Die Videobotschaft des Rappers Snoop Dogg ist keine fünfzehn Sekunden lang, aber aus ihr spricht der Zorn von Millionen Afroamerikanern auf Donald Sterling: "Fuck You!", sagt der Rapper, "Du rassistisches Stück Scheiße!" Der beste Spieler der Welt, LeBron James, sagt kühl: "Für Donald Sterling gibt es keinen Platz in dieser Liga."
Der 80-jährige Milliardär Sterling besitzt das NBA-Team L.A. Clippers seit 33 Jahren. Er ist extrem unbeliebt, weil er geizig ist und inkompetent. Vor allem aber ist er ein Rassist. Das belegt ein Tonmitschnitt, der seit Samstag die Runde macht. Darauf ermahnt er seine Geliebte, sie solle nicht öffentlich machen, dass sie ihre Zeit mit Dunkelhäutigen verbringe. Zudem solle sie sich hüten, Schwarze zu "meinen Spielen" mitzubringen. Inzwischen ist eine längere Version aufgetaucht, in der er sagt: "In Israel werden schwarze Juden wie Hunde behandelt. Ich frage nicht, ob das richtig oder falsch ist."
Dass die Aufnahmen echt sind, steht fast außer Frage. Wahrscheinlich hat die Geliebte das Band den Medien aus Rache zugespielt, möglicherweise gegen Bezahlung. Ein Dementi Sterlings blieb aus. Seine Rechtfertigung macht die Sache nur noch schlimmer: "Um Rassismus geht es hier nicht. Bestimmte Personen möchte ich lediglich nicht bei meinen Basketballspielen sehen."
Die Aussagen belegen Sterlings Doppelmoral. Seine Mannschaft hat nach Jahrzehnten im Tabellenkeller in diesem Jahr erstmals Chancen auf die Meisterschaft. Das ist vor allem dem Star-Spielmacher Chris Paul und dem Toptrainer Doc Rivers zu verdanken. Beide sind schwarz – wie die absolute Mehrheit der Spieler in der Liga. 81 Prozent der NBA-Profis sind dunkelhäutig, 13 der 30 Cheftrainer haben afroamerikanische Wurzeln, dazu jeder zweite Schiedsrichter. Das Institut für Diversität und Ethik im Sport bescheinigt der Liga eine führende Rolle bei der Beschäftigung von Angehörigen ethnischer Minderheiten (pdf).
Sterling schläft mit schwarzen Frauen
Die NBA ist eine "bunte Liga". Ihre größten Stars allerdings waren und sind Afroamerikaner: Michael Jordan, "Magic" Johnson, Kobe Bryant, Shaquille O‘Neal und Bill Russell, der unerreichte elf Meisterschaften gewann. Unter den ewigen Top 10 der Scorer ist Dirk Nowitzki der einzige Weiße.
Im Kontrast dazu sind Weiße meist die Chefs. Teambesitzer und Topmanager sind zum Großteil weiß, ebenso der langjährige Liga-Boss David Stern und sein Nachfolger Adam Silver. Wiederholt sind sie mit Sklavenhaltern verglichen worden. Etwa von Elgin Baylor. Die afroamerikanische NBA-Legende, der die Clippers 22 Jahre lang als General Manager leitete, warf Sterling vor, die Organisation im Stile eines Plantagenbesitzers zu führen. Der aktive Profi David West weitete den Vorwurf auf Sterlings Privat- und Intimleben aus. Dass Sterling nicht mit Schwarzen in Verbindung gebracht werden wolle, hindere ihn weder daran, schwarze Männer auszubeuten, noch mit schwarzen Frauen zu schlafen, twitterte West.
Kommentare
Die Weißen
Muss diese Überschrift sein?
Gibt es denn bei "diesen Weißen" noch mehr als ein Rassist von dem Kaliber Sterlings? Ein wenig mehr Differenzierung hätte ich als angenehm empfunden. aber so bekommt man den Eindruck alle wären wie Sterling.
"Fuck You!", "Du rassistisches Stück Scheiße!"
Trotz der deftigen Wortwahl ist dieses Statement dem Sachverhalt doch überaus angemessen.
Dieser Mensch ist in seiner paternalistischen Überheblichkeit
("Ich gebe ihnen Essen, Kleidung, Autos und Häuser.") schlicht ekelig.
Und der Glaube daran, dass im 21 Jhd. und unter einem afroamerikanischen Präsidenten der Rassismus (zumindest in Amerika) überwunden sein könnte, mag zwar naiv sein, aber verdammt, es wäre an der Zeit!
"Sklavenhalter"?
Für teils 10 mio. $ im Jahr und mehr, hätte ich auch kein Problem damit "Sklave" mit vollen US-Bürgerrechten, abgesehen davon, evtl. unter Zwang den Arbeitsplatz wechseln zu müssen, zu sein.
Einen schwachsinnigeren Vergleich und eine größere Beleidigung der Menschen, die tatsächlich als Sklaven im Verlauf der Menschheitsgeschichte gehalten wurde, sieht man selten.
Als beleidigend
emfinde ich Ihre wiederholten, plumpen Relativierungen von Rassismus. Sterling wird, nicht ganz unzutreffend, eine Plantagenbesitzermentalität attestiert.
Niemand hat das Leben und Arbeiten eines mit Basketballspielen Millionen verdienenden Sportlers mit dem eines Sklaven gleichgesetzt.
Dass Sie aber offensichtlich gerade im Rassismuskontext Schwierigkeiten haben die Dinge in Beziehung zu einander zu setzen, lässt Ihre demonstrativ vorgetragene Empörung doch recht heuchlerisch erscheinen.
Mal ehrlich, hier wird doch schon wieder aus 'ner Mücke ein Elefant gemacht, nicht wahr? Sonst hätten Sie ja auch einfach Sterlings rassistische Äußerungen kommentieren können und hätten nicht versuchen müssen, es so umzudeuten, dass undankbare (schwarze) Millionäre das eigentliche Problem darstellen.
1984?
Hätte Sterling sich in dieser Weise öffentlich geäußert, ich könnte die Reaktionen verstehen. Das hat er aber nicht. Er konnte davon ausgehen, dass niemand etwas davon enfährt. Was ich nicht will, ist eine irgendwie geartete Gedankenpolizei.
Und Herr Jochheim: Auch wenn Sterling mit dem Team Geld verdient, stellt das Arbeitsverhältnis für die schwarzen Spieler kein "Sklavenverhältnis" dar. Die Spieler der NBA verdienen außerordentlich gut und haben den Status von Popstars, auch und gerade die schwarzen Spieler.
Welche Gedankenpolizei?
Er hat sich im Privaten geäußert und wurde auch vom Staat nicht daran gehindert und dieser hat es auch nicht verbreitet. Das war viel mehr seine eigene Schuld, weil er ein menschenverachtendes Statement gegenüber seiner Freundin (die ja auch Halb-Mexikanierin ist, wenn ich nicht falsch informiert bin). Wenn diese nun das Band veröffentlicht, kann ich sie nur verstehen.
Das dieses Gedankengut in der zivilisierten Gesellschaft geächtet ist und er dort nun Kritik einstecken muss, ist eine sehr positive Errungenschaft unserer Zeit. Jeder kann seine Meinung haben, aber er muss auch Kritik zu lassen.
Was das Plantagenbesitzer Statement angeht, so finde ich es provokativ, aber es gibt Ähnlichkeiten und die sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen. Nicht jeder NBA Besitzer ist so, aber bei einem nachgewiesen Rassisten kann man so einen Vergleich ziehen, aber auch hier gilt wieder mein Satz von oben: Auch an solchen Äußerungen muss man Kritik zu lassen. Von daher will ich gar nicht mal sagen, dass es nichts zu kritisieren gibt, aber die Möglichkeit eines Vergleichs besteht.