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Hände voller Blut

HÄNDE VOLLER BLUT
FSK-Freigabe HÄNDE VOLLER BLUT

(Originaltitel: Hands of the Ripper)



Anolis Entertainment
DVD/Blu-ray - Folge 5, Horror
Großbritannien 1971
FSK: ab 16, ca. 85 min.
EUR 18.99, Status: Jetzt bestellen

London 1903
Als Dreijährige muss Anna mitansehen wir ihr Vater, der niemand anderes als Jack the Ripper ist, ihre Mutter ermordet. Jetzt muss sie ihrer Tante bei inszenierten okkulten Sitzungen helfen und wird von dieser außerdem zahlungskräftigen, betuchten Männern als Jungfrau feilgeboten. Nach einer missglückten Séance soll sie einem bedeutenden Mitglied der englischen Aristokratie zu Diensten sein, doch die Situation eskaliert und Annas Tante schreitet ein.
Dr. Pritchard, der mit seinem Sohn ebenfalls an der Séance teilgenommen hat und draußen auf eine Droschke wartet, hört das Geschrei und stürmt ins Haus. Dort kommt ihm der verhinderte Freier in Panik entgegen. Schließlich findet Pritchard die völlig verstörte Anna und ihre Tante, die mit einem Schürhaken aufgespießt wurde.
Gegenüber der Polizei erwähnt Pritchard nicht, dass er den flüchtigen Aristokraten erkannt hat und bietet sich an Anna unter seine Fittiche zu nehmen.
Der bekennende Freudianer möchte nämlich den Fall der jungen Frau studieren, denn er geht davon aus, dass nur sie den Mord begangen haben kann. Wie recht er damit hat, stellt sich spätestens dann heraus, als auch sein Hausmädchen brutal ermordet wird. Dr. Pritchard vertuscht die Tat seines neuen Mündels, auch gegenüber seinem Sohn und dessen blinder Verlobter, denn Anna hat die Taten in geistiger Umnachtung begangen. Dr. Pritchard glaubt den Auslöser dafür zu kennen, doch er hat sich bitter getäuscht, wie er bald am eigenen Leib feststellen muss ...

Meinung:

„Hände voller Blut“ ist ein Horror-Film aus dem Jahr 1971, bei dem Peter Sasdy Regie geführt hat, der für die britischen HAMMER-Studios schon mehrfach hinter der Kamera die Fäden in der Hand hielt. So zeichnet er sich außerdem für die Streifen „Countess Dracula“ („Comtesse des Grauens“) und „Taste the Blood of Dracula“ („Wie schmeckt das Blut von Dracula?“) verantwortlich.
Der vorliegende Film ist einer der ersten, der das Thema Jack the Ripper zu Unterhaltungszwecken aufgreift und nutzt. Zu der Zeit als der Film entstand lagen die Untaten, des bis heute unbekannten Täters, noch nicht einmal 100 Jahre zurück, denn die Morde, die dem Ripper zugeschrieben werden, geschahen alle in der zweiten Hälfte des Jahres 1888 im Londoner East End. In diesem Film geht es jedoch nicht um historische Korrektheit und auf die eigentlichen Morde wird auch gar kein Bezug genommen. Lediglich eines von Annas Opfern stellt sich als lange Liz vor. Diesen Spitznamen trug auch Elizabeth Strode, eines der „echten“ Ripper-Opfer.
Sasdys Film verbindet die Elemente der Ripper-Morde mit freudianischer Psychologie, ohne jedoch wirklich in die Tiefe zu gehen. Der Film wird zwar damit beworben, dass er „in bestem Hitchcock-Stil“ daher kommt, doch in erster Linie geht es wohl um die „überraschenden Schocksequenzen“, die hier tatsächlich sehr effektiv eingesetzt werden. Auch aus heutiger Sicht nicht gerade zimperlich.
Denkt man noch in einer Szene, wie billig das aussieht, wird man schon eine Sekunde später eines Besseren belehrt, denn die Kamera hält unerbittlich drauf, wenn eine Spiegelscherbe tief in den Hals des Opfers getrieben wird. Es handelt sich bei „Hände voller Blut“ weniger um eine psychologische Fall- oder Charakterstudie als vielmehr um einen der ersten Slasher-Filme überhaupt, der bereits viele Stereotypen, aber eben auch schon ihre Ausnahmen vorweg nimmt.
Der geneigte Zuschauer erlebt hier eine weibliche Täterin, ähnlich wie in „Freitag, der 13.“, obwohl man der zarten Anna, fabelhaft gespielt von Angharad Rees, mit ihrem bezaubernden Lächeln die Morde ohnehin nicht übel nehmen möchte. Trägt Dr. Pritchard, intensiv und wunderbar fanatisch von Eric Porter dargestellt, nicht viel eher die Verantwortung für die Morde, da er diese scheinbar billigend für seine wissenschaftlichen Forschungen in Kauf nimmt?
Auffallend ist dabei das Fehlen der typischen Helden- und/oder Identifikationsfigur. Pritchards Sohn, der diesen Part am ehesten hätte übernehmen können, spielt eine viel zu unbedeutende Rolle und ergreift fast nie aus eigenen Antrieb die Initiative, erst zum Ende hin, als es fast schon zu spät ist, wird er aktiv.
Vom Setting her hebt sich dieser HAMMER-Film angenehm von anderen Produktionen des Studios ab. Er spielt nicht in einer ländlichen Umgebung, aber noch vor dem Industriezeitalter und überzeugt durch authentische, stimmungsvolle Kulissen, die, laut Audiokommentar, noch von Billy Wilders „Das Privatleben von Sherlock Holmes“ stammen.
Das Bonusmaterial der HAMMER-BLU-RAY-EDITION allein lohnt bereits die Anschaffung und auch „Hände voller Blut“ bildet da keine Ausnahme. Audiokommentare von Angharad Rees, Stephen Jones und Kim Newman, die Dokumentation „The Devil's Bloody Playground“, Trailer, Bildergalerien, Presseheft und Werberatschlag bieten umfassende Hintergrundinformationen zum Film. Ebenfalls enthalten ist der obligatorische und sehr informative Audiokommentar des Experten Dr. Rolf Giesen, der dieses Mal mit Ivo Scheloske hinter dem Mikrofon steht. Giesen und Scheloske harmonieren sehr gut miteinander, obwohl auch sie nur wenig Bezug zum Geschehen auf dem Bildschirm nehmen und der Audiokommentar wie so oft eher als Audiodokumentation funktioniert.
Ein zeitgenössischer Film, der Elemente aus „Hände voller Blut“ aufgreift und weiterentwickelt, ist der nicht ganz ernst gemeinte Slasher-Film „American Psycho II“ mit Mila Kunis in der Hauptrolle. Auch hier mordet eine junge Frau, wenngleich mit voller Absicht und skrupellosem Kalkül. Und auch sie hat als kleines Mädchen mitangesehen wie ein berüchtigter Serienkiller eine ihr nahestehende Person umbrachte.

Aufmachung:

Das Titelbild der Softbox entspricht dem Kinoplakat mit der blutigen Hand des Rippers, die das ebenfalls blutverschmierte Mordmesser vor das spärlich bekleidete weibliche Opfer hält. Der blaue Hintergrund harmoniert wunderbar mit der blauen Blu-ray-Box. Auch ohne Mediabook ein Schmuckstück in jeder Sammlung.

Fazit:

HAMMER goes Slasher. In dieser Neuinterpretation des Ripper-Mythos geht es weniger um historische Korrektheit oder psychologischen Tiefgang, als vielmehr um einen raffiniert erzählten Gruselfilm mit blutigen Schocksequenzen, die hier sehr effektvoll eingesetzt wurden. Eine zu unrecht in Vergessenheit geratene späte Perle der HAMMER-Studios.

22. Okt. 2014 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2566 Rezensionen
März 2018: 2 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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