Wang Guangde (Hrsg.): "Wudang - Berg der Unsterblichen"
Das
Wudanggebirge als Wiege der inneren Kampfkünste und des Kungfu
an sich hat seit dem Film "Tiger
und Drache" mehr und mehr Freunde gewonnen und auch in
verschiedenen Fernsehdokumentationen Erwähnung gefunden. Dabei
wurden die kampfkünstlerischen Aspekte genauso
erwähnt wie die daoistischen und die geschichtlichen
Hintergründe des Gebirges.
Das vorliegende Buch ist im Auftrag offizieller Stellen und besonders
der taiwanesischen daoistischen Gesellschaft vor diesen Dokumentationen
entstanden und wurde von Wang Guangde herausgegeben, der in der eher
undurchschaubaren Hierarchie der daoistischen Gruppen zur Zeit der
Veröffentlichung eine hohe Stellung einzunehmen schien. Ziele
waren sicherlich die Förderung des Tourismus in dem Gebiet
sowie die Verbreitung von Informationen. Diese deutsche Fassung eines
chinesischen Bildbandes beinhaltet nur "Bildauszüge" der
Urfassung, was schade ist, denn gerade aus dem Wudang sind Bilder immer
sehr erfreulich und oft auch aussagekräftig. Die Berge,
besonders im Nebel oder in Wolkenschichten, erinnern an eine
Märchenwelt, die in der Welt Ihresgleichen sucht und mit zur
Ernennung zum Weltnaturerbe beigetragen hat, während die
Architektur der Tempel das Weltkulturerbe begründete.
Nach einigen einführenden Worten werden die Kaisertempel, die
Berge an sich, die Kunstschätze, die Landschaft - mit starker
Konzentration auf Architektur -, wieder die kaiserlichen Tempel, die
daoistische Musik, das Gongfu - mit sehr starkem Focus auf die
daoistische Grundlegung - und die Pilgertradition in jeweils eigenen
Kapiteln und begleitet von vielen Bildern dargestellt. Dies ist sehr
umfänglich thematisch gesehen, und in den Kapiteln gibt es
zahlreiche historische Informationen wie auch Informationen zur
Unsicherheit einiger historischer Herleitungen. Allerdings werden
hierbei regierungskritische historische Betrachtungen ausgeklammert.
Wobei sich angesichts dessen die Frage stellen lässt, welche
Seite hier gegebenenfalls manipulieren möchte.
Die Artikel scheinen von verschiedenen Leuten geschrieben worden zu
sein, die sich nicht miteinander abgestimmt haben, weswegen manche
Informationen mehrfach wiederholt werden. Auch gibt es oft
Darstellungen langwieriger historischer Bezüge, die nicht
unbedingt mit dem Thema eines Abschnitts in Verbindung stehen, weswegen
sich der Sinn der Verwendung dieser Passagen nicht immer unbedingt
erschließt - bis auf eine auch im Buch erwähnte
Neigung chinesischer Autoren, historische Kausalitäten zur Not
auch erzählerisch zu erzwingen. Darunter leidet aber auch die
Darstellung der eigentlichen Schwerpunktthemen ein wenig. Dies alles
macht die Lektüre dieses Buchs an einigen Stellen eher
unerfreulich.
Aber es gibt auch viele interessante Informationen, je nach
Interessenlage der Leserschaft, und die Bilder sind auch
schön, wenn auch in einigen Fällen Farbdarstellungen
netter gewesen wären. Im Großen und Ganzen stellt
der Band eine nette Ergänzung für eine Handbibliothek
zum Wudang und zum Daoismus dar.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2011)
Wang
Guangde (Hrsg.): "Wudang - Berg der Unsterblichen"
Übersetzt von Marlies Bartl.
Deutsche Ausgabe: Gisela Hildenbrand und Kurt Hildenbrand.
Medizinisch literarische Verlagsgesellschaft-Uelzen, 2003. 224 Seiten.
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Noch
ein Buchtipp:
Kai Vogelsang: "Geschichte Chinas"
China ist längst eine Weltmacht.
Dieses Selbstbild hat China nicht erst seit gestern, es ist so alt wie
das "Reich der Mitte" selbst: Jahrtausende. Dieses Imperium existierte
bereits in nahezu den heutigen Dimensionen, als Rom
sich gerade erst anschickte, mehr als ein Stadtstaat zu werden. Um zu
verstehen, warum sich China weder auf westliche Klischees noch auf eine
Fiktion von nationaler, kultureller oder imperialer Einheit reduzieren
lässt, ist eine Beschäftigung mit der unglaublich
reichen und vielgestaltigen Geschichte unerlässlich. Der
Hamburger Sinologe Kai Vogelsang legt dazu einen großartig
differenzierten Gesamtüberblick vor. Hier werden nicht Kaiser
und Dynastien abgehaspelt, hier wird erzählt von Menschen,
Dingen, Ereignissen und Entwicklungen. Die chronologische Darstellung
des Bandes wird ergänzt durch kurze Überblicke zu
Anfang jedes Kapitels, die auf größere
Zusammenhänge eingehen und etwa 60 knappe Exkurse, die
einzelne Themen zeitenübergreifend und in sich geschlossen
veranschaulichen (von "Seidenstraße"
bis "Mao-Kult").
Zeittafeln und Karten vermitteln einen zeitlichen und
räumlichen Überblick, weiterführende
Literaturhinweise runden den Band ab. (Reclam)
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