Bud Spencer mit Lorenzo de Luca: "In achtzig Jahren um die Welt"
Der zweite Teil meiner Autobiografie
Weitere fesselnde, rührende und kuriose Anekdoten
Bereits im ersten Teil seiner
Autobiografie weist Carlo Pedersoli, alias Bud Spencer, weit von sich, ein
richtiger Schauspieler zu sein. Er sieht sich eher als Darsteller eines
bestimmten Charaktertyps, der seinem eigenen Charakter vergleichsweise nahe ist,
weswegen er beim Filmen nie viel tun musste, was seinem natürlichen Phlegma, das
ihn von wichtigeren und edleren Beschäftigungen abgehalten haben soll, immer
sehr entgegenkam. Gleichzeitig sieht er aber "richtige" Schauspieler, die allzu
arrogant und selbstgefällig auftreten - was er unter Anderem Charles Bronson
vorwirft - sehr negativ und macht diesbezüglich in diesem Buch aus seinem Herz
keine Mördergrube.
Für einen phlegmatischen Menschen war der "neapolitanische Riese" aber
zeitlebens ziemlich viel in Bewegung, wie die beiden Teile seiner Autobiografie
zeigen. Er hatte bereits vor seiner Schauspielerkarriere als Sportler und
Unternehmer weite Teile der Welt bereist, und vielerlei unternehmerische Ideen,
die sein ganzes Leben wie auch seine anderen kreativen Experimente durchziehen,
zeichnen eigentlich das Bild sowohl eines sehr bewegten als auch geistig
beweglichen Menschen. Und auch als Sportler im Bereich des Wassersports, des
"American Football" und des Boxens hat er viel Beweglichkeit bewiesen.
In diesem zweiten Teil der Autobiografie erfüllt Carlo Pedersoli einige
Leserwünsche, wie beispielsweise ausführlichere Erzählungen über seine filmische
Arbeit und insbesondere mehr über seine Familie, die er bisher immer bewusst dem
neugierigen Blick der Öffentlichkeit entzogen hat, obwohl zum Beispiel sein Sohn
bereits seit einiger Zeit sehr erfolgreich im Filmgeschäft tätig ist, allerdings
meist als Regisseur oder Produzent. In diesem Zusammenhang erfährt man viel über
Carlos Ansichten bezüglich Ehe,
Kindererziehung und hinsichtlich des Umgangs mit
Enkeln, was vielleicht zeitgeistiger Ratgeberliteratur zu diesen Themen ein
wenig zuwider laufen mag, dabei jedoch durchaus bedenkenswert ist.
In den einzelnen Abschnitten erzählt Carlo aber ebenso von seinen Filmen, den
Reaktionen der Anhängerschaft auf seine Person, die ihn immer wieder freudig
überraschen, seinen Versuchen, in den USA Flugzeuge und Schlauchboote zu
verkaufen, ein Schiff für eine Arktisexpedition auszurüsten und ähnlichen
Projekten mehr, er erzählt von seinen "Erfindungen", seinem Zugang zur Musik,
von "Regisseuren" und selbstverständlich von seinen Freunden - allen voran
natürlich Terence Hill, über den er vieles zu schreiben weiß, wobei das neunte
Kapitel tatsächlich ein offener Brief an seinen alten Freund ist und sich
überaus bewegend liest.
Erzählungen des älteren Bud an den sehr jungen Carlo, Briefe, Opa Bud spricht
mit seinen Enkeln - immer wieder wird die Erzählweise des Buches variiert, so
dass auch der Ton der Erzählungen beständig wechselt und dergestalt den Leser
vor Eintönigkeit und Langeweile bewahrt, sofern dies bei den gebotenen
Ereignissen überhaupt notwendig ist. Neben der Darstellung von Buds/Carlos Leben
bietet dieses Buch auch eine Darstellung der Geschichte des italienischen Films
in Verbindung speziell mit jener des us-amerikanischen und der Art, wie
eingeschränkt man im Filmgeschäft manchmal den Rest der Welt wahrnimmt.
Eine Art Zitateinterview und ein "Facebook"-Fragenkatalog schließen
dieses Buch ab, das unter Anderem auch einen Aufruf zum moralischen Handeln und
zu großer Toleranz darstellt, den dieser Außenstehende, der "Marziano"
("Marsmensch"), wie er sich selbst nach mehr als 80 Jahren Beobachtungszeit
nennt, vorsichtig vorzubringen beliebt. Hierbei wird auch reflektiert, was
eigentlich genau den Wert bzw. Reiz vieler Italowestern und anderer Filme
ausmacht, die speziell das Duo Spencer/Hill auf die Leinwände der Welt gebracht
hat.
Fazit:
Das Buch ist auch für nicht mit der Materie Vertraute überaus lesenswert, und
sei es nur, um eine italienische Perspektive auf das 20. Jahrhundert in Politik
und Filmschaffen vermittelt zu bekommen.
(K.-G. Beck-Ewerhardy)
Bud Spencer mit Lorenzo de Luca: "In
achtzig Jahren um die Welt.
Der zweite Teil meiner Autobiografie"
Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2012. 328 Seiten.
Aus dem Italienischen übersetzt von Marion Oechsler.
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Carlo Pedersoli starb am 27. Juni 2016 im Alter
von 86 Jahren in Rom.
Weitere Buchtipps:
Ulf Lüdeke: "Terence Hill. Die exklusive Biografie"
Schüchtern und bescheiden - so beschreiben enge Freunde Mario Girotti alias
Terence Hill. Deshalb ist über das Privatleben des Prominenten an Bud Spencers
Seite auch nur wenig bekannt. So weiß kaum jemand von Hills Verbundenheit zu
Deutschland, seiner Vorschulzeit in Lommatzsch bei Dresden und seiner Jugend,
die er in Amelia, der umbrischen Geburtsstadt seines Vaters, und dann in Rom
verbrachte. Hill lehnte aus Abneigung gegen maßlose Gewalt sogar die Rolle als
"Rambo" ab - und verhalf damit Sylvester Stallone zu Weltruhm.
Weitgehend unbekannt sind auch die Abgründe, die sich Terence Hill 1990 mit dem
Unfalltod seines sechzehnjährigen Sohnes Ross auftaten - eines Waisenjungen, den
er 1973 drei Tage nach dessen Geburt in München mit Hilfe des
Karl-May-Filmproduzenten und Freundes Horst Wendlandt adoptiert hatte.
Ulf Lüdeke hat sich auf Hills Spuren begeben und bietet in diesem Buch erstmals
unbekannte Einblicke in dessen Leben. (Riva)
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Digitalbuch
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Uwe Killing: "Dreckige Spaghetti. Die glorreiche
Geschichte des Italowestern"
Die Mundharmonika, die das Lied vom Tod spielt. Der gnadenlose Blick eines Clint
Eastwood. Die unverschämte Lässigkeit eines Terence Hill: Kaum eine andere
Filmgattung hat so viele populäre Mythen hervorgebracht wie der Italowestern.
Die Meisterwerke von Regisseuren wie Sergio Leone oder Sergio Corbucci
begründeten in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren eine kurze, glorreiche Ära
des europäischen Kinos. Doch seine Faszination ist ungebrochen.
"Spaghetti-Western" haben nicht nur unter Cineasten ihre treuen Anhänger. Sie
sind so zeitlos lässig wie der Gang von Django und auch im Fernsehen nach wie
vor sehr beliebt. Ihre Ästhetik - die "Cinemascope"-Landschaften, die
atemberaubenden Großaufnahmen, die musikalische Untermalung von Ennio Morricone
- beeinflusst das "Hollywood"-Kino bis heute. (Hannibal)
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Christian Heger: "Die rechte und die linke Hand der
Parodie. Bud Spencer, Terence Hill und ihre Filme"
Ende der 1960er-Jahre war das Westerngenre zu einer fantasielosen Dauerballerei
erstarrt - bis Bud Spencer und Terence Hill auftauchten. Mit ihren Filmen
"Die rechte und die linke Hand des Teufels"
(1970) und "Vier Fäuste für ein Halleluja" (1971) fegten sie den
apokalyptischen Trübsinn mit entschlossener Leichtigkeit aus den Kinosälen
heraus und sorgten im Western stattdessen für schallendes Gelächter. Anstelle
pathetischer US-Pioniere oder heimtückischer Gesetzloser à la Leone traten nun
plötzlich zwei völlig neuartige Leinwandhelden auf den Plan, die das Genre
revolutionierten und es zugleich an seinen Endpunkt führten. In parodistischem
Affront kreisten ihre Filme um ein ungleiches Brüderpaar, das sich statt
blutiger Schießereien lieber skurrile Wortgefechte und schwungvolle
Schlägereien lieferte und dabei mit verspielt-naiver Situationskomik die Herzen
von Millionen Zuschauern eroberte.
Christian Heger nimmt in bewusster Abgrenzung von oberflächlichen Trivialinformationen
und sensationsgieriger Prominentenreportage eine Einordnung des Phänomens Spencer/Hill
in den kulturhistorischen Kontext vor, untersucht die komischen
Wirkungsprinzipien ihres dualistischen Spiels und stellt die wichtigsten Köpfe
und Motive ihres filmischen Universums vor. In einem umfangreichen, bislang
beispiellosen Anhang werden sämtliche Filme von Bud Spencer und Terence Hill mit
Stabangaben, Inhalt und Kurzkritik vorgestellt. Ein eigenes Kapitel zur
deutschen Verleih- und Synchrongeschichte rundet die Arbeit ab. (Schüren)
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Sarah Ulrike Nörenberg, Karl-Martin Pold: "Das
ultimative Spencer/Hill Fanbuch"
"Das ultimative Spencer/Hill Fanbuch" liefert nicht nur eine ausführliche
Analyse des Erfolgsmusters der gemeinsamen Filme des weltbekannten Duos
Spencer/Hill. Es bietet, wie der Titel verspricht, Fakten.
Das besticht nicht nur mit Anhängerwissen und witzigen Anekdoten aus dem Umfeld
von Bud Spencer. Es beschreibt ebenso den Anhängerkult, der Stoff für skurrile
und herzergreifende Geschichten liefert und auch dem Außenstehenden zeigt, warum
Buddy und Blauauge immer noch Generationen von Filmgenießern in aller Welt
begeistern. (Limbus)
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