Minderheiten: Roma – in Europa abgestempelt und abgeschoben
Die Roma sind Europas größte Minderheit. In Frankreich müssen sie das Land verlassen – und auch in anderen EU-Ländern sind sie wieder zum Feindbild geworden.
In Frankreich erklärte Präsident Nicolas Sarkozy im Juli den Roma den „Krieg“, in Finnland mussten vor wenigen Wochen bulgarische und rumänische Roma ein illegales Zeltlager räumen. Und in Dänemark waren zuvor 23 Roma ausgewiesen worden; der Bürgermeister von Kopenhagen hatte die Regierung aufgefordert, angesichts einer Einbruchserie am Rande der dänischen Hauptstadt durchzugreifen. Dies sind nur drei Beispiele dafür, dass Roma im Westen und Norden Europas derzeit vor allem eines droht – die Ausweisung.
Das Vorgehen Frankreichs, wo am vergangenen Donnerstag die Abschiebung der Roma in ihre Heimatländer Rumänien und Bulgarien begann, erscheint zwar angesichts der Hunderten von Betroffenen besonders drastisch. Doch Frankreich steht damit in Europa keineswegs allein da. Veronica Scognamiglio vom EU-Büro der Menschenrechtsorganisation Amnesty international in Brüssel bezeichnet die von Sarkozy initiierten Abschiebungen als eine „unverhältnismäßige Reaktion“ auf mehrere Gewaltausbrüche in Frankreich, in die unter anderem auch Roma verwickelt waren. Nach den Worten von Scognamiglio haben Abschiebungen aber auch anderswo in der EU Methode: „Es gibt einen allgemeinen Trend in Europa beim Umgang mit den Roma: Man nimmt sie als ganze Gemeinschaft ins Visier und schafft sie fort.“
Den Anfang der rigorosen Abschiebepraxis machte in der EU im Jahr 2008 Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der den „nationalen Sicherheitsnotstand“ ausrief und Tausende Roma ausweisen ließ, vor allem Richtung Rumänien und Bulgarien. Wie in anderen Fällen auch traten allerdings viele von ihnen rasch nach der Ausweisung wieder die Reise Richtung Westen an, da sich auch Roma aus Rumänien und Bulgarien seit dem EU-Beitritt ihrer Länder frei in Europa bewegen können. Nach einer in einigen EU-Ländern bis 2013 geltenden Übergangsbestimmung müssen sie aber innerhalb einer Frist von drei Monaten eine reguläre Arbeit finden, um ein Aufenthaltsrecht zu bekommen. Eine solche Arbeit finden die Roma nur in den seltensten Fällen – und dann droht die Abschiebung. Das löst aber kaum das eigentliche Problem: Die Roma verlassen ihre Heimatländer in Osteuropa vor allem deshalb immer wieder, weil die Lebensbedingungen für sie dort häufig untragbar seien, erklärt Robert Kushen, Direktor des Europäischen Zentrums für die Rechte der Roma (ERRC) in Budapest. In Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien ist die Diskriminierung von Roma an der Tagesordnung, bis hin zu Gewaltexzessen gegen Vertreter der Minderheit. Aus dieser Perspektive erscheint ein Leben in Westeuropa für viele Roma immer noch verheißungsvoller als ihr erbärmliches Dasein in der Heimat. In Frankreich gehe es ihm besser als in Rumänien, selbst wenn er in seiner neuen Heimat als Illegaler untertauchen müsse, bekannte ein 26-jähriger Rückkehrer am Donnerstag in Bukarest. „Natürlich spielt man mit dem Gedanken, nach Frankreich zurückzukehren“, sagte er.
Bis heute werden Roma in Osteuropa systematisch ausgegrenzt – zumindest diejenigen unter ihnen, denen der Aufstieg in die Mittelschicht nicht gelungen ist. Die Diskriminierung fängt schon bei den Kleinen an: In Ländern wie der Slowakei und Tschechien werden Roma-Kinder häufig in Schulen für geistig Behinderte abgeschoben. 2007 verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Tschechien wegen dieser Praxis. Doch durch das Urteil hat sich nicht viel geändert. Bis heute würden Roma-Kinder ungeachtet ihrer tatsächlichen Begabung in Tschechien gemeinsam mit geistig behinderten Altersgenossen unterrichtet, kritisiert Robert Kushen vom Budapester Roma-Zentrum.
Mit wieder anderen Problemen haben die Roma im Kosovo zu kämpfen. Hier fehlt es nach den Worten von Kushen wie vielerorts sonst auch an Unterkünften und an Arbeitsmöglichkeiten für sie. Vor allem müsse man sich aber um die Sicherheit zurückkehrender Roma im Kosovo Sorgen machen. Deutschland und das Kosovo haben im April ein Abkommen zur Rücknahme von Flüchtlingen aus dem Balkanstaat unterzeichnet. Die deutschen Behörden verzichteten bei den Abschiebungen von Roma ins Kosovo allerdings häufig auf Einzelfallprüfungen, sagt Kushen. Es gebe „keine Hinweise“, dass die Behörden in Deutschland in ausreichendem Maße von Einzelfallprüfungen Gebrauch machten, mit denen Abschiebungen in unwürdige Verhältnisse verhindert werden sollen.
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Bitte belegen Sie Ihre Ausführungen. Die Redaktion/is
wie bei Familie Zogaj u.a, Kosovo-albanischen Asylwerbern.
Nein, die Bezeichnung "freiwillig" ist zynisch, nicht die tagline polemisch.
Will mich die Redaktion auf den Arm nehmen? Im Artikel wird auf einen Zeit-Artikel verlinkt und dort wiederum wird die Freiwilligkeit durch monetäre Anreize beschrieben.
Ich zitiere "Es handelt sich um sogenannte freiwillige Rückkehrer – die Freiwilligkeit beruht allerdings auch auf finanziellen Anreizen, Erwachsene erhalten von Frankreich 300 Euro, pro Kind gibt es 100 Euro."
Entweder informiert mich die ZEIT falsch oder die Bildunterschrift ist polemisch oder dem Autor sind die Feinheiten der deutschen Sprachen nicht geläufig. Abschiebung findet gegen den Willen der Betroffenen (aber im gesetzlichen Rahmen) statt und nicht freiwillig und mit 300 Euro "Abschiedsgeld".
wie bei Familie Zogaj u.a, Kosovo-albanischen Asylwerbern.
Nein, die Bezeichnung "freiwillig" ist zynisch, nicht die tagline polemisch.
In Rotenburg sitzen seit April 2 Roma-Frauen im Kirchenasyl die nach Serbien abgeschoben werden sollen obwohl sie noch nie dort waren:
http://www.evlka.de/conte...
also wenn die Roma wegen irgend welchen verbrechen abegeschoben werden. Wie ist das dann mit den Verbrechern in den Banken und der Indurstrie, wirtschaft und Politik?? werden die dann auch bald abgeschoben....???
"Wie ist das dann mit den Verbrechern in den Banken und der Indurstrie, wirtschaft und Politik?? werden die dann auch bald abgeschoben....???"
Wenn sie keine Staatsbürger sind, werden sie nach der Verbüßung ihrer Haftstrafe idR. weltweit abgeschoben. Kaum ein Land gibt Kriminelle mit ausländischen Pass ein echtes Bleiberecht. Das gibt's wirklich nirgenswo.
Da die Zeit mal wieder mit Forderung nach "Belegen" munter draufloszensiert, einfach mal ganz offen und ohne jede Behauptung in den Raum:
wer beispielsweise Anfang der 1990er in Bonn am Rhein sesshaft war, konnte live und in Farbe miterleben, was so eine kleine Sinti-und-Roma-Kolonie am Rande der Stadt für lustige Konsequenzen für das Gemeinwesen hat.
In Frankfurt konnten wir auch schon so lustige Konsequenzen beobachten.
Was ist mit lustigen Konsequenzen gemeint?
Ich finde das Verhalten in Deutschland so wiederlich und auch wo anders.
Mit welchem Recht darf man es sich anmaßen, hier leben zu dürfen? Dem Geburtsrecht? Wodurch ist das bitte legitimiert??
Ich darf hier leben, weil ich hier geboren bin. Er nicht, weil nicht hier geboren ist. Das ist doch keine Begründung. Das ist eine Ausrede.
Zwei Menschen, Zwei Leben. Und nur wegen dem Geburtsort muss der eine verrecken und der andere darf leben.
Ziegeuner ist im deutschen fast ein Synonym für Dieb.
Das Individuum ist nichtig.
Wenn man die schon sieht, die sind ja anders.
Keine Ausländer rein, weil die uns allen auf den Taschen liegen.
Dann können wir es uns ja garnicht mehr leisten den ganzen Tag das Licht an zulassen und Berge an Lebensmitteln vergammeln zulassen. Hauptsache Deutschland schläft gut.
die "Ureinwohner" schuld, wenn es irgendwie nicht mit der Integration von Gruppen aus südlicheren Gefilden nicht klappt.
Die Frage warum dies immer nur eine Einbahnstraße ist, wird nie aufgeworfen oder man hat Angst vor dem Zorn der Gutmenschen.
Und nur weil die Roma in ihren angestammten Siedlungsräumen im südlichen Zentraleuropa nicht klar kommen, soll sich jetzt der Rest Europas damit arrangieren. Da fällt einem nur ein Wort ein Meshugas.
...alles wahr, nur, sie sagen es ja selbst, "abgeschoben" werden die Roma nicht einfach so, ohne Grund, sondern als Reaktion auf "einer Einbruchserie am Rande der dänischen Hauptstadt" auf "mehrere Gewaltausbrüche in Frankreich" usw., usf. Wie gesagt, das konsternieren sie ja selbst. Also, insofern, was erwarten sie dann? Sollen die europäischen Staaten, die vielfältigen Fehlverhalten ihrer ungebetenen Gäste dann mal einfach so hinnehmen? Wer würde das schon? Ein Zeit-Redakteur oder ein Zeit-Leser hier gar? Wohl kaum, wenn Konflikte mit diesen Minderheiten in seinem unmittelbaren Lebensumfeld stattfänden. Die Toleranz wächst mit dem Abstand zum Problem. Das ist eine Lebensweisheit. Und das man einen Menschen nicht an seinen Worten, sondern vorallen an seinen Taten misst, dasss sollte jeder verbal gute Mensch, wenn er denn in den Spiegel kuckt und sich beurteilt, auch wissen.
Die beiden Frauen in Rotenburg habe mit Sicherheit keine Verbrechen begangen. Sie sind alt und krank, der Sohn hat eine Ausbildungsstelle gefunden und ist gut integriert mit eigenständigem Bleiberecht.
Ich denke, dass hauptsächliche Problem ist doch, dass alle Roma, ganz gleich welche Affinität sie zu Gewalt- oder sonstigen Straftaten aufgewiesen haben, abgeschoben werden. Das ist ganz klar Diskriminierung.
In der Überschrift steht.
"Die Roma sind Europas größte Minderheit. In Frankreich müssen sie das Land verlassen "
Wie jetzt, JEDER Roma muss das Land verlassen [...]
Sollte das aber nicht stimmen und sich bei den Abschiebungen lediglich um illegal eingewanderte Menschen handeln die in nicht genehmigten Lagern wohnen, also durchaus legitime Gründe für eine Abschiebung. Dann ist diese Headline eine dreiste Lüge.
Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf provokante Vergleiche. Die Redaktion/cs
Das war provokant? Wie sollte man denn sonst einen Vorgang beschreiben bei dem alle Mitglieder einer bestimmten Ethnie ein Land auf Geheiß der Regierung verlassen müssen?
Wie es aussieht gefällt es ihnen wohl selber nicht was dieser Artikel suggeriert.
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