Über die Bloggerin Razan Ghazzawi zu berichten ist trotz tausender Toter und Verschleppter wichtig. Denn das syrische Regime fürchtet nicht jene, die inhaftiert sind – sondern jene, die sie nicht vergessen, meint Christoph Sydow.
Israels Regierung plant mit einer Gesetzesinitiative, unliebsame Richter, NGOs und Medien an die Kandare zu nehmen – und rechnet dabei auch mit Unterstützung aus den Reihen der Opposition. Kadima-Chefin Tzipi Livni steht vor einem Dilemma.
Weltweit ist ein Anstieg der Hymenorrhaphie zu beobachten. Welche Motive treiben Frauen dazu, sich das Jungfernhäutchen wiederherstellen zu lassen und wie wird im Nahen und Mittleren Osten auf diese Entwicklung reagiert?
Seit 2003 hat sich die Zahl der Katholiken im Irak halbiert. Die Geistlichen müssen sich einerseits mit den Muslimen arrangieren und zugleich die eigene Position stärken. Der Erzbischof von Kirkuk berichtet zenith von seinem Alltag.
Die irakischen Altstädte werden von Abrissbirnen bedroht. Nicht zuletzt, weil die dortigen Planer die Fehler des Westens wiederholen. Deutsche Experten versuchen nun zu retten, was zu retten ist.
25 Weltklassefotografen, 25 Perspektiven, ein gemeinsames Thema: Mit dem Projekt »Time in Turkey« feiert die türkische Zeitung Zaman ihr 25-jähriges Bestehen, die moderne Türkei – und den engagierten Fotojournalismus.
Nachdem der emiratische Staatsfonds International Petroleum Investment Company (IPIC) seinen Anteil am krisengeschüttelten Industriedienstleister Ferrostaal Ende Oktober abgestoßen hat, ist das deutsche Traditionsunternehmen auf einen neuen Investor gestoßen - abermals aus Abu Dhabi. Das private Bauunternehmen Commodore Contracting hat sich bereit erklärt, für einen noch nicht bekannten Betrag 25 Prozent von Ferrostaal übernehmen zu wollen. Zuletzt stand es alles andere als rosig um die Zukunft des Essener Konzerns: Zur Sanierung möchte man allein am Heimatstandort rund ein Viertel aller Arbeitsplätze abbauen – wegen anhaltendem Auftragsrückgang rechnet das Unternehmen nicht mehr mit einer ausgeglichenen Jahresbilanz. Seit Januar 2008 gehörten IPIC 70 Prozent von Ferrostaal, während lediglich 30 Prozent im Besitz von Lastwagenhersteller MAN verblieben. Der Deal umfasste damals 700 Millionen Euro. Nach jahrelangen Querelen um millionenschwere Korruptionszahlen wollte IPIC das mehr und mehr zur Last werdende Unternehmen wieder abstoßen, was sie letztendlich juristisch durchsetzten. Auf Distanz zum Königshaus Abu Dhabis geht Ferrostaal trotzdem nicht: Commodore Contracting befindet sich im Besitz von Scheich Tahnoon bin Saeed bin Shakhboot Al Nahyan, Mitglied der Herrscherfamilie.
Abu Dhabis Staatsfonds fasst Russland ins Auge: Ein Vertragswerk zwischen beiden Staaten befreit die arabische Investitionsbehörde von allen russischen Steuerpflichten. Bislang mussten Investoren 20 Prozent Steuern auf Aktien- und Unternehmensgewinne und 15 Prozent auf Zinserträge zahlen. Moskau erhofft sich mit diesem Schritt mehr internationale Geldgeber anzuziehen. Die staatliche Investitionsgesellschaft Abu Dhabis ADIA ist mit einem geschätzten Kapitalvolumen 400 bis 600 Milliarden US-Dollar einer der einflussreichsten Finanzakteure auf dem Weltmarkt. Die Behörde besitzt Anteile an Unternehmen hauptsächlich in Europa und den USA – nicht immer fuhr man mit dieser Strategie gut: Ein sieben Milliarden Dollar Investment in die US-amerikanische Citybank verlor im Zuge der Immobilienkrise rund 90 Prozent seines Wertes. Konkrete emiratisch-russische Projekte sind bislang noch nicht bekannt. Diesen Monat feiern beide Staaten sowohl das 40-jährige Jubiläum beidseitiger diplomatischer Beziehungen, wie auch die staatliche Fluglinie Etihad seit genau drei Jahren Moskau ansteuert. Rund 200.000 Passagiere wurden seitdem auf dieser Route transportiert und die Emirate sind zu einem beliebten Reiseziel für russische Urlauber aufgestiegen.
Der mexikanische Geheimdienst hat im September einen Fluchtplan des Gaddafi-Sohnes Saadi vereitelt. Das gab Mexikos Innenminister Alejandro Poire am Mittwoch in einer Presseerklärung bekannt. Laut Poire, der das Innenresort seit dem 17. November 2011 leitet, handelt es sich bei den Drahtziehern des Plots um einen Schmugglerring von »internationalen Dimensionen«. Demnach sollen ein Mexikaner, ein Däne und ein Kanadier involviert sein. Weitere Details gab Poire zunächst allerdings nicht bekannt. Für die kanadische National Post hingegen steht fest, dass es sich bei dem kanadischen Staatsbürger um Gary Peters, CEO der privaten Sicherheitsfirma Can/Aust Security and Investigations International. Bereits im November hatte das Blatt über den Fluchtplan des ehemaligen Gaddafi-Bodyguards berichtet, der unumwunden bekannt hatte, Ende August nach Libyen eingereist zu sein, um Saadi al-Gaddafi sowie seine Frau und Kinder außer Landes zu bringen. Angeblich leitete er den Söldnertrupp, der Saadi dann in den Sahel-Staat Niger schleuste, nachdem er zuvor bereits dessen Geschwistern Muhammad, Hannibal und Aischa sowie Gaddafis Ehefrau Saifa bei der Flucht nach Algerien geholfen haben will. Ob Niger, das Saadi, Mitte November Asyl gewährte, als Zwischenstation auf dem Weg nach Mexiko eingeplant war oder nur eine Notlösung war, nachdem der ursprüngliche Fluchtplan scheiterte, ist noch nicht abschließend geklärt. Dafür will die Nation Post das anvisierte Domizil an der mexikanischen Pazifikküste ausgemacht haben, an dem der Diktatorensohn ein neues Leben starten sollte. Es soll sich um ein Anwesen im exklusiven 6 Quadratmeter großen Strandresort von Punta Mita, nördlich von Puerto Vallerta im Bundesstaat Jalisco, handeln. Laut National Post soll Gary Peters die Luxusimmobilie in Saadis Auftrag selbst besichtigt und ausgesucht haben. In Punta Mita, das sich als Urlaubsziel der Wahl für Stars wie Lady Gaga oder Charlie Sheen bewirbt, wisse man nach Angaben der kanadischen Zeitung hingegen nichts von dem (vorerst gescheiterten) prominenten Neuzugang.
Abdeljalil Mohamed Mayuf, Sprecher der libyschen »Arab Gulf Oil Corporation« (AGOCO), hat im Interview mit zenith die Überprüfung einiger bestehender Verträge im Energiesektor angekündigt. »In einigen Fällen könnten Revisionen nötig sein. Wie zum Beispiel im Fall des Abkommens mit der russischen Gazprom«, so Mayouf. 2006 und 2007 hatte der russische Konzern die Ausschreibung für die Lizenzblöcke 19 und 64 in Libyen für sich entscheiden können. Nach einem Tausch von Vermögenswerten mit BASF sicherte sich Gazprom zudem im Dezember 2007 49 Prozent Anteile an den Konzessionen C96 und C97 im Besitz der BASF-Tochter Wintershall, die bereits seit 1958 in Libyen in der Ölförderung tätig ist. Die Laufzeit des deutsch-russischen Jointventures ist laut Gazprom bis 2026 angelegt. Mayuf ließ außerdem kaum einen Zweifel daran, wie die Karten im Energiesektor zukünftig verteilt werden: »Zum gegenwärtigen Stand der Verhandlungen kann ich nichts sagen, ich bin mir allerdings sicher, dass Russen und Chinesen es schwerer haben werden, neue Konzessionen auszuhandeln, nachdem sie Gaddafi bis zum Ende gestützt haben«. Noch Anfang November hatte Gazprom verlauten lassen, dass es die Förderung im so genannten Elefantenfeld, ein Jointventure mit der italienischen Eni, wieder aufgenommen habe.
Zu den Aussagen des AGOCO-Sprechers wollten sich auf Anfrage weder Wintershall noch Gazprom gegenüber zenith äußern. Lesen Sie hier das Interview mit Abdeljalil Mohamed Mayuf.
Kuwaits Emir Scheich Al-Sabah Al-Ahmad Al-Sabah hat am Dienstag das Parlament des Golfstaates aufgelöst. Als Grund führte der Herrscher »verschlechternde Bedingungen« an und berief sich dabei auf Artikel 107 der Verfassung, wie es in einer Erklärung der kuwaitischen Nachrichtenagentur KUNA heißt. Erst in der vergangenen Woche hatte der der Emir das Rücktrittsgesuch der Regierung unter Premier Nasser Al-Sabah angenommen, die Parlamentssitzungen waren seit der Stürmung des Gebäudes von mehreren hundert Oppositionellen Mitte November ausgesetzt worden. Die von vielen Parlamentariern geforderte Absetzung des umstrittenen Premiers hatte der Emir in den folgenden Wochen noch strikt ausgeschlossen. Insgesamt fünfmal war der Neffe des Herrschers seit 2006 zurückgetreten – nur um umgehend wieder im Amt bestätigt zu werden. Damit scheint es vorerst vorbei zu sein. In der vergangenen Woche hingegen ernannte Sabah Al-Sabah Verteidigungsminister Jaber Mubarak Al-Sabah zum neuen Premier. Ob der geschasste Premier dafür einen anderen Posten zugewiesen bekommen wird ist ebenso unsicher wie seine Anhörung vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Schließlich ging es den oppositionellen Abgeordneten eher nachrangig um eine Regierungsrochade, sondern in erster Linie um Aufklärung der Korruptionsvorwürfe, denen sich Nasser und weitere Mitglieder der Herrscherfamilie gegenüber sehen. Laut kuwaitischer Verfassung müssen nach Auflösung des Parlaments innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen erfolgen. Einen entsprechenden Termin gab das Herrscherhaus allerdings bisher nicht bekannt. In diesen Zeitraum wird auch eine der größten regionalen Truppenbewegungen der letzten Jahre fallen: Ab Anfang 2012 wollen die USA einen großen Teil ihrer Kontingente aus dem Irak abziehen und nach Kuwait verlagern.
Der palästinensische Premierminister Salam Fayyad hat in einem Interview mit der Zeitung Haaretz erklärt, dass er nicht als Premierminister einer Regierung der »Nationalen Einheit« von Fatah und Hamas zur Verfügung stehen wird. »Ich werde keine Behinderung in der Einheit des palästinensischen Volkes sein. Ich werde kein Kandidat für die Präsidentenwahlen, noch in einem anderen öffentlichen Amt sein. Meine Entscheidung ist klar und endgültig«, so Fayyad. Fayyads Erklärung kommt eine Woche nach dem jüngsten Treffen von PA-Präsident Mahmud Abbas und Hamas-Politbürochef Khaled Maschaal in Kairo, das einen Fahrplan für das Ende der fast fünf Jahre bestehenden palästinensischen Spaltung festlegte. Demnach sollen sowohl im Westjordanland als auch im Gazastreifen am 4. Mai 2012 die ersten Wahlen nach über sechs Jahren abgehalten werden. Die Hamas hatte 2006 den bisher letzten Urnengang in Palästina gewonnen und daraufhin eine Regierung der »Nationalen Einheit« unter Führung von Ismail Haniye angeführt. Nach der gewaltsamen Machtübernahme im Sommer 2007 beschränkte sich Haniyes Machtbereich zwar de facto auf den Gazastreifen, die Hamas betrachtete Haniye jedoch weiterhin als Premier für die gesamten Palästinensischen Autonomiegebiete. Dementsprechend lehnte sie den von PA-Präsident Abbas im Sommer 2007 eingesetzten Premier Salam Fayyad auch stets ab und machten dessen Rückzug von der Regierungsspitze zur Voraussetzung neuer Koalitionsverhandlungen. Fayyad rief im Interview zwar dazu auf, dass es »Zeit ist, die Zweiteilung zu beenden«, wies allerdings vehement zurück, dafür im Wege zu stehen: »Ich war nie ein Hindernis für die Aussöhnung und lasse mich dafür auch nicht als Vorwand benutzen«, gab der 59-Jährige zu Protokoll.