Marina Zwetajewa: Gedichte

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Marina Zwetajewa: Gedichte

Zwetajewa-Gedichte

DU GEHST, so ging ich auch
mit Augen, die nach unten sehn,
ich schlug sie nieder, auch.
Der du vorübergehst, bleib stehn.

Sumpfdotterblumen und Mohn
zum Strauß zusammenlies
und lies wie alt ich war
und daß ich Marina hieß.

Denk nicht, hier sei ein Grab,
und daß ich dir drohend erscheine
ich lachte selbst zu gerne
wenn es verboten war.

Auch mein Haar fiel in Locken
auch ich wurde rot.
Auch ich ging vorüber.
Jetzt bin ich tot.

Pflücke den Stengel
und dann pflücke die Beere,
ist keine größer und süßer
als die wilde Friedhofserdbeere.

Nur steh nicht so verfinstert,
das Kinn der Brust aufgesessen,
du sollst leicht an mich denken
und sollst mich leicht vergessen.

Der Strahl, der dich beleuchtet
hüllt dich ganz in goldenen Staub.
Es soll dich nicht verwirren
meine Stimme unter dem Laub.

 

 

 

 

Nachwort

„Ich glaube, daß die Zwetajewa größte Rechtfertigung und höchste Anerkennung erwarten“ – die Sicherheit, mit der Boris Pasternak 1956 dieses Urteil fällte, wundert denjenigen nicht, der sich näher mit dem Werk Marina Zwetajewas beschäftigt; so wenig wie die bewundernden Verse und Worte der Zeitgenossen Anna Achmatowa, Andrej Belyj, Ilja Ehrenburg, Wjatscheslaw Iwanow, Ossip Mandelstam und Rainer Maria Rilke. Verwunderlich mag nur sein, daß die „höchste Anerkennung“ der Poesie der Zwetajewa (die in der Sowjetunion – nach fast vierzigjährigem Schweigen – mit den beiden 1961 und 1965 erschienenen Bänden begonnen hat) auf sich warten läßt in der Welt. Daß bisher so wenig übersetzt wurde; daß erst 1966 die erste umfassende Monographie über Leben und Werk Marina Zwetajewas erschien [Simon Karlinsky, Marina Cvetaeva, Her Life and Art. University of California Press].
Alle an dieser ersten deutschen Ausgabe Beteiligten – vor allem Christa Reinig, aber auch die slawistischen Mithelfer Elisabeth Schleicher und Katia Wolff – wissen nach drei Jahren Arbeit und Skrupel, welche Schwierigkeiten jener „höchsten Anerkennung“ entgegenstehen: Die formalen Eigenarten, derentwegen Marina Zwetajewa neben Chlebnikow, Majakowski und Pasternak zu den großen Erneuerern der russischen Poesie gezählt wird, sind derart bestimmend, daß sie eine Übertragung respektieren muß. Viele Gedichte, besonders die kurzzeiligen, sind deswegen unübersetzbar, weil sich formale und inhaltliche Treue nicht in Übereinstimmung bringen lassen; wir hoffen, daß die hier vorgelegte, chronologisch geordnete Auswahl dennoch annähernd repräsentativ geblieben ist.
Die Biographie und, damit verknüpft, die Inhalte der Poesie Marina Zwetajewas bilden die zweite Schwierigkeit für eine weltweite Verbreitung und Würdigung: Die Zwetajewa vermochte zeitlebens nicht, sich für eine der beiden Ideologien, die kommunistische oder die kapitalistische, zu entscheiden. „Erwarte keine Gnade! In dieser allerchristlichsten der Welten sind die Dichter Juden!“ schrieb sie und hat mit einem fürchterlichen Leben dafür bezahlt. So mag es angemessen sein, von diesem Leben zu berichten, auch wenn ein Satz der Zwetajewa das abzuweisen scheint:

Mit Ausnahme der Schmarotzer aller Spielarten sind alle wichtiger als wir [die Schriftsteller].

Iwan Wladimirowitsch Zwetajew, der Vater Marina Zwetajewas, Sohn eines Popen aus dem Gouvernement Wladimir, studierte in St. Petersburg italische Dialekte und Geschichte der antiken Kunst. 1877 übersiedelte er nach Moskau und lehrte an der dortigen Universität lateinische Literatur und Kunstgeschichte. Sein Lebenswerk war die Konstituierung eines Museumsfonds für die Antikensammlung der Universität und der Bau des Museums der Schönen Künste (heute: Puschkin-Museum), das 1912, ein Jahr vor dem Tode Professor I. Zwetajews, eröffnet wurde. Iwan Zwetajew war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit der Tochter des (selbst für damalige Verhältnisse) reaktionären Historikers D.I. Ilowajskij, in zweiter Ehe mit Maria Alexandrowna Meyn, der Tochter eines vermögenden Deutschbalten und einer Polin. Maria Alexandrowna, die Mutter Marina Zwetajewas, war Schülerin Anton Rubinsteins. Ihr Vater erlaubte ihr aber nicht mehr als einen öffentlichen Auftritt als Konzertpianistin; 1890 heiratete sie den angesehenen, 22 Jahre älteren Professor Zwetajew.
Marina Iwanowna Zwetajewa wurde am 9. Oktober (oder, nach dem alten Kalender: 26. September) 1892 geboren, „Sonnabend wars / Evangelist Johann“. Marinas Kindheit war voller Widersprüche: Das Kindermädchen aus Riga lehrte sie deutsche Gedichte, die Stiefschwester Valerija Puschkin und Gogol; die Mutter, kühl und ungeliebt, versuchte, ihrer Tochter gewaltsam zu der musikalischen Karriere zu verhelfen, die ihr selbst verboten worden war; die langerwarteten Besuche des Großvaters Meyn, der stets Geschenke mitbrachte, wechselten mit den gefürchteten des Stiefgroßvaters Ilowajskij, der lediglich selbstverfertigte antisemitische Pamphlete hinterließ. Gegenüber ihrer jüngeren Schwester Anastasija und ihren Stiefgeschwistern Valerija und Andrej war Marina – dick, unbeholfen und verschlossen – das klassische häßliche Entlein.
1902 erkrankte die Mutter an Tuberkulose, die Kinder begleiteten sie vorerst auf Erholungsreisen an die Riviera, in den Schwarzwald und nach Jalta. Die Jahre 190213 verbrachten Marina und ihre Schwester in einem Lausanner Internat, 1905/6 in einem Internat in Freiburg im Breisgau – Marinas lebenslange Bewunderung deutscher Literatur und Musik nahm hier ihren Anfang. In diesen Jahren entstanden auch die ersten Gedichte, in russisch und deutsch. Nach dem Tod der Mutter, 1906, kehrte Marina nach Moskau zurück, wechselte immerfort die ihr verhaßten Gymnasien, reiste 1908 allein nach Paris, begann nach der Rückkehr zu rauchen, trug kurzes Haar und hohe Schuhe, was offenbar Professor Zwetajew derart beunruhigte, daß er sie und ihre Schwester 1910 der Obhut einer Dresdener Pastorenfamilie anvertraute, um sie Kochen und gesittetes Benehmen zu lehren, beides vergeblich.
In diesen Jahren entsprach der literarische Geschmack Marina Zwetajewas dem der Zeit: Dumas, Fouqué, Goethe, Heine Puschkin, Rostand. Erst 1909 machte ein Schulkollege, Wladimir Nilander, sie mit der neueren russischen Poesie bekannt: Alexander Blok, Andrej Belyj, Michail Kusmin. Nach einem niemals geklärten Skandal um Nilander (er war des Diebstahls im Museum des Vaters bezichtigt worden, was zur Amtsenthebung Professor Zwetajews führte) wurde ihr der Umgang mit Nilander untersagt. Sie sammelte die in den letzten drei Jahren entstandenen Gedichte, einschließlich einiger Briefe an Nilander, und ließ sie auf eigene Kosten drucken. Die fünfhundert Exemplare dieses 1910, kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag erschienenen Gedichtbandes Abend-Album übergab sie einer Buchhandlung. Der nirgends angezeigte Erstling eines Schulmädchens fand dennoch einige wohlwollende Rezensenten, darunter Maximilian Woloschin, der sie mit anderen Autoren bekanntmachte und 1911 in die Datscha seiner Mutter in Koktebel auf der Krim einlud, einem der berühmtesten Treffpunkte für Schriftsteller und Maler. Dort lernte Marina Zwetajewa Sergej Efron kennen, den Sohn einer jüdischen Verlegerfamilie, die besonders durch die Publikation der Efron-Brockhaus-Enzyklopädie bekannt geworden war. Anfang 1912 heiratete sie Sergej Efron; die Hochzeit war für den Vater, der ein Jahr später starb, ein schwerer Schock – nicht nur wegen des Alters der Braut (19 Jahre), sondern auch wegen der Herkunft des Bräutigams: Die Heirat mit einem Juden galt im Moskauer Besitzbürgerturn als unglaubliche Mesalliance.
Diese geradezu anarchistische Unabhängigkeit von der Umwelt bewahrte sich Marina Zwetajewa ihr Leben lang – „ich lachte selbst zu gerne / wenn es verboten war.“ Inmitten der Heldenverehrung im Weltkrieg schrieb sie vom Tod, nach der Ermordung der Zarenfamilie über die Zarenfamilie, im bolschewistischen Moskau über die Weiße Armee, in der Prager Emigration über Proleten, in der Pariser Emigration über Majakowski. „Der ist mein Gott… / der mir das eine gibt: / Stille der vier Wände“, schrieb sie 1926; der Wunsch wurde ihr nie erfüllt. Während des ersten Weltkriegs wurde ihr Mann Offizier und schloß sich nach 1917 der Weißen Armee an. Fünf Jahre lang, bis 1922, lebte Marina Zwetajewa in Moskau, ohne Nachricht von ihrem Mann, allein mit den beiden Töchtern Alja (geboren 1913) und Irina (geboren 1917). Kurzsichtig, hoffnungslos unpraktisch und so arm, daß es, nach einer verbürgten Begebenheit, selbst einen Einbrecher rührte, der sich anbot, ihr Geld zu leihen, als sie nichts anderes als eine Tasse Tee anzubieten hatte. Sie arbeitete in einer Registratur und mußte die jüngste Tochter in ein staatliches Kinderheim geben, wo sie an Unterernährung starb. Erst 1921 erhielt sie durch die Fürsprache eines Sowjetfunktionärs eine der begehrten täglichen Rationen. Ihre Haltung gegenüber dem neuen Sowjetstaat war kritisch, freilich weniger aus ideologischen Gründen (sie nahm durchaus Partei für die Ausgebeuteten), als vielmehr aus Entsetzen vor der allgemeinen Dehumanisierung jener Jahre. 1922 erschien ihr letztes in Rußland gedrucktes Buch. Mitte 1921 hatte sie zum erstenmal, aus der Tschechoslowakei, Nachricht von ihrem Mann erhalten; sie beantragte eine Ausreisegenehmigung und fuhr im Frühjahr 1922 nach Berlin, wo sie einige Monate wohnte, in einer Pension am Prager Platz, dem Zentrum der russischen Emigration. In diesen Monaten förderten besonders Ilja Ehrenburg und Andrej Belyj die Verbreitung des Werkes: 1922/23 erschienen in Berlin fünf Bücher Marina Zwetajewas. Im Juli 1922 kam Sergej Efron, der in Prag studierte, nach Berlin; vom Herbst 1922 bis zum Herbst 1925 lebte die Familie in Prag, zuerst in der Umgebung, später in der Stadt.
Ende Oktober 1925, ein halbes Jahr nach der Geburt ihres dritten Kindes (Sergej), reiste Marina Zwetajewa, zu einer Lesung eingeladen, nach Paris, wohin inzwischen die meisten Emigrantenverlage übersiedelt waren. Die Lesung wurde sehr gut aufgenommen, Marina Zwetajewa entschloß sich, in Frankreich zu bleiben. Die Familie wohnte bis 1932 in Meudon, danach in Clamart, ab 1935 in Vanves. Eine Freundin beschreibt Marinas damalige Erscheinung so:

Marina war weder elegant noch hübsch: mager, bleich, fast abgezehrt; das Oval des Gesichts war schmal, streng, das kurzgeschnittene Haar noch blond, aber schon vermischt mit Grau. Insgesamt war sie nicht schön, sondern statuengleich… Sie antwortete den Gästen, wollte ernsthaft mit ihnen ins Gespräch kommen, aber sie wußte nicht wie, wagte es vielleicht nicht…

Zu Beginn der Pariser Zeit hatte Marina Zwetajewa viele Publikationsmöglichkeiten in Zeitschriften und Zeitungen, freilich erschien nur ein einziges Buch (1928), das letzte zu Lebzeiten. 1933 schrieb sie in einem Brief:

Hier bin ich ohne Leser, in Rußland ohne Bücher.

Und:

In der Emigration drucken sie mich zuerst besinnungslos, dann besinnen sie sich, stellen mich zurück, nachdem sie festgestellt haben, daß da etwas ist, was nicht ihnen gehört: es ist von dort. Der Inhalt mag ,unser‘ sein, doch die Stimme klingt nach ,drüben‘.

Zwetajewas Biograph Simon Karlinsky hat es sehr einleuchtend formuliert:

The romantic conservative in politics finally had to face the fact she was a revolutionary in poetry.

Die letzten zehn Jahre in Paris, 1929–1939, waren so voller Bedrängnis und Hunger wie die Jahre 1917–1921 in Moskau, eher schlimmer: durch ihr Eintreten für Majakowski verliert die Zwetajewa die meisten Publikationsmöglichkeiten, die Emigranten meiden sie immer mehr. 1933 wird die Familie gepfändet; Marina Zwetajewa schreibt einem Freund:

Mein Mann ist krank und kann nicht arbeiten. Meine Tochter verdient durch Mützenstricken fünf Francs pro Tag, das Geld muß für vier Personen reichen… Kein Leben – ein langsamer Hungertod.

Die ein Jahr später geschriebene Strophe war ein hilfloser Trostversuch:

Heimweh, jedesmal
entlarvte Illusion
Mir ist es ganz egal
wo ich allein bin.

Zu Beginn des Jahres 1937 kehrte die Tochter Alja in die Sowjetunion zurück, wenige Monate später folgt ihr Sergej Efron, in den Diensten einer sowjetischen Organisation. Isoliert, von den russischen Emigranten gehaßt, lebte Marina Zwetajewa noch zwei Jahre in Paris, im Sommer 1939 folgte sie ihrem Mann. In Moskau fand sie niemanden; ihr Mann war erschossen, ihre Tochter verbannt. Allein mit ihrem Sohn, der einige Jahre später als sowjetischer Soldat fiel, lebte sie in Moskau, auch hier gemieden. 1941 wurde sie vor den heranrückenden Nazitruppen evakuiert, nach Jelabuga (Tatarische Sowjetrepublik). Dort, am 31. August 1941, erhängte sich Marina Zwetajewa, 48 Jahre alt. Der Vorübergehende, an den sie sich mit ihrem Gedicht „Du gehst, so ging ich auch…“ wendet, wird ihr Grab nicht finden; es ist unbekannt. Zwei Jahre nach ihrem Selbstmord schrieb Boris Pasternak:

Im Schweigen deines Fortgehens
gibt es einen verborgenen Vorwurf.

Waren viele der ganz frühen Gedichte der Zwetajewa noch nicht frei von der eleganten und konventionellen Sprechweise der Moskauer Oberschicht, so finden bereits die Gedichte der Zwanzigjährigen zu dem sehr einfachen und direkten Vokabular, für das das Gedicht „Du gehst, so ging ich auch…“ das erste große Beispiel ist. Die kühle Neutralität des Tones wird umso auffälliger durch den Kontrast zu den Inhalten der Poesie dieser Jahre um 1915, dem beherrschenden Todes- und Abschiedsmotiv, das Rilke zu der Zeile veranlaßte:

Liebende dürften, Marina, dürfen soviel nicht
vom Untergang wissen.

In den folgenden Jahren treten dann die sprachlichen Archaismen (Kirchensprache, Poesie des achtzehnten Jahrhunderts) und die umgangssprachlichen Vokabeln und Wendungen hinzu. Zur gleichen Zeit beginnen jene formalen Experimente, die einen so bedeutenden Einfluß auf die neuere russische Poesie ausübten, bis heute. Die hauptsächliche grammatische Eigenart, die Ellipse, zeigt am deutlichsten die Abwendung von einem nach lateinischem oder deutschem Vorbild konstruierten Satzbau: ungewöhnlich häufige Anakoluthe, ungewöhnlich seltene Verbalkonstruktionen. Die großen Gedichte der zwanziger und dreißiger Jahre enthalten dann alle die für die Poesie der Zwetajewa so charakteristischen Details eines hohen Formalismus, von dem diese Ausgabe zumindest einen Eindruck zu vermitteln sucht: Choriambus, klangassoziative Fügungen, Worttrennung durch Bindestrich, Binnenreim, onomatopoetische Effekte, Enjambement innerhalb der Zeilen.
Es gehört zur Bescheidenheit der Zwetajewa, daß sie selbst private Erfindungen möglichst einfach zu erklären versuchte, so beispielsweise die Worttrennung durch Bindestrich mit dem Eindruck, den ihr unter Noten gesetzte Texte gemacht hätten. Und es gehört zum Selbstbewußtsein der Zwetajewa, wenn sie, in einem Brief aus dem Jahr 1923, alle technische Kunst förmlich wegwischt:

Die Wahl von Worten ist zuallererst die Wahl und Reinigung von Gefühlen.

„Unsichtbare, Doppelgänger, Spötter“ beginnt ein 1940 geschriebenes Gedicht Anna Achrnatowas an Marina Zwetajewa. Dieselbe Mischung aus Stolz und Bescheidenheit, Empfindsamkeit und Absonderung, die das Leben der Marina Zwetajewa kennzeichnete, kennzeichnet auch ihre Poesie.

Klaus Wagenbach, Nachwort

 

Die erste deutsche Ausgabe

der schon früh von Anna Achmatowa, Andrej Belyj, Ilja Ehrenburg, Ossip Mandelstam, Boris Pasternak und Rainer Maria Rilke anerkannten großen russischen Autorin (1992 bis 1941). Mit biographischem Nachwort, Anmerkungen, Datierungen und Reproduktionen einiger Gedichte im Originaltext.
Die Übertragungen von Christa Reinig beachten auch die formalen Eigenarten, die den Ruhm der Zwetajewa begründeten und, bis heute, einen bedeutenden Einfluß auf die russische Poesie ausüben.

Verlag Klaus Wagenbach, Klappentext, 1968

 

Paul Celan an Marina Zwetajewa

Von
Wahr- und Voraus- und Vorüber-zu-dir-,
von
Hinaufgesagtem,
das dort bereitliegt, einem
der eigenen Herzsteine gleich, die man ausspie
mitsamt ihren un-
verwüstlichen Uhrwerk, hinaus
in Unland und Unzeit.

Von einem Brief, von ihm.
Vom Ein-Brief, vom Ost-Brief. Vom harten,
winzigen Worthaufen, vom
unbewaffneten Auge, das er
den drei
Gürtelsternen Orions – Jakobs-
stab, du,
abermals kommst du gegangen! –
zuführt auf der
Himmelskarte, die sich ihm aufschlug.
Vom Tisch, wo das geschah.
Von einem Wort, aus dem Haufen,
an dem er, der Tisch,
zur Ruderbank wurde, vom Oka-Fluß her
und den Wassern.

(aus dem Briefgedicht „Und mit dem Buch aus Tarussa“, 1962)

 

Katharina Kohm: Die Begegnung an der Naht. Zu der Vortragsreihe Zwiesprachen VI: Katharina Schultens über Marina Zwetajewa am 25.1.2016 im Lyrik Kabinett
signaturen-magazin.de

 

Hans Gellhardt: Achmatowa – Pasternak – Zwetajewa

 

Zum 70. Todestag von Marina Zwetajewa:

Bettina Wöhrmann: Der Granatapfelkern Persephones
Ostragehege, Heft 64, 2011

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