Streifzüge durch die Literatur anderer Regionen

Persien


Sandammeer hat aus den Angeboten einiger Verlage einen bescheidenen Überblick über Autoren und Werke aus diesem Raum zusammengestellt. Und Sie finden auf unseren Seiten Informationen über folgende Autoren:

Farid ud-din Attar Mahmud Doulatabadi Nizami
Ayyuqi Abu'l-Qasem Ferdausi Scharnusch Parsipur
Monireh Baradaran Huschang Golschiri Muslih ad-Din Sa’di
Sherko Bekas Nasrollah Monschi

... und einen Sachbuch-Tipp



Sherko Bekas
Sherko Bekas wurde am 2. Mai 1940 in Sulaimanya (im irakischen Teil Kurdistans) als Sohn des großen kurdischen Dichters Fayak Bekas geboren. Er hat wegen politischer Verfolgung durch das irakische Regime im Jahre 1986 seine Heimat verlassen, nachdem er zuvor drei Jahre im Irak in der Verbannung gelebt hatte. Nach 1987 lebte er im Exil in Schweden und kehrte 1992 in die kurdisch verwalteten Gebiete des Irak zurück. Sherko Bekas nimmt eine führende Rolle in der modernen kurdischen Literatur ein. Er hat im Jahre 1971 ein neues Element in die kurdische Poesie eingeführt, das "Ruwanga" (Vision) genannt wird und eine Abkehr von den strengen traditionellen Regeln, zum Beispiel dem Reim, bedeutete. Zum ersten Mal hat er im Jahre 1975 das "Poster-Gedicht" in die kurdische Poesie eingeführt. Dieser Begriff hat seine Quellen in den gestaltenden Künsten, in der Malerei. Poster-Gedichte sind meist knapp und konzentriert und gehen von kleinen oder unbedeutend scheinenden Gegenständen oder Geschehnissen aus. Durch eine überraschende Wendung, die manchmal wie ein Erschrecken wirkt, wird das Geheimnis enträtselt. Literaturkritiker im Orient haben den Stil solcher Poster-Gedichte als "As-sahil al-mumtana' " bezeichnet, als "das einfache Unerreichbare". Seine Werke sind ins Arabische, Schwedische, Italienische und Französische übersetzt und mehrfach ausgezeichnet worden. 1987 wurde Sherko Bekas in Stockholm das "Tucholsky-Stipendium" des Pen Club verliehen.

"Geheimnisse der Nacht pflücken"
Die Gedichte von Sherko Bekas, dem großen Erneuerer der modernen kurdischen Literatur, sind eine Reise durch das uns unbekannte poetische Kurdistan. Bekas zaubert eindringliche Sinn- und Klangbilder aus der Erinnerung seines Volkes. Auf unscheinbaren, oft bestürzend stillen Beobachtungen baut er seine Poesie behutsam auf. Auch die Natur, Feind und Verbündeter zugleich, beginnt zu sprechen und eröffnet Raum und Ruhe für den Traum, die Trauer und die Hoffnung.
"Geheimnisse der Nacht pflücken" bestellen
(Unionsverlag. Aus dem Kurdischen von Reingard und Shirwan Mirza und Renate Saljoghi.)


Monireh Baradaran
Monireh Baradaran wurde am 15. März 1955 in Tabriz (Nordiran) geboren und wuchs in Teheran innerhalb einer politisch engagierten Familie auf. Den Kampf gegen die Diktatur und für die Demokratie haben Monireh Baradaran und ihre Angehörigen teuer bezahlt mit Gefängnisstrafen, Verschleppungen und Hinrichtungen. Das erste Mal wurde Baradaran im Jahre 1978 unter der Diktatur des Schahs verhaftet. Im Winter 1979 hat man sie wieder freigelassen. Im Oktober 1981 erfolgte eine zweite Verhaftung, diesmal auf Betreiben von Anhängern der neugegründeten islamischen Republik. Die folgenden neun Jahre verbrachte Monireh Baradaran in verschiedenen Gefängnissen in Teheran. Seit Sommer 1991 lebt die Autorin im Exil in Deutschland. Hier hat sie ihr unterbrochenes Studium der Sozialwissenschaften wieder aufgenommen.

"Erwachen aus dem Alptraum"
Neun Jahre lang lebte Monireh Baradaran in den berüchtigten Gefängnissen von Teheran. Ihr Bericht geht an die Grenze dessen, was Menschen ertragen können. Von den Frauen, ihren Mitgefangenen, zeichnet sie genaue, einfühlsame Porträts und geht dem Rätsel nach, wie Menschen sich verändern, Freunde zu Feinden, "Helden" zu "Verrätern" werden. Noch in den grausamsten Augenblicken der Haft bleibt die Schilderung präzise, voller menschlicher Neugier und Verständnis, rückhaltlos auch gegenüber den eigenen Zweifeln und Schwächen.
"Erwachen aus dem Alptraum" bestellen
(Unionsverlag. Herausgegeben und aus dem Persischen von Bahram Choubine und Judith West.)


Mahmud Doulatabadi
Mahmud Doulatabadi wurde 1940 im Nordosten Irans geboren und arbeitete in der Landwirtschaft und als Handwerker. Später absolvierte er die Theaterakademie in Teheran und war eine Zeitlang Schauspieler. Aus politischen Gründen war er zwei Jahre in Haft. Heute lebt er mit Frau und drei Kindern in Teheran als freier Schriftsteller und Universitätsdozent für Literatur. Er hat zahlreiche Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Essays veröffentlicht und gilt als bedeutendster Vertreter der zeitgenössischen persischen Prosa.

"Die alte Erde"
Gholam, der Mann mit dem Motorrad und dem feuerroten Kampfhahn, ist kein Bauer wie all die andern Männer in diesem Dorf am Rande der Salzwüste. Er wohnt in der Karawanserei und hat ein Auge auf den Acker der schönen Witwe Adeleh geworfen. Aber diesen Boden bearbeitet seit alten Zeiten Baba Sobhan, der zähe, gütige Alte mit seinen beiden Söhnen. Was wird aus seiner Sippe, wenn er den Acker verliert? Das Verhängnis beginnt, als die schöne Witwe Gefallen an dem Mann mit dem Motorrad findet und Baba Sobhan die Pacht aufkündigt. Auf dem Dorfplatz bei der Teestube, vor der versammelten Dorfgemeinschaft, vollzieht sich die unausweichliche Tragödie.
"Die alte Erde" bestellen
(Unionsverlag. Aus dem Persischen von Bahman Nirumand.)

"Die Reise"
Seit Monaten wartet Chatun auf ein Zeichen ihres Mannes, auf das versprochene Geld, auf einen Brief. Weil keiner mehr Dreschflegel und Hakenpflüge kauft, seit es Traktoren gibt, musste er in den Golfstaaten Arbeit suchen. Wie soll eine Frau, allein mit Tochter und Großmutter, überleben? Nachts, wenn keiner es sieht, schleicht sich der junge Marhab in das kleine Haus zwischen dem Bahndamm und der Müllhalde. Aber was hilft die Liebe, wenn es keinen Verdienst gibt? Da taucht eines Tages, an Krücken, ein Mann auf. Abends steht er am Bahndamm, schaut zum Haus hinüber und wagt sich keinen Schritt näher. Er sieht es hell erleuchtet, Männer gehen aus und ein. In der Schenke am Bahndamm wird jedem klar: Über diesem Mann hängt ein Fluch.
"Die Reise" bestellen
(Unionsverlag. Aus dem Persischen von Bahman Nirumand.)

"Kelidar"
Der Stamm der Kalmischi weiß keinen Ausweg mehr. Die Herden werden von der Seuche dezimiert, die Steuereintreiber bedrängen sie, die Blutrache droht. Da ziehen die Männer und Frauen in die Berge. Weil sie sich über jedes Gesetz stellen und zu Räubern werden, beginnen die Legenden um sie zu wachsen. Heimlicher Held dieses epischen Romans aber ist das Land Chorassan, die Wiege der nomadischen Kultur, mit seinen Steppen, Bergen und Naturgewalten, seinen uralten Städten, geduckten Dörfern und stolzen Zeltsiedlungen. Auf diesem Hintergrund leuchtender Farben zeichnet Doulatabadi das Geflecht intensivster Regungen und Verstrickungen, das die Menschen in der Größe ihrer Gefühle aneinander kettet. Der Reichtum von Doulatabadis Sprache scheint unerschöpflich. Er spielt mit den Techniken der traditionellen Vortragskunst und bricht sie durch einen modernen assoziativen Fluss des Erzählens. "Kelidar", so Mahmud Doulatabadi, ist ein Buch der Liebe: Liebe zwischen Mann und Frau, die Liebe zwischen Freunden, die Liebe des Menschen zur Erde und zur Natur, zwischen Mensch und Tier. "Kelidar" wurde 1968 bis 1983 geschrieben und erschien zwischen 1979 und 1984. Der vollständige Zyklus umfasst zehn Bücher in fünf Bänden. Die ersten beiden, in sich abgeschlossenen Teile erscheinen auf Deutsch in diesem Band.
"Kelidar" bestellen
(Unionsverlag. Aus dem Persischen von Sigrid Lotfi.)

"Der leere Platz von Ssolutsch"
Seit Tagen schon haben sie nicht mehr miteinander geredet. Abends hatte er sich an den Backofen gerollt, und morgens war er verschwunden, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Ssolutsch war in den letzten Tagen verwirrt, verstört gewesen, aber auch Mergans Lippen waren wie von unsichtbarer Hand verschlossen. Eines Morgens ist der Platz neben ihr leer: Ssolutsch hat sie und seine Familie verlassen. Mergan muss nun alleine für ihre Kinder sorgen. Aus dem kargen Leben wird ein erbarmungsloser Überlebenskampf. Hadjer, die fünfzehnjährige Tochter, wird an einen alten Mann verheiratet. Abrou, der jüngere Sohn, gerät in ein Intrigenspiel um die "Gotteserde", die sich einige Bodenspekulanten aneignen wollen. Abbass, der andere Sohn, altert in einer einzigen Nacht, als er, von einem tollwütigen Kamel verfolgt, in einen Brunnen voller Schlangen fällt. Auch er wird von nun an nicht mehr sprechen. Wie lange wird sich Mergan gegen ihr Schicksal stemmen können? In eindrucksvollen Bildern wird das Auseinanderfallen der alten sozialen Ordnung, die Verarmung eines Dorfes in der nordöstlichen Wüstenregion Irans geschildert.

"Der leere Platz von Ssolutsch" bestellen
(Unionsverlag. Aus dem Persischen von Sigrid Lotfi.)


Scharnusch Parsipur
Scharnusch Parsipur, 1946 im Iran geboren, veröffentlichte mehrere Romane und Erzählbände. Sie war wiederholt Verfolgungen ausgesetzt und gehört zu den 134 Künstlern, die im Herbst 1994 in einem offenen Brief gegen die Zensur eintraten. "Tuba" entstand 1983 im Gefängnis. Parsipur lebt zur Zeit in den Vereinigten Staaten von Amerika.

"Tuba"
Tubas Lebensweg ist ein Gang durch dieses persische Jahrhundert. Als Tochter eines weltoffenen Gelehrten geboren und schon als Kind ein ungewöhnliches Mädchen, durchlebt sie die Stationen des Übergangs von einer absolutistischen Monarchie zu einer weltlichen Gesellschaft bis hin zur islamischen Abkehr von der Moderne. Ihre Schönheit weckt Angst und Argwohn der Männer, ihre innere Kraft durchbricht die Konventionen. Mit traumwandlerischer Sicherheit geht sie durch Gefahren und Wechselfälle, stets der Mittelpunkt und ruhende Pol ihrer Sippe. In ihrem Haus halten die Toten und Lebenden Zwiesprache, und wer es verlässt, kehrt eines Tages verwandelt wieder zurück. In diesem Roman von seltener Fülle und Dichte mischen sich Visionen und Fantasien, das Erlebte entpuppt sich als Poesie und die Legende als Realität. Als Tubas Haus zerfällt und ihr Garten verwildert, geht eine Epoche zu Ende.
"Tuba" bestellen
(Unionsverlag. Aus dem Persischen von Nima Mina.)


Abu'l-Qasem Ferdausi

"Rostam. Die Legenden aus dem Sahname"
Das persische Nationalepos Sahname (entstanden um 1000 n. Chr.) schildert die Geschichte des Iran bis zum Verfall des Sasanidenreiches. Zu den schönsten und spannendsten Teilen gehören die Heldentaten des ruhmreichen Kämpfers Rostam, "dessen Haupt bis in die Wolken ragt". Jürgen Ehlers hat die farbenreiche Sprache erstmals anhand der historisch-kritischen Ausgabe in heutiges Deutsch übertragen, kommentiert und mit einem ausführlichen Nachwort versehen.
"Rostam. Die Legenden aus dem Sahname" bestellen
(Reclam.)


Ayyuqi

"
Die Geschichte der Liebe von Warqa und Gulschah"
Ein Lobgesang auf die Treue über den Tod hinaus
Warqa und Gulschah lieben einander seit ihrer Kindheit. Als jedoch die Vorbereitungen zum Hochzeitsfest getroffen werden, überfällt ein benachbarter Beduinenstamm das Lager und raubt die Braut. Warqa und Gulschah bleiben sich trotz aller Hindernisse treu, und ihre Liebe über den Tod hinaus erfährt eine märchenhafte Belohnung.
Dieser Liebesroman aus dem 11. Jahrhundert war nicht zuletzt wegen der farbigen Schilderungen des Nomaden- wie des höfischen Lebens weit verbreitet.
"Die Geschichte der Liebe von Warqa und Gulschah" bestellen
(Unionsverlag. Aus dem Persischen und mit einem Nachwort von Alexandra Lavizzari.)


Nizami

"Die Geschichte der Liebe von Leila und Madschnun"
"Was vergeht, ist die Zeit, nicht aber die Liebe. Mag sonst alles nur Tand und Gaukelei und Einbildung sein: sie ist es nicht. Denn das Kohlenbecken, auf dem sie brennt, ist die Ewigkeit selbst, die weder Anfang noch Ende hat."
Leila und Madschnun entbrennen schon als Kinder in Liebe zueinander, doch ihre Familien widersetzen sich der Heirat. Verzweifelt zieht sich Madschnun zu den wilden Tieren in die Wüste zurück. Indem er Leila besingt, wird er zur "Harfe seiner Liebe und Qual"; seine Verse dringen auf den Karawanenwegen der Wüste bis in die Gassen und Bazare der großen Städte.
Das große romantische Epos des persischen Dichters Nizami, entstanden um 1180, wurde zum Vorbild für alle Liebesgeschichten des Orients.
"Die Geschichte der Liebe von Leila und Madschnun" bestellen
(Unionsverlag. Aus dem Persischen und mit einem Nachwort von Rudolf Gelpke.)

"Die Abenteuer des Königs Bahram und seiner sieben Prinzessinnen"
Ein Palast mit 7 Kuppeln, unter denen ihn 7 wunderschöne Frauen erwarten und 7 Geschichten erzählen: das ist die eine Seite im Leben von König Bahram, dem legendenumwobenen Herrscher des Sassanidenreiches. Die andere besteht aus Kämpfen gegen Drachen, Chinesen und, nicht zuletzt, gegen den eigenen Wesir: ein monumentales Epos aus dem mittelalterlichen Persien
.
"Die Abenteuer des Königs Bahram und seiner sieben Prinzessinnen" bestellen


Hafis / Rumi / Omar Chajjam: " Die schönsten Gedichte aus dem klassischen Persien"
Dieser Band versammelt die schönsten Gedichte der drei großen persischen Klassiker Dschalal ud-Din Rumi, Hafis und Omar Chajjam. Omar Chajjam wurde zwischen 1021 und 1048 geboren und starb 1122 oder 1131. Trotz Chajjams erfolgreicher Laufbahn als Astronom, Mathematiker, Theologe und Arzt, sind seine Gedichte von Skepsis und Weltverneinung geprägt. Seine Trinklieder sind mystische Chiffren für eine religiöse Hingabe jenseits der Orthodoxie. Sie gehören zu den im Westen berühmtesten Versen orientalischer Dichtung. Dschalal ud-Din Rumi (1207–1273), der Begründer des Sufi-Ordens der Tanzenden Derwische, ist nicht nur einer der bedeutendsten Meister der islamischen Mystik, sondern auch einer der größten Dichter persischer Sprache. Im Alter von 37 Jahren wurde er von tiefer Liebe zu einem wandernden Derwisch erfasst. Die mystische Vereinigung mit dem Geliebten in Gott wurde ihm Lebenssinn und Inhalt seiner Botschaft an die Menschheit. Mit Hafis, geboren zwischen 1317 und 1326, gestorben 1390 in Schiras, erreicht die persische Lyrik ihren Höhepunkt. Hafis regte Goethe zu seinem "West-östlichen Diwan" an und bewog ihn zu der Aussage "Gesteht's! Die Dichter des Orients sind größer als die des Okzidents".
"Die schönsten Gedichte aus dem klassischen Persien" bestellen
(C. H. Beck. Aus dem Persischen übertragen von Cyrus Atabay.)


Muslih Ad-Din Sa'di

"Der Rosengarten"
"Der Rosengarten" - entstanden im 13. Jahrhundert - ist das wohl populärste Werk der klassischen persischen Literatur. Es wurde schon zu Lebzeiten Sa’dis weit über die Grenzen seines Heimatlandes bekannt und gehört heute zu den herausragenden Werken der Weltliteratur. Scheich Muslih ad-Din Sa’di (um 1192 bis 1292) gibt darin den Erfahrungen und Erlebnissen Ausdruck, die er auf dreißigjähriger Wanderschaft im Gewand eines Derwischs durch die verschiedenen Länder des Orients gesammelt hat. Dieter Bellmann hat diesen Klassiker auf Grund der Übersetzung von Karl Heinrich Graf neu bearbeitet und geht in einem ausführlichen Nachwort auf Sa’dis Leben und Werk ein.
"Der Rosengarten" bestellen
(C. H. Beck.)


Lesestoff zur Einstimmung


"Literarische Reise durch Persien"
Auf den Spuren von Pierre Loti, Robert Byron und Annemarie Schwarzenbach.
(Rezension)


5 zum Seitenanfang 5

Detailsuche bei Sandammeer