|
Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2008) > Rezensionen > Hines, Jim C.: Die Goblins |
Jim C. Hines:
Die Goblins.
Wie der Titel schon sagt: Es geht um Goblins. Aber was sind diese Goblins? Es sind Fabelwesen, die vorzugsweise in Höhlen leben, in die sich nur selten Menschen und andere Kreaturen verirren. In allen anderen Geschichten, in denen Goblins überhaupt erwähnt werden, sind sie Randfiguren ohne größere Bedeutung. Diese Position am Rande der Heldensagen sollte sich jedoch eines Tages ändern. Jig, ein mickriger Vertreter der Gattung der Goblins, lebt mit seiner Rasse gut versteckt in einem weit verzweigten Höhlensystem eines Berges. Er entspricht dem Ideal eines Goblins voll und ganz, er ist hinterhältig und lebt nach dem Motto "Ehrenhaftigkeit ist der erste Schritt auf dem Weg zum Gefressenwerden." Wenn er eins nicht sein möchte, dann ein Held. Er führt lieber Kinderarbeit aus, als mit anderen Goblins über die Sicherheit der Höhle zu wachen. Eines Tages jedoch wird er von einem boshaften Wachhauptmann zu besagtem Wachdienst gezwungen. Die Schicht ist allerdings nur für den Hauptmann und seine Freunde, zu denen Jig nicht zählt, fröhlich: Jig muss als Kundschafter die Gänge ausspähen, während die anderen Goblins sich ordentlich betrinken. Als Jig also einsam durch die Gänge streift, trifft er in einer großen Höhle auf eine Gruppe von Abenteurern, die von Prinz Barius angeführt wird. Er wird gefangen genommen, kann sich aber nach einem unheldenhaften Tritt zwischen Barius' Beine befreien und entkommt. Als er den betrunkenen Wachleuten von seinem Fund berichtet, lachen diese ihn zunächst nur aus, beschließen aber doch, der Sache nachzugehen. Zumal ein Kampf sogar gewonnen werden könnte, da man doch relativ klar in der Überzahl ist. Allerdings wissen sie noch nichts von der Anwesenheit eines Zauberers. Dieser heißt Ryslind, ist Barius' Bruder und nebenberuflich Bogenschütze. Mit seinem Bogen erledigt er die Hälfte der Goblins, bevor diese überhaupt die Möglichkeit haben, in die Höhle, welche von den "Gästen' besetzt wurde, zu kommen. Die anderen werden von Barius und dem Zwerg Darnak besiegt. Es überlebt nur ein einziger Goblin – Jig, der sich hinter einem Felsen versteckt hat. Er hat aber erneut keine Chance, der Gefangennahme zu entkommen. Ein weiteres Mitglied der Abenteurergruppe, das ihm erst jetzt auffällt, ist eine junge Elbin, die von Barius gefangen genommen wurde. Nach einer erregten Diskussion beschließen die Abenteurer, Jig als Führer mitzunehmen. Sie sind auf der Suche nach einem Schatz, wie Jig erfährt. Es gibt nur ein Problem: Jig hat keine Ahnung, wo es in die tieferen Bereiche des Höhlensystems geht. Auch ist er nicht sonderlich motiviert, den Abenteurern möglicherweise den Weg zur Goblinhöhle zu zeigen. Da es im Höhlensystem auch noch andere gefährliche Wesen wie Hobgoblins oder Echsenfische gibt, beschließt er, die Abenteurer dort zu beseitigen. Als er jedoch bemerkt, wie schnell die "Oberflächenbewohner" mit den anderen Höhlenbewohnern fertig werden, beginnt Jig an seinem Plan zu zweifeln. Als sich
die Gruppe dem See mit den Echsenfischen nähert, fällt Darnak ein großer
Strudel mitten im See auf. Nach einer kurzen Beratung und ein paar getöteten
Echsenfischen beschließen Ryslind und Barius, dem Mahlstrom im wahrsten
Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen. Aber auch dieser Plan hat einen
Haken – der See ist wahrlich übervölkert mit Echsenfischen. Außerdem sind
Zwerge keine großartigen Schwimmer. Darnak ist, erst recht mit seiner
Rüstung aus Stahl, da keine Ausnahme. Aber für solche Fälle hat man Zauberer.
Ryslind findet nicht nur einen Weg, zum Mahlstrom zu kommen, sondern auch
einen, um sich und den Rest der Gruppe vor den bösen Fischen zu schützen.
Schließlich dringt der kleine Goblin mit der bunt gemischten Truppe in
die unerforschten Tiefen der Höhle vor und stellt sich dem größten Abenteuer
seines Lebens – was sich jedoch schon bald als ein wahnsinniges Himmelfahrtskommando
herausstellt. Diese Anspielungen
auf den "Herrn der Ringe" sind nicht zu übersehen und werden
nicht als störend empfunden, da sie den Leser amüsieren sollen und ihren
Zweck voll und ganz erfüllen. Auch das Treffen mit dem Drachen erinnert
an den "Kleinen Hobbit", in dem Bilbo sich mit Smaug unterhält.
Sogar die Figur des Jig, der unfreiwillig aus seinem Zuhause fortziehen
muss, um das Böse zu bekämpfen, hat verblüffende Ähnlichkeit mit der Geschichte
des kleinen Halblings, wobei durch die belustigenden negativen Charakterzüge
des blauen Höhlenbewohners eine völlig neue Sichtweise auf die Abenteurer
der anderen Rassen und auf die "heldenhaften" Tugenden aufgezeigt
wird. Christopher Hollmann, Dennis Weingarten © TourLiteratur
/ Autoren |