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Love

LOVE

Stephen King
Roman / Horror

Heyne

Fester Einband, 736 Seiten
ISBN: 978-345326532-5

Okt. 2006, 1. Auflage, 22.95 EUR
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Nach seinem mehr als enttäuschenden „PULS“ legt King in diesem Jahr nun schon seinen zweiten Roman vor. Um es vorweg zu nehmen: „LOVE“ ist besser als „PULS“, der „Master of Horror“ schwächelt aber auch in seinem neuesten Werk.

Protagonist des Romans ist Lisey Landon, die mehr als 25 Jahre mit dem berühmten Schriftsteller Scott Landon verheiratet war. Als Scott plötzlich stirbt, fällt Lisey in ein tiefes seelisches Loch. Beinahe zwei Jahre vergehen, bis sie endlich die Kraft dazu findet, die Sachen ihres Mannes zu ordnen, Wichtiges von Nutzlosem zu trennen. Und schon tauchen die ersten gierigen Fans (Lisey nennt sie Inkunks – von: „Inkunabel“= früher Druck, Frühwerk) in Gestalt eines Professors Woodbody aus Pittsburgh auf, die unbedingt alle Unterlagen Landons auf der Suche nach noch unveröffentlichten Erzählungen oder gar Romanen durchwühlen möchten. Anfangs kann Lisey derartige Anfragen noch abwimmeln, doch dann erhält sie von einem Mann, der sich Zack McCool nennt, Drohanrufe. Lisey soll Woodbody Zugang zu Scotts Materialien gewähren. Sollte sie sich weigern, droht er, ihr weh zu tun. Spätestens als Lisey eine tote Katze in ihrem Briefkasten findet, weiß sie, dass es sich bei McCool keineswegs nur um einen harmlosen Verrückten handelt. Kurzerhand droht sie Woodbody mit der Polizei, doch dieser versichert ihr glaubwürdig, dass es sich bei dem Mann lediglich um eine Kneipenbekanntschaft handele, der er von seinem Frust mit Landons Vermächtnis berichtet habe. Der Mann, der sich Jim Dooley nannte, hatte selbst die Idee, die Witwe dazu zu überreden, die Manuskripte an die Universität auszuhändigen. Für diesen Gefallen verlangte er keinen Cent. Woodbody hatte alles nur für den Scherz eines Betrunkenen gehalten und die Sache schnell wieder vergessen. Sein einziger Kontakt zu Dooley bestand aus einer E-Mail- Adresse, die allerdings schon wenige Wochen später gelöscht worden war.
Zu ihrem Entsetzen muss Lisey erkennen, dass der Verrückte keineswegs Interesse an literarischer Forschung hat, in erster Linie bereitet es ihm Vergnügen, Frauen zu Tode zu ängstigen – auf jede nur erdenkliche Art.
In ihrer Not erinnert sich Lisey an ihre Zeit mit Scott zurück. Ihr Mann besaß geheimnisvolle Fähigkeiten, die es ihm ermöglichten, die reale Welt physisch zu verlassen. Scott war dazu in der Lage, in ein ‚Zwischenreich’ namens ‚Boo’ya Mond’ zu reisen, in dem er sprichwörtlich in einen Wörter- und Mythen- Pool eintauchen konnte, um neue Ideen für seine Bücher zu finden. Und Lisey verfügt über die gleiche Gabe. Sie erinnert sich auch an die wundersame Heilkraft von ‚Boo’ya Mond’ und das finstere Geheimnis, das Scott oft dazu zwang, aus der Wirklichkeit dorthin zu fliehen.
In dem verzweifelten Versuch, sich dem Wahnsinnigen zu stellen, begibt sich Lisey letztmalig auf eine ‚Bool- Jagd’ (nicht zu verwechseln mit dem französischen ‚Boule’), einem von Scott und seinem Bruder Paul selbst erfunden Rätsel- und Versteck- Spiel, das zuweilen auch blutig enden kann (‚Blut- Bool’). Denn in ‚Boo’ya Mond’ lauern auch böse Monster….

Auch wenn der Plot nach einem typischen King- Roman klingt, so dreht sich „LOVE“ wie der kurze aber diesmal überaus passende „deutsche“ Titel schon besagt, vor allem um jenes undefinierbare existentielle Gefühl, das den Menschen erst Mensch werden lässt. Ausführlich (zuweilen zu ausführlich) schildert King, welchen Einfluss die starke Bindung zweier Menschen auch über den Tod eines Partners hinweg haben kann (hierbei beleuchtet er zudem auch eindrucksvoll die Liebe unter Geschwistern: Lisey zu ihren Schwestern und Scott zu seinem Bruder). Liebe lässt einen Menschen über sich hinaus wachsen, lässt ihn Dinge tun, denen er sich nicht gewachsen glaubt, vor denen er sich eigentlich fürchtet, die er vielleicht aber auch hasst und verabscheut.
„LOVE“ ist aber auch ein Buch über Sprache, über geheime Codes, über Worterfindungen und somit über das Schreiben im Allgemeinen. Mehr als sonst quillt der Roman über von speziellen Redewendungen, Slang, Akronymen und Kunstwörtern, die es dem Übersetzer sicher nicht leicht gemacht haben. (Wulf Bergner lässt zwar zuweilen einen Reim weg oder übersetzt z.B. „Bad- Gunky“ mit ‚Bösmülligkeit’, doch muss man ihm insgesamt ein gutes Zeugnis ausstellen.)

In dritter Hinsicht ist der Roman auch ein Buch über den Autor selbst (und natürlich seine Frau Tabitha). Auch wenn King im Nachwort betont, Lisey sei nicht mit Tabitha identisch, so werden mit Sicherheit Parallelen zu finden sein. Schließlich ist es eine Binsenweisheit, dass jeder Roman auch immer über den Autor selbst reflektiert.
Hier aber liegt auch die Schwäche des Romans. „LOVE“ scheint der Auftakt des Alterswerks Kings zu sein, allerdings nicht, weil er sich indirekt von einer posthumen Warte aus beobachtet. Zu viele ‚deja- vus’ (Die Redewendung „Alles beim Alten“ erinnert doch sehr an „Selbe Scheiße anderer Tag“ aus „Duddits“ und dessen Akronym SSAT ist wieder ein Echo von SUWAS aus ‚LOVE’. Die Flucht in andere Welten ist wahrlich nicht neu <„Der Talisman“, „Das Bild“, „Der Dunkle Turm“> und die Figur des bedrohten Schriftstellers bzw. seines Werks kennen King- Fans aus „Stark“, „Misery“ und „Geheimes Fenster, Geheimer Garten“. Der ‚Wörter- Pool’ scheint dagegen von Rushdies „Harun und das Meer der Geschichten“ übernommen worden zu sein.) trüben eher den Lesegenuss anstatt ihn zu erhöhen. Mit ‚Frauen- Büchern’ wie „DOLORES“ hat King hinlänglich bewiesen, dass er es meisterhaft versteht, weibliche Emotionen zu schildern, und das ohne jegliche phantastischen Elemente.
„LOVE“ besitzt dagegen aufgrund seiner überzogenen Länge nicht annähernd die Spannung und Kompaktheit seiner entsprechenden Vorgänger. Zu mäandrierend, zu wortverliebt schleicht die Handlung voran. An keiner Stelle will es dem Leser gelingen, ‚in die Handlung hinein zu fallen’ und damit den Vorgang des Lesens zu vergessen.

Der ‚Bärtige aus Maine’ scheint müde geworden zu sein; vielleicht sollte er eine kreative Pause einlegen und sich an Werke wie „Das Mädchen“, „The Green Mile“ oder „ES“ erinnern.

21. Jun. 2007 - Andreas Wolf

Der Rezensent

Andreas Wolf
Deutschland

Total: 84 Rezensionen
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* Andreas Wolf, auch als Autor unter dem Pseudonym
ARTHUR GORDON WOLF bekannt,

* Jhg. 1962

* Pendler zwischen dem Bergischen Land und dem Niederrhein, wo er als Lehrer an einem Gymnasium arbeitet

* schreibt Rezensionen für das Magazin "phantastisch!" sowie Short - Stories, Erzählunge...

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