René Pollesch
Liebe ist kälter als das Kapital
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Ein Filmset. Vier Schauspieler wollen eine Reihe spektakulärer Filme drehen: "CDU – Meine Welt ist die richtige" und auch "RAF der Wüstenfuchs". Aber etwas bremst sie aus. Ein Bild hält sie gefangen. Es stammt aus John Cassavetes’ Theaterfilm "Opening Night" von 1977: Die Schauspielerin Myrtle Gordon muss sich dafür rechtfertigen, dass sie sich nicht von ihrem Kollegen ohrfeigen lassen will. An dieser Ohrfeigenszene liest René Pollesch die Logik des von ihm inkriminierten Kunstschaffens ab. Das Filmdrehen wird zum Problem, weil es für das steht, was man hier anzweifelt: Erklärbarkeit, Auflösung der Krise, Erfolg. Mit dieser Konstellation erfüllt Pollesch ganz nebenbei einen Auftrag gegenüber dem Schauspiel Stuttgart, das ihn, anlässlich der Jubiläumsreihe zum "Deutschen Herbst" im September 2007, um einen RAF-Kommentar gebeten hatte. Folgerichtig und vertrautermaßen sehen wir Polleschs Diskursakrobaten in eine aberwitzige Dauerspirale aus Grübeleien und ephemeren Selbst- und Fremdbeschreibungen eintreten: Rebellion ist, wenn man sie nicht zu fassen kriegt.
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Liebe ist kälter als das Kapital
von René Pollesch
Uraufführung am 21. September 2007 am Schauspiel Stuttgart
Regie: René Pollesch, Bühne: Janina Audick, Kostüme: York Landgraf,
Video: Alexander Schmidt. Mit: Silja Bächli, Christian Brey, Katja Bürkle,
Florian von Manteuffel, Bijan Zamani.
www.staatstheater.stuttgart.de/schauspiel
Mehr lesen? Hier geht's zu unserer Nachtkritik von "Liebe ist kälter als das Kapital", und hier lesen Sie den Bericht von der ziemlich lebhaften Publikumsdiskussion. Wir haben überdies die Schauspielerin Katja Bürkle befragt, im ruhrpod 4 spricht der Autorregisseur selbst und hat uns außerdem hier und hier zum Bloggen inspiriert.
Auf nachtkritik.de lesen Sie über die Stuttgarter Premiere von "Liebe ist kälter...", ebenso wie über andere Inszenierungen von René Pollesch: "L'affaire Martin...", "Diktatorengattinnen I", "Hallo Hotel Nachtportier!", "Die Welt zu Gast..." und "Darwin-Win...". Außerdem die Meldung zur Vergabe des österreichischen Theaterpreises Nestroy an René Pollesch.
