Der
Menschenwissenschaftler - Norbert Elias und
die Zivilisationstheorie
Biografische
Notiz
Norbert Elias wurde am 22. Juni 1897 in Breslau als Sohn des jüdischen
Textilfabrikanten Hermann Elias und dessen Frau Sophie geboren. Seine
Kindheit und Jugend verlebte er bis 1915 in seiner Heimatstadt. Im I.
Weltkrieg kam Norbert Elias als Funker an der Westfront zum Einsatz.
Von 1918 bis 1923 studierte er Medizin und Philosophie in Breslau, Freiburg
und Heidelberg, 1924 promovierte er sich bei Richard Hönigswald
(1875-1947) zum Doktor der Philosophie. Um 1930 verlagert sich sein
wissenschaftliches Interesse zur Soziologe - er wird Assistent des Soziologen
Karl Mannheim (1893-1947) in Frankfurt am Main. Seine Habilitation mit
dem Thema "Die höfische Gesellschaft. Eine Untersuchung zur
Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie"
aus dem Jahr 1933 wurde von der wissenschaftlichen Öffentlichkeit
kaum beachtet - ebenso wie sein Hauptwerk "Über den Prozess
der Zivilisation", das 1939 in der Schweiz veröffentlicht
wurde, wurde sie erst durch die Wiederveröffentlichung im Jahr
1969 bekannt. Elias ging nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten
ins Exil, zuerst nach Paris, dann, im Jahr 1935, nach London. Dort besuchten
ihn 1938 seine Eltern, die er vergeblich zum Bleiben im sicheren Land
zu bewegen suchte. Die Mutter starb Anfang der 40er Jahre im KZ Auschwitz.
Von 1954 bis 1962 war er als Dozent für Soziologie an der Universität
Leicester tätig, 1962 bis 1964 hatte er eine Professur an der Universität
in Akkra (Ghana) inne. Zahlreiche Gastvorlesungen führten Elias
in der Folge auch an deutsche Universitäten (Frankfurt/Main, Aachen,
Münster, Konstanz und Bochum), 1975 war er Mitarbeiter am Zentrum
für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld.
1984 ließ er sich auf Dauer in Amsterdam nieder, wo er am 1. August
1990 starb. Für sein Gesamtwerk wurde Norbert Elias 1977 mit dem
Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet.
Norbert Elias gilt als einer der bedeutendsten Soziologen des 20. Jahrhunderts.
Das Ziel seiner Arbeit sah er in der Hauptsache darin, "eine sinnvollere
Art des Zusammenlebens der Menschheit herbeizuführen" und
damit letztlich "die Lage der Menschheit zu bessern" - so
in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" (Nr. 200
vom 29. August 1990) kurz vor seinem Tod. Norbert Elias, so Hans-Martin
Lohmann in der gleichen Zeitung (Nr. 178 vom 3. August 1990), "wird
uns als ein Mensch und als ein großer Gelehrter in Erinnerung
bleiben, in dessen Werk sich in einzigartiger Weise der 'soziologische
Blick' für langfristige soziale Entwicklungsprozesse, die Liebe
zum empirischen Detail und die philosophische Betrachtung der Menschen
und ihrer Lebensverhältnisse verbinden". In einem Nachruf
auf Elias resümierte der Bamberger Soziologie-Professor Ulrich
Beck: "Ohne ihn wird die Soziologie die Herausforderungen der zerbrechlich
werdenden Moderne nie begreifen können. Im Suchen nach den jetzt
fälligen Fragen werden wir ihn schmerzlich vermissen." (In:
Der Spiegel Nr. 32 vom 6. August 1990) Gustav Seibt sieht in Norbert
Elias den "Denker der jetzt anbrechenden Zeit": "Es spricht
alles dafür, dass seine Zukunft gerade erst begonnen hat."
(FAZ Nr. 178 vom 3. August 1990) Ulrich Greiner schließlich sieht
den großen zukünftigen Nutzen der Elias-Lektüre darin,
"dass wir mehr darüer lernen, wie die Menschen miteinander
funktionieren". Er war, so Greiner, "seiner Zeit voraus".
"Solche Unerschrockenheit und Geistesschärfe, solche Freundlichkeit
und Menschenliebe bleiben ein Lichtblick." (Die Zeit Nr. 33 vom
10. August 1990)
Grundbegriffe
der Zivilisationstheorie Norbert Elias` und ihre Bedeutung für
die Literaturwissenschaft
Die Implikationen
der bereits in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelten
Zivilisationstheorie Norbert Elias' sind besonders in den letzten beiden
Jahrzehnten aus soziologischer, philosophischer, geschichtswissenschaftlicher
und nicht zuletzt literaturwissenschaftlicher Sicht vielfach beschrieben
und diskutiert worden. Was Elias versucht, ist nichts weniger als die
Theorie gesellschaftlichen Wandels, eine alle menschlichen Daseinsbereiche
einbeziehende "Menschenwissenschaft", gar eine "umfassende
Theorie der menschlichen Gesellschaft, genauer gesagt, der Menschheitsentwicklung
[...], die als integrierender Bezugsrahmen für die verschiedenen speziellen
Gesellschaftswissenschaften" dient. [1] Wesentliche
Grundlage hierfür ist ihm eine Grenzdurchlässigkeit der verschiedenen
Disziplinen, insbesondere der Geschichtswissenschaft und der Soziologie,
die er nachdrücklich zur Kooperation auffordert. Durch die strukturgeschichtliche
Auffüllung der oftmals bloß personalisierenden Betrachtungsweise der
Historiographie einerseits und die verstärkte Einbeziehung des individuell-geschichtlichen
Faktors in die soziologische Praxis andererseits soll ein umfassender
"Rehistorisierungsprozeß der Sozialwissenschaften" ebenso eingeleitet
werden wie eine "zunehmende Theorieorientierung der Geschichtswissenschaft".
[2] Dies setzt auch und gerade voraus, dass 'Individuum'
und 'Gesellschaft' nicht wie bisher in polaren, dichotomischen Dimensionen
gedacht, sondern vielmehr in ihrer wechselseitigen Bedingtheit beobachtet
werden.
"Die
Strukturen der menschlichen Psyche, die Strukturen der menschlichen
Gesellschaft und die Strukturen der menschlichen Geschichte, sie sind
Komplementärerscheinungen und nur im Zusammenhang miteinander zu erforschen."
[3]
Elias geht
es im wesentlichen um die "Verflechtungszusammenhänge" menschlichen
Handelns, um die "Inderdependenz der Menschen", die letztlich sozialen
und geschichtlichen Wandel initiieren:
"Pläne
und Handlungen, emotionale und rationale Regungen der einzelnen Menschen
greifen beständig freundlich oder feindlich ineinander. Diese fundamentale
Verflechtung der einzelnen, menschlichen Pläne und Handlungen kann
Wandlungen und Gestaltungen herbeiführen, die kein einzelner Mensch
geplant oder geschaffen hat. Aus ihr, aus der Inderdependenz der Menschen,
ergibt sich eine Ordnung von ganz spezifischer Art, eine Ordnung,
die zwingender und stärker ist, als Wille und Vernunft der einzelnen
Menschen, die sie bilden. Es ist diese Verflechtungsordnung, die
den Gang des geschichtlichen Wandels bestimmt; sie ist es, die dem
Prozeß der Zivilisation zugrunde liegt." [4]
Figuration,
Dynamik und Interdependenzen
Das Geflecht von zwischenmenschlichen Interdependenzen begreift Elias
als "Figuration", wobei der Begriff keineswegs statische Gebilde
impliziert, sondern vielmehr den stets wandelbaren, den dynamischen
Charakter jener Interdependenzen betont wissen will. Elias' eigentliche
Zivilisationstheorie basiert gerade auf diesem Gedanken einer allwaltenden
Dynamik: Wenn es um "Erklärungen des Gewordenseins und des Werdens
von Ereignisketten" geht, wenn man unterstellt, dass "jede soziale
Gegenwart aus der Vergangenheit kommend über sich hinaus auf mögliche
Zukünfte hinweist", so sind statische und gesetzesartige Theoriegebäude
(- Elias denkt hierbei etwa an Talcott Parsons -), mithin "statische
Struktur- und Funktionsbegriffe", die vom Wandel der Gesellschaften
abstrahieren, wenig geeignet, zur Erhellung des anstehenden Problems
beizutragen. [5] Nur eine umfassende "Prozesstheorie"
vermag nach Elias den diachronischen Charakter von Gesellschaften adäquat
zu erfassen.
Im Sinne
Elias' ist der Zivilisationsprozess als ein "Kontinuum zunehmender
funktionsteiliger Abhängigkeiten" zu verstehen, "aus denen ständig
anwachsende Verhaltenszwänge hervorgehen". [6] Dabei
ist "Zivilisation" weder "vernünftig" und "rational"
noch "irrational" und unbeeinflussbar:
"Sie
[die Zivilisation] wird blind in Gang gesetzt und in Gang gehalten
durch die Eigendynamik eines Beziehungsgeflechts, durch spezifische
Veränderungen der Art, in der die Menschen miteinander zu leben gehalten
sind. Aber es ist durchaus nicht unmöglich, daß wir etwas 'Vernünftigeres',
etwas im Sinne unserer Bedürfnisse und Zwecke besser Funktionierendes
daraus machen können. Denn gerade im Zusammenhang mit dem Zivilisationsprozeß
gibt das blinde Spiel der Verflechtungsmechanismen selbst allmählich
einen größeren Spielraum zu planmäßigen Eingriffen in das Verflechtungsgewebe
und den psychischen Habitus, zu Eingriffen auf Grund der Kenntnis
ihrer ungeplanten Gesetzmäßigkeiten." [7]
Die stetig
anwachsende Differenzierung und Teilung gesellschaftlicher Funktionen
ist verbunden mit einer "Ausweitung der Interdependenzketten" und
damit mit einer wachsenden Abhängigkeit der Menschen voneinander. Dabei
wird die gesellschaftliche Differenzierung von einer zugleich wirksam
werdenden Differenzierung der menschlichen "psychischen Apparatur"
begleitet:
"Mit
der Differenzierung des gesellschaftlichen Gewebes wird auch die soziogene,
psychische Selbstkontrollapparatur differenzierter, allseitiger und
stabiler." [8]
Mit
fortschreitender Funktionsteilung, mit zunehmender 'Zivilisation' also,
wird auch das Interdependenzgeflecht immer dichter, in das das Individuum
eingebunden ist; die differenzierten und komplizierter werdenden Verflechtungsmechanismen
führen in weiterer Konsequenz zur Etablierung größerer menschlicher
Integrationseinheiten, zu innerlich befriedeten, das Gewaltmonopol repräsentierende
Staaten. Mit der "Monopolisierung der körperlichen Gewalt" (- verbunden
mit einer Pazifizierung der Gesamtgesellschaft -), mit der "Ausweitung
der Handlungsketten und Interdependenzen im gesellschaftlichen Raume"
muss sich zugleich das Verhalten des Menschen grundlegend wandeln: Die
dem Individuum gegenüberstehende gesellschaftliche Einheit zwingt dieses
im existentiellen Sinne dazu, "spontane Wallungen und Leidenschaften"
zugunsten einer merklichen "Zurückhaltung der Affekte", einer "Weitung
des Gedankenraums über den Augenblick hinaus in die vergangenen Ursach-,
die zukünftigen Folgeketten" einzudämmen. [9] Es
entsteht ein "gesellschaftlicher Zwang zum Selbstzwang" eine Verinnerlichung
der Fremdzwänge zu Selbstzwängen.
Scham-
und Peinlichkeitsschwellen
Der vielleicht augenscheinlichste Ausdruck der Internalisierung von
Zwängen und Ängsten ist das "starke Vorrücken der Scham- und Peinlichkeitsschwelle"
[10] seit dem Ende des Mittelalters, eine psychische
Transformation, die zuerst in den höfischen Oberschichten entsteht und
sich allmählich modellierend auf den Triebhaushalt der gesamten Gesellschaft
auswirkt. Elias veranschaulicht diese Entwicklung am Beispiel von konkreten
Verhaltensänderungen etwa beim Essen und Trinken, beim Umgang mit Messer
und Gabel oder bei der Einstellung von Schneuzen und Spucken in der
Öffentlichkeit, Modifikationen im menschlichen Verhalten, die eine durchgreifende
Verfeinerung der Sitten und der Umgangsformen indizieren. Als wesentliche
Triebkraft, als einen der "stärksten Motoren zur Umwandlung von
Fremdzwängen in Selbstzwänge" [11] identifiziert
Elias die immerwährende Konkurrenz der sozialen Gruppen und der einzelnen
um Prestige, um "Status" und Macht.
Zivilisationstheorie
und Literaturwissenschaft
Die Zivilisationstheorie Norbert Elias' gehört heute zum durchaus anerkannten
"Arsenal der Theorien, die beim literaturwissenschaftlichen, insbesondere
beim literaturhistorischen Arbeiten herangezogen werden" [12].
Der in Mannheim lehrende Literaturwissenschaftler Reiner Wild hat in
mehreren Untersuchungen bisher am ausführlichsten und überzeugendsten
die möglichen 'wechselseitigen Erhellungen' von Literaturwissenschaft
resp. -geschichte und Zivilisationstheorie beleuchtet. Wild geht davon
aus, dass literarisches Handeln und literarischer Wandel ein Teilbereich
des zivilisatorischen Handelns bzw. Wandels darstellt, ohne dabei jedoch
die relative Eigenständigkeit literarhistorischer Prozesshaftigkeit
aus dem Auge zu verlieren. Ausgehend von der grundlegenden Intention
zivilisationshistorischer Fragestellung, nämlich von der Erkenntnis
des Wandels der Standards, sind literarische Texte vorerst als Zeugnisse
eben dieses zivilisatorischen Wandels anzusehen - Literatur kann in
diesem Fall als "Ausdruck und Reflexion psychischer Wandlungsprozesse
und damit der Veränderungen psychischer Strukturen gelesen werden" [13].
Darüber hinaus ist die Wirkung von Literatur zu berücksichtigen, die
selbst zu einem "Movens psychischer und sozialer Veränderungen
werden kann" [14].
Grundsätzlich
ist der Literatur im Prozess der Zivilisation eine polyfunktionale Bedeutung
zuzuschreiben: Literatur kann - einzig oder im Verbund mit anderen -
didaktische, geselllige, sensibilisierende, entlastende, erfahrungserweiternde,
reflexive, kritische und/oder stabilisierende Funktionen erfüllen, also
auf geforderte zivilisatorische Standards aufmerksam machen und deren
Erfüllung einfordern, die individuelle Verankerung der von der Gesellschaft
erwartete Selbstregulierung der Triebe psychisch unterstützen oder eine
weitgehend von eben diesem Selbstzwang enthobene fiktive Gegenwelt kreieren,
in der dem Rezipienten ein Ausleben anderer, von der Gesellschaft nicht
sanktionierter Bedürfnisse partiell als - wenn auch kaum lebbare - Potentialität
angeboten wird. Diese weitgehend stabilisierende Funktion von Literatur,
die Zivilisationswandel widerspiegelt und ihn nachgerade befördert,
schließt andererseits eine oppositionelle Haltung zu vorherrschenden
Standards keineswegs aus.
Der
"Doppelcharakter" von Literatur
Wild konstatiert eine breite, wohlbegründete Basis für eine zivilisationstheoretisch
orientierte Literaturwissenschaft. Neben der rein materialen Verwertung
der Darlegungen Elias', wie sie vornehmlich in mediävistischen Arbeiten
begegnet, ist es insbesondere der spezifische, auf mehreren Ebenen offenbar
werdende 'Doppelcharakter' von 'Literatur', der eine zivilisationstheoretisch
untermauerte Beschäftigung mit diesem Gegenstand als besonders fruchtbar
erscheinen lässt: Literatur ist zugleich Abbildung von als auch
Reflexion über zivilisatorischen Wandel, Literatur ist des weiteren
in die Prozesshaftigkeit von 'Zivilisation', in 'Historizität' eingebunden,
ist aber in ihrer besonderen Form als 'ästhetische Erkenntnis' auch
zugleich autonomer, in gewisser Hinsicht 'geschichtsenthobener' Diskurs.
Diese 'dialektische' Sicht bietet somit zumindest zwei Vorteile: Zum
einen werden die Momente von Komplementarität und Wechselhaftigkeit
von Literatur und Zivilisation nachgerade betont, ohne zum anderen den
Texten ihre spezifische 'Literarizität', ihre 'Poetizität' und damit
ihre relative Autonomie gegenüber anderen Diskursen zu nehmen. [15]
Vor diesem definitorischen Hintergrund konzediert Wild eine thematisch-gegenständliche
Weite literarischer Texte, in denen alle Momente zivilisatorischen Wandels
zur Geltung kommen, also etwa Machtbalancen in den Figurationen, Identitätsbildungen
oder die Transformation psychischer Strukturen, wobei besonders letztere
etwa anhand von Figurenkonstellationen in Dramen ablesbar werden.
Zivilisationstheorie
und Mentalitätsgeschichte
Des weiteren können innerdramatische Figurationen als Darstellung und
Reflexion gesellschaftlicher Figurationen interpretiert werden; berücksichtigt
man diesbezüglich, dass diesen "sowohl eine Beharrungs- als auch
eine Wandlungstendenz innewohnt" [16], so könnte
im mentalitätsgeschichtlichen Sinne nach den Anteilen und Gewichtungen
von Statik und Dynamik innerhalb des Entwicklungsprozesses von Figurationen
gefragt werden. Der damit benannte Umstand von Verknüpfungsmöglichkeiten
zivilisationstheoretischer und mentalitätshistorischer Problemstellungen
soll abschließend noch einmal beispielhaft hervorgehoben werden. Die
"unmittelbare" - man könnte ergänzen: vorbewusste - Zuweisung von
Sinnhaftigkeit des eigenen Verhaltens, das Moment der 'Selbstverständlichkeit',
das der Bewusstseinsebene 'Mentalität' originär eigen ist, funktioniert
solange, wie es dem Kollektiv möglich ist, sich der 'Unhintergehbarkeit'
seiner eigenen mentalen Vernetzung permanent selbst zu vergewissern.
Diese Selbstvergewisserung gerät dann ins Schwanken, wenn das Kollektiv
mit gänzlich anderern Erfahrungshorizonten konfrontiert wird, die das
eigene System elementar zu bedrohen scheinen, wenn also eine Erfahrung
der 'Differenz' ins Spiel gerät: "Ihre Mentalität", so Erich Schön,
"ist
den Betroffenen weitestgehend selbstverständlich, gilt ihnen gar als
'richtig' oder als natürlich, jedenfalls solange es die ihres Kollektivs
ist und sie nicht in der Begegnung mit anderen Gruppen die Erfahrung
von Differenzen oder im historischen Wandel die Erfahrung qualitativer
Sprünge machen." [17]
Als Indikator
für die Intensität der genannten Differenzerfahrung - und hier zeigt
sich eine weitere Anschlussmöglichkeit von Mentalitätsgeschichte und
Zivilisationstheorie - könnte jenes soziologisch und historisch relevantes
Element sein, das Elias mit dem Begriff der "Formalitäts-Informalitäts-Spanne
einer Gesellschaft" [18] umschrieben hat. Dabei
bezeichnet der "Zivilisationsaspekt" "Formalität" ein stark
konventionalisiertes, von "zeremonieller Härte" bestimmtes Verhalten,
während "Informalität" eine relative "Emanzipation vom Fremdzwang
eines vorgeschriebenen gesellschaftlichen Rituals" - ablesbar etwa an
der im historischen Prozess zunehmenden 'Entkrampfung' im persönlichen
Umgang der Menschen - kennzeichnet. [19] Der Begriff
"Spanne" verweist auf die Gleichzeitigkeit beider Verhaltenssteuerungen,
auf das "synchronische Gefälle von Formalität und Informalität",
das vom Informalisierungsgefälle "im Nacheinander der Gesellschaftsentwicklung",
also vom "diachronischen Informalisierungsgefälle" zu unterscheiden
ist. [20] Innerhalb jeder Gesellschaft gibt es nach
Elias "ein spezifisches und mit hoher Genauigkeit bestimmbares
Gefälle zwischen relativer Formalität und relativer Informalität [...],
das größer oder kleiner werden kann" [21] und ebenfalls
historischen Wandlungen ausgesetzt ist. Elias' These geht dahin, dass
die Formalitäts-Informalitäts-Spanne in fortgeschrittenen Gesellschaften
als relativ klein anzusehen sei; über Elias hinausgehend und an mentalitätsgeschichtlich
relevante Fragen anknüpfend, könnte gefolgert werden, dass ein hoher
Grad an mentaler Abwehrreaktion innerhalb eines Kollektivs zugleich
auf eine dort vorwaltende große Spannweite von Formalität und Informalität
hinweist.
Insgesamt
kann Elias' Entwurf, seine historisch-soziologische 'Verstehenstheorie',
als in vielen Teilen gelungene Verknüpfung der "'kleine[n] Geschichte'
des Individuums mit der 'großen Geschichte' der Gesellschaft" [22]
gewertet werden. Besonders der Literaturwissenschaft scheint sie - nach
Andreas Dörner und Ludgera Vogt - dazu geeignet,
"zu
vermeiden, daß die Textwelten in einer anachronistischen Weise rekonstruiert
werden, die eher unsere eigenen Vorstellungen und Verhaltensformen
refelektiert als solche der Entstehungszeit". [23]
Nicht
zuletzt deshalb sind im ürigen durchaus Anschlussmöglichkeiten
an mentalitätsgeschichtliche Überlegungen gesehen worden.
Mögliche Parallelen gerade zwischen Mentalitätshistorie und dem Theorieentwurf
Elias' sind zwar vereinzelt aufgezeigt worden, die Zurückhaltung, ja
Skepsis hinsichtlich einer Vernetzungspotentialität beider Ansätze jedoch
scheint zu überwiegen. [24] Nichtsdestoweniger sind
gewisse Analogien zuweilen bis in die Begrifflichkeit hinein zu entdecken.
Berücksichtigt man beispielsweise die soziokulturelle Orientierungs-
und Kontrollfunktion, die 'Mentalitäten' zugeschrieben werden, bedenkt
man des weiteren ihre gruppenintegrative und damit stabilisierende Funktion,
die sie für ein jeweiliges Kollektiv unentbehrlich machen, so lassen
sich durchaus Parallelen etwa zu Elias' These eines langfristigen "Wandels
der Affekt- und Kontrollstrukturen von Menschen" in "Richtung einer
zunehmenden Straffung und Differenzierung der Kontrollen" [25]
feststellen, wobei sich - verkürzt formuliert - die Mentalitätshistorie
mehr auf das Moment der Konstanz, Elias mehr auf das der Prozesshaftigkeit
konzentriert. Eine Strukturwandlung in langandauernden Dimensionen konzedieren
jedoch beide.
Holger
Dauer
©
TourLiteratur / Autor
Alle Rechte vorbehalten
Buchcover:
1) Hermann Korte: Über Norbert Elias. Das Werden eines Menschenwissenschaftlers.
Leverkusen: Verlag Leske + Budrich 1997.
2) Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Bd. 1:
Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes.
22., neu durchgesehene u. erweiterte Aufl. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag
1998.
3) Norbert Elias: Mozart. Zur Soziologie eines Genies. Frankfurt/M.:
Suhrkamp Verlag 1993 (Taschenbuch).
4) Ralf Baumgart / Volker Eichener: Norbert Elias zur Einführung.
2. Aufl. Hamburg: Junius Verlag 1997
Weiterführende
Literatur zu Norbert Elias und zur Zivilisationstheorie
Links:
"Blick
auf das Leben eines Mythenjägers. Versuch einer Kurzbiographie"
von Sebastian Wessels - ausführliche biografisch-werkgeschichtliche
Darstellung auf der Grundlage der aktuellen Forschungsliteratur
"Norbert
Elias and Process Sociology" - Linkliste der Universität Sydney.
Aus der Selbstdarstellung: "This site identifies and provides internet
resources for all social scientists working with the ideas of Norbert
Elias and process sociology."
"Über
Norbert Elias" - Biografische Kurzinfos, Thesen zu und Textauszüge
aus Norbert Elias` "Prozess der Zivilisation" - auf den Seiten
des Instituts für Pädagogik der Technischen Universität Braunschweig
Kurzbiografie
beim Suhrkamp Verlag
Ein ausführliches
Thesenpapier zur Magister-Zwischenprüfung von Felix Tietje, u.a.
zum Thema "Der Prozess der Zivilisation"
"Die
Deutschen. Norbert Elias und die Politische Kulturforschung" - Artikel
von Prof. Dr. Martin Greiffenhagen auf den Seiten des "Zentrums
für interdisziplinäre Forschung" (ZIF) der Universität Bielefeld
"HyperEliasWorldCatalogueHTM"
- Aus der Selbstdarstellung: "Eine umfassende, kontextorientierte
und referentielle Bibliographie und Mediendokumentation aller Werke
und Äußerungen von Norbert Elias"
Anmerkungen
[1]
Elias, Norbert: Notizen zum Lebenslauf. In: Norbert Elias über sich
selbst. Ein biographisches Interview von A. J. Heerma und A. v. Stolk.
Übersetzt von Michael Schröter. Frankfurt/M. 1990. (= edition suhrkamp.
1590.) S. 172. [zurück]
[2]
Jäger, Wolfgang: "Menschenwissenschaft" und historische Sozialwissenschaft.
Möglichkeiten und Grenzen der Rezeption von Norbert Elias in der Geschichtswissenschaft.
In: Archiv für Kulturgeschichte 77 (1995) S. 85. Für Elias' Konzeption
ist gerade dieser Punkt von eminenter Bedeutung; in zahlreichen Aufsätzen
verweist er immer wieder darauf. Vgl. etwa: Elias, Norbert: Zur Grundlegung
einer Theorie sozialer Prozesse. In: Zeitschrift für Soziologie 6 (1977)
S. 134: "Die heute weitverbreitete Vorstellung von dem Verhältnis
von 'Geschichte' und 'Gesellschaft' als zweier unabhängig existierender
Gegenstandsbereiche ist [...] eine wissenschaftsideologische Mythe.
Historiker unterstellen gewöhnlich, daß sie 'Geschichte' erforschen,
ohne auf der gleichen Ebene der Abstraktion Rechenschaft darüber abzulegen,
wessen Geschichte es ist, die sie erforschen. Wenn sie das täten, müßten
sie sagen, daß es [...] immer die Geschichte von 'Gesellschaften' ist,
die das Rahmenwerk ihrer Untersuchungen bildet. Soziologen ihrerseits
unterstellen heute gewöhnlich als selbstverständlich, daß sie alle möglichen
Aspekte menschlicher Gesellschaften erforschen. Aber die Entwicklung
ihres Faches hat in Wirklichkeit dazu geführt, daß sie sich mehr und
mehr auf die Erforschung gegenwärtiger Gesellschaften [...] beschränken.
[...] Die Tatsache, daß die Art des menschlichen Zusammenlebens in gegenwärtigen
Gesellschaften nahtlos aus einer kontinuierlichen Abfolge früherer Arten
des Zusammenlebens hervorgegangen ist [...], daß [...] diese Gegenwart
nur ein kurzer Moment eines langen Prozesses ist, erscheint [...] für
diesen Typ der Soziologie irrelevant." [zurück]
[3]
Elias, Norbert: Die Gesellschaft der Individuen. In: Ders.: Die Gesellschaft
der Individuen. Hrsg. v. Michael Schröter. Frankfurt/M. 1991. (= suhrkamp
taschenbuch wissenschaft. 974.) S. 60. Der Text erschien zuerst im Jahr
1939. [zurück]
[4]
Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und
psychogenetische Untersuchungen. Bd. 2: Wandlungen der Gesellschaft.
Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation. 7. Aufl. Frankfurt/M. 1980.
(= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 159.) S. 314. Hervorhebung bei
Elias. [zurück]
[5]
Zitate: Elias, Norbert: Über den Rückzug der Soziologen auf die Gegenwart.
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 35 (1983)
S. 31. [zurück]
[6]
Wehowsky, Andreas: Uns beweglicher machen als wir sind - Überlegungen
zu Norbert Elias. In: Ästhetik und Kommunikation 8 (1977) H. 30. S.
10. [zurück]
[7]
Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und
psychogenetische Untersuchungen. Bd. 2: Wandlungen der Gesellschaft.
Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation. 7. Aufl. Frankfurt/M. 1980.
(= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 159.), S. 316. Es bleibt einer
weitergehenden Betrachtung vorbehalten, inwiefern der hier von Elias
ins Spiel gebrachte Habitusbegriff mit jenem, den Pierre
Bourdieu zur Diskussion stellt, vergleichbar ist. [zurück]
[8]
Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und
psychogenetische Untersuchungen. Bd. 2: Wandlungen der Gesellschaft.
Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation. 7. Aufl. Frankfurt/M. 1980.
(= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 159.), S. 319 f. [zurück]
[9]
Zitate: Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische
und psychogenetische Untersuchungen. Bd. 2: Wandlungen der Gesellschaft.
Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation. 7. Aufl. Frankfurt/M. 1980.
(= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 159.), S. 322. [zurück]
[10]
Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und
psychogenetische Untersuchungen. Bd. 2: Wandlungen der Gesellschaft.
Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation. 7. Aufl. Frankfurt/M. 1980.
(= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 159.), S. 397. [zurück]
[11]
Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und
psychogenetische Untersuchungen. Bd. 2: Wandlungen der Gesellschaft.
Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation. 7. Aufl. Frankfurt/M. 1980.
(= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 159.), S. 366. Vgl. hierzu auch
Bogner, Artur: Zivilisation und Rationalisierung. Die Zivilisationstheorien
Max Webers, Norbert Elias' und der Frankfurter Schule im Vergleich.
Opladen 1989, bes. S. 25 f. [zurück]
[12]
Wild, Reiner: Literarischer Wandel und Zivilisationsprozeß. Bemerkungen
zu den wechselseitigen Beziehungen. In: Norbert Elias und die Menschenwissenschaften.
Studien zur Entstehung und Wirkungsgeschichte seines Werkes. Hrsg. v.
Karl-Siegbert Rehberg. Frankfurt/M. 1996. (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft.
1149.), S. 194. [zurück]
[13]
Wild, Reiner: Literatur und Zivilisationstheorie. In: Literaturwissenschaft
- Kulturwissenschaft. Positionen, Themen, Perspektiven. Hrsg. v. Renate
Glaser u. Matthias Luserke. Opladen 1996. (= WV studium. 171.) S. 79.
[zurück]
[14]
Wild, Reiner: Literarischer Wandel und Zivilisationsprozeß. Bemerkungen
zu den wechselseitigen Beziehungen. In: Norbert Elias und die Menschenwissenschaften.
Studien zur Entstehung und Wirkungsgeschichte seines Werkes. Hrsg. v.
Karl-Siegbert Rehberg. Frankfurt/M. 1996. (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft.
1149.), S. 195. [zurück]
[15]
Vgl. zum Dargelegten: Wild, Reiner: Literarischer Wandel und Zivilisationsprozeß.
Bemerkungen zu den wechselseitigen Beziehungen. In: Norbert Elias und
die Menschenwissenschaften. Studien zur Entstehung und Wirkungsgeschichte
seines Werkes. Hrsg. v. Karl-Siegbert Rehberg. Frankfurt/M. 1996. (=
suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 1149.), S. 194 - 196 und: Wild, Reiner:
Literatur und Zivilisationstheorie. In: Literaturwissenschaft - Kulturwissenschaft.
Positionen, Themen, Perspektiven. Hrsg. v. Renate Glaser u. Matthias
Luserke. Opladen 1996. (= WV studium. 171.), S. 78 - 81. Von Wild stammt
im übrigen auch die bisher umfangreichste Untersuchung zum Komplex Zivilisationstheorie
und Literaturwissenschaft: Vgl.: Literatur im Prozeß der Zivilisation.
Entwurf einer theoretischen Grundlegung der Literaturwissenschaft. Stuttgart
1982. [zurück]
[16]
Ebers, Nicola: "Individualisierung". Georg Simmel - Norbert Elias
- Ulrich Beck. Würzburg 1995. (= Epistemata. Würzburger Wissenschaftliche
Schriften. Reihe Philosophie. 169.) S. 177. [zurück]
[17]
Schön, Erich: Der Verlust der Sinnlichkeit oder Die Verwandlung des
Lesers. Mentalitätswandel um 1800. Stuttgart 1993. (= Sprache und Geschichte.
12.) S. 29. [zurück]
[18]
Elias, Norbert: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung
im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. v. Michael Schröter. Frankfurt/M.
1992. (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 1008.), S. 41 et passim.
Das Buch erschien zuerst 1989, also ein Jahr vor Elias' Tod. [zurück]
[19]
Zitate: Elias, Norbert: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und
Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. v. Michael Schröter.
Frankfurt/M. 1992. (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 1008.), S.
41 und S. 53. [zurück]
[20]
Zitate: Elias, Norbert: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und
Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. v. Michael Schröter.
Frankfurt/M. 1992. (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 1008.), S.
41. [zurück]
[21]
Elias, Norbert: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung
im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. v. Michael Schröter. Frankfurt/M.
1992. (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 1008.), S. 44. [zurück]
[22]
Lepenies, Wolf: Ein Außenseiter, voll unbefangener Einsicht. Laudatio
auf Norbert Elias anläßlich der Verleihung des Theodor W. Adorno Preises
am 2. Oktober 1977. In: Elias, Norbert u. Wolf Lepenies: Zwei Reden
anläßlich der Verleihung des Theodor W. Adorno Preises 1977. Frankfurt/M.
1977. (= edition suhrkamp. 954.) S. 15. [zurück]
[23]
Dörner, Andreas u. Ludgera Vogt: Kultursoziologie (Bourdieu - Mentalitätengeschichte
- Zivilisationstheorie). In: Neue Literaturtheorien. Eine Einführung.
Hrsg. v. Klaus-Michael Bogdal. Opladen 1990. (= WV studium. Bd. 156.),
S. 145. In seinem 1969 erstmals erschienenen Buch "Die höfische
Gesellschaft" wendet sich Elias strikt gegen eine relativistische Sichtweise,
fremde und zeitlich zurückliegende Menschen und Kulturen betreffend.
Es komme vielmehr darauf an, Menschen anderer Gesellschaften und deren
Kulturzeugnisse "ihre Einzigartigkeit, ihre Einmaligkeit und Unterschiedlichkeit"
zu lassen. Elias, Norbert: Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen
zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie. Mit einer
Einleitung: Soziologie und Geschichtswissenschaft. Frankfurt/M. 1983.
(= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 423.) S. 315. [zurück]
[24]
Von wenigen, eher sporadisch auftretenden Ausnahmen abgesehen, hat meines
Wissens nach einzig der Mentalitätshistoriker Roger Chartier auf die
große Bedeutung von Norbert Elias für die 'Neue Geschichtswissenschaft',
also die Mentalitätsgeschichte, nachdrücklich hingewiesen. In seinem
Band "Die unvollendete Vergangenheit" widmet er ihm ein eigenes
Kapitel. Vgl. Chartier, Roger: Gesellschaftliche Figuration und Habitus.
Norbert Elias und "Die höfische Gesellschaft". In: Ders.: Die unvollendete
Vergangenheit. Geschichte und die Macht der Weltauslegung. Aus dem Französischen
v. Ulrich Raulff. Frankfurt/M. 1992. (= Fischer Wissenschaft. 10968.)
S. 44 - 69. Der Text erschien zuerst als Vorwort zur französischen Neuausgabe
von "Die höfische Gesellschaft" ("La société de cour"), Paris
1985, dort S. I - XXVIII. [zurück]
[25]
Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und
psychogenetische Untersuchungen. Bd. 1: Wandlungen des Verhaltens in
den weltlichen Oberschichten des Abendlandes. 7. Aufl. Frankfurt/M.
1980. (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft. 158.) S. IX.
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