Seit 19 Jahren laden die Literaturtage Sprachsalz internationale und heimische Autor:innen sowie Literaturbegeisterte zum Austausch ins Parkhotel und an zahlreiche Orte in der Stadt Hall — dieser Einladung sind bisher tausende Besucher:innen und rund 300 Schriftsteller:innen gefolgt. |
Nach wie vor lassen es die Gegebenheiten nicht zu ein Literaturfestival in analoger Form umzusetzen, das für volle Säle und Terrassen, für regen Austausch an der Hotelbar und
in der Lobby bekannt und beliebt ist. Nach wie vor können aber vor allem die meisten internationalen Gäste ihre Reisen nicht antreten.
(Bild: nach Ayelet Waldman ©Deborah Copaken , Michael Chabon © Sarah Lee, Raffaella Romagnolo © Maurice Haas)
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2020 ist Geschichte: Die besten Ausschnitte aus dem digitalen LIVE_Festival findet man nach wie vor unter: bit.ly/SprachTube. (bitte abonnieren).
Die einzelnen Zusammenfassungen sind hier zu finden (Die Autoren lassen sich via shortlinks auch anklicken)
Stream YouTube Freitag:
Ganzer Stream YouTube Samstag:
Stream Zusammenfassung YouTube Donnerstag (Hauptprobe)
Erfolgreiche Digital-Edition der 18. Literaturtage Sprachsalz
Die internationalen Literaturtage Sprachsalz fanden auch in diesem Jahr statt – und blieben international: Autor*innen aus New York und Tokyo, San Francisco und Paris, Wivenhoe und Wien, Martha's Vineyard und Stuttgart, Pittsburgh und Hamburg, Northampton und Port Townsend waren zu Gast und haben live aus ihren Werken gelesen. Gestreamt wurde die digitale Festivalausgabe von Freitag- bis Sonntagabend.
„Wir freuen uns besonders, dass wir in diesem Jahr eine inhaltlich wie technisch hochkarätige 18. Ausgabe dieses Festivals präsentieren konnten. Eine Absage war für uns keine Option – gerade jetzt ist es wichtig, Künstler*innen eine Möglichkeit zu bieten, mit ihrem Publikum in direkten Kontakt zu treten und somit Präsenz zu zeigen“, betonen die Organisator*innen Heinz D. Heisl, Elias Schneiter, Magdalena Kauz, Ulrike Wörner, Valerie Besl, Boris Schön und Max Hafele.
„Die von uns geschaffene innovative digitale Form gibt einen Ausblick auf mögliche hybride Varianten von Literaturfestivals der Zukunft. Sie erfordert auf jeden Fall auch viel technische Kreativität – wenn beispielsweise einmal ein externer Streamingkanal plötzlich ausfällt. Umso mehr freut es uns, dass es alleine auf unserer zentralen Plattform 5000 Page Views gab.“
Trotz der gegebenen technischen Distanz gab es viele besonders persönliche und höchst lebendige Momente, die auch das analoge Festival schon immer ausgezeichnet haben. Vieles wurde aber erst durch die digitale Variante möglich – so zeigte Ben Lerner in seinem Arbeitszimmer in Brooklyn spontan eine Zeichnung seiner Tochter.
Berührende lyrische Momente gab es bei den Lesungen von Ocean Vuong, Friederike Mayröcker, Jack Hirschman und Lawrence Ferlinghetti, der kurzfristig als Aufzeichnung zugeschaltet werden musste.
Alle fremdsprachigen Autor*innen haben aus den Originalausgaben gelesen, so auch die japanische Schrifsteller*in Sayaka Murata. Stewart O’Nan, Richard Russo und Annie Proulx gaben neben ihrer Lesungen in Gesprächen Einblicke in die US-amerikanische Lebenswirklichkeit. Politisches stand auch bei A. L. Kennedy im Zentrum, die sehr emotional die durch den Brexit verursachte besorgniserregende Situation in Großbritannien thematisierte.
In Berlin sprach Deborah Feldman über ihre jüdische Identität, die Verfilmung ihrer beiden autobiografischen Romane „Unorthodox“ und „Überbitten“ läuft gerade auf Netflix. Das Streamingportal wird auch Daniel Kehlmanns Bestsellerroman „Tyll“ verfilmen, aus dem der Autor ebenso in Berlin las.
Musikalisches gab es diesmal von den BaldWiena FolksWaisen (Heinz D. Heisl und Hannes Sprenger) sowie bei der Lesung von Marie Modiano, die vom Singer-Songwriter Peter von Poehl begleitet wurde. Der Musikproduzent, Komponist und Autor Tot Taylor erzählte von der englischen Popkulturszene der 60er und 70er Jahre.
Und auch diesmal musste man nicht auf Sprachsalz-Mini verzichten: Begeistert haben diesmal Nina Blazon und Michael Stavarič mit Lesungen sowie einmal mehr Christian Yeti Beirer, der eine Anleitung zum Bücherbasteln gab.
„Ein besonderer Dank gilt aber wieder unserem Publikum – es hat uns diesmal im Chat mit erfrischenden Fragen und wunderbarem Feedback unterstützt“, so die Organisiator*innen. „Einen wichtigen Beitrag, um ein Bild des Festivals zu bekommen, haben auch die vielen Porträts von Haller Sprachsalz-Fans geleistet, die im Vorfeld aufgezeichnet wurden und dazwischen immer wieder bunte und lebendige Eindrücke der Stadt und ihrer Menschen gegeben haben.“ Unterstützung in der Präsenz gab es in diesem Jahr auch durch die zahlreichen Medienkooperationen mit Magazinen, Tageszeitungen und TV-Stationen. „Eines ist sicher: Sprachsalz hat viele neue Freund*innen gewonnen – und das in der ganzen Welt!“
Die 19. Ausgabe der internationalen Literaturtage Sprachsalz findet von 10. bis 12. September 2021 statt.
Für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung bedanken sich die Sprachsalz-Organisatoren:
Valerie Besl, Magdalena Kauz, Max Hafele, Heinz D. Heisl, Elias Schneitter, Ulrike Wörner, Boris Schön
Presseunterlagen finden Sie hier:
https://goo.gl/S6yTYt
ÜBER DIE VERSCHRÄNKUNG VON LITERATUR UND LEBEN
Mit einem Gespräch über die Verschränkung von Literatur und Leben mit der Schriftstellerin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich gehen die 17. Literaturtage Sprachsalz einmal mehr erfolgreich zu Ende: Von Freitag bis Sonntag führte dieses Thema als roter Faden durch die zahlreichen Lesungen und Gespräche des diesjährigen Festivals.
„Großer Dank gebührt neben den fabelhaften AutorInnen des diesjährigen Festivals unserem Publikum, das sich entspannt angestellt und dann gespannt und konzentriert die Lesungen und Gespräche verfolgt hat. Es ist jedes Jahr beglückend zu sehen, wie Literatur auf beiden Seiten, auf der Bühne und in den übervollen Sälen, stattfindet“, so die Organisator*innen Magdalena Kauz, Heinz D. Heisl, Elias Schneitter, Ulrike Wörner und Urs Heinz Aerni.
Der Samstagabend wurde zu einem vielstimmigen Fest für die Literatur: Unter anderem eröffnete der Liedermacher Ernst Molden wie schon bei seinen anderen beiden Sprachsalz-Auftritten einen poetischen und musikalischen Blick auf seinen Wiener Kosmos, dem er zahlreiche Liebeserklärungen widmete. Nobelpreisträgerin Herta Müller präsentierte ihren aktuellen Collagenband „Im Heimweh ist ein blauer Saal“ und erzählte über ihre Wort-Werkstatt. „Die Collagen ermöglichen einen engen Kontakt zur Sprache. Es greifen einen nicht nur die Wörter an, sondern man selbst muss dabei die Wörter anfassen.“ Für die gebürtige Rumänin ermöglichen ihre Collagen den Besitz von Worten und dadurch „eine Art von Freiheit und eine Art von Behütung“ und immer noch „das Gegenteil von Zensur“. Vor allem Lyrik habe im Sozialismus viele Menschen vor der Verzweiflung gerettet: „Ich habe Bücher gelesen, weil ich wissen wollte, wie man leben kann. Sie haben Halt gegeben und die Angst erträglicher gemacht.“
SPRACHSALZ-STIMMEN
Die deutschsprachigen Lesungen der fremdsprachigen Autor*innen übernahmen auch in diesem Jahr die Sprachsalz-Stimmen Ernst Gossner und Thomas Sarbacher. Die beiden sprachen bei einer Veranstaltung, die statt der Lesung des verhinderten Vladimir Sorokin stattgefunden hat, über ihre Begegnungen beim Festival und das Erarbeiten ihrer Interpretation. „Dadurch, dass ich aus der Filmbranche komme, genieße ich es, mit einer Außensicht in diese doch andere Welt des Literaturbetriebs einzudringen und durch das Nebeneinander von Original und Übersetzung fremde Sprachen ganz neu kennenzulernen,“ freut sich Gossner.
Der kolumbianische Autor Pedro Badrán entführte mit seinem Roman „Der Mann mit der magischen Kamera“ mit viel Humor und Empathie für seine Helden in das Stimmengewirr seiner literarischen Welt, die zugleich atmosphärisches Porträt und Liebeserklärung an die karibische Hafenstadt Cartagena und ihre Einwohner ist.
„Manchmal lernt man einen wunderbaren Autor über einen Film kennen und ist dann ebenso begeistert von seinen Büchern“, schwärmt Heinz D. Heisl über den japanischen Schriftsteller Durian Sukegawa, der aus seinem küchenphilosophischen Roman „Kirschblüten und rote Bohnen“ las. In Kooperation mit dem Leokino Innsbruck ist die gleichnamige, preisgekrönte Verfilmung einen Tag nach dem Festival dort zu sehen. Die französische Singer-Songwriterin und Autorin Marie Modiano kam auf Einladung von Magdalena Kauz: „Das literarische Reisebuch ‚Ende der Spielzeit‘ ist eine wunderbar melancholische Roadnovel, wie ich sie schon lange nicht mehr gelesen habe!“
Der serbische Schriftsteller Zoltán Danyi bewegte mit seinem beklemmenden Debütroman „Der Kadaverräumer“, ein literarisches Dokument europäischer Zeitgeschichte mit einem zwischen Vergangenheit und Gegenwart zerrissenen Antihelden. Barbi Markovic, Reinhard-Priessnitz-Preis Preisträgerin 2019, unterhielt mit ihren radikalen und erfrischend komischen Texten über einen oft prekären Alltag, der ebenso von den Folgen der Vergangenheit geprägt ist.
SPRACHSALZ ZU GAST
Auch in diesem Jahr fanden die verschiedenen Formate nicht nur im Parkhotel, sondern auch im Medienturm Ablinger.Garber und erstmals im barocken Stadtsaal Hall statt.
Die deutsche Journalistin und Autorin Antonia Baum „verpackt Klugheit und Poesie mit viel Sprachgefühl“, betont Ulrike Woerner, und begeisterte bei Sprachsalz unter anderem mit ihrem Roman „Stilleben“ über das Leben einer jungen, privilegierten Frau in der Großstadt.
„Elke Heidenreich ist nicht nur eine lebensfrohe und lustvolle Literaturvermittlerin, sondern schreibt auch pointierte Geschichten, die in uns allen stecken. Und die Kombination mit dem Klavierspiel des Pianisten und Komponisten Marc-Aurel Floros verlieh ihren Texten einen erfrischenden Nachhall“, schwärmt Urs Heinz Aerni. C. H. Huber, die als Tiroler Autorin auch das Festival eröffnete, bannte ihre Zuhörer*innen mit kraftvoller wie intensiver Sprache, während Dieter Sperl selbige in seinen konzeptuellen und experimentellen Texten auf eine Reise durch seine Wahrnehmungen und Betrachtungen nahm. Philipp Weiss wiederum entführte in die berauschende Welt seines fünfbändigen Menschheitsromans „Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen“ und las Auszüge aus seinem aktuellen Theaterstück „Der letzte Mensch“, in dem er sich mit den großen Fragen der Gegenwart auseinandersetzt.
SPRACHSALZ IM GESPRÄCH
Auch in diesem Jahr gaben zahlreiche Formate Gelegenheit, mehr über die Schreib- und Arbeitsprozesse der Autor*innen zu erfahren: Unter anderem sprachen am Sonntagvormittag Lorenz Langenegger und Gabriele Petricek über die verschiedenen Aggregatzustände von Textgattungen. Während es bei Prosa eine direkte Verbindungslinie zwischen Autor*in und Leser*in gäbe, würden bei Film und Theater noch viele am Text weiterarbeiten, hält Langenegger, der neben Prosa und dramatischen Texten auch TV-Drehbücher verfasst, fest. Die Schriftstellerin Gabriele Petricek ist gelernte Schneidermeisterin und hat auch als Modejournalistin gearbeitet. Sie schreibt immer mit Maßband: Textur eines Stoffes und literarische Texte hätten viel gemeinsam, man müsse für beide die richtigen Strukturen und Verhältnisse finden.
SPRACHSALZ-MINI
Viel Zuspruch gab es auch in diesem Jahr wieder für Sprachsalz-Mini mit kurzen Lesungen von Sprachsalz-Autor*innen und einer Buchwerkstatt für Kinder mit Christian Yeti Beirer: „Wie immer war es großes Gefühlskino, mit Kindern Bücher zu machen, aus jeder Situation, aus ihrer Neugierde und Kreativität heraus entstehen die erstaunlichsten Ideen und Werke.“
Die 18. Sprachsalz-Ausgabe findet von 11. bis 13.9.2020 statt.
Für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung bedanken sich die Sprachsalz-Organisator*innen:
Valerie Besl, Magdalena Kauz, Max Hafele, Heinz D. Heisl, Elias Schneitter, Urs Heinz Aerni
und Ulrike Wörner