Jörg Juretzka: "Prickel"
Kristof Kryszinski hat wieder
einmal ordentlich Ebbe auf dem Konto und ist ziemlich frustriert, weil seine Kim
ihn wegen eines aufsteigenden Boxers verlassen hat und nun in Berlin weilt. Da
trifft es sich gut, dass er verschiedene Aufträge bekommt. Die
Rechtsanwaltskanzlei seines Vertrauens bittet ihn, einen verschwundenen
Polizisten ausfindig zu machen, der im Zusammenhang mit einer Vaterschaftsklage
gesucht wird, eine Ex-Freundin bringt ihn dazu, die Schuld eines in der
Psychiatrie sitzenden angeblichen Frauenmörders zu überprüfen - ohne ein
Versprechen auf Bezahlung -, und der ihm wohlbekannte Schrotthändler erteilt ihm
den Auftrag, einer Reihe von gestohlenen Motoren nachzuspüren, die im Übrigen
zusammen mit einem Rottweiler geklaut wurden, der eigentlich auf die Motoren
hätte aufpassen sollen.
Zumindest den ersten Fall kann Kris relativ schnell und einfach lösen, aber die
anderen beiden Fälle erweisen sich als ein wenig komplizierter. Schrott- und
Gebrauchtwagenhändler sind ein ziemlich misstrauisches Volk, und Kris hat bei
einigen von ihnen noch immer Schulden für Ersatzteile oder Reparaturen an seiner
Carina, und Autodiebe sind nicht unbedingt zimperlich im Umgang mit möglichen
Verfolgern. So verlangt dieser Auftrag erst einmal eine gewisse Investition an
Zeit, Geld und blauen Flecken.
Aber auch der Fall in der
Psychiatrie
ist voller Intensität. Der Patient darf nur zu sehr eingeschränkten Zeiten
besucht werden und dies mit einer Besuchserlaubnis, die alle zwei Besuche bei
einem Anstaltsleiter, mit dem Kris vom ersten Moment an überhaupt nicht
klarkommt, erneuert werden muss . Außerdem ist der Patient in seinen Antworten
seeehhhhr laaangsaaaaam, weswegen die Interviews sich als überaus
langwierig und schwierig erweisen und noch dazu in entscheidenden Momenten von
Therapieeinschüben unterbrochen werden. Außerdem scheint der gute "Prickel", wie
er genannt wird, kurz vor Kris' Besuchen immer besonders ausgiebig unter
Psychopharmaka gesetzt zu werden. Deswegen fasst Kris einen absolut
haarsträubenden Entschluss, um die Ermittlungen in diesem Fall voran zu treiben
...
Dies alles und nebenher noch eine wilde beginnende Beziehung mit einer
Motorradpolizistin füllen das Buch mit wahnwitziger Situationskomik, die durch
Kris' Sprachwitz noch zusätzlich verstärkt wird, so dass die Lektüre in der
Öffentlichkeit nur Menschen zu empfehlen ist, die keine Angst davor haben, durch
plötzliche
Lachausbrüche aufzufallen.
Fazit:
Hervorragende Unterhaltung mit philosophischen Betrachtungen aus einer sehr
überraschenden Perspektive und einem Katzenlied, das in dem Musical "Cats"
wirklich gefehlt hat.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2013)
Jörg Juretzka: "Prickel"
Unionsverlag, 2013. 323 Seiten.
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