rezensiert von Thomas Harbach
Mit einem Roman aus der Feder des Routiniers Uwe Anton wird der erste Sechsteiler nach einem Expose von Michael Marcus Thuner – „Der Posbi- Krieg“ – im Heyne Verlag beendet. Rückblickend eine eher unauffällige Arbeit mit erschreckend vielen Längen und nur einigen wenigen guten Arbeiten. Der Exposeautor selbst hat mit seinem Auftaktroman für einen interessanten Beginn gesorgt, danach folgte noch mit Leo Lukas zweitem Buch ein abschnittweise angenehmes Werk, bevor im Grunde die große Leere bis zum fünften Band aus der Feder Hubert Haensels die Fäden wieder aufgenommen und zumindest teilweise abgeschlossen worden sind. Uwe Anton übernimmt in diesem zu Beginn unterdurchschnittlich lektorierten Buch den Rest. Von der Struktur her bestimmen viele verschiedene Handlungsebenen das Geschehen und trotzdem bleibt nach der Lektüre der Eindruck zurück, viel Geschrei um ihm Grunde nichts gelesen zu haben. Das beginnt schon in der tiefsten Vergangenheit. So stellt Vhatom in der tiefsten Vergangenheit mit den prägenden Erinnerungen an ein überdimensionales Feuerrad fest, dass er keinen Körper mehr besitzt und sein Bewusstsein in einer halb faustgroßen (!) Kapsel gefangen ist. Er ist mit Hochleistungsrechnern kombiniert worden und kann quasi als Bewusstsein für diese Rechner agieren. Doch im Grunde kann niemand in seiner Umgebung etwas mit dieser sogenannten Plasma- Psyche anfangen, er verbringt die Zeit in virtuellen Welten, wird geschult, erhält einen Roboterkörper und wird schließlich Steuermann der TRAGTDORON. Sein Vorgänger soll ihn in die Rolle des Steuermanns einarbeiten, aber zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Wesen kommt es zu einem mehr oder minder offen ausgetragenen Konflikt. Nach dem obligatorischen Tod des ersten Steuermanns – es kann nur einen geben – beginnt Vhatom jahrtausendelang Leben zu säen. Im Hintergrund agiert die Kaiserin von Therm, ihm wird aber verboten, der Kaiserin zu helfen.
Die Verbindung zu einem der populärsten und wahrscheinlich besten Zyklen – Aphilie – ist nicht nur in dieser Miniserie spürbar, auch die Heftromanreihe greift in zwei Bänden in die jetzt als Silberbände erscheinende Vergangenheit der Serie zurück. Ein verständlicher Schritt, denn im Grunde sind die augenblicklich veröffentlichten Roman sowohl des „Sternenozean“ als auch das „Terra Nova“ Zyklus verkappte Remakes inklusiv der auf ein greifbareres Niveau zurückgeführten Technik von schon in der Serie mehrmals verwendeten Themen wie zum Beispiel „Der Schwarm“ in Kombination mit einer bösen Überintelligenz. Eine neue Lesergeneration soll an die manchmal sehr gute Vergangenheit herangeführt werden und da sowohl die Kosmokraten als auch der Schwarm eine wichtige Rolle spielen, lässt sich diese Brücke auch bei „Der Posbi- Krieg“ sehr gut verwenden. Das Problem dieses viel zu langen Rückblicks liegt in der Tatsache, dass er im Grunde nichts Neues, nicht wirklich Überraschendes beinhaltet. Unzählige Male hat der Leser ähnliche Schicksale verfolgt und von einem routinierten Autoren wie Uwe Anton erwartet man in diesen Passagen eine packendere, eine emotionalere Handlung mit einer sympathischen oder zumindest überzeugend charakterisierten Figur. Außerdem sollen diese Rückblicke das Fundament für die Auflösung der kompletten und augenscheinlich absichtlich komplexen Hintergrundstruktur legen.
Die gegenwärtige Handlungsstränge mit ihren unterschiedlichen kriegerischen Auseinandersetzungen – Posbis gegen das unreine Leben, die Laren mit ihrer Verschlagenheit und vor allem die Alterrer zwischen allen inneren und äußeren Fronten – sind deutlich packender und zu Beginn des Romans auch sehr gut beschrieben worden. Hier gelingt es Uwe Anton, die richtige Mischung aus Aktion, Tragik und Sentimentalität zu treffen, die einzelnen im Zyklus selbst gut herausgearbeiteten mehrschichtigen Charaktere überzeugend agieren zu lassen und den Konflikt auf einer befriedigenden Note zu beenden. Im Gegensatz zu den Kräften des Guten sind allerdings die bösen Charaktere wie die Laren per se oder Michou sehr eindimensional gestaltete worden. Insbesondere Leo Lukas in seinem Roman gelingt es nie, eine vernünftige Basis zwischen Feinden und Schemata zu etablieren. Damit nimmt sich der Zyklus sehr viel Spielraum und Uwe Anton bleibt im Grunde nur eine relativ flüssige Beseitigung der einzelnen Trümmer ohne phasenweise einen echten, ergreifenden Höhepunkt abliefern zu können. In Bezug auf die Struktur des Zyklusende wirkt alles sehr routiniert. So scheint die Schlacht um das Alter- System zu Gunsten der Laren entschieden, die ersten Jubelarien werden angestimmt, als sowohl die Fragmentraumer der Posbis als auch die TRAGTDORON mit Perry Rhodan an Bord im Sonnensystem erscheinen. Aufgrund seiner Feuerkraft erklärt Perry Rhodan den Konflikt für beendet und die Posbis werden wieder durch die SIEBENKOPF Schaltung kontrolliert. Gemäß der Tradition der Heftromanserie aus den gefürchteten Feinden treue Hüter des Friedens zu machen, werden die Posbis als neue Friedensmacht etabliert – ohne Rücksicht auf die emotionale Lage auf der menschlichen Seite – und die Verräter schließlich nach einem kurzen Widerstand verhaftet bzw. getötet. Das Ende des Zyklus ist vorhersehbar, schließlich standen und stehen Rhodan nicht all zu viele Mittel zur Verfügung, die technisch überlegenen Posbis und die aggressiven Laren unter Kontrolle zu bringen. Wie es inzwischen zum guten Ton gehört, muss das Instrument, auf welchem Rhodan spielen möchte, gesucht, gefunden, überzeugt und schließlich im Endkampf eingesetzt werden, um ein größeres Blutvergießen zu verhindern. An diese grundlegende und inzwischen abgenutzte Struktur hält sich der vorliegende Sechsteiler. Natürlich gehören zu einer bodenständig spannenden Handlung auch die Elemente des Kosmischen, welche die Rhodan Serie über das Niveau von Heftromanabenteuern wie „Sternenfaust“ heben. Diese finde sich in Hülle und Fülle – wie die österreichischen Floskeln zu Beginn des Zyklus – über die einzelnen Bände verstreut. Dazu kommt der ebenfalls begrüßenswerte Rückgriff auf die Vergangenheit der Serie mit den Laren, Posbis, der Kaiserin von Therm – impliziert – oder den Erranternohre. Mehr und mehr wird die Vergangenheit der Serie reaktiviert, in den Lesern der ersten Stunde ein angenehmes Gefühl des Wiedererkennens erweckt sowie neuen Lesern die Tür in die Vergangenheit des Rhodan- Kosmos geöffnet. Aber dem „Posbi – Krieg“ fehlt über weite Strecken der Sense of Wonder, alle wichtigen Elemente sind vorhanden, sie fügen sich auch zu einem unterhaltsamen Zyklus zusammen, der allerdings nach dem Abschluss der Lektüre im Leser ein spürbares Gefühl der Leere zurücklässt. Oft hält sich Michael Marcus Thuner an vorhersehbaren Passagen auf und versucht an diesen eine spürbare Spannung zu gewinnen, während überraschende Elemente insbesondere in den schwachen Mittelteilen fehlen. Mit Uwe Anton und Hubert Haensel in solider Form gelingt es ihm, den Sechsteiler nicht unbedingt auf einem Höhepunkt, aber zumindest zufrieden stellend zu beenden, Thuners Auftaktroman ist ebenfalls lesenswert, dazwischen aber die große Leere. Vor allem werden Protagonisten, die mit viel Sorgfalt und Überzeugungskraft in den ersten Bänden aufgebaut worden sind, gegen Ende der Serie zum wiederholten Male in den Hintergrund gedrängt, während Rhodan fast in Einzelkämpfermanier wieder die Kohlen aus dem Feuer holt. Hier wäre es auch einmal sinnvoll, Rhodan mehr in die Rolle des passiven Beobachters zu drängen, der mit seinem kosmischen Wissen zwar Hilfestellung in einem ungleichen Kampf leisten kann, aber nicht alle Rätsel selbst löst. Dieses inzwischen zu einer leeren Schablone reduzierte Vorgehen nimmt vielen Romanen ihren Reiz. Wenn dann auch noch schwerwiegender die Auflösung und theatralische Rückkehr in die Milchstraße eher wie aus einem Kitschroman denn einem kosmischen Abenteuer wirken, verliert der Zyklus noch mehr von seinen vorhandenen guten Seiten.
Die Serie geht allerdings ganz bewusst das Risiko ein, die Balance zwischen etwas Altem und etwas Neuem aus den Augen zu verlieren. „Der Posbi- Krieg“ ist – im Gegensatz zur neuen ATLAN Serie mit ihrem bewusst in der grauen Vergangenheit angelegten Plot ebenfalls aus der Feder Michael Marcus Thuners – mit einem modernen Setting Retro orientiert, präsentiert den Lesern einen über den Zyklus betrachtet flotten Plot, der ein Hinterfragen nicht erlaubt. Die Handlungsstruktur reicht für vier, aber nicht sechs Taschenbücher. Die Perry Rhodan Macher wären gut beraten, nicht sklavisch an den sechs Taschenbüchern festzuhalten, sondern die Anzahl entweder zu variieren oder die Plots stärker auszuarbeiten. „Der Posbi-Krieg“ ist eine durchschnittliche Miniserie mit einem durchschnittlichen Roman am Ende. Aus dem grundlegenden Plot hätte deutlich mehr entstehen können.
Uwe Anton: "Der Posbi-Krieg 6 - Die Schöpfungsmaschine"
Roman, Softcover, 351 Seiten
Heyne- Verlag 2007
ISBN 3-4535-3267-8
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