Zwitschermaschine & Dearest Dealer

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Wie sagt man Fehlen .

Georg Jappe , der Ornithopoet, Omniartist, Ohreneinsagermit tausend zungen , ist tot . Sein insistierendes Zwitschern wird fehlen . Vogelweissagung . Klangraum vakant . – - – Also wird hier aus der Papierausgabe der FAZ ein Nachruf-Passus abgeschrieben. Als Mini- und Spatzen-Masche im weiten Netz .***

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Wie sagt man Fehlen .

Der dearest Dealer of Photo-Gear in Wiens Siebentem – dem klassischen, wie man weiss, Film- und Photographie-Bezirk . Man kennt die Grössen in der Kaiserstrasse, Lindengasse . Nun aber ist Helmut Boselmann fort . Das ist Dein Dorf in der Stadt : Dein Buchladen und seine Fauna, Dein Plattendealer, Dein Händler der vier ( photographischen ) Jahreszeiten : Weitwinkelobjektive für die OS1 , Plausch und Probieren im Hinterzimmer , Helmuts Miles Davis-Epiphanien : Auch in dieser Richtung entgegenkommend . Ein Stück Zollergassenland , «Europa»-Mythos , Grätzelwissen ist abgebrannt .

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The illustrations are specially chosen & dedicated : Some two-thousand year old bird-pic’s out of the Caves of Billings, Montana @ Pictograph Cave State Park , MT, USA

*** Grenzgänge . Zwischen Wort und Bild : Zum Tod von Georg Jappe

QUOTE ::: (…) Knapp dreissig Jahre lang blieb er ein bis auf Fragen der Kulturanthropologie und der Überschneidung von Kunstgeschichte und Ethnographie ausgreifender Hochschullehrer. Er verlegte den Höhrsal in die Höhlen der Dordogne oder nahm ihn mit auf die Weltumsegelungen von James Cook. Ein Professor mit pädagogischer Phantasie, intensiver Erlebnisbereitschaft und analytischer Präzision.

Doch die äusseren Lebensperioden markieren nur den Rahmen eines Brotberufes. In Wahrheit verstand Jappe sich von Anfang an als Künstler, Schriftsteller, Dichter und, weit über ein Hobby hinaus, als observierender Ornithologe. (…) Durch alle Bücher Jappes, ob wir sie lesen, hören, oder bildnerisch mit dem Auge aufnehmen, geht ein Zeitmass der Entschleunigung, das Tempi ins Kontemplative zurücknimmt und in Langsamkeit wie Beständigkeit gründet. Die Schreibtischblätter halten lang gehegte Abdrücke des Alltags fest, Schmutzränder, Rotweinflecken und nähern sich mit sprechenden, steigenden, fallen Konturen der visuellen Dichtung an. Aber auch diese eigenste Findung Jappes zeigt nur einen Aspekt seiner Äusserungsformen: von Haiku-Gedichten über Klangcollagen aus Vogel- und Menschenstimmen, die vogelspurenwinzigen und vogelzugweiten Schriftzüge der Ornithopoesie bis zu haptisch anregenden Kladden aus verschiedenen Papiersorten. Das Sinnliche intellektuell und das Intellektuelle sinnlich zu machen – hier liegt der Schlüssel für die Vielfalt von Jappes Fähigkeiten, Ansprüchen und Neigungen zwischen Vogelflug und Kritzelei. (…) UNQUOTE .

Manfred Schneckenburger, FAZ, 19. 3. 2007

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