rezensiert von Thomas Harbach
Nach den Irrungen und Wirrungen im Anschluß an den ersten großen- auf einem Expose Thomas Zieglers basierenden- Zyklus konnte Manfred Rückert mit Band 13 die Fäden der bisherigen Handlung zusammenfassen und unter dem Namen "Titan-Sternenabenteuer" brach die Paperbackserie wieder zu neuen Abenteuern auf. Achim Mehnert begann mit dem 14. Buch die Trilogie "Das Virtuversum", die ebenfalls auf einer Vorlage von Thomas Ziegler basierte.
Jetzt schwenkt die Handlung um und Michael K. Iwoleit schildert die Abenteuer von Dave Landon, dem ehemaligen zweiten Astronavigator der PROMET II. Die nächsten beiden Bände werden die Teile zwei und drei von Achim Mehnerts Zyklus sein.
Handlungstechnisch könnte der geneigte Leser von einer Reinkarnation der Alien- Filme sprechen. Außerirdische Lebensformen drohen die Jupiterstationen aufzufressen und eine Handvoll tapferer Soldaten unterstützt von nicht genau beschriebenen "Klonen" müssen auf der einen Seite die Siedler retten, auf der anderen Seite die Fremden bekämpfen.
Dabei braucht der Leser eine gewisse Zeit, um den Mantel eines Plagiats abzustreifen, sich an die harten Dialoge von James Camerrons erfolgreichen "Aliens" wieder zu gewöhnen und zwischen den Zeilen die behutsame Entwicklung der Charaktere zu verfolgen.
Michael K. Iwoleit hat schon in seinem ersten Roman "Rubikon" (Ullstein-Verlag) bewiesen, dass er die Welt außerhalb der Erde gut beschreiben kann. Auf den ersten Blick wirkt die Kombination Iwoleit mit seinen intellektuellen Stoffen und eine Heftromanserie wie ein Widerspruch, doch im Gegensatz zu seinem Erstling, dessen sehr ruhige Handlung unabsichtlich an einigen Stellen erstarrte, verbindet Iwoleit geschickt seinen angenehmen und leicht zu lesenden Stil mit einer rasanten Actionhandlung. Ihm gelingt es gut, den Background zu skizzieren und mit dem Planeten Jupiter hat einen einen der fremdartigsten, sicherlich -theoretisch- lebensfeindlichsten aber zugleich anziehensten Planeten des Sonnensystems zu seiner Bühne erkoren.
Geschickt baut er in seinem Roman Druck durch einen unerbittlichen Zeitfaktor auf seine Figuren auf. Mit Dave Landon übernimmt er einen Charakter, der in der bisherigen Serie wenig mehr als eine Fühlfigur war und versucht ihm, eine dreidimensionale Persönlichkeit zu geben. Hier liegen auch die Schwächen des Romans, denn Iwoleit kommt selten über die Schilderung eines fleischgewordenen Klischees hinaus und dem Leser fehlen die feinfühligen Charaktere, die er in einigen seiner Kurzgeschichten aufgebaut hat. Zum Vergleich mit "Rubikon": hier lebten die Figuren, weil sich der Autor im ersten Teil der Handlung notwendigerweise nicht nur mit ihnen auseinandersetzen musste, sondern weil er ihre Persönlichkeiten dringend für den zweiten Teil des Romans brauchte. Im Rahmen der rasanten Actionhandlung fällt die Notwendigkeit in "Am Rande des Abgrundes" weg und verhindert somit eine Identifikation mit dem Protagonisten.
"Am Rande des Abgrundes" unterhält seine Leser vorzüglich und erfüllt somit die ihm gestellte Pflichtaufgabe. Wer jetzt in der Person des Autors- immerhin ein Kurd Laßwitz Preisträger- den Übergang von einer Space Opera zu einem gedankenschweren Epos erwartet, der wird natürlich enttäuscht. Das Buch liest sich flott und der Autor versteht es, seine Aufgabe- eine Geschichte zu erzählen- zu erfüllen. Doch weder stilistisch noch inhaltlich ragt der Roman aus z.B. der ihn umgebenden Trilogie von Achim Mehnert heraus. Das kann als Kompliment für den jungen Profi oder als negatives Urteil für den alten Hasen gewertet werden, das ist aber weder die Absicht noch das Ziel. Im Rahmen einer kontinuierlichen laufenden Serie kommt es auf das Gesamtbild an und hier ist "Am Rande des Abgrundes" zusammen mit "Das Virtuversum" ein weiterer Schritt zu einer Stabilisierung der Serie, die dringend nötig war nach den schwachen Romanen von Ronald M.Hahn und dem Abbruch seiner Trilogie incl. der dann notwendig Korrekturen im Handlungsablauf.
Sieben von zehn Punkten
Michael K. Iwoleit: "Am Rande des Abgrundes"
Roman, Softcover, 189 Seiten
Blitz Verlag 2004
Weitere Bücher von Michael K. Iwoleit:
- Psyhack
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