergewaltigt die taubstumme Kerkermeisterin, die schließlich den Grafen Siniestro töten und entkommen kann. Bei dem Arzt Don Alfredo findet sie Unterschlupf und bringt schließlich einen kräftigen, gesunden Jungen zur Welt. Sie selbst jedoch verstirbt noch im Kindbett. Don Alfredo und seine Haushälterin kümmern sich um den Jungen, den sie auf den Namen Leon Corledo taufen lassen, der schließlich in der Fremde sein Glück versucht, nicht ahnend, dass der Fluch des Werwolfs auf seiner Seele lastet und in den Vollmondnächten grauenhaften Tribut fordert ...

Meinung:

Die Universal Studios haben mit ihren Horror-Klassikern die Stereotypen des Genres vorgegeben: Dracula, Frankenstein und der Wolfsmensch. Zombies waren zu der Zeit, trotz des mäßig erfolgreichen „White Zombie“ (1932) mit Bela Lugosi in der Hauptrolle, weit weniger populär. Während „Dracula“ und „Frankenstein“ die gleichnamigen Werke der Schauerliteratur von Bram Stoker und Mary Shelley zugrunde liegen, vergisst man gerne, dass es auch für den Wolfsmenschen oder den Werwolf ein ähnliches Standardwerk gibt, nämlich Guy Endores „Der Werwolf von Paris“ aus dem Jahr 1934. Die Handlung indes spielt während des deutsch-französischen Kriegs von 1870. Auf diesem Roman basiert auch der vorliegende Film „Der Fluch von Siniestro“, dessen englischer Titel „The Curse of the Werewolf“ wie so oft deutlich aussagekräftiger ist. Allerdings spielt „Der Fluch von Siniestro“ nicht in Frankreich, sondern in Spanien. Der Grund hierfür liegt in einem anderen Filmprojekt, das die Hammer-Studios eigentlich 1960 starten wollten. Unter der Regie von John Gilling („Der Fluch der Mumie“) sollte ein Film über die spanische Inquisition entstehen, so dass entsprechende Kulissen gebaut wurden. Doch kurz vor Drehbeginn wurde das Projekt gestoppt, nicht zuletzt aufgrund der Drohung durch die katholische Kirche einen solchen Film mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu torpedieren. Um die bereits gebauten und bezahlten Sets aber nicht ungenutzt stehen zu lassen, wurde die Handlung von „Der Fluch von Siniestro“ kurzerhand nach Spanien verlegt. Keine schlechte Wahl, obwohl das mediterrane Klima natürlich keine nebelverhangene Gruselatmosphäre aufkommen lässt. Dafür überzeugt der erste und einzige Werwolf-Film der Hammer-Studios, der unter der Regie von Terence Fisher („Dracula“ und „Der Hund von Baskerville“) entstand, durch gewohnt farbenfrohe und mit der Liebe zum Detail erbaute Kulissen. Mit Richard Wordsworth, Anthony Dawson, Clifford Evans und Oliver Reed wurden zudem äußerst versierte Charaktermimen verpflichtet, die den Film trotz seinen langsamen Tempos und der schleppenden Erzählstruktur, sehenswert machen. Tatsächlich stellt das Drehbuch von Anthony Hinds das größte Manko des Films dar, denn bis Oliver Reed als Werwolf in Erscheinung treten darf, vergeht sage und schreibe eine komplette Stunde, so dass der tragische Höhepunkt des Dramas in den letzten dreißig Minuten abgehandelt werden muss. Zumindest hat man sich für die Entstehungsgeschichte des Fluchs angemessen Zeit gelassen. Ursprünglich war die Vergewaltigung der taubstummen Kerkermeisterin durch den tierhaften Bettler noch weitaus brutaler geplant gewesen. Dort sollte der auch äußerlich mutierte Bettler, die arme Frau vor den Augen des Marquis schänden. Eine solche Szene wollte die britische Zensurbehörde jedoch nicht genehmigen, so dass die Vergewaltigung in der Endfassung nur angedeutet wird. Doch allein das reicht schon, um unter die Haut zu gehen. Der titelgebende Marquis Siniestro wird hier zum alleinigen Täter, denn ihm ist es zu verdanken, dass der harmlose Bettler in den langen Jahren der Gefangenschaft zum Tier degeneriert und seine Schande an den Sohn vererbt, der schließlich von dem Arzt Don Alfredo Corledo (Clifford Evans) aufgezogen wird. Leon entwickelt sich zu einer tragischen Gestalt, hin und hergerissen zwischen dem triebhaften Erbe seines leiblichen Vaters und der Liebe zu einer Frau. Letztendlich ist es aber die obligatorische Silberkugel, die den Werwolf von seinem Leid erlösen muss. An dieser Stelle muss ich Dr. Rolf Giesen zustimmen, der in seinem Audiokommentar davon spricht, dass sich der Werwolf von seinen Monster-Kollegen Dracula und Frankenstein dadurch unterscheidet, dass er nicht nach ewigem Leben trachtet, sondern nach Erlösung. Oliver Reeds fulminantes Spiel zeigt auf beeindruckende Weise den ewigen Kampf des Menschen gegen die innere Bestie, die ihn zu unmenschlichen Gräueltaten zwingt, die er erst dann zu bereuen imstande ist, wenn er wieder zum Menschen geworden, also wieder bei Besinnung ist. Großartig auch die Todesszene, in der Oliver Reed einen geradezu wilden Todessprung vollführt, um schließlich entseelt zu Boden zu fallen. Obwohl die Verwandlung nicht besonders eindrucksvoll inszeniert wurde und nur durch Überblenden die immer haariger werdenden Hände der Kreatur zeigt, muss man die Arbeit des Maskenbildners Roy Ashton lobend erwähnen. Nicht umsonst inspirierte die Werwolf-Fratze Siniestros zahlreiche Künstler, so dass man gerade auf den Horror-Heftromanen der 70er und 80er-Jahre immer wieder das typische Antlitz der Bestie zu sehen bekommt.
Das Bild ist gestochen scharf, so dass der Film in seiner ersten Bluray-Veröffentlichung enorm viel Spaß bereitet. Auch die Extras können sich sehen lassen. Neben den obligatorischen Trailern, Bildgalerien und Makin-Of's, gibt es auch dieses Mal den Comic zum Film, sowie den Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen, der hier von Volker Lange unterstützt wird, auch wenn dieser nicht allzu oft zu Wort kommt. An dieser Stelle muss außerdem erwähnt werden, dass Dr. Giesen zwar mit einem sehr interessanten Detailwissen aufwartet, doch zum Geschehen auf dem Bildschirm nur an wenigen Stellen Bezug nimmt, so dass man eher von einer Audiodokumentation, als von einem Audiokommentar sprechen sollte.

Fazit:

Trotz der behäbigen Erzählstruktur und einer unausgereiften Dramaturgie ist „Der Fluch von Siniestro“ ein fabelhaft inszenierter Werwolf-Film, der allein durch die großartige Schauspielkunst der Hauptdarsteller sehenswert ist. Auch diese Bluray-Veröffentlichung lässt die liebevollen Hammer-Kulissen in noch leuchtenderen Farben erstrahlen.

04. Okt. 2014 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2567 Rezensionen
März 2018: 3 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

[Weiterlesen...]


Werwolf

Flucht vor dem Werwolf
Simeon Hrissomallis - GESCHICHTEN AUS DEM SCHATTENREICH: FLUCHT VOR DEM WERWOLF
Horror - Rezensent: Florian Hilleberg
Der weiße Wolf von Kostopchin
Marc Gruppe - DER WEIßE WOLF VON KOSTOPCHIN
Gothic Novel - Rezensent: Florian Hilleberg
Die Macht des Mondes
Evelyn R. Boyd - DIE MACHT DES MONDES
Horror - Rezensent: Florian Hilleberg
Weitere Rezensionen zu Werwolf finden Sie in der entsprechenden Sammelkategorie!

[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info