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High-Rise![]() ![]() (Originaltitel: High-Rise) DCM Film Distribution GmbH DVD/Blu-ray - Thriller Großbritannien 2015 FSK: ab 16
STORYDer Mediziner Dr. Robert Liang (Tom Hiddlestone, THOR, THE AVENGERS, THE NIGHT MANAGER) bezieht, vorwiegend seinem Wunsch nach Anonymität folgend, eines der Appartements in den noch teilweise im Bau befindlichen Hochhäusern des Architekten Anthony Royal (Jeremy Irons DIE BORGIAS, BATMAN VS. SUPERMAN), die im Inneren jeglichen Komfort, vom Supermarkt bis zu verschiedenen Sportmöglichkeiten, bieten. Sehr schnell und etwas unfreiwillig kommt Liang mit seiner Nachbarin Charlotte Melville (Sienna Miller, G.I. JOE 2, AMERICAN SNIPER) in Kontakt, die ihn in die Gesellschaft des Hochhauses einführt, in dem die vertikale Lage der Wohnungen dem sozialen Stand der Bewohner entspricht. Liangs Wohnung befindet sich im Mittelteil, ganz oben mit einem regelrechten Park auf dem Dach, residiert Royal, Familien mit Kindern finden sich in den unteren Etagen. Als sich Spannungen innerhalb des Hochhauses zu einem offenen Konflikt zuspitzen, beschließt der Dokumentarfilmer Richard Wilder (Luke Evans, DRACULA UNTOLD, NO ONE LIVES, DER HOBBIT 2&3, THE GIRL ON THE TRAIN) aus dem zweiten Stockwerk, die Eskalation der Ereignisse noch zu schüren und aufzuzeichnen.MEINUNGGenerell gelten die Romane des britischen Autors James Graham Ballard wegen ihrer abstrakten und oft experimentellen Natur als unverfilmbar. Dass es trotzdem funktionieren kann, hatte 1996 Kinovisionär David Cronenberg mit CRASH bewiesen (wie HIGH-RISE unter Beteiligung des Produzenten Jeremy Thomas), der sich zugegebenermaßen nicht gerade an die breite Masse der Kinobesucher gewendet hat. Ebenso verhält es sich mit HIGH-RISE, der nun, 40 Jahre nach Erstveröffentlichung des Romans unter der Regie des kaum weniger ambitionierten Ben Wheatley (KILL LIST, DR. WHO) entstanden ist. Pläne, den Roman zu verfilmen, gab es schon bald nach dem Erscheinen des Romans; für die Regie war damals Kunstfilmer Nicholas Roeg (DER MANN, DER VOM HIMMEL FIEL, WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN) vorgesehen. Wheatley verwendete auch Techniken, für die Roeg bekannt ist (vorahnender Aufbau, Cut-up-Montagen).Obwohl nie eine Jahreszahl genannt wird, ist HIGH-RISE unmissverständlich in den 1970ern angesiedelt. Alles passt einfach fantastisch, die Ausstattung, die Garderobe, die omnipräsenten Glimmstengel (angeblich wird in 80% der Filmszenen geraucht) und natürlich das Interieur des Hochhauses, das sich wie eine Zukunftsvorstellung aus eben den 1970ern präsentiert. Insgesamt erinnert die klinische Präzision des Films an die Werke von Stanley Kubrick aus eben diesem Zeitraum (A CLOCKWORK ORANGE, 2001) Man begleitet den offenbar gut situierten und kultivierten Dr. Robert Laing beim Einzug in eine Wohnung in einem der fünf der Hochhäuser, die die Finger einer Hand symbolisieren sollen. Sein Wunsch nach Anonymität zerschlägt sich je, als er seine entwaffnende obere Nachbarin kennenlernt, durch die er auch Kontakt zu Bewohnern auf den unteren Schichten knüpft. Seine gehobene Stellung als Arzt verschafft ihm auch eine Einladung bei Anthony Royal, der dem Neumieter sehr wohlgesonnen ist. Ganz anders Royals Entourage aus den oberen Stockwerken, die in Liang Konkurrenz wittern. Der erzählerische Fokus des Films liegt auf Liang, der sich gemeinsam mit dem Zuschauer relativ frei in der Vertikale des Hauses bewegt, während die Buchvorlage in drei parallelen Handlungssträngen Liang, dem Filmemacher Wilder und dem Architekten Royal folgt. Und tatsächlich wirkt der Film als wären eben die Szenen, die Wilders und Royals Aktivitäten zeigen, herausgeschnitten. Immer wenn diese auftauchen hat man das Gefühl, etwas in ihrer Entwicklung verpasst zu haben. Gegen Ende, wenn die Ordnung aufgehoben ist, sich die Ereignisse überschlagen und im Hochhaus förmlich Krieg herrscht, verstärkt sich dieses Gefühl immer mehr, auch weil sich Liangs Rolle relativ passiv ausnimmt. An einer Stelle heißt es: Es ist, als ob alle stillschweigend beschlossen hätten, eine Grenze zu überschreiten. Und ganz in diesem Sinne verlässt der Film zum Ende hin den Pfad einer stringenten Handlung um brillant gefilmte und geschnittene Montagen, (Zerstörungs)Orgien in extremer Zeitlupe mit hypnotischer Musikuntermalung (die Portishead-Version von ABBAs SOS) zu zeigen. Hochglänzendes Eye- and Ear-Candy, das den Zuschauer jedoch emotional kalt lässt. Mit dem deutlichen Motiv der getrennten Gesellschaftsschichten und dem Aufbegehren der unteren gegen die herrschende Klasse ist HIGH-RISE ein thematischer Cousin von Bong Joon-hos SNOWPIERCER, der, obwohl die Ausgangssituation dort sehr viel abstrakter ist, sich doch um einiges zugänglicher präsentiert. Darüber hinaus gibt es freilich noch eine ganze Menge freudsches Potenzial in der Geschichte, das jedoch nicht überstrapaziert wird. Hauptdarsteller Tom Hiddlestone kann mit HIGH-RISE seinen Status als einer der Sexiest Man Alive zementieren. Dafür sollte schon die hinten ohne-Balkonszene sorgen. Der Mime versprüht die zeitlose Eleganz und Anziehungskraft eines männlichen Superstars der goldenen Hollywood-Ära. Smart aber auch abgründig. Beeindruckend auch Luke Evans als impulsiv-kämpferischer Richard Wilder, während sein Gegenstück, der vornehme Architekt Royal für Jeremy Irons eine Standardrolle ist. Mit u.a. Elisabeth Moss (MAD MEN, TOP OF THE LAKE) und James Purefoy (ROM, THE FOLLOWING) sind auch die Nebenrollen top besetzt. FAZITOhne Frage ein brillanter, an sehr vielen Stellen überraschender Film mit großartigen Darstellern und im Geist großer britischer Filmemacher. Doch versäumt es Wheatley, sein Publikum auch emotional zu packen. 09. Dez. 2016 - Elmar HuberDer RezensentElmar Huber![]() Total: 669 Rezensionen (* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte. [Zurück zur Übersicht] |
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