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Schrei, wenn der Tingler kommt

SCHREI, WENN DER TINGLER KOMMT
FSK-Freigabe SCHREI, WENN DER TINGLER KOMMT

(Originaltitel: The Tingler)



Anolis Entertainment
DVD/Blu-ray - Folge 3, Horror
USA 1959
FSK: ab 12, ca. 78 min.
EUR 24.99, Status: Jetzt bestellen

Der Pathologe Dr. Warren Chapin hat eine aberwitzige Theorie zur Entstehung und Manifestation der Angst. Seiner Ansicht nach entsteht im Rückgrat des Menschen eine Art Parasit wenn er sich fürchtet. Und je größer die Angst wird, desto größer wird auch die Kreatur, die Chapin kurzerhand den Tingler nennt. Dieser kann eine so enorme Kraft entwickeln, dass er sogar die Wirbelsäule des Menschen zu brechen imstande ist. Nur ein lauter, erlösender Schrei ist in der Lage den Tingler zu vernichten. Doch um seine Theorie zu beweisen, benötigt Chapin einen unbeschädigten Tingler, außerhalb seines menschlichen Wirtes. Die taubstumme Frau eines befreundeten Kinobesitzers kommt ihm da gerade recht ...

Meinung:

Keine Frage, „Schrei, wenn der Tingler kommt“ ist einer der abstrusesten und originellsten Horror-Klassiker aller Zeiten. Die Idee ist so absurd, ja, hanebüchen, dass sie schon wieder genial ist. Und Regisseur und Produzent William Castle persönlich rät dem Zuschauer eindringlich lauthals loszuschreien, wenn er das vertraute Prickeln der Angst in seinem Rückgrat spürt, denn dies ist der Tingler (aus dem Englischen „tingle“ = „prickeln“). Danach beginnt alles zunächst recht harmlos und bieder wie man es von einem Streifen der damaligen Zeit gewohnt ist. Bemerkenswert ist vielleicht noch die außergewöhnliche Charakterzusammenstellung, denn eine solch buntes Potpourri ist der geneigte Zuschauer mehr von einem alten Thriller oder einem Drama gewöhnt, weniger von einem Monster-Film der 50er Jahre.
Vincent Price spielt den zwielichtigen Wissenschaftler, der bereit ist für seine Forschung zum Äußersten zu gehen. Seine dubiose Frau fällt durch Kaltschnäuzigkeit und Skrupellosigkeit auf, ja, selbst die taubstumme Frau des biederen Kinobesitzers Ollie wird als habgieriges, egozentrisches Weib dargestellt. Einzig Chapins junger Assistent und dessen Verlobte, die ausgerechnet die kleine Schwester von Chapins selbstsüchtiger Gattin ist, entsprechen dem Strahlemann-Klischee der damaligen Äre und des Genres.
Allerdings bleiben sie auch genauso blass und oberflächlich und spielen im weiteren Verlauf des Films keine tragende Rolle.
Die fällt dafür dem mimischen Aushängeschild Vincent Price zu, der die Rolle des fanatischen Wissenschaftlers mit einer Ernsthaftigkeit und Seriosität spielt, die man heutzutage vergeblich in einer B-Produktion sucht. Aus diesem Grund sind solche Filme auch heute noch kult und lassen sich vorzüglich anschauen, selbst wenn die Drähte, an denen der Tingler gezogen wird, nur allzu klar erkennbar sind.
Der Tingler selbst sieht aus wie eine zu große geratene Mischung aus Hundertfüßer und Kellerassel und die Einbindung des (Kino-)Publikums zum Ende hin entbehrt nicht einer gewissen Komik. Mehr noch, wenn plötzlich Vincent Price in völliger Dunkelheit das im Film sitzende und das echte Publikum gleichermaßen auffordert zu schreien, um den Tingler zu vernichten. Allerdings dürfte doch niemand aus dem Zuschauerraum im Film wissen, was ein Tingler ist, oder?
Die Art und Weise wie die arme Frau des Kinobesitzers in Angst und Schrecken versetzt wird, ist bestenfalls simpel zu nennen und hat mindere Geisterbahn-Qualität. Allerdings darf man nicht vergessen, dass in diesem Film mit LSD experimentiert wird. Angeblich handelt es sich sogar um die erste filmische Inszenierung der Auswirkungen dieser Droge.
Der Film ist komplett in schwarzweiß gedreht, bis auf zwei wirklich gelungene, surreale Schockeffekte, in denen knallrotes Blut aus dem Wasserhahn sprudelt und eine Badewanne voller Blut der armen Mrs. Higgins den Rest gibt. Hier sieht man sehr deutlich am groben, körnigen Bild, dass für diese Einstellungen Farbfilm benutzt wurde, und der Rest des Geschehens, um die Badewanne herum, ausgeblichen wurde.
Alles in allem ein sehr liebevoll gemachter Gruselfilm, der auch heutzutage noch zu gefallen weiß. In Angst und Schrecken wird indes wohl niemand mehr versetzt, aber es darf bezweifelt werden, dass dies im Jahr 1959 anders gewesen ist.

Aufmachung:

Für die Aufmachung hat sich Anolis Entertainment wieder einiges einfallen lassen und neben dem 16seitigen Booklet mit jeder Menge Bildmaterial und Fakten, wird dem Käufer der Film sowohl auf DVD, als auch auf Bluray offeriert. Warum auf der DVD ein Kinosessel zu sehen ist, erklärt sich aus William Castles Vorliebe für Gimmicks, mit denen er während der Vorstellung das Publikum gerne geschockt, zumindest aber unterhalten hat. So hat er angeblich unter einigen Sitzen eine Art Buzzer-Motor anbringen lassen, den der Vorführer auf Knopfdruck einschalten konnte. Der Zuschauer sollte dann an den entsprechenden Szenen lauthals zu schreien beginnen.
Außerdem spendiert Anolis dieses Mal gleich zwei Audiokommentare, zum einen mit Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad, und zum anderen mit Robert Zion und Ingo Strecker. Absolut hörens- und sehenswert.

Fazit:

Genre-Perle mit Altmeister Vincent Price in einer seiner früheren Rollen. Dessen ungeachtet gehört dieser Film wohl zu den abstrusesten und zugleich originellsten Gruselfilmen seiner Zeit.

05. Aug. 2016 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2567 Rezensionen
März 2018: 3 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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