gut gezeitigt im vorausabstand von drei monaten widmet das folio sein januar-heft dem thema SCHMERZ: von der grossen expo zum thema im hamburger bahnhof – museum für gegenwart sowie dem bei dumont angekündigten gross-kata steht kein jota zu lesen: Schmerz: Kunst – Religion – Medizin, hg. von Eugen Blume, Annemarie Hürlimann et. al., Köln, DuMont April 2007.
rekompensiert wird dieser schurnalistisch schlaue schlenker freilich durch ein bemerkenswertes gespräch mit dem schmerzforscher Walter Zieglgänsberger über schmerzgedächtnis, aktives “verlernen” und nötiges palliativ – wobei der aspekt der linderung bedauerlicher weise einer bedeutungsverengung auf die begleitung von menschen im finalen lebensabschnitt unterliegt (stichwort: sterbebegleitung, hospizbewegung).
eine der beeindruckendsten studien über den realitäts- und weltvernichtenden charakter des schmerzes bleibt Elaine Scarrys THE BODY IN PAIN: THE MAKING AND UNMAKING OF THE WORLD (OUP 1985, 1992, dt. 1992: Der Körper im Schmerz. Die Chiffren der Verletzlichkeit und die Erfindung der Kultur). Ex negativo – der radikalen isolierung, der unsagbarkeit, “der welt abhanden kommen” – wird in einer zweiten denkbewegung die positive menschliche produktivkraft entwickelt. das wurde als marx-nah kritisiert, wäre aber von einer quelle und zu einem ziel hin vielleicht neu zu diskutieren: historisch ist – da Scarry den schmerz in seiner extremform – der folter – darstellt, an Jean Amérys essay zur TORTUR (1965, neuausgabe 2002) nicht vorbei zu kommen. umgekehrt stünden Giorgio Agambens untersuchungen “entmenschender” ausnahmezustände einmal mit Scarrys befunden abzugleichen. vielleicht auch nur, um dem “Homo sacer” in massen der modischen eigentlichkeit zu entkleiden.