Steve Hastie geht seit 1967 zu den Spielen von Newcastle United. Er kam, als er sieben Jahre alt war und ging nicht mehr weg. Zwei Vize-Meisterschaften und drei Abstiege hat er miterlebt. Er sah Paul Gascoigne, Alan Shearer und Dietmar Hamann. Er ging mit seinem Team durch Dick und Dünn. "Eher durch dünn", sagt er. Aber kaum etwas hat Steve Hastie mehr verstört, als diese seltsame Gruppierung, die am kommenden Samstag – kurz vor einem Spiel seines Vereins – in Newcastle demonstrieren will: Pegida.
Während die Dresdner anti-islamische Bewegung dort nur einen Bruchteil ihrer einstigen Anhänger auf die Straße bringt, expandiert sie in andere Länder. In Großbritannien gibt es sie nun auch: Pegida UK nennt sie sich und hat für Samstag zu ihrer ersten Demonstration geladen. Einigen Leuten gefällt das. Zum Beispiel den knapp 800 Menschen, die sich per Facebook für die Veranstaltung angemeldet haben. Noch viel mehr Leute wollen sich dagegen wehren. Zum Beispiel Steve Hastie und seine Freunde, Fans von Newcastle United.
Als Fanvereinigung NUFC Fans United veröffentlichten sie das Statement "Nicht in unserer Stadt". Darin schreiben sie: "Es gibt die Angst, dass Fans von Newcastle United, die islamischen Glaubens sind, herausgegriffen und beschimpft werden (…) Welche Art von Botschaft bedeutet diese Veranstaltung für die, die gekommen sind, um an unseren Universitäten zu studieren oder unsere Stadt als Touristen zu besuchen? (…) Diese Versammlung ist unakzeptabel und in den Straßen von Newcastle nicht willkommen."
"Unsere Trikots sind schwarz-weiß gestreift"
Diese klaren Worte sind bemerkenswert. Deutsche Fußballfans haben sich in Bezug auf Pegida stets zurückgehalten. Im besten Falle. In Dresden, als im Dezember bis zu 25.000 Menschen auf die Straße gingen, um gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes zu demonstrieren, standen Hooligans und Fans des Fußballclubs Dynamo in vorderster Front. Sie agierten gar als eine Art Demonstrationsschutz. Sichtbare Aktionen gegen das fremdenfeindliche Gedankengut von Pegida oder dessen Ableger in anderen Städten gab es von deutschen Fußballfans nicht.
In England zeigt sich ein anderes Bild. Noch bevor es überhaupt zur ersten Demonstration kommt, wehren sich die Bürger von Newcastle, allen voran Fußballfans. "Wir wollen Pegida nicht", sagt Hastie. "Wie könnten wir auch: Unsere Trikots sind schwarz und weiß gestreift."
Vorbild für Hogesa
Hastie sagt, viele Fans mit asiatischem oder afrikanischem Hintergrund seien nach der Demonstrationsankündigung von Pegida UK auf die Fanvereinigung zugekommen und hätten gesagt: "Das ist falsch!" Womöglich habe Pegida auf Unterstützung der Fans gehofft, "aber das passt nicht zusammen", sagt Hastie. "Wie kann man als Fußballfan von Islamisierung reden und ein paar Stunden später im Stadion seine Helden feiern, unter denen vier oder fünf Moslems sind", sagt Hastie.
Sicherlich gäbe es auch Newcastle-Fans, die Pegida UK und dessen Ideen befürworteten, sagt Hastie. Rassismus ist auch im englischen Fußball ein Problem. Vor wenigen Jahren gründete sich die English Defence League (EDL), die viele englische Hooligans anzog. Sie war ein Vorbild der deutschen Hool-Gruppierung Hogesa, deren Versammlung im Oktober in Köln eskalierte. Erst kürzlich drängten auch Fans des FC Chelsea in Paris einen dunkelhäutigen Mann aus der U-Bahn und sangen dabei ein rassistisches Lied. Die Empörung darüber war groß, selbst die UNO äußerte sich.
Kommentare
Steve Hastie geht seit 1967 zu den Spielen von Newcastle United.
"Steve Hastie geht seit 1967 zu den Spielen von Newcastle United".
Hastie ist kein Sprecher der Fans. Wie kommt ZON auf die krude Idee, dass dieser für die Allgemeinheit spricht?
"Wir wollen Pegida nicht", sagt Hastie. "
Der Satz hat Sie schon sehr gestört, oder?
Warten wir doch die Demo/Gegendemo ab, dann werden wir ja sehen, wie die Sympathien liegen.
Weiter so.
In Deutschland trugen tausende Gegendemonstranten in ganz Deutschland wöchentlich maßgeblich dazu bei, dass dieser Verbund rechter Rattenfänger, die mit den Ängsten und der Wut der Bürger gegen Minderheiten hetzte, immer weniger ahnungslose Menschen manipulieren konnte. Den Rest erledigte Pegida durch Selbstmontage.
Umso erfreulicher, wenn die englischen Fußballfans eine andere Flagge zeigen, als viele deutsche Fans.
Erfreulich auch, gerade im Charlie Hebdo-Zeitalter von jungen, westlich geprägten Menschen zu hören, für die Muslime nicht nur Menschen wie du und ich sind, sondern mitunter sogar Helden sein können. Weiter so.
Vorsicht
"immer weniger ahnungslose Menschen manipulieren konnte"
Ich wäre vorsichtig mit einer solchen Behauptung. Hiermit unterstellen Sie, dass die Pegida-Anhänger zum Großteil verleitet und naiv sind. Dass das Pegida-Gedankengut nur von den paar Idioten auf dem Pult getragen wird und die Leute im Publikum wie gehirnlose Zombies daherklatschen.
Der Rattenfänger von Hameln fängt in erster Linie Ratten. Den Pegidaanhängern die Naivität der Kinder zu attribuieren würde den entscheidenden Teil der Sage auslassen.
Wer da mitläuft und mitlief ist keineswegs naiv. Die Typen haben das freiwillig gemacht. Pegidaanhänger sind auch keineswegs dumm und lassen sich leicht verleiten. Es sind Rassisten und Fremdenhasser - aber sicher nicht naiv.
Auffallend
Tahir, Taksim, Maidan, Köln und Gidas. Es ist auffallend, dass organisierte Fans oft eine Rolle spielen. Wo die stehen, kommt dabei nur auf die Ausrichtung an. Die Organisationsstruktur der Ultras scheint dafür prädestiniert, die Stoßtruppmentalität der Hools ebenfalls..
X-Gida ist offen für alle
Auch für Hooligans, sofern sie friedlich sind. Dass der im Artikel genannte Demonstrationsschutz leider Gottes Sinn macht, weiß jeder, der schon einmal hasserfüllten, krakeelenden Linksradikalen gegenüberstand und diesen Post-Pluralismus begriffen hat. Aus diesen Reihen wird sogar teilweise offen zum Mord aufgerufen, z.B. indem der Mob "Hängt sie höher" in Richtung der X-Gida skandiert.
Nichtsdestotrotz ist der Demonstrationsschutz eine Aufgabe der Behörden.
Viel Erfolg und eine friedliche Demonstration wünsche ich der Pegida UK.
Die fürchterliche Gewaltexzesse ...
<< Dass der im Artikel genannte Demonstrationsschutz leider Gottes Sinn macht, weiß jeder, der schon einmal hasserfüllten, krakeelenden Linksradikalen gegenüberstand und diesen Post-Pluralismus begriffen hat. Aus diesen Reihen wird sogar teilweise offen zum Mord aufgerufen, z.B. indem der Mob "Hängt sie höher" in Richtung der X-Gida skandiert. <<
... der " hasserfüllten, krakeelenden Linksradikalen" zeichnet sich ja auch bei den politisch-links motivierten Morden ab, die in den letzten 20 Jahren genau bei NULL lagen.
Die Anzahl der Morde derjenigen, die sich ideologisch bei xGida aufgehoben sehen, dürfte inzwischen so im 3-stelligen Bereich sein (wobei ich den NSU aufgrund diverser Ungereimtheiten nicht mitzählen würde).
Ich hab persönlich durch (u.a. couchsurfen) einige dieser Linksradikalen kennengelernt. Natürlich gibt es da dezidierte Idioten, v.a. die "Anti-Deutschen" die ich als rassistische Hardliner ansehe.
Nur: In der Tendenz, waren die alle harmlos und weit weniger aggressiv bzw. dem Gewalteinsatz zugeneigt wie ganz normale Leute aus dem bürgerlichen Spektrum.
Denn; mag ja sein, dass Pegida "friedlich" demonstriert; aber wofür diese demonstrieren, ist in aller Regel der Einsatz von (staatlicher) Gewalt unter dem Deckmäntelchen von "Recht und Ordnung" gegen Minderheiten.