rezensiert von Thomas Harbach
Mit „Stern der Laren“ folgt der zweite Roman des Sechsteilers „Der Psobi- Krieg“ aus der Feder des zweiten Österreichers Leo Lukas. Schon in seinen Perry Rhodan Heftromanen zeichnete sich der Kabarettist und Satiriker oft durch gut gezeichnete, aber exzentrische Charaktere aus. Auf den ersten Blick könnte er in einem Buch mit einer sehr düsteren Handlung – beschrieben wird das harte Leben in einem Lager menschlicher Sklaven auf dem Hauptplaneten der Laren - für entsprechende zumindest verbale Aufhellung sorgen. Leider macht das Team um Exposeautor Michael Marcus Thuner zum wiederholten Mal den gleichen Fehler, nach einem starken Auftaktband nicht nachzulegen, sondern einen handlungstechnisch zu ausgereizten und in Bezug auf die Gesamthandlung schnell erkennbaren Lückenfüller zu präsentieren.
Perry Rhodan ist einmal mehr im Auftrag höherer Mächte in der Galaxis unterwegs. Als intergalaktischer Feuerwehrmann wird er in die Galaxis Ambriador versetzt. Hier sind 30 Milliarden dort gestrandete Menschen vom Untergang bedroht. Während es Rhodan in der heimischen Milchstrasse schon vor Jahrtausenden gelungen ist, die Posbis zu treuen Verbündeten zu gewinnen, tobt in Anbriador ein gnadenloser Vernichtungskampf gegen die Roboterzivilisation. Nachdem ersten verlustreichen Sieg gegen die Posbis, aber vor allem nach dem ersten politischen Erfolg auf einer zerstrittenen und zutiefst misstrauischen Welt Alterra versucht Rhodan in klassischer Manier das Heft des Handels zurück zu gewinnen. Um sich bei den Maschinenwesen einzuschleichen, plant Rhodan mit einem der havarierten Raumschiffe der Posbis zu deren Stützpunkt zu fliegen. Doch dazu gilt es zunächst den Havaristen wieder flott zu bekommen. Dazu aber benötigt man dringend Spezialisten, die sich in Posbi-Technologie auskennen. Nachdem die Menschen in dieser fremden Galaxis entsprechende Forschungen schon vor Jahrzehnten abgebrochen haben ist guter Rat teuer. Es ist allerdings erstaunlich, daß zumindest der von Rhodan mitgebrachte Posbi diese Lücke nicht zu schließen vermag und sein Wissen zur Verfügung stellen könnte. Aber diese Erklärung wäre zu einfach und würde zumindest den vorliegenden Roman überflüssig machen. Einzig unter den Laren scheint es entsprechende Experten zu geben, doch da tut sich eher ein neues Schlachtfeld auf, als dass man Unterstützung erwarten kann. So begibt Perry sich in die Höhle des Löwen, einem der Hauptplaneten der Laren und findet dort das schon eingangs angesprochene Gefangenenlager mit verschleppten menschlichen Sklaven.
Nur aufgrund der sehr intensiv und packend beschriebenen Zustände in diesem Gefangenenlager – einer der beiden Handlungsstränge – lässt sich nicht gänzlich der Stab über den Roman brechen. Die erste Handlungsebene, in der Lukas die Expedition Rhodans in Richtung Larenhauptplanet beschreibt, ist nicht nur ins Unendliche gestreckt, sondern furchtbar hölzern und emotional langweilig geschrieben worden. Lukas stellt Rhodan zwar sehr aktiv, aber zu nassforsch, übertrieben rücksichtslos draufgängerisch und vor allem dem Zufall Tür und Tor öffnend dar. Seine Rede an seine Mannschaft – ein Haufen von scheinbar schwer erziehbaren Klischees der Pulpliteratur und keine gestandenen Männer – erinnert an die amerikanischen Piraten und Kriegsfilme der fünfziger Jahre, schmalzig, belanglos und einfach dumm. Natürlich sollte man seine Crew auf einem potentiellen Himmelsfahrtskommando motivieren, aber die Art der Monologe stellen einen krassen Stilbruch zum ersten Roman des Zyklus dar und zeigen, daß Leo Lukas zwar ein guter Autor, aber ein schlechter Teamspieler ist. Höhepunkt seines sonderbaren Geschmacks ist der Besuch in einem Bordell mit Callboys, die eine nicht zu leugnende Ähnlichkeit mit dem Großadministrator haben. Nicht ganz klar wird, ob Lukas mit dieser bizarren Szene schockieren oder überraschen oder einfach irgendwelche konservativen Fans provozieren möchte. Da dieser gesamte Handlungszyklus eher einem Alptraum als einem gut strukturierten Plot ähnelt, kommt es auf diese Verbalexzentrik auch nicht mehr an.
Aber nicht nur die Charakterisierung ist unbefriedigend, auch das Volk der Laren wird als dumme und eindimensionale Schurken beschrieben. Alle guten Ansätze und Hintergrundinformationen wischt Lukas mit einer abfälligen Handbewegung vom Tisch. Da sowohl die Laren als auch die Alteraner von den Maschinenwesen Posbis bedroht werden, ist das hier beschriebene Verhalten weder in seiner Extrapolation noch in seinem Ansatz nachvollziehbar logisch. Argumente, den Konflikt mit den Menschen zu beenden und eine gemeinsame, wenn auch brüchige Front zu bilden, werden genauso wenig analysiert wie in Erwägung gezogen. Dabei differenzieren der Autor und wahrscheinlich nicht einmal das Expose zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsteilen der Laren. Jeder ist grausam- sadistisch, pervers- notgeil, machtgierig- dominant und in seinen Handlungen einfach nur dumm. In fast klassischer Landsermanier werden sie zu notwendigen Feindbildern reduziert, die wenn sie agieren entweder erdrückend oder lächerlich sind. In diesem Fall hat sich der Autor für die erdrückende Seite entschieden, sicherlich aus gutem Grund, denn er braucht eine gute Spiegelfläche für die einzige überzeugende Handlungsebene, das Schicksal der menschlichen Sklaven auf der Hauptlarenwelt und im besonderen Tamras schwere Bürde. Im Gegensatz zur Bedrohung von 30 Milliarden Menschen durch die Posbis wirkt diese intime, sehr emotional überzeugend beschriebene Geschichte anrührend. Der Leser kann ihr Martyrium über mehrere Jahre verfolgen. Dabei liefert der Autor die komplette Bandbreite von Sadismus, entwürdigende Behandlung und schließlich Verrat ab. Keine dunkle Seite wird ausgelassen und wenn sie sich schließlich nach ihrer erfolgten Rache leer fühlt, kann es der Leser nachempfinden. Lukas gelingt es, erst den Charakter herauszuarbeiten und dann fragmentarisch ihre Vergangenheit und Gegenwart zu beschreiben. Am Ende des Romans hilft ihr allerdings die Unordnung und Unlogik dieses Zyklus aus dem Gefängnis, denn erst Rhodans unnötige Verhaftung befreit sie. Es sind diese Sprünge und vor allem erzwungenen Handlungskonstruktionen, die mehr und mehr nach guten Ansätzen die Leser frustrieren. Im Mittelpunkt von Rhodans Aktionen steht – fast als Hommage an die ersten Heftromane – ein gewaltiger Bluff, der auf einer Hoffnung, aber nicht auf einer Strategie basiert. Das man dann auch noch einen Widerspruch zum ersten Band der Taschenbuchreihe produziert – dort hieß es ja, daß Transmitterkäfige in dieser Galaxis nicht funktionieren, jetzt in der handlungstechnischen Not funktionieren diese dann doch? – gehört unter die Rubrik hektisch entwickelt und schnell geschrieben.
Es sind diese schon aus dem PAN-THAU-RA Zyklus bekannten groben Schnitzer, die das Lesevergnügen deutlich trüben. Natürlich können immer wieder sich Fehler in die Handlung schleichen, Personen oder Namen verwechselt werden, aber wenn die Unaufmerksamkeiten diese Dimension erreichen und plottechnisch billigend in Kauf genommen werden, dann zeigt dieses Vorgehen Oberflächlichkeit und keinen Respekt mehr vor dem Kunden. Mit dem nächsten Band stellt sich die Frage, ob „Der Posbi Krieg“ die Tradition der guten Serien wie „Lemuria“ fortsetzen kann oder zu einer Quälerei wie „Odyssee“ oder „Pan-Thau-Ra“ wird. Es wäre schön, wenn der Schwung des ersten, wirklich gut zu lesenden Bandes mitgenommen wird und sich ein unterhaltsamer Kurzzyklus entwickelt. Leo Lukas hat mit „Stern der Laren“ eine über weite Strecken enttäuschende Arbeit abgeliefert, die stilistisch zu markant und inhaltlich bis auf das ergreifende Schicksal des kleinen Sklavenmädchens zu langweilig dargeboten wird. Außerdem kommt der übergeordnete Plot auch nicht von der Stelle.
Leo Lukas: "Der Posbi-Krieg 2: Stern der Laren"
Roman, Softcover, 367 Seiten
Heyne Verlag 2006
ISBN 3-4535-3263-5
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