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Zwanghaft

ZWANGHAFT

David Adam
Sachbuch / Sachbuch

dtv - deutscher Taschenbuchverlag
Übersetzung: Ursula Pesch

Trade Paperback, 300 Seiten
ISBN: 978-342326049-7

Mar. 2015, 1. Auflage, 16.90 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich

Zwangsstörungen gehören neben Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen zu den vier häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Und trotzdem ist über Zwangsstörungen wenig bekannt, dafür kursieren umso mehr Halbwahrheiten, Gerüchte und Falschinformationen über dieses Leiden, das den Betroffenen ihr Leben buchstäblich zur Hölle macht.
David Adam muss es wissen, denn er ist seit seiner Jungend selbst betroffen. Seine krankhafte Obsession ist die Angst vor einer Infizierung mit AIDS – gewesen. Denn es gibt Hoffnung.
Wie schwerwiegend, belastend und für Außenstehende teilweise absurd anmutend, diese Angst gewesen ist, erzählt er in diesem Buch erstmals der breiten Öffentlichkeit.
Doch auch von anderen, teils unglaublichen Fällen wird hier berichtet. Dabei zeichnet David Adam ein umfassendes Porträt der Zwangsstörung: Von ihrer Entdeckung, über die Entstehung, die psychischen Mechanismen und körperlichen Auswirkungen, bis hin zu ihrer Behandlung.

Meinung:

Mittlerweile ist es ja en vogue, dass sich Promis outen an einer Depression zu leiden oder einen Burnout erlitten zu haben. Diese Erkrankungen und Phänomene sind mittlerweile in der Gesellschaft deutlich anerkannter als noch vor Jahren und trotzdem werden sie viel zu selten diagnostiziert, weiterhin totgeschwiegen und vom Umfeld der Betroffenen ignoriert. Der Zwangsstörung ergeht es da nicht viel besser, im Gegenteil. In der Öffentlichkeit kursiert bei diesem Begriff immer noch das Bild eines spleenigen Kauzes, der den ganzen Tag mit einem Stück Seife vor dem Waschbecken steht und sich die Hände wäscht, seinen Arbeitsplatz penibel aufräumt und cholerische Wutanfälle bekommt, wenn seine ritualisierten Abläufe durcheinandergebracht werden. Der Zwangsgestörte verkommt zur Witzfigur oder zum skurrilen TV-Helden. Nicht umsonst wird der Serienliebling „Monk“ in einem Kapitel des Buches als Beispiel genannt.
Zum Glück hat ein Betroffener namens David Adam, Redakteur und Wissenschaftsjournalist, mit dem nötigen Know-How ein solches Buch zu schreiben, den nötigen Mut aufgebracht mit seiner Leidensgeschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Nicht in einer Talkshow oder in Form eines Podcastes, sondern in einem populärwissenschaftlichen Buch, das zugleich ein Erfahrungsbericht ist.
Adam beschreibt seine Geschichte sehr emotional, aber auch mit einer gewissen Distanz und einer Prise Selbstironie. Das macht das Buch nicht nur lesenswert, sondern auch unterhaltsam, ohne Effektheischerei, Selbstmitleid und unnötige Trändendrüsendrückerei.
Die Verknüpfung zwischen seinen persönlichen Erlebnissen mit wissenschaftlichen Fakten und Erkenntnissen machen die Informationen greif- und verstehbar für den Laien. Der wird mit einer ihm fremden, beängstigenden Welt konfrontiert, bekommt aber auch einen Einblick in ein Krankheitsbild, das weitaus verbreiteter ist, als man gemeinhin annimmt. Dadurch leistet David Adam einen wichtigen Beitrag zur Entstigmatisierung und Entmystifizierung einer psychischen Erkrankung, die den Betroffenen viel von ihrer Lebensqualität raubt. Obwohl das Buch Betroffenheit und Angst hervorrufen kann, so macht es am Ende auch Hoffnung, denn es gibt eine Möglichkeit trotz einer schweren Zwangsstörung ein glückliches, erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen. David Adam ist der Beweis.
Ein umfangreiches Literaturverzeichnis vervollständigt das Buch. Einziges Manko ist lediglich die Übersetzung, denn in der deutschen Version liest man häufig die Phrase „macht Sinn“, die sich mittlerweile zwar in den Sprachgebrauch eingeschlichen hat, aber weit von einem vernünftigen Deutsch entfernt ist. Hier stand wohl eher das englische „make sense“ Pate und hat zu der Entstehung dieser deutschen Stilblüte beigetragen. Korrekt müsste es nämlich heißen: „ergibt Sinn“ oder „ist sinnvoll“.

Aufmachung:

Auf das obligatorische Stück Seife auf dem Cover wurde aus gutem Grund verzichtet. Das sich wiederholende Wort „Zwanghaft“ symbolisiert in meinen Augen das Leiden der Betroffenen um ein Vielfaches besser, denn letztendlich geht es um die Gedanken und die dahinterstehenden Ängste, nicht um die Symptome dieser Erkrankung.
Das Buch ist bei dtv als Premium-Paperback mit Klappenbroschur erschienen, besitzt eine angenehme Schriftgröße und einen gefälligen Satzspiegel.

Fazit:

David Adam leistet mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über das Phänomen der Zwangsstörung. Als Wissenschaftsjournalist und Betroffener in Personalunion weiß er wovon er schreibt, und das merkt man dem Buch auf jeder Seite an.

06. Apr. 2015 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2566 Rezensionen
März 2018: 2 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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